ST-Podium

— Das Podium für Ihre Diskussionsbeiträge —

Liebe Leserin, lieber Leser

Wie wir Ihnen in dieser Ausgabe deutlich zeigen, ist der Atari ST ein wahres Chamäleon. Er schlüpft auf Wunsch in verschiedene Kleider, zeigt sich als Macintosh, untertreibt mit der Leistung des Atari XE-Betriebssystems oder bringt Multitasking Fähigkeiten durch OS-9. Der MS-DOS-Emulator setzt dem Ganzen die Krone auf.

Insgesamt 21 unterschiedliche Betriebssysteme stehen laut unserer Liste bereits zur Verfügung. Uns interessiert: Nutzen Sie eine dieser Alternativen zu TOS? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Wünschen Sie sich noch einen Emulator oder ein Betriebssystem, das noch nicht programmiert oder übertragen wurde? Wir greifen Ihre Anregungen gerne auf. Herzlich Ihr Paul Sieß Textchef

P.S.: Bitte geben Sie bei jede Zuschrift an, ob Sie mit der Veröffentlichung im ST-Podium, einverstanden sind.

Toller Tempus

Der Vorbericht über Tempus hat mir gut gefallen. Da sieht man, zu welchen Leistungen der ST mit der richtigen Software in der Lage ist. Ich glaube, daß heute fast kein Programm diesen Computer ausreizt, sieht man einmal von einigen Spielen ab.
Ob die Tempus-Entwickler die beschriebenen Daten einhalten können, bezweifle ich etwas, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.
Herbert Schmidt, München

Die Skepsis ist anhand solcher Leistungsmerkmale angebracht. Allerdings hat vor Tempus auch niemand an einen so schnellen Texteditor geglaubt. (hb)

Btx-Service

Bin mit Eurer Themenauswahl und der Intensität der Behandlung und der Gewichtung der Themen wirklich sehr zufrieden. Weiter so.
Jürgen Pesch, Kaarst

Herr Pesch, vielen Dank für die Anerkennung. Übrigens: Herr Pesch schickte uns diese Zeilen über Btx, Nummer 64064. Sie können über Btx auch ältere Ausgaben oder Leserservice-Disketten des ST-Magazins bestellen, Sie können Kleinanzeigen aufgeben, Abonnements, Kataloge oder Bücher bestellen und schließlich der ST-Redaktion Mitteilungen zukommen lassen. Ansprechpartner für den Btx-Service sind Arnd Wängler und Brigitte Bobenstetter. (ps)

Spielekonsole von Atari

Das ST-Magazin ist die wohl beste Zeitschrift, die man sich für den ST wünschen kann. Deswegen schreibe ich Ihnen auch, denn ich glaube, daß Sie in der ST-Szene wohl am besten informiert sind. Ich habe folgende Fragen:

— Was stimmt an den Gerüchten, daß Atari eine Spielekonsole auf ST-Basis herausbringen möchte?
— Wie wäre es mit einem neuen Kurs? Meine Idee: Wie programmiere ich Rollenspiele in Omikron-Basic?
— Warum nehmen im ST-Magazin GFA-Basic-Programme einen größeren Raum ein als Omikron-Basic-Programme?

Volker Dähn, Bietigheim

Vielen Dank für das Lob.
— Wie uns Alwin Stumpf, Geschäftsführer von Atari Deutschland, mitteilte, plant Atari eine Spielekonsole auf ST-Basis. Dieses Projekt wurde aber bis '90 zurückgestellt, da bis dahin die Lieferbarkeit und Preise bei Speicherbausteinen wieder auf dem normalen Pegel sein dürften.
— Die Idee klingt nicht schlecht. Wenn sich genügend Interessenten finden, veröffentlichen wir einen solchen Kurs. Also: Interessenten bitte melden!
— Das hat nichts mit einer Vorliebe zu tun, sondern gründet auf der Zahl der eingehenden Programme. Da überwiegen Programme, die mit GFA-Basic geschrieben wurden. Wir starteten übrigens in der Ausgabe 6/89 einen großen Kurs für Omikron-Basic.
(hb)

