Rufus: Neuer Schock für lndustrie

Michael Bernhards schlägt wieder zu! Rufus im neuen Gewand und vielen nützlichen Verbesserungen. Das Beste: Auch künftig bleibt Rufus Shareware! Mit 40 Mark sind Sie dabei im großen DFÜ-Zirkus!

Auf den ersten Blick hat sich beim Shareware-Megastar nicht viel getan. Freilich, sämtliche Dialogboxen sind neu gestaltet und dadurch übersichtlicher. Wie in der letzten Version benutzt Bernhards wieder die fliegenden Dialoge von J. Reschke — alle Dialoge sind über die Tastatur erreichbar, ja sogar Pop-up-Menüs haben jetzt Tastaturkürzel. Für erfahrene Benutzer ein sinnvolles Feature — der lästige Griff zur Maus ist überflüssig. Wer die Tastaturkürzel gerade nicht im Kopf hat, ruft die kontextsensitive Hilfefunktion. Sie erläutert für das entsprechende Fenster alle relevanten Funktionen.

Neu ist, daß alle Schnittstellen der ST-Serie unterstützt werden, also auch die zusätzlichen seriellen Schnittstellen und sogar die MIDI-Schnittstelle. Auch den LAN-Port am TT und Mega STE hat Bernhards nicht vergessen. Installiert wird Rufus entweder als Programm oder auch als Accessory.

Eine schöne Neuigkeit ist der integrierte Editor. Er schreibt z.B. ein Protokoll der laufenden Sitzung und eignet sich durchaus auch für kleinere Texte. Es lassen sich Blöcke markieren, im Clipboard speichern oder gleich senden. Da der Editor Texte aus dem Clipboard importiert, steht einem Datenaustausch mit anderen Programmen nichts im Wege. Dabei unterstützt er GDOS-Fonts und proportionale Fonts. Auch Ataris neues FSMGDOS bereitet dem Minieditor keinerlei Probleme. Insgesamt also ein nahezu vollwertiger Editor mit Such- und Löschfunktion.

Das Terminalfenster selbst erlaubt GDOS-Fonts, allerdings lediglich nichtproportionale Schrifttypen. Theoretisch wären auch FSMGDOS-Vektorfonts denkbar — aus Geschwindigkeitsgründen ist dies freilich nicht ratsam. Hauptsächlich betreffen die Verbesserungen echte Terminalfunktionen. Rufus unterstützt nach wie vor die Emulationen TTY, VT52 und VT100, wobei die VT-100-Emulation fast alle ANSI-Codes unterstützt. Die bekannten Fehler dieses Moduls aus Version 1.06 sind selbstverständlich inzwischen behoben.

Für die Zukunft bestens gerüstet

Rufus unterstützt folgende Protokolle: XModem, XModem-lk, YModem und YMo-dem-G. Auch ZModem wird unterstützt, allerdings ist dies ein externes Programm und kostet extra Shareware-Gebühren. Dieses Utility läuft als Accessory, das Rufus bei Bedarf automatisch aufruft. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, externe Programme als Protokoll zu definieren. Sollte künftig ein überragend schnelles Protokollprogramm erscheinen, ist der Rufus-User so bestens gerüstet.

Das Terminalfenster gibt in einer Statuszeile Auskunft über aktuelle Einstellungen. Ändern lassen sich die Einträge in einem Pop-up-Menü — wobei der Weg über zahllose Dialogboxen entfallt. Die Statuszeile fungiert auch als Vorschreibzeile. Durch Drücken der Inserttaste lassen sich komplette Zeilen eingeben und editieren. Gesendet wird erst nach dem Return. Längere Texte sollten Sie ohnehin grundsätzlich im Editor vorbereiten und als Block senden.

