Das elektronische Scheckbuch: »Geldtransfer« erledigt Ihren Zahlungsverkehr

In dieser Dialogbox füllen Sie Überweisungen aus. Nützlich dabei die Aufsummierung der bisher getätigten Überweisungen.

Die Buch- und Kontoführung vieler Haushalte ist schon seit einiger Zeit computerisiert, und der Computer führt auch die Gehaltsabrechnungen meist schnell und effizient durch. Jetzt hat das Softwarehaus New-Line Research einen weiteren Bereich des täglichen Lebens entdeckt, der der Computerbearbeitung zum Opfer fallen kann: Das Ausstellen von Schecks und Überweisungen. »NL-Geldtransfer« nennt sich ein Programm, das diese Aufgabe auf dem heimischen ST übernimmt und die Zahlkarten gleich serienweise aus dem Drucker rattern läßt.

Eine schwierige Angelegenheit, wenn man sich die große Anzahl verschiedener Überweisungsformen und -formulare vor Augen hält. Aber genau darin liegt die Stärke von NUGeldtransfer: Im Programm sind Vorlagen für die fünf wichtigsten Standardformulare, unter anderem Verrechnung und Überweisung, bereits integriert; darüber hinaus erzeugt der Anwender mit einem gewöhnlichen Texteditor eigene Masken für beliebige Zahlscheine und Schecks. Damit rücken Sie den mitgelieferten ASCII-Files, in denen das Aussehen der Formulare definiert ist, zu Leibe und bestimmen neben der Anordnung und Länge der Eingabefelder auch deren Textattribute (fett, schmal oder hochgestellt). Mit Hilfe des Handbuchs und etwas Probieren stellen Sie für jeden Zweck relativ schnell die richtige Maske zusammen, die der Drucker dann millimetergenau aufs Papier oder das entsprechende Formular nadelt. Bis zu zehn verschiedene Masken verkraftet NL-Geldtransfer.

Das Programm ist in GFA-Basic geschrieben, was man ihm aber nur an der Copyright-Meldung ansieht. Es präsentiert sich in bester GEM-Manier mit Pull-Down-Menüs und üppigen Dialogboxen. Nach dem Start suchen Sie sich zunächst einmal das gewünschte Formular aus. Danach füllen Sie es in einer Dialogbox am Bildschirm auch gleich aus. Das Programm fragt dabei nach dem Namen des Empfängers, der Kontonummer, seiner Bankverbindung und Bankleitzahl. Auch den Verwendungszweck darf man angeben; Datum und Ausstellungsort ergänzt das Programm auf Wunsch automatisch. Last und in diesem Fall bestimmt not least tippen Sie den zu überweisenden Betrag ein, und schon ist es soweit: Ein Klick auf das OK-Feld läßt den Drucker anspringen, und nach ein paar Sekunden hält man einen perfekten Formularausdruck in der Hand — vorausgesetzt, die Zahlkarte war richtig eingespannt und exakt positioniert. War dies nicht der Fall, so besteht kein Grund zur Panik. NL-Geldtransfer bietet eine Druckwiederholung an. Dazu füllen Sie nicht die wieder erscheinende Dialogbox aus, sondern wählen gleich den OK-Button.

Um diese ganze Prozedur zu vereinfachen, lassen sich die Daten des Empfängers, ergänzt um seine Adresse, auf Knopfdruck speichern. Wollen Sie diese Angaben später wiederverwenden, tippen Sie nur die entsprechenden Anfangsbuchstaben; den Rest ergänzt der Computer automatisch. Existieren mehrere Adressen mit den gleichen Anfangsbuchstaben, schlägt sie der ST der Reihe nach vor. Selbstverständlich sind die gespeicherten Adressen auch im nachhinein zu ändern; ein Ausdrucken der kompletten Datei ist ebenfalls vorgesehen. Wer übrigens eine Stammdatei des NL-Geldtransfer-Vorläufers »ST-Überweisungsmanager« auf seinen Disketten schlummern hat, übernimmt diese mit Hilfe eines mitgelieferten Utilities und spart sich so die Neuanlage der Kartei.

Die Adreßdaten stehen auch für die Ausstellung von Verrechnungsschecks zur Verfügung, dem zweiten großen Arbeitsbereich von NDGeldtransfer. Das Ausfüllen des Schecks am Bildschirm läuft dabei genauso ab wie bei Überweisungskarten. Natürlich sieht der Ausdruck etwas anders aus: Auf dem Scheckformular fehlen die Kontonummer und Bankleitzahl des Empfängers. Auch den Namen des Scheckausstellers und dessen Bankverbindung sucht man im Ausdruck vergeblich, denn die sind ja schon in den Endlosformularen der Bank vorgedruckt. Dafür erscheinen auf dem Scheck die Adresse des Empfängers und noch einmal der Geldbetrag in Worten. Somit fehlt nur noch die eigene Unterschrift (die Ihr ST natürlich nicht liefern kann), und der Scheck ist ordnungsgemäß und garantiert leserlich ausgefüllt. Sollte dies wider Erwarten nicht der Fall sein, so steht auch hier die Druckwiederholung zur Verfügung. Danach transportiert der Drucker das Papier exakt weiter, so daß der Druckkopf wieder genau am Anfang des nächsten Formulars steht — dadurch bearbeiten Sie auch größere Mengen von Schecks ohne Blattsalat.

