Der Schrecken vieler Scanner-Anwender: eine fotokopierte Vorlage, Grau in Grau, kaum Kontraste. Oder die Vorlage zu groß, zu breit, zu lang. Wie auch immer, es gibt manchen Stolperstein auf dem Wege zu einem ansehnlichen Scan-Ergebnis.
Doch der Reihe nach. Zunächst versuchen wir, das Scanergebnis einer »gräulichen« Vorlage aufzubereiten. Vor die Bildverarbeitung haben die Götter der Elektronik aber das Scannerschwingen gesetzt. Also: Mit einem Handyscanner lesen wir unsere novemberfarbige Vorlage ein. Auf dem Bildschirm erscheint nach diesem Arbeitsschritt beispielsweise Bild 1: verschiedene Raster-»Farben«, kaum zu erkennende Details. Wir benötigen aber eine Grafik wie Bild 6. Was tun? Zuerst eine Warnung: Wer glaubt, im angebrochenen DTP-Zeitalter auf die Pixel-Knipserei per Maus verzichten zu können, der arbeite ausschließlich mit Vektorgrafiken und gestochen sauberen Vorlagen. Für Heimanwender ist aber weder ein Profi-Scanner (A4-Format, 400 dpi) noch die entsprechende Vektor-Software erschwinglich. Daß man aber auch ohne Vektorisierung annehmbare Ergebnisse erzielt, stellen wir hier unter Beweis. Zur einfacheren Beschreibung haben wir die Bilder in der Reihenfolge ihres Entstehens numeriert. Zurück zu Bild 1. Zunächst kopieren Sie es in STAD auf einen leeren Bildschirm und ziehen mit den Linien- und Kurven-Funktionen die Umrisse der dargestellten Gegenstände sowie deren Schatten nach. Dabei hilft ein gelegentlicher Blick auf die Vorlage.
Diesen Arbeitsschritt unterschätzen »Bildverarbeiter« häufig, doch entscheidet sich bereits hier, ob das spätere Ergebnis Ihre Ansprüche befriedigt oder nicht. Also ist Sorgfalt geboten.
Sind die neuen Konturen-Linien deutlich erkennbar, greifen wir zu einem computertypischen Trick: Nachdem das Bild mit den nachgezeichneten Konturen (Bild 2) auf einen freien Schirm kopiert ist, verknüpfen wir es mit Bild 1 per XOR-Logik. Dadurch bleiben lediglich die Unterschiede zwischen den beiden Bildern sichtbar, aber auf gerade die sind wir ja aus (Bild 3).
Jetzt geht es an die Feinheiten. Die nun freistehenden Umrisse bedürfen der Korrektur und Verstärkung. Da ist beispielsweise der Griff zur »Konturen-Funktion« von STAD hilfreich. Wichtig ist, die kleinen Löcher und Lücken, die sich beim Füllen so übel bemerkbar machen, restlos zu entfernen. Das in unserem Beispiel angestrebte Ergebnis wirkt nämlich weniger durch seine Konturen, als vielmehr durch die deutlich voneinander abgesetzten Füllraster. Bei manchen Bildern ist das aber nicht so. Strichzeichnungen bedürfen der exakten, nahezu pixelgenauen Rekonstruktion der Linien. Schraubt man seine Ansprüche etwas herunter, verkürzt eine dickere Zeichenlinie die Bearbeitungsdauer oft erheblich, denn die »Trefferquote« ist höher.
Hat sich unsere Grafik soweit von der XOR-Verknüpfung »erholt«, daß sie wie in Bild 4 aussieht, dann geht es an das Füllen. Dabei ist besonders auf die Auswahl der Füllmuster zu achten, das Original ist hierbei höchstens ein Anhaltspunkt. Beginnen Sie mit den hellsten Schattierungen und probieren Sie mehrere Muster aus. Auch hat es sich als vorteilhaft erwiesen, zuerst den Vordergrund zu bearbeiten. Aber versuchen Sie, die Hintergrund-»Farbe« im Vordergrund zu meiden. Das kommt der Plastizität der Grafik zugute.
Wenn alles geklappt hat, sehen Sie nun auf dem Bildschirm eine ansehnliche Grafik mit deutlichen Konturen und Helligkeitsstufen. Unser »Probelauf« endete mit Bild 6.
Wenden wir uns nun unserem zweiten Problem zu: Das zu scannende Bild ist zu groß, um es in einem Anlauf einzulesen, obwohl es die Grenzen eines Computerbildschirmes nicht sprengt. Der Handyscanner ist zu schmal.
