CeBIT’89: Das Computer-Mekka,Teil 2

Die CeBIT’89 ist beendet. Lesen Sie im zweiten Teil unseres Messeberichts Stimmen, Meinungen, Interviews und Ereignisse aus dem »Welt-Centrum Büro Information Telekommunikation«.

Am Atari-Stand: Sam Tramiel schaut auf sein Volk...

Mit über einer halben Million Besuchern stellte die CeBIT’89 wieder einmal einen neuen Besucherrekord auf. Auch die ständig steigenden Ausstellerzahlen beweisen immer wieder die große Attraktivität dieser größten Computermesse der Welt.

Unter dem blauen Atari-Himmel versammelten sich wieder zahlreiche Firmen, die sowohl Altbewährtes als auch interessante Neuigkeiten zeigten. Folgen Sie uns auf dem zweiten Teil unseres Rundgangs über den Atari-Stand und durch die Messehallen.

Auf großes Interesse stießen alle Vertreter der Businessoftware. Bavaria Soft stellte weitere Module für ihr »BSS Plus«-Paket vor. Damit ist BSS Plus vollständig und die Programmierarbeit vorläufig abgeschlossen Bela zeigte neben den bewährten Programmen wie »Interlink ST« auch »Revolver«, einen Switcher, der in Ihrem ST bis zu acht verschiedene Applikationen verwaltet. Diverse Zusatzfunktionen erweitern den Revolver zu einem universellen Tool für viele Anwendungen. Als Neuheit präsentierte Bela das Programmpaket »Summa«. Es richtet sich an den Handwerksbetrieb, der komfortabel und einfach alle anfallenden Verwaltungsarbeiten wie Angebot, Auftrags-, Rechnungs- und Mahnwesen sowie Terminplanung mit dem Atari ST erledigen will. Auch eine Kunden- und Artikeldatenbank ist integriert.

SciLab präsentierte mit »ST-Statistik«, »Pgraph« und »Dreieck« drei Programme zur statistischen Auswertung von Daten. Biodata, Inotech, GTI, PAM Software und Rhotron zeigten Netzwerklösungen für den ST. IBP präsentierte den größeren Bruder des 190ST, der mit einem 68020-Prozessor, mit 16 MHz getaktet und einer VME-Busadaption ausgestattet ist.

Die in Hannover aufgenommenen Bestrebungen, für diverse Softwarebereiche einheitliche Dateiformate festzulegen, wurden allgemein begrüßt. Datenkompatibilität ist gerade hier sehr wichtig. Der einfache Datentausch zwischen leistungsfähigen Programmen und die Übernahme der Daten beispielsweise von MS -DOS- Computern fördert die Akzeptanz der Atari-Software für den Geschäftsbereich.

...das sich zahlreich drängte, um Neues zu erspähen

Weitere professionelle Bereiche für den Atari ST erschließen die verschiedenen Applikationen für Ärzte. Biosystems zeigte eine Arztpraxenverwaltung, die für die Abrechnungsteile bereits die KBV-Zulassung (Genehmigung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung) besitzt.

Von den zirka 70000 niedergelassenen und in Krankenhäusern tätigen Ärzten verfügen erst wenige Tausend über eine EDV-Anlage, die den neuen Anforderungen der Gesundheitsreform gerecht wird. Hier ist in den nächsten Jahren ein großer Nachholbedarf zu decken.

Vielschreibern und Programmierern bestens bekannt ist der ausgezeichnete Text-Editor »Tempus 2.0«. CCD zeigte nun auf der CeBIT eine Vorversion des bereits lang erwarteten »TempusWord«. Erste Eindrücke zu diesem Programm, das noch in der Endphase der Entwicklung steckt, finden Sie in unserer nächsten Ausgabe.

Signum lernt Arabisch! Franz Schmerbeck hat sich die Wünsche seiner Signumbenutzer zu Herzen genommen und nicht nur das »Von Rechts nach Links«-Schreiben mit einem arabischen Zeichensatz ermöglicht, sondern gleich das gesamte Signum in Arabischer Schrift ausgeführt. Die islamische Revolution schreitet unaufhaltsam voran.

Zwei neue Textverarbeitungen für den Atari ST wurden auf der Messe einem breiten Publikum vorgestellt. Die Firma Weide Elektronik übernimmt den Vertrieb von »Typograph«, einer sehr schnellen, völlig in GEM eingebundenen Textverarbeitung. TVpograph hebt sich durch seine Postscriptfähigkeit gegenüber vergleichbaren Produkten ab.

»That’s Write«, eine neue Textverarbeitung von Compo, besticht vor allem durch seine Funktionsvielfalt. Infolge der einfachen, aber durchdachten Benutzerführung kommt auch der Anfänger gut mit diesem Programm zurecht. Das Herz von Profis lassen Funktionen wie optimierte Seiteneinteilung, Stichwort- und Inhaltsverzeichnis, Fuß- und Endnoten, Layouts oder Mehrspaltendruck höher schlagen.

Atari wird tragbar: Stacy, der neue Laptop

Als weiteres neues Programm von Application Systems Heidelberg war »Protos«, ein interessantes Utility, zu bewundern. Protos bietet unter anderem drei Vergrößerungsstufen, eine Quick-Mouse-Funktion, Reset über die Tastatur sowie Maus- und Tastenmakros.

