Fonts im Eigenbau: Hyperfont für Vektorzeichensätze

Viele Fenster und GEM-typische Bedienung sorgen für Übersicht bei der Arbeit

Wer bisher seine Bild- und Druckdokumente mit selbstentworfenen Zeichensätzen verschönern wollte, kam nicht umhin, seine Fonts in zeitraubender Arbeit am Bildschirm pixelweise zusammenzusetzen.

Abhilfe verspricht hier »Hyperfont« von der amerikanischen Firma Michtron. Hyperfont unterscheidet sich von seinen Artgenossen hauptsächlich durch die Methode, mit der es die Zeichensätze aufbaut. Anstatt jeden Buchstaben aus einer Ansammlung von Pixeln zusammenzusetzen, speichert das Programm nur die Umrisse der Figuren in Form von Vektoren.

Hyperfont präsentiert sich mit einer vorbildlichen Benutzeroberfläche, die von Icons und Fenstern nur so strotzt. Bis zu vier Fonts bearbeiten Sie gleichzeitig. Aus einer Symbolleiste wählen Sie die Zeichenfunktionen, um die Buchstaben zu konstruieren. Neben den Linien ist das wichtigste Tool dabei die Bézier-kurve, eine Krümmung, die Sie durch zwei End und zwei Stützpunkte definieren. Damit verleihen Sie den Zeichen die benötigten Rundungen und konstruieren auch schwierige Kurven.

Aneinander grenzende Linien fügen Sie mittels einer Zange zusammen. Darauf angewendete Operationen gelten dann für alle miteinander verbundenen Elemente. Für Detailarbeiten steht eine Lupe mit beliebigem Vergrößerungsfaktor zur Verfügung, dafür fehlt aber eine »Undo«-Funktion, so daß Sie Fehlzeichnungen per Hand korrigieren müssen.

Damit Sie für Ihre Linien und Kurven auch immer den richtigen Platz finden, blendet Hyperfont auf Wunsch zahlreiche Hilfslinien oder -kreise ein, an denen Sie sich beim Zeichnen orientieren. Die wichtigste Hilfe ist dabei, ein Bild zu laden und im Hintergrund einzublenden. Die Umrisse zeichnen Sie dann problemlos nach. Interessant ist diese Methode im Zusammenhang mit Scannern.

Sind alle Umrisse gezeichnet, blenden Sie eine Darstellung des fertigen Buchstabens in Originalgröße ein. Umschlossene Flächen füllt der Computer dabei automatisch aus. Leider ist es nicht möglich, eine Gesamtübersicht aller Buchstaben zu erhalten, um herauszufinden, welche Zeichen noch zu bearbeiten sind.

Anhand der Darstellung entscheiden Sie, ob noch eine Nachbesserung nötig ist. Sollten Sie die Größe des Zeichens korrigieren wollen, verändern Sie einfach nur die Maße der Arbeitsfläche. Das Programm paßt dann die Buchstaben maßstabsgetreu an. Ebenso leicht erzeugen Sie Kursiv-Fonts.

Den fertigen Font speichert Hyperfont im GDOS-Format ab. Somit läßt sich der Zeichensatz in allen Programmen verwenden, die dieses Format unterstützen — zum Beispiel »Degas Elite« oder »Easy Draw«. Da GDOS nur Pixelfonts kennt, muß das Programm das Zeichen erst umrechnen, was durchaus einige Gedenkminuten in Anspruch nimmt. Druckerfonts und Bildschirmfonts konstruieren Sie einzeln, wobei sich der Font an jede Auflösung anpassen läßt.

Unverständlich und nur durch einen Programmfehler erklärbar ist die Einschränkung, daß sich die GDOS Fonts ausschließlich unter einem bestimmten Pfad auf ein hoffentlich vorhandenes Laufwerk D: speichern lassen — jeden Versuch, die Ausgabe mittels der Hyperfont-eigenen Fileselectorbox umzuleiten, quittiert das Programm mit einer Fehlermeldung. Bevor GEM den Zeichensatz verwendet, müssen Sie noch das dazugehörige Assign-File, mit dem GDOS die Fonts installiert, entsprechend anpassen. Leider sind die Angaben im englischen Handbuch dazu äußerst dürftig, wie diese Anleitung auch andere Punkte nur sehr kurz oder überhaupt nicht behandelt.

Insgesamt erweist sich Hyperfont als leicht zu bedienendes Arbeitswerkzeug, mit dem auch Anfänger zu wirklich guten Ergebnissen kommen. Trotzdem sind noch einige Verbesserungen wünschenswert. (wk)

Michtron, 576 South Telegraph, Pontiac, Michigan, 48053, USA

Wertung

Name: Hyperfont
Preis: k.A.
Vertrieb: Michtron

Stärken: □ ansprechende Bedieneroberfläche □ leistungsfähige Zeichenfunktionen □ Vorlagen lassen sich leicht nachzeichnen

Schwächen: □ keine Undo-Funktion □ keine Gesamtübersicht für alle Buchstaben □ Handbuch knapp und unvollständig

Fazit: Guter und empfehlenswerter Fonteditor für den ST. Trotzdem noch verbesserungswürdig.


Marc Kowalsky
Aus: ST-Magazin 02 / 1990, Seite 55

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