ST-Podium — Das Podium für Ihre Diskussionsbeiträge

# Liebe Leserin, lieber Leser

Mitten im tiefsten Sommerloch erhielten wir eine sensationelle Neuentwicklung: einen Hardware-Emulator, mit dem MS-DOS-Programme auf dem ST laufen. Viele ST-Anwender warten schon lange auf dieses Gerät, denn im Büroalltag ist MS-DOS-Software immer noch am meisten verbreitet. Mit ihm können Tausende von Angestellten die am Firmen-PC benutzten Programme auch zu Hause an ihrem ST verwenden. Wer sich Arbeit mit nach Hause nehmen oder sich daheim an der Geschäftssoftware weiterbilden will, ist nicht mehr auf einen MS-DOS-Rechner angewiesen. Er verwendet den Emulator und nutzt gleichzeitig die Stärken des ST und seiner Software: Stärken beispielsweise in den Bereichen Grafik, MIDI, Desktop Publishing oder Spiele.

Ein ST mit MS-DOS-Emulator ist die Verbindung zweier Computerwelten, es ist die »eierlegende Wollmilchsau« im positiven Sinn, die für nahezu jede Computeranwendung die optimale Lösung bietet. Wir meinen: Wenn es dem Erfinder gelingt, sein Gerät in Stückzahlen auf den Markt zu bringen, verleiht dies dem ST erneut gewaltigen Auftrieb. Was meinen Sie dazu?

Dank »Calamus« entwickelt sich der ST zur Desk-top Publishing-Station par excellence. In unserem Schwerpunkt zeigen wir, was Calamus schon alles kann. Leider gab es Schwierigkeiten mit dem Update-Service von DMC, dem Calamus-Hersteller. Wir veröffentlichen dazu eine Leserzuschrift, die wir auch an DMC schickten mit der Bitte um Stellungnahme. Die Stellungnahme finden Sie ebenfalls in diesem ST-Podium. Wir hoffen, daß diese Angelegenheit damit zur Zufriedenheit beider Seiten bereinigt ist. Übrigens: Bei Schwierigkeiten mit Firmen sind wir gerne bereit, zu vermitteln. Wenden Sie sich an’s ST-Podium, wir nehmen dann Kontakt mit dem Hersteller auf.

Vermerken Sie aber auf jeder Zuschrift, ob Sie mit einer Veröffentlichung einverstanden sind. Denken Sie auch daran, daß kurze, aussagekräftige Briefe die größte Chance haben, im ST-Podium abgedruckt zu werden.

Zum Schluß noch ein Wort in eigener Sache: Wir suchen ständig nach neuen, interessanten Anwendungen des ST, um darüber zu berichten. Sollten Sie einen derartigen Fall kennen, so setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wenn Sie Interesse haben, die Story selbst zu schreiben, sagen wir Ihnen, was Sie dabei beachten müssen. Oder jemand von uns kommt vorbei, um vor Ort zu recherchieren.

Im voraus vielen Dank für Ihre Hinweise.

Herzlich,
Ihr Paul Sieß
Textchef

Calamus-Probleme

Ich besitze seit rund einem halben Jahr das DTP-Programm Calamus. Ihrem ausführlichen Testbericht des Programmes aus Ausgabe 7/88 kann ich nur zustimmen; ein professionelles Programm zu einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis — sollte man meinen.

Ich habe jedoch selbst erfahren müssen, daß Käufer der ersten fehlerhaften Version, die regelmäßig abstürzt, sechs Monate auf das Erscheinen des Updates warten mußten. Aus dem Rundschreiben der Firma DMC geht hervor, daß man diesen selbstverständlichen Service (ich spreche hier vom ersten, absolut nötigen Update) nur gegen die Entrichtung von 20 Mark (Material, Porto, Verpackung, Handling) wahrnehmen kann. Des weiteren stellt die DMC GmbH, die selbst ein halbes Jahr für die Überarbeitung des Programmes gebraucht hat, dem Kunden eine 14tägige Frist, um auf das Angebot zu reagieren.

Daß im Gegensatz dazu DMC mit ihrem ersten Rundschreiben den Kunden, die nicht bereit sind 199 Mark jährlich zu zahlen, den Update-Service kündigt, empfinde ich als Halsabschneiderei.

Bei der Anschaffung dieses Programmes sollte man sich der Folgekosten bewußt sein. Ich bin Student und werde mir sicherlich auch keine zusätzlichen Zeichensätze für je 199 Mark bis 399 Mark leisten können.