Die ideale Textverarbeitung

That's Write erfüllt alle an ein Autorenprogramm gestellten Forderungen. Außerdem bietet es jede Menge Bedienungskomfort. Inzwischen frage ich mich, wie ich es mit 1st Word Plus so lange ausgehalten habe. Der entscheidende Punkt für mich war, daß That's Write als derzeit einziges Programm für den ST eine echte Proportionalschrift auf dem Bildschirm und Drucker anbietet, ohne auf quälend langsamen Grafikdruck zurückzugreifen. Außerdem bietet es im Gegensatz zu 1st Word Plus die Möglichkeit, einzelne Absätze 1 1/2-zeilig zu drucken. Ich bin jedenfalls mit That's Write voll zufrieden.
Ebenfalls positiv hervorheben möchte ich die telefonische Beratung durch die Firma Compo. Selbst auf nicht alltägliche Fragen erhielt ich sofort eine fachkundige Antwort.
Jedenfalls wäre meiner Meinung nach ein ausführlicher Bericht über eine existierende gute Software interessanter als eine seitenlange Abhandlung über ein Programm, dessen Erscheinungstermin noch nicht einmal genau feststeht. Im Computerbereich kann man immer beliebig lange auf immer bessere Produkte warten, aber wer damit arbeiten will, muß sich irgendwann zum Kauf entscheiden, und dann zählt einzig und allein, was tatsächlich erhältlich ist.
Dr. Norbert Kostka, Jüllich

Ärgerlicher Kopierschutz

Angeregt durch Ihre Artikelserie über MIDI erwarb ich Anfang '89 in einem Musikgeschäft Steinberg Twelve.
Die Vorfreude dauerte allerdings nur ein halbe Minute, dann erschien auf dem Schirm folgende Alertbox: »Please insert an authorized copie of the "12" into Disk«.
Mehr als das Original hatte ich leider nicht zu bieten. Trotz mehrmaligen Versuchen blieb das Ergebnis gleich. Allerdings fiel mir mittlerweile während des Ladevorganges ein helles Klicken auf, mit dem der Step motor an den mechanischen Anschlag fuhr. Teile des Programmes oder Kopierschutzes mußten sich also hinter Spur 80 befinden. Da mein SF 314 bei Spur 80 anschlägt, blieben mir nur zwei Möglichkeiten: das Programm zurückzugeben oder die Anschläge so nachzuarbeiten, daß mindestens 82 Tracks lesbar sind. Aus Zeitgründen entschied ich mich für letzteres.
Diese Arbeit mußte sehr sorgfältig durchgeführt werden (Informationen oder Hilfe gebe ich gerne an interessierte SF-Besitzer weiter). Nach dieser Manipulation funktionierte das Programm einwandfrei.
Inzwischen sind einige Monate vergangen und ich muß bestätigen, daß Twelve sein Geld wert ist, zumindest was Programm und Handbuch angeht.
Das einzige Ärgernis ist und Bleibt der lästige Kopierschutz und seine Auswirkungen. Nach meiner Meinung sind die meisten Anwender bereit, für ein gutes Produkt auch das notwendige Kleingeld locker zu machen, auch um den Service der Firmen nutzen zu können.
Als Beispiel sei GFA-Basic genannt, das auch ohne Kopierschutz erfolgreich vermarktet wurde.
Ich finde es, gelinde gesagt, als Zumutung, wenn man schon glaubt, bei einem Preis von knapp 100 Mark auf einen Kopierschutz nicht verzichten zu können, stillschweigend davon auszugehen, daß jedes Laufwerk mehr als die offiziellen 80 Spuren verarbeiten kann. Eine renommierte Firma sollte sich an die Normen halten.
Beim Wechseln von der Hauptseite auf Score Edit läuft jedesmal das Diskettenlaufwerk an und verlangt das Original. Sonst erscheint wieder die ominöse Alertbox, programmtechnisch unsinnig, die das Programm nicht nachlädt. Der Kopierschutz läßt grüßen. Die Laufwerkhersteller freuen sich und der geplagte Freak kann Diskettenwechsel üben.
Eine kleine Unstimmigkeit gegenüber dem Handbuch sei noch erwähnt. Egal, welche Taktart im Mastertrack eingegeben wird, das Hauptmenü zeigt stur 4/4 Takt an. Spielen wiederum kann er richtig.
Praktisch wäre eine zusätzliche Kopiermöglichkeit im Score Edit-Modus.
Apropos kopieren. Eine Sicherheitskopie von Twelve kann laut Handbuch für 10 DM und mit Angabe der Seriennummer angefordert werden. Nur, auf meiner Originaldiskette kann ich keine Nummer finden.
Fazit: Sehr gutes Programm mit in jeder Hinsicht fragwürdigem Kopierschutz.
Walter Schwinn, Ingolstadt

