Knackpunkt: Druckpunkt-Keyboard

Mit einem verblüffend einfachen und preiswerten Trick verwandeln Sie Ihre Original-Tastatur in ein komfortables Druckpunkt-Keyboard.

Eigentlich besitzt die Tastatur der Baureihen 520 ST und 1040 ST bereits einen Druckpunkt. Dieser kommt jedoch nicht zum Zuge, da die Taste schon vor Erreichen des Druckpunktes kontaktiert. In Bild 1 sehen Sie den prinzipiellen Aufbau der im ST verwendeten Gummihütchen der Tastatur. Drücken Sie eine Taste, so knickt dieses Hütchen gleichzeitig an zwei Stellen ein und schließt den Kontakt.

Hier greift unsere Tastatur-Verbesserung ein. Stützen wir nämlich den unteren Teil (1) der Gummikappen ab und verhindern so die Ausdehnung nach außen, so erreichen wir eine Versteifung der gesamten Konstruktion. Beim Betätigen der Taste knickt nun nur noch der obere Teil (2) ein und dieser enthält den begehrten Druckpunkt.

Bevor Sie jetzt Ihre wertvolle Tastatur zerlegen, müssen wir Sie vor einem folgenschweren Fehler warnen: Berühren Sie bitte niemals, ganz gleich womit, die mit (3) gekennzeichnete Kontaktfläche! Es besteht die Gefahr, daß sonst der Kontakt nicht mehr richtig schließt. Passiert Ihnen trotz aller Vorsicht dieses Malheur, so bleibt Ihnen entweder nur der Kauf einer neuen Tastatur, oder Sie versuchen unseren Reparaturtrick, den Sie am Ende des Artikels finden.

Gewußt wie

Um die Zone 1 der Gummikappen zu stabilisieren, benötigen wir Ringe, die etwa 10,5 mm Innendurchmesser, nicht mehr als 12 mm Außendurchmesser und eine Höhe von etwa 1,5 mm besitzen. Da der Handel solche Ringe nicht anbietet, versuchten wir es mit einem Eigenbau. Dabei erwies sich eine Methode als besonders praktikabel.

An Material benötigen Sie:

□ einen DIN-A4-Bogen PVC-Folie (ca. 0,2 mm dick)
□ ein Rundholz (Durchmesser 10 mm, Länge 200 mm)
□ eine Tube PVC-Kleber □ einen Kreuzschlitz-Schraubendreher
□ eine scharfe Papierschere □ eine Pinzette
□ eine Stunde Seelenruhe

Zunächst rollen Sie die Folie mehrfach eng um ihre Längsseite auf, damit Sie sie nachher leichter um das Rundholz wickeln können. Dann schneiden Sie einen etwa vier Zentimeter breiten Streifen von der am meisten gekrümmten Seite ab. Diesen verkleben Sie dann unter Zuhilfenahme des Rundholzes zu einem Schlauch. Wickeln Sie die Folie hierzu möglichst eng um den Holzstab und verkleben Sie das Ende sorgfältig. Am Besten drücken Sie die Klebefläche während der Trocknungszeit fest auf den Tisch. Vergessen Sie nicht, eine Zeitung unterzulegen, da PVC-Kleber viele Lacksorten angreift. Anschließend ziehen Sie das Rundholz heraus.

Zerschneiden Sie nun den Schlauch so, daß 1,5 mm hohe Ringe entstehen. Die Höhe der Ringe bestimmt später die Anschlaghärte. Sie sollten sich zuerst ein paar verschieden hohe Ringe abschneiden und damit Ihre Lieblingsanschlaghärte herausfinden.

Bild 1. So sieht ein Gummikäppchen in der Tastatur aus. Die Zonen (1) und (2) kennzeichnen die Knickpunkte.

Mit diesen Ringen gilt es also, die schon angesprochene Zone 1 der Gummikappen zu stabilisieren. Dazu öffnen Sie den Computer und bauen die Tastatur aus. Legen Sie die Tastatur mit den Tasten nach unten auf den Tisch und entfernen Sie alle Schrauben. Nun haben Sie die Tastaturplatine vor sich, auf der lauter lustige Gummihütchen kleben, die die in unserer Abbildung angedeutete Form aufweisen. Bitte seien Sie vorsichtig! Die Hütchen haften nur ganz leicht auf der Platine und fallen leicht ab. Legen Sie also die Platine mit der Hütchenseite nach oben vorsichtig hin.

Als nächstes ziehen Sie jetzt die vorbereiteten Ringe über die Gummikäppchen, so daß jedes in der Zone 1 umschlossen wird. Dazu halten Sie die Hütchen mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand und streifen den Ring darüber. Nun ziehen Sie das Hütchen, ohne Zone 3 zu berühren, soweit durch den Ring, bis dieser Zone I korrekt umschließt.

Danach setzen Sie die Kappe in das umgekehrt liegende Plastikoberteil der Taste ein. Dies gelingt Ihnen am besten, wenn Sie die Tastatur so aufbocken, daß keine Tasten kappe den Tisch berührt.

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen eins dieser Hütchen fehlt. Suchen Sie es nicht, es war nie da. Atari ließ das obere Gummikäppchen der Return-Taste einfach weg.

Diese Prozedur wiederholen Sie, bis alle Hütchen in ihren Tasten liegen. Beim darauffolgenden Zusammenbau der Tastatur trommeln Sie ein wenig mit den Fingern auf der Rückseite der Platine herum, um alle Hütchen in die richtige Lage zu bringen. Zum Schluß schließen Sie die Tastatur wieder an und wagen einen Testlauf. Hierbei sollten Sie alle Tasten auf korrekte Funktion überprüfen.

Sollte nun eine Taste nicht richtig funktionieren, so hat sehr wahrscheinlich etwas die mit (3) gekennzeichnete Kontaktzone berührt. Um diesem Umstand abzuhelfen, bauen Sie die entsprechende Taste aus und geben vorsichtig einen kleinen Tropfen »Superkleber« auf die Kontaktfläche (3) des Gummikäppchens. Timken Sie die Kappe dann mit der Kontaktfläche in einen kleinen Haufen feinstgemahlenen Graphitstaubs und lassen Sie den Kleber anschließend etwa fünf Minuten aushärten. Danach feilen Sie die neue Kontaktfläche vorsichtig mit einer Nagelfeile eben. Zur Erleichterung der Arbeit stecken Sie etwas annähernd Rundes, Längliches (z.B. 5er Imbusschlüssel) in den kleineren oberen Gummiring und schieben den größeren unteren so weit als nötig zurück. Den Graphitstaub bekommen Sie übrigens im Haushaltswarenhandel. (uw)

Bild 2. So muß der Ring auf der Gummikappe stecken

Phillip von Wallenberg
Aus: ST-Magazin 07 / 1989, Seite 59

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