Handelsspiele: Galaktische Geschäftsgebaren

Schwarzer Humor bis an die Schmerzgrenze: Auch Sabotage gehört durchaus zum Geschäftsalltag eines Airline Managers

Treiben Sie gerne intergalaktischen Handel mit Rohstoffen, Waffen und Sklaven? Oder sind Sie bereit, sich als Manager eines gebeutelten Luftverkehrsunternehmens dem rauhen Geschäftsleben auszusetzen? Dann sollte man sich einmal die Disketten 5050 und 5051 (PD-Pool) anschauen.

Doch wenden wir uns zunächst der Weltraumhandelssimulation »Transmitter-GmbH« zu: Wir schreiben das Jahr 2589. Der intergalaktische Handel blüht. Durch die großen Entfernungen war der Handel bislang eine zeitraubende Angelegenheit. Am Neujahrstag 2589 ist es soweit: Das Transmitternetz, an das 188 Planeten angeschlossen sind,. wird offiziell eröffnet. Dieses Netz ermöglicht es Ihnen, am Handel teilzunehmen. Sie haben sich von Ihrem letzten Geld ein kleines Frachtschiff gekauft und starten in die Selbständigkeit. Die PD Version ist abgespeckt, aber genauso spielbar wie die Vollversion. Beide Varianten laufen nur auf Farbbildschirmen, die Vollversion gibt es beim Programmautor.

Zum Spiel: Aufgabe des Spielers ist es, sein mageres Vermögen durch Kauf und Verkauf verschiedener Güter auf den 188 Planeten, durch Spekulation an der intergalaktischen Börse und durch Investitionen in größere, leistungsfähigere Raumschiffe, zu mehren. Er kann zu diesem Zwecke auf den jeweiligen Warenmärkten der Planeten Güter erwerben und diese gewinnbringend auf anderen Welten wieder abstoßen. Auch sollten beizeiten Rückstellungen für den Kauf eines neuen, größeren Raumschiffes gebildet werden. Die langen Reisen durch den Weltenraum führen garantiert zu unangenehmen Kontakten der dritten Art mit umherstreunenden Raumpiraten.

Wir schreiben das Jahr 2589

Es ist gut, daß dieser vor Antritt seiner Reisen eine Transportversicherung bei der Galactobank abschließt. Diese tritt im Schadensfall ein. In der Kreditabteilung dieses Instituts kann er sogar ein Darlehen aufnehmen. Da zu Beginn des Spiels nicht ein einziger der ansteuerbaren Planeten bekannt ist, bleibt dem Wagemutigen nichts anderes übrig, als zu spekulieren. Ein Vergleich der Marktpreise lohnt, man sollte anfangs zunächst mit leerem Laderaum einige Planeten zwecks Marktanalyse bereisen. Dies geschieht, indem man den Transfercomputer seines Raumschiffes mit einem Transmitter-System-Code (jeder Planet hat einen eigenen Code) füttert, dieser manövriert das Raumschiff sicher zum Ziel. Da zu Beginn nur. der Code des Startplaneten bekannt ist, ermittelt der Computer bei entsprechender Instruktion auch Planetencodes per Zufall. Jeder Planet hat seine eigene Charakteristika. Seine Regierungsform reicht vom Sozialstaat/Demokratie über Diktatur, bis hin zur Anarchie. Ob sich bei einer Diktatur mit stabiler Währung ein wenig Waffenschmuggel lohnt?

»Dirty Business« ist das Thema beim »Airline Manager«. Allerdings agiert der Spieler hier nicht als Einzelunternehmer, sondern als Geschäftsführer einer agilen Fluggesellschaft. Ziel ist es, die Gesellschaft so erfolgreich zu führen, daß sie am Ende der Geschäftsperiode (nach zwölf Monaten) ein besseres Betriebsergebnis als ihr Konkurrent hat oder ein Gesamtvermögen von mehr als einer Milliarde Dollar. Wahre Kämpfernaturen können auch versuchen, ihre Gegner in den Konkurs zu treiben, was ebenfalls den Sieg bedeutet. Es dürfen bis zu vier Spieler gegeneinander antreten.

Handlungsmöglichkeiten sind im einzelnen: Kredite aufnehmen, denn Flugzeuge sind teuer, und das Personal will auch gut bezahlt sein. Einstellung von qualifizierten Mitarbeitern, Entlassung von Überkapazitäten an Personal, Kauf von Linienmaschinen, Verkauf von Flugzeugen, Werftbau (Werften ersparen teure Reparaturarbeiten), Hotelkauf (auf zwei Beinen steht man besser als auf einem), Börsenhandel als Alternative zum Hotelkauf. Zu guter Letzt: Sabotage.

Die Option Sabotage ist essentiell in diesem Spiel. Der Eindruck, daß die Programmierer hier einen besonderen Ehrgeiz entwickelten, täuscht wahrscheinlich nicht, denn es gibt in dieser Programmversion allein fünf Möglichkeiten zur Manipulation, und für das Update werden weitere Varianten versprochen. Im Update sind folgende Features versprochen: Angestellte der Konkurrenz bestechen, Sabotage bei den Wartungsarbeiten in den Werften der Konkurrenz; Anschläge initiieren; Flugzeuge von Häftlingen entführen.

Das Spiel lebt unter anderem von seinem schwarzen Humor, diese Tatsache kann sowohl als Pluspunkt als auch ` als Kritikpunkt gesehen werten.- So erscheint beispielsweise - nachdem in einem Monat ein Attentatsauftrag erteilt wurde - die Pressemeldung, daß zwei Stewardessen des Konkurrenzunternehmens bei einem Autounfall schwer verletzt wurden, weil das Bremssystem des Wagens aus unerfindlichen Gründen versagte...

An anderen Stellen ist der Humor mitunter auch frischer - wenn z.B. die »Geier & Söhne Kreditbank« ein Darlehen zu einem Zinssatz von 25 Prozent gewährt und bei dieser Gelegenheit zusätzlich anbietet, die Bürogebäude nicht anzuzünden, oder ein Angestellter eine Linienmaschine für 45 Prozent ihres Wertes verkauft, weil er es gut mit uns meinte.

Sabotage gehört auch dazu

Nachdem ein Spieler seine Aktionsphase beendet hat, erscheinen Meldungen, die über allgemeine Trends und Ereignisse berichten, oder die für die Luftfahrtgesellschaften von Bedeutung sind. Hier gewinnt das Spiel seine Spontaneität, denn der Zufall mischt immer mit. Ist ein Geschäftsmonat vorüber, erscheint eine Zwischenbilanz, die die Aktiva, die Aufwendungen und Erträge und die Passiva ausweist und den Monatsgewinn. vorlegt. Danach geht es von vorne los, weitere elf Monate stehen an, bis der Sieger feststeht. »Airline Manager« ist alles in allem eine sehr gelungene Simulation, die zahlreiche Aspekte des Wirtschaftsalltags gut vermittelt.

Mit auf der Diskette sind weiterhin die Spiele Hexagon, ein Denk- und Knobelspiel; Isola, zwei Spieler ziehen abwechselnd ihre Figuren und blockieren ein beliebiges Feld, bis einer sich nicht mehr bewegen kann; und Tritris, eine Tetrisvariante mit teilweise neuen Figuren, bei der gleichzeitig bis zu drei Spieler gegeneinander antreten können. (mb)


Andreas Vogelmann
Aus: ST-Magazin 10 / 1990, Seite 108

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