Saldo 1.04: Ballast abwerfen

Fibu-Profiprogramme eignen sich kaum zur Verwaltung der Haushaltskasse. Dafür schleifen sie zuviel Ballast mit. Mit »Saldo« dagegen haben Sie Ihr »Taschengeld« im Griff.

Wie der Kaufmann, so der Hausmann: Beide sollen mit Geld sorgsam umgehen.

Doch was dem einen recht, ist dem andern längst nicht billig. Professionelle Buchführung kommt mit ausgeklügelten Kontenrahmen daher, mit zahlreichen komplizierten Auswertungsfunktionen und endlosen Zahlenkolonnen — es wäre Wahnsinn, sich so was nach Feierabend anzutun. Da darf s schon einfacher sein. In jedem gutsortierten Fachgeschäft finden Sie Haushaltsbücher mit Spalten für Einnahmen und Ausgaben, unterteilt in Tage. Am Ende des Monats addiert man alle Beträge — fertig ist die Lauge.

Einstellungen der Fenster lassen sich abspeichern

Dieses einfache Prinzip läßt sich mit einer Tabellenkalkulation leicht nachempfinden. Durch die begrenzte Anzahl von Spalten allerdings und deren starre Anordnung wird das Verfahren ziemlich unflexibel. »Saldo« von »Bela Computer« dagegen arbeitet wie eine Liste, in die man Eingaben und Ausgaben einfach ungeordnet eintragen kann. Kontierungen kennt Saldo nicht. Das Programm hält sich auch sonst nicht an Buchhalterstandards, schließlich soll der Privatmann nicht verschreckt werden. Eine Buchung besteht aus dem Datum, einer Ware und dem Kaufbetrag. Wer will, kann hinzufügen, mit wem er den Kauf abgeschlossen hat, ob die Zahlung bar, per Scheck oder durch Überweisung erfolgte. In zwei weiteren Feldern findet sich Platz für Notizen und Belegkennungen.

Die ungeordneten Einträge werden natürlich vom Programm sortiert. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder nach Datum, nach Gruppe und Datum oder nach Höhe des Kaufbetrags. Einzelne Buchungen lassen sich besonders komfortabel ausfiltern, weil jeder Eintrag als Suchkriterium dienen kann. Damit man sich nicht bei jeder Auswertung neue Kriterien einfallen lassen muß, legt Saldo sie in einer separaten Datei ab. So entstehen schnell zahlreiche Abfragemuster, die man bei Bedarf nur zu laden braucht. Saldo zeigt sich auch sonst sehr bedienerfreundlich: Die Einstellungen einer ganzen Menge von Eckwerten (z. B. Fenstereinstellungen) speichert das Programm ab, damit man sie beim nächsten Arbeitsgang nicht erneut definieren muß. Die Funktionstasten lassen sich mit Makros für die häufigsten Angaben bei der Buchungsaufnahme belegen.

Die große Stärke von Saldo ist die Filterfunktion für einzelne Buchungen

Leider läßt Saldo den Anwender mit der Frage allein, wie er seine Buchführung am besten organisiert. Die 50 Seiten starke Anleitung beschreibt ausführlich alle Funktionen, gibt aber keine Tips zur optimalen Organisation. Auf der Diskette befindet sich zwar eine Beispieldatei mit über 700 Buchungen, anhand dieser Datei lernt sich’s jedoch nicht sonderlich angenehm.

Wer sein Werk begutachten will, kann dies in einem GEM-Fenster, über eine ASCII-Datei oder den Drucker. Die Fenster lassen sich mit leichten Einschränkungen verändern. Saldo läßt sich wahlweise mit Maus oder Tastatur bedienen.

Die Anpassung der Druckertreiber ist ein Kinderspiel. Allerdings hat die Ausgaberoutine Schwierigkeiten mit der Seitenlänge. So passiert es, daß mitten im Ausdruck halbe Seiten unbedruckt bleiben.

Wie die beiden Abbildungen zeigen, verwendet Saldo einen eigenen Zeichensatz für die Bildschirmdarstellung. Ob die neue Schrift dem Atari-Systemzeichensatz überlegen ist, kann jeder mit sich selbst ausmachen. Genauso, wie jeder selbst wissen muß, ob er 79 Mark dafür investieren will, daß er fortan eintippen darf, wieviel Geld er für Zigaretten und Dosenbier zum Fenster hinausgeworfen hat... (hu)

Saldo 1.04

Hersteller: Bela Computer
Preis: 79 Mark

Stärken: □ einfaches Konzept □ preiswert □ flexibel □ Farbe und monochrom

Schwächen: □ wenig Hilfestellung □ Druckausgabe

Fazit: empfehlenswert

Bela Computer Layout- und Vertriebs GmbH, Unterortstr. 23-25


Jan Kmiecz
Aus: ST-Magazin 03 / 1991, Seite 109

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite