OKI Microline 380: Aus dem Windkanal

OKI Microline 380: 24-Nadler mit hoher Lebenserwartung

Der OKI 380 zeichnet sich durch sein neues Design aus. Unser Test zeigt Ihnen, was er sonst noch bietet.

Ein 24-Nadel-Drucker zählt mittlerweile schon nahezu zum Standard-Peripheriegerät für den Atari ST. Längst kosten die Geräte soviel wie vor ein paar Jahren noch ihre 9-nadeligen Brüder.

Der OKI Microline 380 macht den Eindruck, als käme er direkt aus dem Windkanal japanischer Autostylisten. Das offenbar auf günstigen CW-Wert getrimmte Gehäuse des Druckers liefert den äußeren Anschein, sehr robust zu sein. Die Verarbeitung ist sauber und sorgfältig ausgeführt. Auch die Folientasten an der Frontseite des Druckers sind leichtgängig und fügen sich gut in das Gesamtbild des Druckers ein.

Eine pfiffige Idee hatten die japanischen Druckerdesigner mit der Plazierung des Computeranschlusses. Findet man bei den meisten der auf dem Markt befindlichen Geräte die Anschlußbuchse an der Rückseite direkt neben dem Papiereinzug, so ist beim Microline 380 die Buchse in den Gehäuseboden eingelassen. Dadurch ist der Anschluß zwar schwieriger zu erreichen, aber einmal angeschlossen, stört das Kabel in Zukunft nicht mehr den Papiereinzug.

Mit liegend angeordnetem Bedienfeld und einem »windschnittigen- Design präsentiert sich der robuste OKI 380

Endlospapier läßt sich über einen Schubtraktor vom Heck zuführen. Der Traktor ist mit Stachelbändern bestückt, was das Einlegen des Papiers sehr vereinfacht. In Sekundenschnelle ist das Papier automatisch richtig positioniert. Will man zwischendurch auch mal einzelne Blätter bedrucken, kann man auf Knopfdruck das Endlospapier in eine Warteposition fahren. Die Papierpark-Funktion gehört mittlerweile schon fast zum Standard bei 24-Nadel-Matrix-Druckern. Ein einzelnes Blatt legt man von oben in den Drucker ein; der OKI bietet dafür sogar passende Anschläge. Auch hier funktioniert das Positionieren einfach auf Knopfdruck. Darüber hinaus kann man den Microline so einstellen, daß das Endlospapier wenige Sekunden nach dem Druckende automatisch in die Abrißposition gefahren wird, wo es so lange verharrt, bis das Gerat wieder Daten vom Computer empfängt. Dann wird das Papier erst automatisch an die richtige Position gefahren, bevor der Druck losgeht.

Speziell für Klebeetiketten gibt es beim ML 380 auch noch einen Einzug von unten, dafür ist eine Aussparung im Gehäuseboden bereits vorgesehen. Damit die Etikettbänder korrekt durch den Drucker laufen und sich nicht verheddern, braucht man allerdings noch einen Zugtraktor, der als Zubehör rund 130 Mark extra kostet. Leider kann man den Schubtraktor nicht als Zugtraktor verwenden.

Besonders anwenderfreundlich ist der Farbbandwechsel organisiert. Sie brauchen nicht mehr das Farbband in den Druckkopf fummeln und riskieren damit auch keine schwarzen Hände. Die Farbbandkassette ist so konzipiert, daß man mit dem Band selbst nicht mehr in Berührung kommt. Ein Handgriff genügt und die Kassette ist entfernt, ein zweiter Handgriff setzt eine neue Kassette ein. Der komplette Wechsel geht in wenigen Sekunden vonstatten.

Die Geräuschentwicklung von OKIs jüngstem 24-Nadler ist zwar störend, für alle Nadeldrucker charakteristisch, aber nicht laut. Das liegt vor allem an der resonanzarmen Bauweise des Geräts. Der OKI kann deshalb auch auf den sog. Quiet-Modus verzichten, den einige 24-Nadler bieten, um besonders leise zu drucken.

