Notator Update 3.1: Der totale Überblick

Die erste Berührung mit dem 3.1 Update dürfte für bodenständig-konservative Notatorbenutzer zunächst mit einem Schock enden. Per Mausklick wird die — in Jahren harter Arbeit — lieb gewonnene Grafik im Arrange- und Patternmodus völlig über den Haufen geworfen.

Natürlich kann der Skeptiker auch weiterhin der alten Liebe frönen, doch wer sich dazu durchringt, eine Zeitlang im neuen GAM (Graphic Arrange Mode) zu arbeiten, wird schnell die Vorteile erkennen: Die Möglichkeit, 32 Spuren gleichzeitig zu überblicken, den entscheidend verbesserten Notationsbereich sowie neue Sync-Features, vor allem interessant für die Besitzer einer Fostex R8. Und wie immer, gab es bei C-Lab eine gute Fee, die auch die kleinen Sorgen und Nöte der Workaholics und Schnellarbeiter nicht vergessen hat.

Die wichtigste neue Funktion steckt im Flag-Menü. Sie erlaubt es, zwei Pattern zusammenzufassen und gleichzeitig in einem Fenster darzustellen. Dadurch ist das Schriftbild zwar nur halb so groß, allerdings ist dies in manchen Fällen dennoch übersichtlicher als der normale Mode. Im Arrange Mode sind dafür nur die Ebenen A und C verfügbar. Auf den doppelt so breiten Balken erscheinen nun die zwei Pat-ternnummern der zusammengefaßten Pattern.

Für Leute, die bisher nicht mehr als ein nachsichtig interessiertes Lächeln für den Notendruckbereich übrig hatten, sind schlechte Zeiten angebrochen. Die Drums können mit einem Percus-sionsschlüssel versehen und auf einem Einliniensystem gedruckt werden. Das »Pro-cess Note Attribute«-Fenster erleichtert ähnlich der Transform-Page den Umgang mit Staccato- und Akzentzeichen sowie der enhar-monischen Verwechslung.

Jede Note kann nun zur »In-dependent Note« werden und darf frei von Darstel-lungsautomatismen positioniert werden. Weiter kann man z.B. live eingespielte Vorschläge korrigieren. Neuerdings lassen sich auch Hilfslinien verbannen, Noten unabhängig vom Interpretation Mode editieren und der Ausdruck von Taktwechseln unterbinden. Erweiterte Druckoptionen im Printerfenster sorgen für gute Laune beim Erstellen von Partituren (automatische Seitennumerierung, alle Einzelstimmen können nacheinander ausgedruckt werden) und Leadsheets (Takt, Notenschlüssel und Vorzeichen werden nur einmal oder gar nicht gedruckt). In der Funktion Ist Track's Header wird die Titelzeile der ersten Spur für jede Einzelstimme erneut ausgegeben. Die Druckqualität dürfte nun auch den größten GEMA-Nörgler zufriedenstellen. Je nach Drucker schafft der Notator Auflösungen bis zu 300 dpi (dots per inch).

Neu ist auch die »Song Position Line« (SPL). Das Taktlineal stellt sich als dünne horizontale Linie dar. Auch bei laufendem Sequenzer genügt ein Klick, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Bewegungen mit der rechten Maustaste ermöglichen einen »weichen Suchlauf«. Außerdem justiert die Kombination Shift-und Maustaste den linken bzw. rechten Locatorpunkt. Sollte man trotzdem mal die Songposition vor lauter Balken nicht erkennen, gibt es immer noch die gewohnte Listendarstellung: Die gewünschte Position anklicken — und schon ist auch GAM an der richtigen Stelle.

Weiter gibt es Verbesserungen im Arrange-Mute. Interessant auch die Möglichkeit, Bilddateien über IMG zu exportieren und in Desktop Publishing-Programme wie z.B. Calamus einzulesen.

Wie gewohnt hat C-Lab auch mit diesem Update eine Latte neuer und sinnvoller Features abgeliefert. Ein weiteres Mal ist das Arbeiten noch schneller und übersichtlicher geworden. Die 45 DM Updategebühr lohnen sich auf alle Fälle. Zum Schluß noch eine kleine Anregung für den Hersteller: Leider läuft die Uhr bei Songs mit Tempo-Changes nicht in Echtzeit. Film- und Videovertoner würden sich freuen.

Alles in allem bietet der Notator 3.1 eine Menge vernünftiger Neuerungen, die möglichst bald studiert werden sollten, denn das nächste Update ist bereits für Herbst angekündigt, (mn)


Roald Raschner
Aus: ST-Magazin 10 / 1991, Seite 122

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