ASK_ME 2.0: Wallraff schnüffelt bei »Wetten, daß…«

Was haben Tante Else, ein kleiner Zoo, ein rennender Hund und Günter Wallraff gemeinsam? Das Programm »ASK_ME 2.0« von Heinz Kaiser.

1. Die bewegte Darstellung Animation ist eine überzeugende Möglichkeit der Informationsaufbereitung

Ursprünglich wollte der Programmautor nur ein kleines, einfaches Progrämmchen schreiben, das es ermöglicht, die in diversen Zeitschriften abgedruckten Text-Adventures nachzuempfinden. Durch eifriges Schmökern in der Computerliteratur zu den Themen Künstliche Intelligenz, Hypertext-Systeme, hierarchische Datenbanken, Expertensysteme etc. trat im Laufe der Zeit die ursprüngliche Idee zum Spiel mehr und mehr in den Hintergrund.

Herausgekommen ist nunmehr ein Programm von großer Flexibilität, das zwischen Datenbank und Expertensystem anzusiedeln ist und das sich auch für semiprofessionelle Anwendungen einsetzen läßt. Mit ASK_ME bekommt der Atarianer ein Programmgerüst an die Hand, das sowohl zu einem Adreßbuch (Tante Else), einer Grafikanimation (laufender Hund) oder einem Text-Adventure (Günter Wallraff) taugt.

2. Beliebige Bildschirmbereiche kann der findige Anwender im Handumdrehen als Knöpfe definieren

Nach allen Seiten elfen

Vor allem das Text-Adventure, bei dem Sie sich getarnt als Günter Wallraff bei »Wetten, daß...« einschleichen sollen, hat es vielen angetan, weil es einem ernsthaften Programm einen lustigen, zwanglosen Charakter gibt (Abb. 5 + 6). So sind wir auf das Programm aufmerksam geworden. Doch diese Adventure-Idee ist noch lange nicht ausgereizt. Wenn Sie erstmal die gesamte Bandbreite von ASK_ME kennengelernt und auch etwas Geduld haben, wird mit etwas Fantasie vielleicht ein neues Grafik-Adventure mit allem Komfort daraus.

In der Grundfunktion bietet das Programm eine hierarchische Struktur, bei der man sich über einzelne Stichwörter immer weiter mit der Maus in ein bestimmtes Thema hineinklickt oder per Tastendruck über die Ziffern von einem Menü ins nächste gelangt. Das einfachste Beispiel dafür ist eine kleine Adreßdatei, die von den globalen Stichwörtern Telefonauskunft, private Adressen und Firmenadressen über die einzelnen Firmeneinträge schließlich zur vollständigen Anschrift führt (Abb. 3 u. 4).

Wenn es um Vermittlung von Wissen geht, ist eine illustrierende Grafik fast immer unverzichtbar. Deshalb läßt sich jede Seite oder Unterseite einer Datei problemlos um ein beliebiges Bild oder Bildausschnitt ergänzen. Als Grundlage dient dabei das Degas-, Doodle- oder STAD-Format. Später werden die verwendeten Bildteile in einer eigenen Datei zusammengefaßt und komprimiert abgespeichert.

Doch damit nicht genug: Mit Hilfe »freier Knöpfe« kann man eine Grafik »berührungsempfindlich« machen. Das heißt z.B., wenn man bei einem abgebildeten Minizoo (Abb. 2) mehr über ein Tier erfahren möchte, braucht man es nur anzuklicken. Danach verzweigt das Programm auf eine Unterseite, wo eine detaillierte Darstellung oder ein ausführlicher Text erscheint. So kann man auch ein technisches Gerät erläutern, indem die unbekannten Bedienungselemente angeklickt und dann erklärt werden. Ein Fahrradhändler könnte auch in einer Bildschirmgrafik die Speichen eines Fahrrades anklicken, um herauszufinden, in welchem Regal die entsprechenden Ersatzteile lagern. Abgestimmt auf den einzelnen Standort ließe sich auf einem digitalisierten Stadtplan das Fahrtziel anklicken, um dann eine Liste der öffentlichen Verkehrsmittel, ihrer Abfahrtzeiten und benötigten Fahrtkarten oder Hinweise auf Ermäßigungen zu erhalten.

