Regulus: Allroundtalent für Vielschreiber

Für alle, die bei ihrer Korrespondenz auf umfangreiche Datenbestände zurückgreifen, ist »Regulus« die ideale Lösung. Die frei konfigurierbare Datenbank ist eine gelungene Kombination von Datenbank mit einer Textverarbeitung.

Eine Datenbank zu programmieren ist keine einfache Sache. Um z.B. mit Adimens ST richtig arbeiten zu können, müssen Sie sich Nächte um die Ohren schlagen oder Ihre Mitarbeiter auf sündhaft teuere Kurse schicken.

Anstatt neue Branchenlösungen von Grund auf neu zu programmieren, setzt »Watersoft« mit dem Regulus-Paket auf Konfigurationen. Dabei werden bestehende Standardlösungen variiert und in die spezielle Umgebung eingepaßt.

Da Daten fast immer auch in Papierform vorliegen müssen, spezialisierte sich Watersoft auf die Verbindung von Datenbank und Textverarbeitungsprogramm. Die Datenbank muß zum Drucken nicht eigens verlassen werden. Druckdokumente und Templates, wie etwa Rechnungen und Mahnschreiben, lassen sich auf dem Desktop als Icons ablegen.

Das RCS-Modul erstellt Icons, Formulare und Dialogboxen

Regulus bietet schon in der Grundversion viele vorbereitete Lösungen, die sich ohne Umwege direkt verwenden lassen. Serienbrieffunktionen, die so gut wie jeder Betrieb benötigt, sind auf alle Datensätze anwendbar und finden dabei garantiert jedes Datenfeld. Auch vorbereitete Formulare für Listendruck, Rechnungen etc. sind inbegriffen. Ähnlich wie in einer Tabellenkalkulation können Sie Berechnungen direkt in Briefe einbinden. Dies ist besonders bei Serienbriefen von großer Bedeutung.

Auf Wunsch passen Watersoft-Leute Systeme auch individuell an spezielle Problematiken an. Die Chancen, daß Ihre Branchenlösung bereits in der Watersoft-Systeme-Bibliothek zu finden ist, stehen aber gar nicht schlecht.

Regulus ist dreiteilig. Das Regulus-Construction-Set (RCS) besorgt alle benötigten Formulare, Dialogboxen und Icons. Im Dialogmodus geht dies recht schnell und bequem. Wieder ist es zweckmäßiger, ein vordefiniertes Formular zu editieren als ein völlig neues zu entwickeln.

Der Datenbankmanager Regulus ist der Kern des Programms. Er arbeitet iconorientiert. Die Dateiverwaltung unterscheidet zwischen kompletten Systemen, wobei immer nur eines in den Speicher paßt, und »Karteien«.

Eine Kartei ist eine kleinere Datenstruktur, die in ein System zugeladen wird. Stellen Sie sich jede Kartei als einen Stapel von Daten vor. Das Besondere daran ist die Beziehung, in denen diese gestapelten Datengruppen zueinander stehen. Nicht jeder Stapel muß eine Beziehung zum anderen haben, manche Kartei steht ganz für sich alleine, andere haben eine ganze Fülle von Beziehungen.

Obwohl Regulus keine eigenständigen Applikationen hervorbringt, die sich ohne das Hauptprogramm auf Doppelklick starten lassen, bietet es ein anderes, interessantes Feature: Die Standardkonfiguration. Damit läßt sich eine Datenbankanwendung fest installieren.

Startet z.B. eine Hilfskraft den ST, genügt ein Doppelklick auf ein bestimmtes Icon und Abrakadabra, schon erscheint Regulus mit dem gewünschten System und seinen individuellen Icons, Formularen und Dialogboxen.

Drei fertige Systeme sind im Regulus-Softwarepaket inbegriffen. Durch geringfügige Variationen können Sie daraus ohne Schwierigkeiten eigene Systeme mutieren.

Zeiger & Listen

Eine CD-Verwaltung führt Musik-Freaks in die Technik der Artikelorganisation ein. Der Videofan transferiert das System mit einigen Handgriffen zur Videoverwaltung, die endlich Ordnung in die geliebte Spielfilmsammlung bringt.

Das Beispiel »Musik«, eine Verwaltung für CDs und Schallplatten, demonstriert die Vorteile der Zeiger und Listenverwaltung. Eine Kartei besteht hier nicht einfach aus Reihen und Spalten. Die einzelnen Objekte können auch Zeiger auf andere Felder besitzen und dabei zugleich Listen enthalten. Such- und Sortieraufgaben sind damit einfacher zu realisieren, da Datenbanken mit Zeiger- und Listenverwaltung einfach intelligenter sind.

