Unix zum Leben erweckt: Atari-Unix

Wir warfen für Sie einen ersten Blick auf das neue ATX

»WISH« heißt die neue grafische Benutzeroberfläche des TT/X

Auf dieser CeBIT durften die gespannten Messebesucher einen ersten Blick auf das Unix (TM) für den Atari TT werfen. Es wurde auf einem mit 6 MByte RAM und großer Festplatte ausgestattetem normalen TT demonstriert und heißt »ATX«.

Wie von Atari bereits seit anderthalb Jahren angegeben, handelt es sich um eine Portierung von AT&T Unix System V Release 3.1 mit einigen wichtigen Erweiterungen aus der Berkeley-West (NFS, Filesystem mit langen Filenames, BSD-Signal-Umgebung etc.). Langfristig wird Kompatibilität zum Unix der Open Software Foundation angestrebt. Zum Lieferumfang gehört ferner das Window System XI1 Release 4, das allerdings auf der Messe noch mcht demonstriert werden konnte. Statt dessen durfte man auf einem via SCSI-Ethernet-Adapter (von Adaptec) angeschlossenen X-Terminal der Firma NCD schon einen Blick auf die Benutzeroberfläche WISH der französischen Firma NSL (Non Standard Logic) werfen.

Ähnlich wie beim Filemanager unter OpenWindows (SUN) zeigt er Dateien als Icons und Dateibäume in grafischer Darstellung im Fenster an. Damit wird die Bedienung des Systems praktisch genauso einfach wie unter dem GEM-Desktop. Zusätzlich werden noch ein mausgesteuerter Editor auf Micro-Emacs-Basis und etliche Werk zeuge zur Systemadministration (z.B. zum Backup) mitgeliefert.

Im ATX-Entwicklungspaket (ab Ende Mai für Entwickler erhältlich) sind die gängigen GNU-Compiler, also GAS (der Assembler), GDB (der symbolische Debugger), GCC (der ANSI-C-Compiler) und G + + (der C++ -Compiler) enthalten.

Diese Icons geben einen kleinen Einblick in die breiten Möglichkeiten von »WISH«

Ein besonderer Leckerbissen dürfte auch der »XFaceMaker 2« (wieder von NSL) sein, der es ähnlich wie bei den GEM Ressourcen oder wie beim »Interface Builder« des Next-Betriebssystems erlaubt, die Beschreibung der grafischen Oberfläche vom eigentlichen Programm zu trennen. Dabei werden die »Motif«-und »HP«-Widgets unterstützt. Der Clou: Man kann die einzelnen grafischen Objekte bereits beim Entwurf mit Programmroutinen in der C-ähnlichen Programmiersprache »FACE« verknüpfen und diese Programmteile interaktiv austesten. Erst am Ende erzeugt man dann Object-Code, den man mit der Output der anderen mitgelieferten Sprachen zusammenbinden kann. Zur Abrundung gibt es in der Dokumentation Tips zur Portierung von GEM-Software. Richtlinien zur grafischen Benutzerführung sollen die Entwicklung von konsistenten Programmen fördern. (mb)


Julian F. Reschke
Aus: ST-Magazin 05 / 1990, Seite 13

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