Von der Idee zum Text: Mit Fachartikeln und Büchern Geld verdienen

Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, daß nur ein kleiner Teil der Beiträge in dem Heft, das vor Ihnen liegt, von den festangestellten Redakteuren selbst geschrieben ist? Ein Großteil stammt von Hobby-Autoren, die sich neben der Schule, dem Studium oder dem Beruf immer mal wieder gerne an ihren Computer setzen und ein paar Artikel schreiben. Das macht nicht nur Spaß, sondern sichert zudem einen netten kleinen Nebenverdienst — ganz zu schweigen von dem erhebenden Gefühl, seinen Namen in einem Magazin zu sehen, das viele tausend Menschen lesen.

Wenn Sie mit der deutschen Sprache nicht auf Kriegsfuß stehen und zu irgendeinem Computerthema etwas zu sagen haben, dann sind schon fast alle Weichen für Ihre Autorenlaufbahn gestellt. Was nicht fehlen sollte, ist ein Computer mit einer einfachen Textverarbeitung. Dieser zählt mittlerweile neben geballter Fachliteratur zum unentbehrlichen Werkzeug vieler Schriftsteller und Autoren auch computerfremder Literatur. Wer jemals einen mehrseitigen Artikel mit einer einfachen Schreibmaschine getippt hat, wird nie wieder einen Computer missen wollen. Ein Atari ST mit Schwarzweiß-Monitor und »1st Word« stellt trotz hoher Leistung ein modernes und preiswertes Textverarbeitungssystem dar, das auch ohne Drucker professionelles Schreiben erlaubt. Im Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung können Verlage nicht nur auf Diskette gespeicherte Texte lesen und weiterverarbeiten, sondern bestehen teilweise sogar auf dieser Verfahrensweise, da sie sich als äußerst schnell und wenig fehleranfällig erwiesen hat.

Entsprechend ausgestattet können Sie auch schon in die Tasten greifen und Ihren ersten Artikel verfassen. Suchen Sie sich ein Thema, das Sie interessiert und über das Sie möglichst schon einige Vorkenntnisse und Fachliteratur besitzen. Wenn Ihnen kein Thema einfällt, dann rufen Sie einfach bei einem Verlag Ihrer Wahl an und bieten sich als freier Autor an. Gute Fremdautoren sind bei allen Redaktionen gefragt, und man wird Ihnen gerne ein Thema für einen Probeartikel nennen. Kontrollieren Sie diesen nach dem Schreiben genauestens auf Rechtschreibfehler und feilen Sie so lange an Ihrem Erstlingswerk, bis Sie völlig zufrieden damit sind. Speichern Sie nun den Text einmal im Format Ihrer Textverarbeitung und einmal — wenn möglich — im ASCII-Format auf Diskette. Erkundigen Sie sich bei der Redaktion, ob ein Ausdruck notwendig ist.

Zusammen mit einem Begleitschreiben, in dem Sie auch Ihre Interessen und speziellen Fachgebiete aufzählen, schicken Sie nun die Diskette und eventuell den Ausdruck an die Redaktion.

Aller Anfang ist schwer

Nur wenn Sie von dort eine Absage bekommen, sollten Sie es der Reihe nach bei anderen Verlagen versuchen, damit keinesfalls ein Artikel in zwei konkurrierenden Zeitschriften erscheint — dies würde beide Redaktionen verärgern und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Findet Ihr Probeartikel Gefallen, dann wird sich der zuständige Redakteur mit Ihnen in Verbindung setzen und über Ihre Einsteigerfehler sowie neue Artikel-Projekte sprechen. Achten Sie vor allem darauf, die Abgabetermine nicht zu überschreiten, die Ihnen der Redakteur genannt hat und auf deren Einhaltung er sich verläßt. Wenn Sie aus irgendeinem triftigen Grund den Artikel einmal nicht pünktlich abliefern können, dann informieren Sie den Redakteur rechtzeitig darüber. Er kann dann meistens noch einen Ersatz beschaffen, wenn er es früh genug erfährt.

Ihr Honorar erhalten Sie üblicherweise zusammen mit einem Exemplar des Heftes, in dem Ihr Artikel erschienen ist. Bei manchen Verlagen erhalten Sie pro gedruckter Heftseite einen bestimmten Betrag, der meist zwischen 100 und 200 Mark liegt. Andere Redaktionen zahlen für jede Druckzeile zwischen 50 Pfennig und 1,50 Mark. Hardcopies, Zeichnungen, Fotos und kleine Listings vergüten sie extra.

Wenn Sie bestimmte Honorarvorstellungen haben, dann sollten Sie diese schon bei der Artikelabgabe angeben. Im Normalfall legt der Redakteur das Zeilen- oder Seitenhonorar nach der Qualität Ihres Artikels fest. Ausfallhonorar in Höhe von etwa 50 Prozent des zu erwartenden Honorars gibt’s, wenn ein ausdrücklich angeforderter Beitrag zum Beispiel aus Aktualitäts- oder Platzgründen doch nicht ins Heft kommt. Doch werden Sie nicht gleich nervös, wenn Ihr Artikel einmal nicht in der nächsten Ausgabe erscheint. Oft werden Beiträge aus Platzmangel ins nächste oder übernächste Heft geschoben.

Sie würden auch gerne mal ein Buch schreiben? Kein Problem, mehr Geräte oder Erfahrung als zum Verfassen von Artikeln für Zeitschriften benötigen Sie dazu auch nicht unbedingt. Aber hundertmal mehr Disziplin, um nicht schon nach Seite 40 aufzugeben oder Seite 235 ein Jahr zu spät abzugeben. Nehmen Sie am besten noch vor dem Schreiben der ersten Seite mit dem Lektor Ihres Lieblings-Buchverlags Kontakt auf und besprechen Sie mit ihm das Konzept Ihres geplanten Buchs. Gerne wird er Ihnen auch eine Reihe von Themenvorschlägen unterbreiten, wenn Sie noch gar nicht genau wissen, über was Sie eigentlich schreiben wollen.

Sodann erhalten Sie einen Vertrag, in dem auch Ihr Honorar und eventuell ein Vorschuß festgehalten ist. Wie auch bei Softwareprodukten üblich, erhalten Sie bei Buchprojekten in der Regel einen gewissen Prozentsatz vom Netto-Verkaufs-preis als Honorar. Diese »Tantieme« wird alle ein, drei, sechs oder zwölf Monate errechnet und überwiesen. Einen Stundenlohn Vorhersagen zu wollen, grenzt an Hexerei. Dazu ist der Verkaufserfolg eines Buches von zu vielen Faktoren abhängig. Selbst alte Verlagshasen erleben immer wieder erfreuliche und weniger erfreuliche Überraschungen, die kein Kalkulations-Programm errechnen kann.

Doch die finanzielle Seite tritt völlig in den Hintergrund, alle Mühen des Schreibens geraten in Vergessenheit — sobald Sie das erste druckfrische Exemplar Ihres eigenen Werks in Händen halten. (tb)


Toni Schwaiger
Aus: ST-Magazin 04 / 1989, Seite 50

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