Daß viele Softwarefirmen meinen, nicht auf einen Kopierschutz verzichten zu können, ist verständlich, wenn man sich die immense Arbeit vor Augen hält, die für ein hervorragendes Programm nötig ist.
Daß der Schutz aber nicht die Handhabung beeinträchtigt, sollte Voraussetzung sein. Wir bemängeln in unseren Softwaretests auch Schutzverfahren, wie Dongel, die den Anschluß von weiterer Hardware beeinträchtigen.
Als einen akzeptablen Schutz gegen unerlaubte Weitergabe bezeichnen wir folgendes: Der Kunde tippt bei der Installation seinen Namen und Adresse ein, den das Programm verschlüsselt speichert. Um ein Update zu erhalten, muß der Käufer eine korrekt installierte Diskette einsenden. So lassen sich von dem Programm Sicherungskopien anfertigen, es läuft ohne Probleme auf einer Fest- oder Wechselplatte und behindert nicht durch mehrmalige Password-Abfrage.
(hb)

ST im Jura-Studium

Ich selbst bin Examenskandidat im Fachbereich Jura, verwende einen Atari 1040 ST und habe einige Erfahrungen bei dessen Anwendung gemacht, die ich gerne an andere Kommilitoninnen und Kommilitonen weitergebe.
Es muß zunächst einmal gesagt werden, daß gerade bei uns Juristen (ob dies nur für die Uni Köln gilt, vermag ich nicht zu beurteilen) noch immer ein gewisser Argwohn vor dem »großen Bruder« Computer vorherrscht. Jedoch angesichts immer größer werdender Informationsflut und dem Erfordernis, umfangreiche Haus-, Seminar- und Examensarbeiten anfertigen zu müssen, kommt jeder von uns früher oder später auf den Gedanken, sich einen Computer anzuschaffen.
Einfach zu bedienen sollte er sein und vielfältig einsetzbar natürlich auch; so fällt die Entscheidung für den Atari ST.
Welcher ST sollte es sein? Dies ist natürlich vom individuellen Budget abhängig, jedoch sollte er schon mindestens 1 MByte RAM haben, so daß man auch längere Texte bearbeiten kann, ohne sämtliche Accessories entfernen zu müssen.
Großen Wert sollte man unbedingt auf den anzuschaffenden Drucker legen; gerade bei den Geisteswissenschaften und insbesondere bei den Juristen sind die Prüfer konservativ eingestellt, was die äußere Form einer abgelieferten Arbeit anbelangt. Daher macht eine Haus- oder Examensarbeit, die auf einem 9-Nadler mit »Pünktchenbuchstaben« und eventuell dazu noch unproportionaler Schrift abgeliefert wird, einen denkbar (optisch) schlechten Eindruck. Wer keinen 24-Nadler hat oder sich leisten kann, findet bestimmt im Kreis seiner Studienkollegen jemanden, bei dem er gegen Stellung des Papiers seine Arbeit ausdrucken lassen kann.
Zu beachten ist schließlich auch das Textverarbeitungsprogramm, mit dem man arbeiten möchte. In diesem Zusammenhang habe ich sehr gute Erfahrungen mit 1st Word Plus gemacht. Man erstellt sich ein einziges Mal eine Leerseite mit den nötigen Formatinformationen für halbspaltigen Ausdruck, Lage und Abstand der Fußnoten und speichert dieses Dokument als FORMAT.XYZ im FORMATS-Ordner, den man vorher angelegt hat.
