Während der langen Bundesliga-Winterpause haben wir die zehn besten Fußballsimulationen gnadenlos gegeneinander antreten lassen.
Um die User-Gunst am ST konkurrieren mehr als 40 simulierte Fußballwelten. Lediglich zehn erreichten das Saisonziel. Die Qualifikationshürde: Gelungene Soccer-Software sollte einen Geschicklichkeitsteil bieten, in dem sich mindestens ein Computerkicker per Tastatur oder Joystick über den Platz dirigieren läßt. Das vorzeitige Aus für die überwiegende Zahl der Fußballmanagement-Spiele.
Ein Brettspielklassiker schaffte mit Wohlwollen gerade noch den Sprung in die Top ten: »Subbuteo«, ein statisches Vergnügen von der Rasanz einer Romme-Runde. Auf wippende Halbkugeln montiert, fummeln 22 Spieler in mühevoller Kleinarbeit eine Riesenwassermelone übers Grün. Eine eigentümliche Variante des Murmelspiels: Die Stehaufmännchen in Fußballtrikots sind ein eher nerviger Spaß für Taktiker und Schachbrettstrategen.
Mehr Action fürs Geld bietet »Pierre Littbarskis Hot Shot«. Fürs englische Original stellte übrigens WM-Starkicker Garry Linecker sein Konterfei zur Verfügung.
Seither teilen sich beide das wenig schmeichelhafte Vergnügen, einem eher müden Kick auf den Bildschirm verholfen zu haben. Da nutzt auch ausgefeilte Joystick-Akrobati' wenig. Aus drei Metern verfehlt Litti jeden Möbelwagen. Rote Karte und Platz 9 für den Kölner Mannschaftskapitän.
Ganz anders zur Sache geht’s bei »Footballer of the Year 2«. Obwohl nur mit einem mageren aktiven Teil ausgestattet, kommt schnell Freude auf. Ziel des Ganzen: Die schwarzweiß getupfte Lederkugel soll möglichst oft im gegnerischen Netz zappeln. Die torhungrige Konkurrenz indes schläft nicht und läßt sich nur durch nachgewiesenen Torinstinkt in der Meisterschaft und im Europapokal beeindrucken.
Dafür stehen dem Spieler lediglich zehn Sekunden zur Verfügung. Wie im richtigen Tor raum: Wer da lang überlegt, wird ausgewechselt. Nebenbei honoriert die »Gremlin«-Software auch sporadische Torerfolge mit stattlichen Torprämien oder einem Nationalmannschaftseinsatz. In unserer Hitliste Platz 8.
Platz 7 geht an »International Soccer Challenge« von »Micro Style«. Um auch bei Steilpässen immer auf Ballhöhe zu sein, zoomt sich der Computerspieler per Joy-stick-Klick ruckartig über das Spielfeld. Gewöhnungsbedürftig, daß nur auf dem halben Bildschirm gespielt wird. Den teilen sich die 22 Hauptakteure mit einer Stadionansicht aus der Totalen. Das Ganze garniert mit wild umherirrenden Punkten in den Mannschaftsfarben — offensichtlich die Spieler aus der Vogelperspektive.
Platz 6 fürs Fußball-Adventure: »Roy of the Rovers«. Ein Drama in zwei Akten, mit einer kriminalistischen Overtüre und finalem Shoot-Out in der Arena.
Vor dem entscheidenden Meisterschaftsspiel werden Stars der Rovers entführt: Eine wilde Jagd durch finstere Gassen, verräucherte Imbißstuben und dubiose Pubs beginnt. Auch wenn’s Trainer Roy vor Ablauf des Ultimatums nicht gelingt, die Kidnapper zur Strecke zu bringen, geht’s nahtlos über zum aktiven Spielteil.
Der ist anfänglich unangenehm hakelig. Mit etwas Geschick gelingt es aber schon bald, der gegnerischen Abwehrreihe Knoten in die Beine zu spielen.
»Manchester United«, eine Management-Software für Spielertrainer belegt den fünften Platz. Durch gewieftes Taktieren mit der Transferliste gilt es zunächst ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen. Intensives Training gibt Aufschluß, ob die millionenschwere Neuerwerbung Aufnahme in die Stammelf findet. Aus der Presse erhält der Teammanager, der zwischendurch immer mal heimlich beim Gegner spioniert, Aufschlüsse über die Verfassung der Konkurrenten.
Zur Belohnung .darf anschließend auch richtig gekickt werden. Begleitet von taktischen Widrigkeiten: Besonders in Tornähe herrscht ein Gewimmel wie bei einem E-Jugendspiel. Da verliert man schnell den Überblick und den Ball.
»Kick Off 2« von »United Soft« schaffte den vierten Platz: Die Simulation spielt mit faszinierender Geschwindigkeit die gesamte Konkurrenz an die Wand. Eine wilde Hatz um spektakuläre Steilpässe und geniale Torerfolge. Leicht getrübt dadurch, daß der jeweils ballführende Spieler das Leder mit einer Art Schneeschieber vor sich herrollt.
»Microprose Soccer«, ein zeitloser Klassiker, der bis vor kurzem alle Mitbewerber um Spitzenplätze ausstach, muß sich diesmal mit dem dritten Platz bescheiden. Dennoch: Die Fußballsimulation wartet mit einer Reihe spektakulärer Finessen auf. Besonderer Clou: Torreife
Szenen werden aufgezeichnet und fernsehgerecht in Zeitlupe serviert. Wer bei stetigem gegnerischem Torerfolg nicht mehr hinschauen kann, darf die Slow-Motion auch abstellen.
Nachteil: Gleichzeitig halbiert sich der Genuß eigener Triumphe. Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in Italien kam von »US Gold« »Italy 1990«. 24 Nationalmannschaften kicken um die begehrteste Trophäe der Fußballwelt. Nach der Mannschaftsaufstellung — von Klaus Augenthaler bis Rudi Völler sind alle an Bord — zählen nur noch Tore.
Tolle Grafik, Spielfluß und einige Raffinessen — besonders beim Elfmeterschießen heben die Software aus dem Einheitsbrei der Simulationen hervor. Wermutstropfen im Freudenbecher: Die Software lief beim Test auf einigen älteren Rechnern nicht und landete deshalb nur auf Platz 2.
Der unumstrittene Spitzenreiter der Computerliga erreichte uns in letzter Minute und katapultierte sich sofort an die Spitze der Rangliste: »Emlyn Hughes International Soccer« erntet seine Lorbeeren vor allem durch eine Vielzahl an Funktionen. Gipfelvariante der Detailtreue: Von der Schlammschlacht bis zum Flutlichtspiel gibt’s alle Zutaten für einen atemberaubenden Fußball-Thrill.