3. Mit nur wenigen Befehlen läßt sich in ASK_ME eine Datei aufbauen

Als weitere Gestaltungsmöglichkeit bei der Informationsaufbereitung bietet sich natürlich auch die Animation an. Als Beispiel wird der schon recht bekannte Hund verwendet, der für STAD (Application Systems Heidelberg) über den Bildschirm gehetzt wird. Er kann auf der Stelle oder über die gesamte Breite laufen. Dabei lassen sich Bilder löschen oder überlagern.

Auch die Geschwindigkeit läßt sich nach Bedarf einstellen. Mit ein bißchen Fantasie und bewegten Bildern erklärt sich so auch z.B. die Funktionsweise eines Verbrennungsmotors: Was passiert bei den vier Takten?

Zur Verwaltung umfangreicher Datensätze greift man auf externe Daten — Texte wie Bilder — zu. Dabei werden dann die entsprechenden Zugriffspfade verwaltet, die sich natürlich nicht verändern dürfen (einzige Einschränkung in der PD-Version ist der ausschließliche Zugriff auf die Laufwerke A und B; bei Registrierungen gibt es eine »Schlüssel«-Datei, die Zugriff auf alle Laufwerke erlaubt). So ließe sich auch eine Clip-Sammlung oder ein Textarchiv verwalten.

4. Nach diesem Prinzip hangelt sich der Anwender über Knöpfe, Bilder oder Tasten von Information zu Information

Praktisch ist, daß es daneben Rechenfunktionen gibt: Es stehen jeweils 26 Integer-sowie Fließkomma-Variablen zur Verfügung. Man kann mit ihnen rechnen, zählen oder Zufallswerte erzeugen. Die Ergebnisse lassen sich innerhalb von Texten am Bildschirm ausgeben oder für Verzweigungen zu anderen Seiten verwenden. Diese Funktionen lassen sich für ein Kopfrechnen-Übungsprogramm ebenso wie für komplexes Adventure gebrauchen.

ASK_ME taugt also zu mehr als nur zu einem kleinen Wallraff-Abenteuer, denn es ist in seiner Art nicht nur einzigartig, sondern auch gut durchdacht und absturzsicher programmiert. Die mitgelieferten Demonstrationsdateien zeigen beeindruckend die vielfältigen Möglichkeiten des Programms.

Da normalerweise die benötigten Daten direkt in den RAM-Speicher geladen werden, läßt sich das Programm auch ohne Festplatte betreiben. Ferner werden alle Auflösungen unterstützt, wobei sich die ASK_ME-Dateien bis im Rahmen der Möglichkeiten automatisch an die verschiedenen Verhältnisse anpassen.

ASK_ME stellt so gewissermaßen eine kleine Programmiersprache zur Verfügung, die selbst ohne umfassende Kenntnisse schnell erlernt wird.

Vielleicht kann man schon in einem Jahr ein größeres ASK_ME-Adventure spielen oder eine elektronische Einführung in die Welt der Ataris genießen, (mb)

Eigentlich sollte ASK_ME nur ein solches Abenteuer werden

WERTUNG

ASK_ME 2.3

Art: Expertensystem und Datenbank

Bemerkung: gut zu handhabendes, funktionssicheres Expertensystem mit Anwendungsspektrum für viele Bereiche

PD-Pool, Disketten-Nr. 2214, IDL-Software, Lagerstr. 11, 6100 Darmstadt,

ST-PD, Disketten-Nr. 419, Maxon Computer GmbH, Industriestr. 26, 6236 Eschborn


Thorsten Luhm
Aus: ST-Magazin 07 / 1991, Seite 76

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