Oil Imperium: Der heiße Krieg um schwarzes Gold

Nach zwei Ballerspielen hat sich diesen Monat eine spannende Handelssimulation den Titel Spiel des Monats« verdient. »Oil Imperium« von Reline-Software bietet mehr als Geld und Zinsen.

Der erste Blick ernüchtert: wieder ein Handelsspiel, wieder ein Kampf mit trockenen Zahlen, nüchternen Diagrammen und langsamen Rechenprozessen.

Allerdings, die guten Bildchirmfotos auf der Rückseite der Verpackung wirken vielverprechend. Ob vielleicht mehr dahintersteckt?

Obwohl »Oil Imperium« auch mit dem Monochrom-Monitor zusammenarbeitet, schließen wir den Farbmonitor an den 1040er. Mit Hilfe des mitgelieferten Utilities installieren wir das Spiel auf Festplatte. Erfreulicherweise stellt Oil Imperium diesem Vorhaben keinen Kopierschutz entgegen. Lediglich zwei Buchstaben verlangt es vor Spielstart, die Sie einer mitgelieferten kopiersicheren Codetabelle entnehmen.

Nach Spielstart bietet das Programm zunächst einige Parameter zur Auswahl an. Das erste Testspiel bestreiten wir mit der »Explora Inc.«-Gesellschaft und entscheiden uns für ein holzgetäfeltes Büro mit Aktenschränken, einem Mega ST auf dem Schreibtisch, Sekretärin und Kaffee. Da wir gegen drei Computergesellschaften antreten, dürfen wir das Ziel des Spieles wählen: »Bester nach drei Jahren«, »Mehr als 60 Millionen Dollar Bargeld«, »Alle anderen Spieler ruinieren« oder »80 Prozent Marktanteil besitzen«. Als geborene Optimisten entscheiden wir uns für ersteres.

Es ist der 1. Januar, im offenen Kamin flackert ein warmes Feuer, und auf dem Firmenkonto liegen 5 Millionen Dollar. Jetzt kann's losgehen. Wie sieht's mit wichtigen Anrufen aus? Ein Klick auf das Telefon-Icon verrät, daß Newcomer wie wir am ersten Tag wohl noch zuviel erwarten: »Tut mir leid Thomas, keine Anrufe für Dich!« An weiteren Icons stehen ein Koffer-Symbol für Geschäftsreisen, eine Schublade mit geheimen Akten, eine Weltkarte mit allen Ölfeldern, eine Tageszeitung und ein Computer zur Verfügung. Über ihn handeln wir mit Öl, Tanks und Ölfeldern und geben Bohrungen in Auftrag.

Unsere Explora Inc. kauft einen Tank und erschließt zwei Ölquellen. Die »Financial Times« verkündet einen »Boom im Ölgeschäft«. Die Explora Inc. kauft zwei weitere Unks in Südamerika und ist um rund 3 Millionen Dollar ärmer. Ein wertvoller Informant bietet für bare Münze eine interessante Information an. Angeblich sollen sich Bohrungen in der Nordsee lohnen. Die Geschäftsleitung vertraut blindlings auf seine Seriösität. Wir stellen sündhaft teure Bohrungen an und erschließen tatsächlich eine weitere Ölquelle.

Freude bricht aus. Die Ernüchterung kommt, als der Blick auf den Kontostand fällt. Jetzt wird's aber höchste Zeit, daß sich das schwarze Gold in grüne Dollars wandelt.

Wieso verbucht die größte Konkurrenz »Interoil« immer nur Gewinne, während unsere Kantine Bohnen serviert? Schweren Herzens investieren wir unsere letzte Million in eine viermonatige »Untersuchung« der Firma. Doch auch dieser Spionageversuch bringt nicht viel Neues, außer einem heißen Tip für neue Bohrungen. Gesagt getan und siehe da, das Öl sprudelt.

Der Februar bricht an, das Konto hat sich wieder einigermaßen erholt.

Ein Blick auf die Uhr zeigt: Das erste Testspiel dauerte länger als beabsichtigt. Was hat uns so lange festgehalten? War es die farbenfrohe detailreiche Grafik? Die einfache und dennoch leistungsstarke Bedienungsoberfläche? Die tolle Atmosphäre? Oder war es die Tatsache, daß diese Handelssimulation nicht nur trockene Zahlen bietet, sondern sich durch Action und eine gehörige Portion Strategie auszeichnet?

Eine gelungene Mischung aus all diesen Faktoren kostete uns auch das Wochenende und machte »Oil Imperium« zum Spiel des Monats. (PS)

Oil Imperium
Preis:auf Anfrage
Hersteller:Reline
Funktioniert mit:
Monochrom:ja
Farbe:ja
Blitter-TOS:ja
Stärken: * gute Grafik * tolle Atmosphäre * realistische Aktionen und Spielabläufe * bis zu vier Spieler * komplett in Deutsch
Schwächen: -
Fazit: Empfehlenswertes Handelsspiel für lange Winterabende

Thomas Bosch
Aus: ST-Magazin 12 / 1989, Seite 153

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