Willie B., 5400 Koblenz

Richtigstellung

Mit Verwunderung haben wir Ihr Schreiben gelesen und möchten, da es sich nur um ein Mißverständnis handeln kann, sofort dazu Stellung nehmen. Es stimmt keinesfalls, daß die Firma DMC erst nach sechs Monaten die ersten Updates anbietet. Richtig ist vielmehr, daß, wie auch in der Fachpresse berichtet, es unseren Kunden immer möglich war, gegen Einsendung ihrer Originaldisketten und einem frankierten Rückumschlag kostenlos ein Update zu bekommen. Wir haben solche Updateanfragen immer umgehend bearbeitet. Dies führte aber zu einem enormen Verwaltungsaufwand, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, allen unseren Kunden die einmalige Möglichkeit zu geben, gegen eine geringe Verwaltungsgebühr ihren Calamus auf den aktuellsten Stand zu bringen. Die 14-Tage-Frist kommt daher, daß wir auf der einen Seite Disketten produzieren lassen müssen, auf der anderen aber innerhalb einer sinnvollen Zeit die Updates zu den Kunden schicken wollen.

Der erweiterte Hotline- und Update-Service, den wir unseren registrierten Kunden gegen Gebühr anbieten, ist ein spezieller Service und beinhaltet automatische Updates sowie Upgrades, und einen weitergehenden Support, zum Beispiel bei der Erstellung von Layouts oder beim Lösen von Projektproblemen. Dies bedeutet nicht, daß andere Kunden keine Updates mehr anfordern können. Allen Kunden steht auch weiterhin unsere Hotline am Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr zur Verfügung, aber ausschließlich um eventuelle Fehler zu besprechen, oder Mißverständnisse zu klären. Eine Beratung kann hier nicht erfolgen, sondern sollte durch den zuständigen DTP-Händler geleistet werden.

Die erwähnten Zeichensatzpreise sind Preise für Satzbelichter-Schriften, die jeweils mehrere Schnitte enthalten. Die Höhe der Preise hängt mit der Qualität der Schriften und den Forderungen der Lizenzgeber uns gegenüber zusammen. Es gibt aber auch unsere Designerschriften, die schon ab 98 Mark erhältlich sind. Das macht bei zwölf Schnitten 8,11 Mark pro Schnitt.

DMC GmbH, Walluf

Viren und Referenzsoftware

Zuallererst möchte ich dieser Zeitschrift (und damit natürlich auch der Redaktion) ein ganz dickes Lob aussprechen: Das ST-Magazin ist mit weitem Abstand das beste Journal, das es auf dem mittlerweile schon fast unüberschaubaren Markt für Computerzeitschriften gibt. Es ist grafisch gut aufgemacht (ein Sonderlob für die Titelseite) und auch inhaltlich zeichnet es sich durch einen für ein Computermagazin ungewöhnlich hohen Grad an Verständlichkeit aus.

So, nach diesem kübeleimerweise ausgeschütteten Lob nun zur Kritik:

  1. Heft 3/89 widmete ein besonderes Augenmerk den Computerviren. Das Ziel, aufzuklären und zu informieren, wurde leider zum Teil verfehlt. Es ist ein Unding, wenn der fast schon zum Antivirenpapst hochstilisierte Richard Karsmakers behauptet, Viren können keine schreibgeschützten Disketten beschreiben, andererseits aber durch Herrn Tarik Ahmia aus Ihrer Redaktion im Interview mit der Hackergruppe ACA das Gegenteil verbreitet wird (siehe ST-Magazin 9/88, Seite 54).

  2. Die Software-Tests sind zwar im Vergleich zu früher kritischer geworden, aber bei weitem noch nicht kritisch genug. Es hilft dem Anwender wenig, wenn die Quintessenz eines jeden Tests lautet: Die Textverarbeitung XYZ ist zum Verarbeiten von Texten gut geeignet, der Preis ist angemessen. Während in anderen Branchen (z.B. Hi-Fi) ständig verglichen und gewertet wird, scheint bei Softwaretestern das Motto vorzuherrschen, daß eine Krähe der anderen kein Auge aushackt.

Für die Zukunft wünsche ich mir daher bei Softwaretests eine Art Checkliste, die folgendermaßen ausgestaltet sein könnte:

Auf der einen Seite der Anwendertyp (z.B. Einsteiger, professioneller Benutzer), auf der anderen Seite die typischen Funktionen, die diese (standardisierte) Usergruppe benötigt. Ein Programm wird dann zunächst danach beurteilt, welchen von diesen Anforderungen es gerecht werden kann und welchen nicht.

Daneben ließen sich noch Besonderheiten der getesteten Software und, was sehr wichtig ist, deren Betriebssicherheit darstellen.

Haben Sie dann auch den Mut, einem bestimmten Programm den »Referenztitel« zu verleihen. Wieso soll das, was in der Hi-Fi-Branche üblich ist, nicht auch im Computerbereich möglich sein?

Stephan G., München

Richard Kasmakers hat recht, denn heutige Diskettenlaufwerke besitzen einen hardwaremäßigen Schreibschutz. Wenn Sie den Schreibschutz Ihrer Diskette setzen, ist sie vor allen bekannten Viren absolut sicher. Die Behauptung der ACA-Crew, daß es einen Virus gibt, der den Schreibschutz überwindet, hat sich bis heute nicht als stichhaltig erwiesen. Er ist bisher auch nirgendwo auf getaucht.

