Leben in eintönige Intervallübungen bringt »Computerkolleg Musik«. Neben der Gehörbildung packt das Studienprojekt der Osnabrücker Universität auch Themen wie Musiktheorie, Tanzrhythmen und Harmonielehre an.
Das Paket Computerkolleg Musik ist eine pädagogisch durchdachte Lernsoftware für Musiker. Von vier Disketten erhält der Schüler alle wichtigen musikalischen Grundkenntnisse, die so oft mangels kompetenter Lehrmeister auf der Strecke bleiben. Für den professionellen Umgang mit Musik sind sie freilich unerläßlich.
Nach dem Start der ersten Diskette »Intervalle« begrüßt das Programm den Musikschüler mit einer Melodie aus dem Atari-Monitor. Zunächst einmal gilt es Namen, Alter und Geschlecht einzugeben. Leider gibt es keinerlei Menüs, die gesamte Oberfläche hält sich kaum an das übliche Design. Vielmehr arbeitet Computerkolleg mit einer eigenen Benutzeroberfläche. Durch Anklicken von Feldern wandert der Schüler durchs Programm; dabei werden die persönlichen Daten zur Anrede benutzt. Die weitere Bedienung erfolgt im Dialogverfahren, eine Tatsache, die vor allem blutigen Anfängern entgegenkommt. Wer sich schon genauer auskennt, benutzt Kürzel: Immer, wenn z.B. das Programm auf eine Bestätigung mit der linken Maustaste wartet, kann er so direkt ins Hauptmenü springen — ohne weitere Fragen.
Computerkolleg Musik übernimmt die Funktion des Musiklehrers, der Aufgaben erläutert, übt, schließlich testet und das Ergebnis bewertet. Erkennt der Schüler ein Intervall erst nach dem zweiten Versuch, gibt das schon einen Punktabzug. Selbst die Kommentare erinnern an einen typischen Pauker: »Gut, gut, nur weiter so — absolut korrekt — das war leider falsch«.
Prima: Computerkolleg Musik unterstützt den internen Soundchip! Das Programm ist also auch für Benutzer interessant, die kein Midi-Equipment haben. In unserer Redaktion hat sich darüber z.B. ein Saxophonist besonders gefreut, der den ST bisher ausschließlich zur Textverarbeitung nutzte.
Das Computerkolleg bietet aber nicht nur einen Rahmen zum Üben, sondern vermittelt auch anschaulich musikalische Grundkenntnisse. So erklärt Computerkolleg sogar, was denn ein Intervall überhaupt ist. Dazu werden übersichtliche Tabellen Schritt für Schritt erarbeitet; erklärende Texte und vor allem Hörbeispiele sorgen für anschaulichen Musikunterricht. Der Schüler kann sich z.B. Intervalle als Notation zeigen, spielen und nennen lassen. Dazu stehen dann alle Akkorde und Intervalle übersichtlich untereinander. (Abb.: Intervall-Training)
Leider gibt es aber auch Schwächen. Die grafische Oberfläche ist ungewöhnlich und wenig standardisiert. Hat man sich gerade mal an eine Dialogtechnik gewöhnt, findet man in der nächsten Übung schon wieder ein anderes Antwortfeld. Ein Umstand, der Unruhe bringt. Gerade aus pädagogischer Sicht, die im Computerkolleg ansonsten besonders groß geschrieben wird, sollte sich da etwas ändern.
Bei Eingaben über ein MIDI-Keyboard hat das Produkt manchmal Schwierigkeiten: Intervalle müssen häufig zweimal gespielt werden, ehe die Software ihr Urteil abgibt. Nach der Intervall-Eingabe überrascht das Programm mit raffinierten Antworten. Im Falle einer unkorrekten Antwort spielt es zum Vergleich sogar das vorgeschlagene Intervall. So erkennt der Schüler schnell, was er falsch gemacht hat. Wenig gefallen kann die aus TOS-Programmen bekannte Textausgabe in Fernschreibermanier.
Für Fortgeschrittene gibt es weitere Disketten, die Melodien, Kadenzen, Tanzrhythmen und Elemente aus dem mehrstimmigen Satz enthalten: Übungen auf höherer Ebene.
Die Statistik läßt sich speichern. Über den Namen des Schülers gibt Computerkolleg automatisch Auskunft zum Stand der Dinge. Es ist somit durchaus möglich, etwa eine ganze Klasse üben zu lassen, jeder macht dort weiter, wo er aufgehört hat.
Computerkolleg wird mit ROM-Key geliefert. Eine unbequeme Lösung! (mn)
WERTUNG
Computerkolleg Musik
Hersteller: Campi Group Uni Osnabrück
Preis: 395 Mark
Stärken: unterstützt internen Soundchip, kein MIDI-Equipment erforderlich, keine Grundkenntnisse nötig, prüft mehrere Schüler gleichzeitig, Zusatzdisketten für Profis
Einschränkungen:
ROM-Port-Key, keine standardisierte Oberfläche, manchmal Probleme mit MIDI-Keyboards, Textausgabe in Fernschreibermanier
Vertrieb: Fachhandel; Schott Musikverlag, Postfach 3640, 6500 Mainz 1