Neu ist auch die Nummernliste. Statt der Dialogbox aus Version 1.06, die auf 16 Nummern beschränkt war, erscheint nun ein völlig neu konzipiertes Fenster mit einer Telefonliste. Die Größe ist lediglich durch den Speicherplatz begrenzt. Normalerweise reicht das für alle Einträge. Am linken Rand aktiviert eine Icon-Leiste diverse Funktionen. Uber eine Dialogbox ergänzen Sie ihre Liste, ändern bzw. löschen Einträge oder sortieren Rufnummern nach bestimmten Kriterien. Man kann Einträge markieren, Nummern automatisch wählen und — falls die Leitung wieder mal besetzt ist — die Wahlwiederholung einschalten.

Für jeden Eintrag lassen sich eigene Wahlstrings und eine Modem-Initialisierung definieren. Dadurch ist für jede Box das Modem optimal eingestellt. Vollautomatisches Login — wie STalker — unterstützt Rufus leider immer noch nicht, dazu müssen Sie schon einen eigenen Batch schreiben. Ein Batch ist in diesem Fall ein Programm in der integrierten Sprache Rufus-Talk. Die ist zwar recht umfangreich, erreicht aber dennoch nicht den Umfang von BackTALK aus STalker. Trotzdem erledigt Rufus-Talk praktisch alles, was Sie von einem Terminal-Programm erwarten. Sämtliche Parameter lassen sich abfragen und umsetzen —ja selbst Dateitransfers bereiten keine Probleme. Die Sprache umfaßt rund 130 Befehle. Auch Unterprogramme und einfache arithmetische Operationen sind möglich. Die Syntax ähnelt BASIC — Anfänger haben es hier wahrscheinlich etwas leichter als mit BackTALK. Ein weiterer Vorteil: Batches lassen sich direkt — also ohne kompilieren — ausprobieren. Batches programmieren Sie am besten im Editorfenster und testen ihn sofort aus. Das Handbuch ist gut, übersichtlich und bietet keinen Grund zur Klage. Rufus wird der kommerziellen Zunft das Leben schwer machen. Wer Bernhards übertrumpfen möchte, muß schon einiges zu bieten haben, (mn)

The winner is

Welches ist nun das bessere Terminal-Programm? Eine schwere Entscheidung, denn beide haben Stärken und Schwächen.

STalker 3.0 ist umfangreich, hat einen mächtigen Funktionsumfang und läßt kaum Wünsche offen. Die Programmiersprache Back-TALK ist ein weiterer enormer Pluspunkt, ebenso die automatischen Logintexte für Telefonnummern. Einige Punkte schränken das Vergnügen dennoch ein. Schade, daß der editierbare Textpuffer extra kostet — dazu ist nämlich STeno erforderlich. Auch der Umgang mit dem Clipboard ist merkwürdig. Die Beschränkung auf 30 Nummern in der Wählliste ist heutzutage eine störende Einschränkung.

Rufus 1.10 ist demgegenüber halt ein ausgereiftes Produkt. Schließlich gilt Michael Bernhards mittlerweile als; »der deutsche DFÜ-Papst« schlechthin. Rufus großer Vorteil ist schon mal der integrierte Editor. Auch die Oberfläche gefallt einfach besser, die Dialogboxen sind übersichtlicher und in sich konsistent. Ebenfalls hervorragend ist die neue Nummernliste — ohne Grenzen.

Am liebsten wäre uns freilich ein Terminal-Programm mit Oberfläche und Editor von Rufus, das ZModem aus STalker, mit der Rufus-Nummernliste, nicht zu vergessen die Autologin-Möglichkeit von STalker. Die bessere Programmiersprache dürfte BackTALK sein.

Abwarten! Beides sind professionelle Programme. Sie erfüllen alle Anforderungen der täglichen Arbeit und sind auch größeren Aufgaben gewachsen.

WERTUNG

Rufus

Hersteller: Michael Bernhards
Preis: 40 Mark
Handbuch: 10 Mark

Vorteile: prima Oberfläche, unbeschränkte Nummernliste, integrierter Editor, als PRG und ACC lauffähig, Programmiersprache,

Einschränkungen: ZModem als externes Programm

Creativ Concept, Bus: ardweg 1, 5204 Lohmar Geber


Dirk Stein
Aus: ST-Magazin 02 / 1992, Seite 34

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