(Tarik Ahmia/ps)

Wolfgang Klemme: Die Vielfalt der Anwendungen verbietet es, bei Software den »Referenztitel« zu verleihen.

Kein Mut zur Referenzsoftware?

Software-Tests sind eine heikle Sache. Sie sollen einerseits dem Programm und seinen typischen Leistungsmerkmalen gerecht werden, andererseits die Eignung im täglichen Einsatz bewerten. Immer wieder versuchen Softwaretester ihren Lesern »einzuschreiben«, welche Textverarbeitung, welches Zeichenprogramm oder welcher Compiler das beste für sie sei. Die Vielfalt der Anwendungen und Einsatzgebiete läßt jedoch eine solche Verallgemeinerung nicht zu. Eine »Referenz« wie in der Hi-Fi-Branche gibt es im Softwaremarkt nicht. Zu unterschiedlich und subjektiv sind die Bewertungskriterien. Wir haben deshalb im ST-Magazin 6/89 für den Bereich Textverarbeitung erstmals versucht, eine allgemeingültige Bewertungsliste aufzustellen. Weitere dieser Art sollen folgen. Doch dazu bedürfen wir Ihrer Hilfe. Schreiben Sie uns, was Ihnen bei der Auswahl von Software wichtig ist. Legen Sie mit uns zusammen typische und wichtige Kriterien für Softwaretests fest. Nur so gelingt es, möglichst vielen Anwendern gerecht zu werden und den Softwareherstellern Richtlinien zu geben, die den Bedürfnissen der Anwender wirklich entsprechen.

Wolfgang Klemme, Redakteur für Ressort Software

Aus für Dehoca

Erst vor zwei Wochen habe ich erfahren, daß es den Dehoca e.V. nicht mehr gibt. Ich hoffe, daß Sie mir eventuell mit einigen Informationen dienen können.

1.) Seit wann ist der Dehoca aufgelöst?
2.) Weshalb wurde er aufgelöst?
3.) An wen kann man sich wegen zuviel bezahlter Beiträge wenden?

Andreas P. O., Reinbek

Der Dehoca meldete im Januar Konkurs an. Das Amtsgericht Bückeburg lehnte den Konkursantrag (Aktenzeichen 3M3988) ab, weil keine Konkursmasse vorhanden war. Deshalb wird der Verein aus dem Vereinsregister des Amtsgerichts Rinteln (Nummer VR 148) gelöscht, falls keiner der Gläubiger oder der Verein selbst Rechtsmittel einlegt._

Es gibt wohl keinen Weg, die Beiträge zurückzuerhalten. Die Telefonnummer der Dehoca-Geschäftstelle existiert nicht mehr, unter der Nummer der Mailbox meldet sich der CCC-Minden. (ps)

Dr. Nibble & Crew

Eine der schönsten Sparten im ST-Magazin ist immer wieder die Cartoonreihe mit Dr. Nibble. Ich möchte daher einmal anregen, diese Cartoons gesammelt in einem Buch zu veröffentlichen. So hat der Computerfan immer wieder die Möglichkeit, sich ohne viel Blättern über sich selbst zu amüsieren. Eine echte Bereicherung für den Buchmarkt.

Ulrich B., Soltau

Anonyme Virenlieferung

Ich bin wirklich jedesmal mit Ihrer Zeitung zufrieden. Insbesondere gefallen mir Ihre Berichte über die Virengefahr. Ich möchte Ihnen raten, doch eine Extra-Rubrik für Viren einzurichten, da ja ständig Gefahr besteht und vor allen Dingen neu entsteht, über die die Anwender informiert sein sollten.

Ich bin weiterhin der Ansicht, daß Ihr Verlag zu sehr GFA-Basic in den Vordergrund drängt und Pascal und Modula — in diesen Sprachen programmieren auch viele Programmierer — nicht oder zumindest nur selten angesprochen werden.

Mein eigentliches Anliegen ist natürlich, die neue Art eines Virus Ihnen zukommen zu lassen! Damit sich solche Programme nicht weiter verbreiten und mehr Schaden anrichten können! Ich nenne bewußt nicht meinen Namen und Anschrift, da man bei Ihnen ja gleich verdächtigt wird, den Virus selbst geschrieben zu haben (siehe Crypt-Virus, 3/89)!

Anonym

Diesem Brief lag eine Diskette bei, die mit einem neuen Virus verseucht war. Die Absicht des Absenders, uns über diese neue Virengefahr zu informieren, ist natürlich lobenswert. Allerdings verstehen wir nicht, warum er anonym geblieben ist. Vielleicht sollte er sich einmal die Frage stellen, warum wir jemanden der Programmierung eines »mitgelieferten« Virus verdächtigen sollten, der uns in seinem Schreiben ausdrücklich auf den Parasiten hinweist. (tb)



Aus: ST-Magazin 07 / 1989, Seite 132

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