Der Ausdruck von Grafiken ist beim Atari ST ein kleines Problem: Da der ML 380 keine NEC-P6-Emulation bietet, sondern nur eine von Epson LQ-Druckern oder IBM-Proprintern, können viele Programme den OKl-Drucker nicht korrekt unterstützen. Das macht sich z.B. bei Signum bemerkbar, das nur den Grafikmodus 360 x 180 Pixel pro Zoll unterstützt und nicht den höher auflösenden 360 x 360 Pixel-Modus. Trotz Halbierung der Auflösung ist das Schriftbild sehr scharf und kaum ausgefranst. Der Unterschied zu einem Ausdruck eines NEC-P6 Plus ist sehr gering und mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Die eingebauten Schriften des OKI-Druckers können sich sehen lassen. Mit vier unterschiedlichen Typen ist für viele Gelegenheiten die geeignete Schrift dabei, von der unproportionalen Schnellschrift »Utility« bis zur proportionalen Schönschrift »Helvette«. Daneben gibt es noch die beiden Schönschriften »Courier« und »Orator«. Alle drei LQ-Schriften lassen sich in ihrer Druckqualität mit den Schriften eines Laserdruckers vergleichen. Das Schriftbild ist gleichmäßig und kräftig ausgeprägt.

In puncto Geschwindigkeit reiht sich der OKI-Drucker ins Mittelfeld der 24-Nadler ein. Wert wurde bei OKI in erster Linie nicht auf die Geschwindigkeit, sondern auf seine Lebensdauer gelegt. Deshalb macht der Druckkopf bei sehr langen Texten öfters mal eine Verschnaufpause, um den erhitzten Druckkopf abzukühlen.

Zur Einstellung des Druckers haben sich die Entwickler eine pfiffige Lösung überlegt: Mußten bisher die meisten Drucker noch über kleine Schalter, sog. DIP-Schalter, konfiguriert werden, so geschieht das beim Microline 380 über die Bedienertasten an der Front des Druckers. Man kann dort in ein Menü-Modus umschalten und dann im Dialog den Drucker nach seinen Bedürfnissen einstellen. Der OKI bedient sich dabei des eingespannten Papiers, indem er die entsprechenden Menüpunkte in Klartext ausdruckt. Anfangs muß man sich zwar mit Handbuch und Drucker gemeinsam beschäftigen, weil diese Art von Bedienung doch etwas ungewohnt ist, aber schnell sind die diversen Einstellungsmöglichkeiten erfaßt. Die Anpassung an den ST ist allerdings etwas mühselig, da sich das Handbuch in erster Linie an den MS-DOS-PC orientiert. Durch Probieren kommt man beim ST jedoch auch ans Ziel.

Der OKI Microline 380 ist ein robuster Mittelklasse-Drucker, der recht gut mit dem Atari ST harmoniert. Fehlende Druckertreiber für die wichtigsten Programme, wie beispielsweise Calamus, Signum oder 1st Word Plus, sollten von den Software-Herstellern sicherlich bald verfügbar sein. Wer einen preiswerten Drucker mit hoher Lebenserwartung sucht, sollte beim Microline 380 nicht lange zögern. (uw)

Okidata GmbH, Hanualke 187, 4000 Düsseldorf

Wertung

Name: Microline 380

Preis: 1300 Mark

Hersteller: OKI

Druckprinzip: 24-Nadel-Matrix

Schnittstellen: Centronics, optional RS232

Emulationen: IBM-Proprinter, Epson LQ

Pufferspeicher: 8 KByte Schriftarten: Courier, Helvette, Utility, Orator, Zusatzschriften über Schriftkarten

Papiertransport: Schubtraktor, Endlospapier läßt sich parken, Zugtraktor optional

Geschwindigkeit: Draft 180 eps, LQ 90 eps

Stärken: □ Anschlußkabel im Boden eingelassen □ sehr gute Druckqualität □ solide Bauform □ einfache Handhabung des Farbbands

Schwächen: □ Schubtraktor nicht als Zugtraktor verwendbar

Fazit: ein empfehlenswerter DIN-A4-Drucker für alle, die besonders viele Ausdrucke benötigen und auf lange Lebensdauer Wert legen.

Der im Gehäuseboden eingelassene Kabelanschluß läßt dem Druckerpapier freien Lauf

Thomas Kaltenbach
Aus: ST-Magazin 06 / 1990, Seite 40

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