Als Besonderheit lassen sich mit NL-Geldtransfer verschiedene Belege zusammenfassen. So ist es zum Beispiel möglich, zwei Rechnungen, eine Vorauszahlung und eine Gutschrift (alles natürlich an denselben Empfänger) gemeinsam zu verbuchen. Bis zu zehn Belege von sechs verschiedenen Typen sind zu kombinieren; der Computer rechnet die jeweiligen Beträge gegeneinander auf und schreibt den entsprechenden Scheck aus. Auch die Ausgabe von Sammelüberweisungen ist vorgesehen. Das Programm erzeugt zusätzlich zu den einzelnen Zahlungen das am Ende nötige Abschlußformular.

Zu beachten ist jedoch, daß dies nur mit Überweisungen möglich ist, die in einem Zug durchgeführt wurden. Schreiben Sie zwischendurch einen Scheck aus oder kehren aus sonst einem Grund ins Hauptmenü zurück, dann beachtet Geldtransfer die bisher getätigten Zahlungen für das Sammelformular nicht.

Der Computer protokolliert auf Wunsch alle Buchungsvorgänge und speichert sie mit Datum. Die Protokolle lassen sich später getrennt nach einzelnen Tagen oder ganzen Monaten wieder ausgeben. Somit ist auch im nachhinein noch ein guter Überblick gewährleistet, wem man wann wieviel gezahlt hat. Diese Liste geben Sie wahlweise auf Monitor, Drucker oder Diskettendatei aus. Nach einem Jahr sollten sie allerdings ihre Disketten-Protokolle in Sicherheit bringen, denn dann überschreibt NLr Geldtransfer die alten Monatsdateien.

Sammelüberweisungen sind eine praktische Sache und vereinfachen den komplexen Zahlungsverkehr manchmal sehr.

Viel Tipparbeit erspart die Verwendung von Floskeltasten. Dabei läßt sich jeder Taste oder Kombination ein beliebiger bis zu 50 Zeichen langer Text zuordnen, den Sie später auf Knopfdruck in das Formular einfügen. Die Tastenbelegung wird selbstverständlich auf Diskette gespeichert, ebenso wie die eingestellten Benutzerparameter — und deren gibt es nicht wenige. Ob das Programm die Schecks automatisch numeriert oder das Datum übernimmt, welches Formular sich hinter welchem Dateinamen verbirgt, wie die heimische Adresse lautet oder mit welchen Steuercodes der Drucker zu füttern ist — alles wird erfaßt. Sogar wieviel Zeilen der Cursor im Verwendungszweck-Feld auf Knopfdruck überspringt, läßt sich einstellen. NUGeldtransfer zeigt sich flexibel.

Während der ganzen Arbeit mit dem Programm fiel die gelungene Bedienerführung auf. Die Dialogboxen sind durch grafische Symbole aufgelockert, alle Buttons auch über die Funktionstasten anwählbar. Diesen Service findet man nicht überall. Schade nur, daß die Belegung nicht einheitlich ist. Wer nicht hinschaut, hat da schnell auf die falsche Taste getippt, da eine Dialogbox zuvor noch eine ganz andere Bedeutung besaß. Ungewohnt ist es, die umrandeten Buttons mit < Shift Return > auszulösen.

Voraussetzung zum CAC (»Computer Aided Cheque-writing«) ist neben den Endlosformularen (gibt’s bei der Bank, meist sogar kostenlos) natürlich ein Drucker mit Traktor-Führung, der möglichst Epson- oder IBM-kompatibel sein sollte. Laser-, Tintenstrahl- oder die schon aus der Mode gekommenen Thermodrucker sind dabei wegen der fehlenden Durchschlagfähigkeit weniger geeignet. Folgt Ihr Drucker keinem der üblichen Standards, müssen Sie den mitgelieferten Treiber Ihren Bedürfnissen anpassen, was aber mit Hilfe des Handbuchs kein größeres Problem darstellen sollte. Überhaupt hinterließ das Handbuch einen erfreulichen Eindruck. Zwar ist es nur 45 Seiten dünn, enthält aber in gelungener und übersichtlicher Aufmachung alles zum Verständnis Nötige und führt den unerfahrenen Benutzer gut in das Programm ein. Das ordentliche Ringbuch bekräftigt den positiven Eindruck; weniger tun dies die zahlreichen Interpunktions- und Rechtschreibfehler.

Unterm Strich weiß NL-Geldtransfer zu überzeugen. Die durchdachte und komfortable Bedienerführung macht die Benutzung zum Kinderspiel, wobei die flexible Gestaltung eine Anpassung an jedes (Formular-)Problem garantiert. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die 99 Mark, die der Hersteller für das Programm verlangt, sind eine lohnende Investition für jeden, der häufig bargeldlose Zahlungen abwickeln muß. (wk)

Elektronik Center Langheinrich, Wachterstr. 13, 8170 Bad Tölz

WERTUNG

Name: NL-Geldtransfer
Preis: 99 Mark
Autor: Carsten Reinhard

Stärken:
□ komfortable Benutzerführung □ flexible Formularanpassung □ Adressen werden gespeichert □ Floskeltasten

Schwächen:
□ uneinheitliche Funktionstastenbelegung

Fazit:
leistungsfähiges und komfortables Programm, das für seinen Zweck gut geeignet ist


Marc Kowalsky
Aus: ST-Magazin 06 / 1989, Seite 50

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