Advanced Applications Viczena stellte eine Turbo-C-Anbindung für ihr SPC Modula vor. Weiter wurde bekannt, daß Atari das SPC Modula-2 in Zukunft als offizielles ST-Modula vertreibt. Die Freigabe durch Atari erfolgt kurz nach der Messe. Als neues Produkt nahm Advanced Applications den Spec-tre 128 ins Programm. Der Tisch, an dem der Mac-Emulator vorgeführt wurde, war ständig dicht umlagert.

PC-Folio: kleiner MS-DOS-Rechner mit viel Leistung im Inneren

Technobox führte das neue TechnoCAD/l-ST vor. Dabei handelt es sich um ein erweitertes Campus CAD mit vielen Zusatzprogrammen. Das Konstruktionsprogramm ist jetzt auf einem 19-Zoll-Großbild-schirm mit der Auflösung von 1280 x 960 Punkten lauffähig. Durch diese hohe Auflösung und die große Bildschirmfläche lassen sich mühelos alle Zeichnungen schnell und übersichtlich entwerfen.

Die Firma Matrix zeigte neben dem bereits bekannten MatScreen/M11O die Farboption C27 und die Graustufenoption G27. Die Auflösung beträgt bei der C27 832 x 560 Punkte bei 50 Hz oder 640 x 480 Punkte bei 70 Hz. Es sind 16 Farben aus einer Palette von 262144 darstellbar. Als Monitore kommen hochauflösende Farbmonitore wie zum Beispiel der NEC MultiSync oder der Eizo 8060 zum Einsatz. Die G27 entspricht von den technischen Daten der C27, jedoch lassen sich statt der 16 Farben 64 Graustufen darstellen.

NEC überraschte auf der CeBIT mit zwei neuen Monitoren. Hinter der Modellbezeichnung »Multisync 3D« verbirgt sich ein Monitor, vollgepackt mit modernster Elektronik, bezeichnet als »Digital Control«. Dieses System zur automatischen Bildeinstellung und Bildlage speichert bis zu 15 unterschiedliche Signale. Vorbei ist das manuelle Einstellen beim Wechsel in einen anderen Grafikmodus. Hat der Multisync 3D das Signal erkannt, ruft er es aus einem seiner 15 Speicher ab. Diese Arbeit erledigt ein Z80-Prozessor. Bestechend ist auch sein Design, das bereits kurz nach dem Erscheinen vom »Haus Industrieform Essen« ausgezeichnet wurde.

Der »Multisync 2A« entspricht vom Gehäuse her dem größeren Bruder, verfügt jedoch nicht über die ausgefeilte Steuerelektronik. Seine Auflösung beträgt 800 x 600 Punkte, während der Multisync 3D bis zu 1024 x 768 Punkte abbildet.

Der 2A kostet 1650 Mark plus Mehrwertsteuer und der 3D 2100 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer. (hb, uh, wk)

MS-DOS-Desaster

Mehrmals boten Hersteller MS-DOS-Emulatoren als Hardwarelösung für den Atari ST an. Die Firma SCS pries in ganzseitigen Anzeigen einen solchen Emulator für 198 Mark an. Unsere Bemühungen, ein solches Gerät zum Test zu bekommen, wurden immer, unter Angabe unterschiedlicher Gründe, abgelehnt. Auf der CeBIT sprachen wir mit einer der beiden Firmen, die den SCS-Emulator vertreiben sollten. Die Firma Jotka, ansässig in Holland, sollte das Gerät in den Benelux-Ländern vertreiben. Logiteam in Troisdorf war als deutscher Distributor vorgesehen. Beide Firmen haben bis dato keinen funktionsfähigen Emulator erhalten. Ähnlich wie uns tischte man auch diesen Firmen die abenteuerlichsten Ausreden auf, warum kein Gerät ausgeliefert werden kann. SCS hat ihr Bemühen aufgegeben, den Emulator doch noch auf den Markt zu bringen. Uns lag ein Aufbau vor, bestehend aus drei Platinen, der ein Prototyp des Emulators sein sollte. Selbst für einen Laien ist schnell erkennbar, daß diese Platinensammlung in keiner Weise lauffähig sein kann. Weitere Anfragen nach einem Testbericht über den SCS-Emulator erübrigen sich damit.

Weiterhin bastelt die Firma Betasystems an ihrem sogenannten »Supercharger«. Der Stand vom 22. März: »Unser Supercharger ist fertig. Er läuft jetzt schneller. Eine Fachzeitschrift hat bereits ein Gerät zum Test. Er erscheint in der Mai-Ausgabe.« Ähnliches hatten wir bereits mehrfach gehört. Unsere Nachfrage bei den Kollegen ergab: Es hegt definitiv kein Gerät zum Test vor. Bei Betasystems läge zwar ein Gerät vor, das immer noch mit den gleichen Laufzeitproblemen kämpft, wie bereits auf der CeBIT im letzten Jahr. (hb)



Aus: ST-Magazin 05 / 1989, Seite 10

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