Hier gibt es zwei Wege zum Ziel: Entweder Sie verkleinern Ihre Vorlage im nächsten Copy-Shop, oder Sie wenden, falls Ihre Ideen grundsätzlich erst am Wochenende oder nach Ladenschluß richtig zu sprühen beginnen, folgende Methode an: Zuerst ermitteln Sie die exakte Abtastbreite Ihres Scanners aus den technischen Daten. Sind diese nicht greifbar oder unbekannt, messen Sie selbst nach. Sie fahren mit dem Scanner mehrfach so über die Vorlage, daß sich zwei leicht überlappende Schirm-Bilder ergeben. Unter Berücksichtigung der gemessenen Daten zeichnen Sie links und rechts des einzulesenden Bereiches Hilfslinien im Scan-Breiten-Abstand ein, abzüglich etwa 5 bis 10 mm zum Überlappen. Legen Sie ein längeres Lineal so exakt wie möglich an die Hilfslinien an, drücken Sie es fest gegen die Vorlage und benutzen Sie es als Schiene für den nun daran entlang geführten Scanner. Achten Sie auf exakte Abstände, da sich sonst recht eigentümliche Effekte beim Zusammenführen der Bildteile ergeben.
Nun befinden sich auf zwei folgenden Bildschirmen zwei »Module« unserer Vorlage, die der Montage harren. Aus den Scan-Ergebnissen löschen Sie erst einmal alles Unerwünschte, so daß sich nur noch die beiden Bildteile auf den jeweiligen Schirmen befinden. Nun positionieren Sie diese so, daß sie beim abschließenden Zusammenkopieren genau aufeinanderpassen. Entweder Sie arbeiten dabei nach der »Trial-And-Error«-Methode oder Sie benutzen einen typischen STAD-Trick: die Animation.
Nachdem Sie die Anzahl der zu »animierenden« Bilder unter »Optionen« auf 2 eingestellt haben, starten Sie die Animation mit einem Wartefaktor von 0. Darauf schaltet der Computer so schnell zwischen den beiden Schirmbildern hin und her, daß der Eindruck eines einzigen Bildes entsteht. Auf diese Weise kontrollieren Sie recht einfach die Positionierung der Bildteile. Auch das überlappende Bildmaterial läßt sich so sehr schnell erkennen und beseitigen. Zeigt der Animations-Trick ein Ihren Wünschen entsprechendes Bild, kopieren Sie per OR-Verknüpfung die beiden Bilder auf einen Schirm. Fertig ist das Großformat.
Zum Abschluß nun unser dritter Tip zu »verpixelten« Grafiken. Trotz zahlreicher Probeläufe ist Ihr Scan-Ergebnis nicht gerade begeisternd ausgefallen. Zahlreiche »Schmutz-Effekte« liegen auf der Grafik und lassen eine langwierige Pixel-für-Pixel-Löschaktion unumgänglich scheinen. Mit der bereits beschriebenen Konturen-Funktion kommen Sie auch nicht weiter, da Sie ein Farbbild gescannt haben und die Farbverläufe — die jetzigen Rasterverläufe — nicht nachbilden können. Rettung verheißt hier die Füll-Routine.
Zunächst sollten Sie wie bereits beschrieben die Umrisse nachziehen. Anschließend führen Sie wieder die XOR-Verknüpfung durch. Die so gewonnenen Umrisse kopieren Sie auf einen freien Bildschirm, zeichnen sie nach bzw. nehmen sie in den Puffer und verstärken sie mit Hilfe der Konturen-Funktion von STAD, so daß keine Lücken oder Löcher mehr zu sehen sind. Von den so gewonnenen Rein-Konturen fertigen Sie sicherheitshalber eine Kopie an.
Mit schwarz füllen Sie nun alles außerhalb der Konturen. Als Ergebnis erhalten Sie eine Maske und einen schwarzen Bildschirm, in dem lediglich eine weiße Fläche mit den Umrissen unserer Grafik übriggeblieben ist.
Auf eine Kopie dieser Maske legen Sie nun per OR-Verknüpfung Ihr Scan-Ergebnis. Sie erhalten die gewünschte Grafik mit einem schwarzen Rahmen. Eine XOR-Verknüpfung mit der Maske läßt den schwarzen Rand verschwinden. Kopieren Sie abschließend noch die bereinigten Umrisse dazu, haben Sie eine saubere Grafik ohne Randprobleme, aber mit den Raster-Verläufen des Scanners.
Um Positionierungsprobleme zu vermeiden, verwenden Sie ausschließlich die Funktion »Logische Verknüpfung«. Da diese lediglich ganze Bildschirme bearbeitet, verändert sich die Lage des Bildes nicht. Bei anderen Programmen, die keine Logik-Verknüpfung mehrerer Bildschirme bieten, müssen Sie neben dem zu bearbeitenden Bereich sogenannte Paß-Marken anlegen. Das sind im einfachsten Falle simple Kreuze aus dünnen Linien, die bei jedem Arbeitsgang mitkopiert werden und später ein paßgenaues Aufeinanderfügen der Bildteile gewährleisten. Wenn Sie Tips und Tricks zur Scanner-Grafikbearbeitung kennen und diese weitergeben möchten, schreiben Sie uns doch unter dem Stichwort »Scan-Grafik-Tricks«. (uh)