Brief: komfortable Textverarbeitung unterstützt Vielschreiber

Ein Beispiel dafür: Der Firmenchef möchte alle Orte ausgedruckt haben, an denen der Betrieb mehr als 1000 Mark Umsatz macht. Die Datenbank durchsucht also alle Datensätze und übernimmt von jedem qualifizierten Kunden die entsprechende Stadt in eine eigene Liste. Die Zeigerverwaltung stellt sicher, daß nicht jeder in Frage kommende Kunde zum Schluß für den Ausdruck von z.B. fünfmal München sorgt. Der Kundenname ist hier also das Mutterobjekt mit einem Zeiger auf das Feld »Wohnort«. Objekte können dazu auch mehr als einen Zeiger haben — sogar umfangreiche Verschachtelungen sind möglich. Bezahlt macht sich diese Technik besonders, wenn sich z.B. mal der Artikelpreis ändert oder identische Feldinhalte, die in mehreren Datensätzen Vorkommen, zu editieren sind. Außerdem spart man Speicherplatz, da mehrere Objekte mit demselben Zeiger arbeiten — es genügt, wenn der Wohnort München einmal ein Feld belegt.

Wer Regulus für eigene Anforderungen konfigurien will, sollte nach einem genauen Datenflußplan arbeiten. Anhand von Zeichnungen lassen sich die Auswirkungen der Zeiger- und Listenverbindungen bei komplizierteren Systemen deutlich nachvollziehen. Bei Entwurf und Erprobung neuer Systeme sind Skizzen unerläßlich und auch später ist ein gelegentlicher Blick auf solche Strukturpläne oft von großem Nutzen.

Das Demosystem »Rechnungen« zeigt , wie sich Systeme untereinander verknüpfen lassen. Regulus kontrolliert dabei bei der Dateneingabe automatisch, ob möglicherweise neue Karteikarten oder Datenfelder anzulegen sind oder bestehende Zeiger wiederverwendet werden können.

Der Datenbankmanager verfügt über einige interessante Hilfsfunktionen: Autosave erzeugt automatisch Sicherungskopien in frei wählbaren Zeitintervallen. Die Suchfunktionen akzeptieren die üblichen Wildcards und unterscheiden zwischen Groß- bzw. Kleinschreibung. Auf Wunsch können Sie alle Icons aritieren, d.h. die Icons sind nicht verschiebbar. Dieselbe Funktion existiert für ganze Konfigurationen. Dies ist sehr sinnvoll bei vollendeten Systemen, um diese gegen versehentliche Änderungen zu schützen.

Die Karteibox »Kunden« entspricht der Standard-adreßbox. Diese Box ist in Regulus fest eingebaut und erleichtert das Erstellen von Adreßkarteien erheblich. Ein Terminspeicher kündigt alle wichtigen Termine rechtzeitig an: Sie bestimmen selbst, wann Sie Regulus an Termine erinnert und wie der Computer dabei Wochenenden berücksichtigt.

»Brief«, der dritte Teil von Regulus, wurde eigens für den Schriftverkehr konzipiert. Dabei verzichtet der Autor bewußt auf jeglichen DTP-Schnickschnack und übergenaue Bemaßungen. Das WYSIWYG-Konzept stellt sicher, daß Druck und Bildschirmdarstellung identisch sind. Eine Gesamtübersicht zeigt vor dem Druck das ganze Dokument im Überblick.

Der untere Bildrand des Dokumentenfensters stellt in einer Leiste mit Schaltkästchen den Status der Funktionstasten dar. Erfreulich gut gelungen ist die automatische Behandlung der Cursor-Positionierung. Selbst wenn eine Zeile noch kein Zeichen enthält, d.h. eigentlich zu kurz ist, bleibt der Cursor an jeder beliebigen Position stehen. Brief errechnet kurzerhand die Zeichenlängen und setzt entsprechende Leerzeichen. Auch um das Datum muß man sich nicht kümmern — das besorgt eine frei positionierbare Datumsfunktion. Regulus beherrscht alle wichtigen Font-Attribute, auf Wunsch sogar bunt gemischt in einer Zeile. Blocks lassen sich separat speichern und zuladen. Ein praktisches Detail ist der »Floskelspeicher«, der 40 Zeilen lange Ketten auf die Funktionstasten legt.

Der Eingabemodus bricht die Zeilen automatisch — Trennungen müssen Sie allerdings von Hand eingeben. Auch das Modul Brief bearbeitet immer nur ein Dokument gleichzeitig, (mn)

WERTUNG

Regulus

Hersteller: Watersoft
Preis: komplett 148 Mark
Kopierschutz: keiner

Stärken: frei konfigurierbare Systeme, Zeiger und Listenverwaltung, Terminerinnerung, Konstantenbehandlung, Autosave, Farbe und schwarzweiß, Berechnungen in Dokumenten

Einschränkungen: nur ein offenes Dokument (Brief, System), keine Trennfunktion, kein Korrekturlesen

Vertrieb: Watersoft c/o Jürgen Koch, Am Pfingstborn 9, 6531 Ober-Hilbersheim

Regulus: der Datenbankmanager ist Kern des Pakets

Ingrid Sitte-Nadler
Aus: ST-Magazin 05 / 1992, Seite 40

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