Wissen Sie genau, wie ein Genlock funktioniert und was man damit anstellen kann? Wir verraten es und zeigen Ihnen, wie Sie den Atari ST mit einem solchen Gerät zur Trickkiste umfunktionieren...
Beim Fernsehen längst ein alter Hut: Wenn der Name eines Politikers als Schriftzug eingeblendet erscheint oder ein Schlagersänger — obwohl deutlich sichtbar im Studio agierend — vor einer herrlichen Landschaftskulisse sein Liedchen flötet, ist immer eine Technik mit von der Partie: die elektronische »Stanze« oder das »Chromakey«-Verfahren. Damit »schneidet« man einen Teil des Fernsehbilds aus und ermöglicht durch die entstandene »Öffnung« den Blick auf das »dahinterliegende« Bild.
Der Beispiel-Heino tritt dann im Studio vor einer Wand auf, die eine Farbe trägt, die nirgendwo im »natürlichen« Bildmaterial wieder auftaucht. Die elektronische »Stanze« reagiert auf diese besondere Hintergrundfarbe und läßt sie einfach weg. Der gewünschte Hintergrund wird dann von einem Zuspielrecorder eingespult.
Das Genlock-Interface für den Computer arbeitet im Prinzip genauso. Es »ersetzt« eine im Monitorbild des Rechners erscheinende Farbe durch ein gleichzeitig zugeführtes Videosignal. Mit Hilfe dieses Tricks lassen sich nicht nur interessante Titel-vorspänne und Schrifteinblendungen gestalten: Ganze Kinofilme wie »Roger Rabbit« entstanden mit dieser Technik.
Das Farbbild des Atari besteht aus vielen einzelnen Bildpunkten. Die Videostufe im Rechner schaltet je nach Zustand der betreffenden Speicherzelle im Bildschirmspeicher das einzelne Pixel ein oder aus. Zusätzlich entscheiden weitere Bits, in welcher Farbe der Punkt auf dem Monitorbild erscheinen soll. Das entsprechende Signal erscheint am Monitorausgang, zerlegt in verschiedene Signal-Anteile, die sich zu edlen notwendigen Informationen für das Bild ergänzen.
Die Farben des Bildschirms setzen sich immer aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammen. Über die Leitungen »Horizontal Synchronisation« (abgekürzt H-Sync.) und »Vertical Synchronisation« (abgek. V-Sync.) kontrolliert der Rechner den Bildaufbau. Diese Art der getrennten Signalübertragung nennt man RGB (Rot-Grün-Blau).
Allerdings hat die Rechnerauflösung (z.B. 320 x 200 Punkte) mit der Anzahl der möglichen Bildpunkte auf der Bildröhre nichts zu tun.
Denn während sich die Auflösung des Rechners verändern läßt, »schreibt« der Elektronenstrahl der Bildröhre immer im selben Raster und stets mit der exakt gleichen Geschwindigkeit jedes einzelne Pixel. Das sichtbare Bild gehorcht dabei — in der zeitlichen Abfolge des Aufleuchtens der Bildröhrenpunkte — den Steuersignalen des Computers. Ein Abweichen vom üblichen Standard-Timing hätte ein völlig konfuses Bild zur Folge.
Ähnliches gilt für die Bildinformationen, die ein Videorecorder oder eine -kamera abgibt. Auch hier ist exaktes Timing entscheidend für die Qualität des Bilds. Videosignale allerdings überträgt man üblicherweise nicht über ein mehradriges, sondern über ein einadriges Koaxialkabel. Hier ergeben alle erforderlichen Informationen zusammen das Videosignal, oft auch »FBAS« (für Farbe) oder »BAS« (bei Schwarzweiß) genannt.
Die Schwierigkeiten, mit denen sich Genlock-Konstrukteure herumschlagen müssen, konzentrieren sich auf zwei Punkte: erstens die Umsetzung von zwei auf verschiedenen Wegen übertragenen Informationen und zweitens die Kombination dieser zwei Signale zu einem Gesamtbild.
