Hardware-Erweiterungen: Do it yourself

Obwohl kaum ein Computersystem schon bei der Lieferung so komplett über den Ladentisch wandelt wie der Atari ST, gibt es doch einige Wünsche, die er unerfüllt läßt. Da heißt es zumeist: Selbst ist der Mann!

Festplattenbesitzer kennen das Übel: Beim Einschalten des Systems über einen Zentralschalter wartet der ST nicht, bis die Platte betriebsbereit ist, sondern sucht nach einer kurzen Anfrage auf dem DMA Bus auf Diskette A seine Dateien. Die Harddisk wird vom System nicht erkannt. Unsere Boot-Verzögerung schafft einfach und sicher Abhilfe, indem sie dem ST erst nach einer einstellbaren Zeit seine Betriebsspannung zur Verfügung stellt. Für Betriebssystem-Modifikationen ist unser ROMRamler eine erhebliche Erleichteru ng: Er erlaubt es, den ROM Bereich ins RAM zu kopieren und »überredet« dann den Computer, alle Informationen aus diesem Speicherbereich zu holen. Damit läßt sich nach Lust und Laune am Betriebssystem herumflicken (patchen), ohne jedesmal die EPROMs neu brennen zu müssen.

Wer in die Geheimnisse der Schalt-, Regel- und Meßtechnik einsteigen möchte, dem hilft unsere dritte Bauanleitung: Wir stellen Ihnen ein Interface vor, mit dem Sie ein Schulungs-Board am ST betreiben können. Mit diesem Board erarbeiten Sie sich in lehrreichen Experimenten die Grundlagen dieser Techniken. Bei all diesen und anderen Basteleien und HardwareArbeiten sollten Sie jedoch einige Regeln beachten: Bevor Sie den Computer öffnen, trennen Sie ihn von der Netzspannung! Dies dient nicht nur Ihrer eigenen Sicherheit, sondern verlängert u. U. auch das Leben ihres Computers. Denn allzuschnell rutscht man mit einem Werkzeug ab, berührt spannungsführende Teile und verursacht fatale Kurzschlüsse.

Lassen Sie bei allen Arbeiten peinliche Ordnung walten. So mancher ST wurde von seinem Besitzer schon ungewollt »hingerichtet«, weil beim ersten Probelauf noch abgeschnittene Draht stückchen, Schrauben, Werkzeuge oder auch Lötzinntropfen auf der Platine herumvagabundierten. Legen Sie also alle Teile und Werkzeuge sorgfältig zur Seite und überprüfen die Platine auf umherirrende Kleinteile, bevor Sie zum Probelauf einer Schaltung schreiten.

Beim Bestücken der Platinen halten Sie sich am besten an folgende Regel: Zuerst die kleinen und flachen Bausteine, dann der Größe nach, bis zum größten Bauteil. Wenn Sie diese Regel befolgen, werden Sie selten Platzprobleme beim Löten haben. Verwenden Sie für ICs Sockel. Erstens lassen sich defekte Bausteine leichter austauschen, außerdem können Sie die Platine ohne ICs besser austesten und z. B. die Spannungen der einzelnen Pins leichter überprüfen. Zum Löten verwenden Sie einen Lötkolben mit etwa 300 °C Lötspitzentemperatur. Achten Sie auf kurze Lötzeiten, da einige Bauteile und auch die Leiterbahnen der Platinen große Wärmemengen nicht gut vertragen.

Sie sollten aber bei der Lötdauer nicht allzu ängstlich sein - jede Lötstelle muß lange genug erhitzt werden, um eine einwandfreie Verbindung zu erreichen. Sicherer Kontakt ist dann gewährleistet, wenn das Zinn die gesamte Lötfläche sauber und mit glatter Oberfläche umfließt. Bitte blasen Sie überflüssiges Lötmaterial nicht einfach weg: Die wegspritzenden Tropfen führen nämlich fast immer zu schwer lokalisierbaren Fehlern.

Wichtig: richtige Polung

Wenn Sie die Schaltung fertig aufgebaut haben, sollten Sie zuerst einen Probelauf mit leeren IC-Sockeln starten. Dabei überprüfen Sie als erstes, ob an den Anschlüssen der ICs auch die richtigen Spannungen anliegen. Erst danach sollten Sie die ICs in ihre Sockel einsetzen. Beachten Sie dabei unbedingt die richtige Polung der Bausteine.

Sollte eine Schaltung sich nicht wie erwartet verhalten, fahnden Sie zuerst (was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist) nach falsch gepolten Bausteinen oder schlechten Lötverbindungen. In den meisten Fällen genügt dann die richtige Beschaltung der ICs oder eine Nachbesserung der Lötstellen. Gerade sogenannte kalte Lötstellen verursachen oft schwer lokalisierbare Fehlfunktionen. Deshalb sollten Sie im Zweifelsfall alle kritischen Punkte sauber nachlöten. (Uwe Wirth)


Uwe Wirth
Aus: ST-Magazin 02 / 1991, Seite 10

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