Die Fußnoteneingabe ist bei 1st Word Plus, beispielsweise bei einer juristischen Sechswochen-Examensarbeit, genial einfach. Man kann vom ersten Tag an direkt mit dem Computer schreiben und editiert dann seinen immer (hoffentlich!) besser werdenden Rohentwurf bis zur abgabefertigen Version: Text schreiben, »Fußnote setzen« anklicken, Text ins Fußnotenfenster eingeben, Fenster schließen, erledigt.
Auch lassen sich, dank GEM, mehrere Textfenster neben- oder übereinander bearbeiten. So kann man ein fertiges Kapitel samt Fußnoten an beliebiger Stelle in das Hauptdokument einfügen. 1st Word Plus übernimmt die Änderung der Seiten-und Fußnotennummern, ohne daß sich der streßgeplagte Examens- oder Übungskandidat damit ärgern muß.
Natürlich hat 1st Word Plus auch Nachteile, die man aber zum Teil umgehen kann. Ein Nachteil, den man (noch) hinnehmen muß, ist die langsame Lese- und Schreibgeschwindigkeit des Programms beispielsweise auf Diskette. Bei einem langen Dokument von zirka 70 Seiten und 250 KByte Umfang, kann eine gute Minute vergehen, bis das Dokument geladen oder gespeichert ist.
Ein anderer Nachteil betrifft den Ausdruck: Die serienmäßige Ausdruckfunktion erzeugt unproportionale Schrift und greift lediglich auf druckerinterne, fest eingebaute Schriftarten zurück. Abhilfe: Man bediene sich des hervorragenden Zusatzprogramms 1st Proportional, welches ASCII- (also 1st Word-) Texte in Proportionalschrift ausdruckt.
Eine neue Version dieses Programmes erlaubt sogar die Verwendung von Signum-Zeichensätzen beim Ausdruck, so daß man drei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Bedienungsfreundlichkeit und -Qualität von 1st Proportional in Verbindung mit Signum-Zeichensätzen. Welcher Prüfer wird da nicht bereits vom äußeren Erscheinungsbild der Arbeit angetan sein, bevor er den ersten Satz gelesen hat?
Zu guter Letzt noch ein Tip bezüglich Lernprogramme für Jura. Inzwischen gibt es einige kommerzielle Vertreter dieser Gattung, auch im letzten ST-Magazin wurde eines vorgestellt. Nutzen hin, Nutzen her, eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind nicht gerade billig, und sind für einen Studenten, der sowieso jedes Jahr etliche Hunderter in die Unibuchhandlung trägt, die Überlegung wert, ob sich die Anschaffung lohnt. Heißer Tip: Es gibt das Public-Domain Programm ST-Pauk, mit dem man sich selbst Karteikarten in beliebiger Größe erstellen und abfragen kann.
Es erfolgt eine Erfolgs- und Mißerfolgskontrolle, das Programm ist um beliebig viele Dateien ausbaubar und nicht auf Jura beschränkt, sondern nur auf das, was der Anwender damit anfangen will. Und: Es ist nicht nur gut, sondern auch noch billig, da Public Domain! Gefunden auf der Atari-Messe in Düsseldorf, aber auch bei jedem PD-Versand zu haben.
Ich wünsche Euch viel Erfolg für das weitere Studium und viel Freude bei der Arbeit mit dem Atari ST.
Max-Heiner Berf, Frechen



Aus: ST-Magazin 08 / 1989, Seite 138

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