Das erste Problem ist relativ schnell gelöst: Viele Farß-TV-Geräte besitzen bereits eine RGB-fähige Scart-Buchse, was spezielle Umsetzung zumindest teilweise erspart. Ferner stellt auch die Zerlegung eines FBAS- oder die Zusammenfassung des RGB-Signals keine unüberwindlichen Hürden auf. Daß es aber mit ein paar Steckverbindern und einem abgeschirmten Kabel noch nicht getan ist, wird jeder bestätigen können, der seinen Fernseher einmal als Farbmonitor für den Atari nutzen wollte.
Die eigentlich harte Nuß ist aber das gleichzeitige Bearbeiten zweier Bildinformationen. Wer mit Hilfe eines Genlock-Interfaces zwei Bilder »unter einen Hut« bringen will, muß das bereits angesprochene Timing präzise beachten. Um ein entsprechendes Bild erzeugen zu können, müssen die beiden beteiligten Signalquellen in exakt identischem Takt arbeiten — also beide zum gleichen Zeitpunkt denselben Leuchtpunkt auf dem Bildschirm ansteuern, erst dann funktioniert der gewünschte Austausch der Bildinformation. Und da sitzt der Haken: Ein normaler Heimvideorecorder läßt sich nämlich im Wiedergabebetrieb nicht »fernsteuern«, also extern synchronisieren. Er gestattet also nicht, in Abhängigkeit eines von außen angelegten Signals, das Videoband zu transportieren und seine Bilder aufzubauen — das bieten nur Studiogeräte und ausgesprochene Schnittrecorder. Gleiches gilt für die allermeisten Heimvideokameras.
Wer also das Computerbild mit dem Videobild vereinen möchte, muß zwangsläufig seinen Computer an den Takt des Videorecorders bzw. der Videokamera anpassen. Dazu wird in den meisten Fällen ein Eingriff in die Rechnerelektronik notwendig, denn auch der Atari ST sieht eine externe Synchronisation eigentlich nicht vor.
Der technische Ablauf beim Einsatz des Genlocks sieht folgendermaßen aus: Der Videorecorder bzw. die Kamera liefert ein Bildsignal, das die erforderlichen Synchronisations-Impulse enthält. Eine im Autoordner installierte Software bereitet den Atari auf die externe Beeinflussung des Videosystems vor. Nachdem ein Videosignal die erforderlichen Synchronimpulse liefert, erfolgt der Bildaufbau im zeitlich exakt angepaßten Rahmen. Das weitere stellt man sich — vereinfacht — so vor: Innerhalb des Genlocks vergleicht eine Schaltung dauernd, ob das vom Atari stammende Signal am gerade angesteuerten Punkt die »Steuerfarbe« hat, bei den »GST«-Geräten von »Third Coast« z. B. ist dies Schwarz bzw. Weiß. Ist die gesuchte Farbe vorhanden, schaltet das Genlock blitzschnell das Atari-Signal aus und das vom Videorecorder stammende ein. Sobald die Farbe wieder wechselt, schaltet das Genlock zurück — der Austausch ist fertig.
Wer jetzt einen schnitt fähigen Zweitrecorder besitzt, dem stehen alle Türen zur Bildzauberei offen. Für die Arbeit benötigt man auch zwei Farbmonitore. Einen beansprucht der Computer, der andere dient zur Kontrolle der fabrizierten Bilder. Am besten klappt die Bearbeitung nach folgendem Schema: Alle Bildbestandteile, die übereinandergelegt werden sollen, sind bereits komplett: per Malprogramm vorbereitet. Der Zuspielrecorder oder die Kamera liefert das Bildmaterial auf der Videoschiene, der Computer gibt seinen Teil ebenfalls hinzu. Jetzt startet man den Aufnahmerecorder und holt die gewünschten Computerzugaben der Reihe nach auf den Schirm, (hu)