Alljährlich öffnen sich die Tore der Messehallen in Dortmund zur Hobby-Tronic. Ein Schlemmerparadies für Elektroniker und Computer-Freunde. Dieses Jahr standen auch Neuheiten für den ST auf der Karte.
Wer pünktlich um 9 Uhr morgens die Messehallen betrat, konnte meinen, er habe sich in der Adresse geirrt. Doch dann entdeckte man einige Menschen, die ein bißchen verwirrt durch die Gegend liefen und andere, die scheu hinter ihren Tresen standen und der Dinge harrten, die da kommen mochten.
Wer nun schon den Flop prognostizierte, der durfte seine Meinung so gegen Mittag ändern. Die Hallen waren dann gerappelt voll, und man mußte sich durch die Gänge schieben.
Was gab es denn nun zu sehen? Vielleicht sollte man besser fragen, was es dort zu kaufen gab: Angefangen bei Public-Domain-Software (natürlich nicht nur für den Atari ST) über Modems bis hin zu Computern in allen möglichen Konfigurationen. Auffallend waren die dort herrschenden Dumping-Preise, die sich durch alle Computerkategorien- und -Sparten zogen. Preiskampf hieß das Motto. Preise für DRAMs waren Stundenpreise: Je später es war, desto günstiger konnte man einkaufen. Natürlich waren die großen Computerhändler ebenfalls zu finden — übersehen konnte man sie jedenfalls nicht.
Die »Karstadt AG« und die »Vobis Data Computer GmbH« hatten jeweils ungefähr ein Drittel der Halle gemietet.
In Halle 6 waren u.a. »Print Technik« und die für viele Atari-User wahrscheinlich unbekannte Firma »Sound & Light Service« zu finden.
Print Technik stellte sein neues Programm »Optical Music Recognition« vor, das für alle MIDI-Fans interessant sein dürfte. Eine Notenvorlage (maximal DIN-A4-Format) wurde mittels eines entsprechenden Scanners in den Computer eingelesen, und das dort angeschlossene MIDI-Keyboard (oder ein Synthesizer) spielte vom Blatt.
Ebenfalls interessant zu sehen war der Einsatz eines ST-Computers bei Lichtsteuerungen. Die Firma Sound & Light Service baute einen Atari ST solange um, bis er ihren Ansprüchen genügte. Das einzige, was noch vom Äußeren auf Atari schließen ließ, war der Monochrom-Monitor, der als einziges Mitglied in der ST-Familie nicht »unters Messer« kam. Mit dieser Hard- und Software-Kombination ist es nun möglich, eine Lichtanlage, wie sie beispielsweise in Diskotheken eingesetzt wird, per Computer zu steuern. Der Preis zielt sicherlich auf das Gewerbe ab, ca. 6000 Mark.
»Karstein Datentechnik« war mit ihrem SPS-System vertreten — für den PC, ST und (wie sollte es auch anders sein) Macintosh (wir berichteten in Ausgabe Mai 1990).
Das traurige Ende der Messetage glich einer »Schrott- und Gerümpelmesse«, wobei »Micro Shop« seinen Beitrag dazu leistete. Dort wurden Geräte ohne Funktionsgarantie verkauft. Wer allerdings ein bißchen Drumherum für seinen Computer brauchte, für den war die Hobby-Tronic auch dieses Jahr eine Fundgrube, (uw)