Evolution statt Revolution - Orgatechnik 88: Verbesserungen in Details

Nur die Abmessungen sind klein. Fujitsus Festplatte mit 45 MByte.

Der ST im professionellen Einsatz: Mit dem System von Renker sind Messestand-Beschriftungen kein Problem

Die Orgatechnik bot dieses Jahr relativ wenig Neuheiten. Atari präsentierte sich mit dem üblichen Stand, auf dem verschiedene Firmen ihre Produkte vorstellten. Auf dem ersten Arbeitsplatzmodul war der Transputer und das CD-ROM-Laufwerk »CDAR 504« zu sehen. Der »High Sierra-Treiber« für dieses CD-ROM ist nun fertiggestellt. Da TOS bekanntlich nur eine Partitionsgröße von 16 MByte verwalten kann, bietet Atari das sogenannte »Meta-DOS« an, das bis zu 32 Laufwerkpartitionen auf dem Desktop erlaubt. Auf dem Transputer war neben den üblichen Demos auch eine Version von »XWindow« zu sehen. Leider ist die Grafikausgabe des Transputers immer noch recht gemächlich. Auch die Softwareprodukte »Adimens ST« und »Calamus«, die Atari vertreibt, waren hier zu sehen. Laut Atari sollen von Calamus schon über 4000 Softwarepakete ausgeliefert worden sein.

An weiteren zwei Plattformen sah man bewährte Softwareprodukte. So zeigte Application Systems sein »Signum!«. Diese Firma nimmt in Kürze einen neuen leistungsfähigen Fonteditor namens »Scarabus« in Vertrieb. Dieser Editor soll den des Signum-Pakets nicht ersetzen, sondern wird als Zusatzprogramm extra verkauft. Die grafischen Schwerpunkte deckten Technobox mit seinem Programm »Campus Draft«, GFA mit »Castell« und Ludwig Computer mit einer 300-dpi-Scan-nerlösung für 3498 Mark ab. Die Scannersoftware von Ludwig ist in Zukunft auch mit einer Schrifterkennung ausgestattet. Das Programm Castell ist besonders auf die Bedürfnisse von Architekten zugeschnitten, während Campus Draft mehr im allgemeinen CAD-Sektor angesiedelt ist. Alles was mit Finanz-und Datenverwaltung zu tun hat, war auf dem dritten Stand versammelt. Hier stellten Com-Datentechnik seine Fibu, C.A.S.H. sein »TIM II«, Bavaria Soft seine »BSS plus«-Serie und Markt & Technik »LDW-Power« vor. Die vierte Plattform war den MS-DOS-kompatiblen Computern von Atari Vorbehalten. Der PC5, der mit einem 80386-Prozessor ausgerüstet ist, war hier das Paradepferd.

Von Atari war bei einem Presseabend zu vernehmen, daß durch die anhaltende DRAM-Knappheit derzeit bei weitem nicht genügend PCs geliefert werden können. Da die Firma ihren Hauptmarkt bei der ST-Serie sieht, werden fast alle verfügbaren DRAMs für die STs gebraucht. Der Geschäftsführer von Atari Deutschland, Alwin Stumpf, sagte bei einem Presseabend: »Wir sind nicht die Erfinder von MS-DOS und wollen es auch nicht werden!« Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch von einer Renaissance der Atari 520ST. Diese Computer bietet Atari nun ohne Monitor für 998 Mark, mit dem monochromen Monitor für 1398 Mark an. Bei diesen Angeboten ist jeweils das doppelseitige Floppylaufwerk mit 720 Kilobyte Kapazität enthalten. Besonders für den professionellen Markt liefert Atari jetzt die »Megafile«-Festplattenlaufwerke mit einer Kapazität von 30 und 60 MByte Speicherplatz. Die Preise liegen bei 1489 Mark für die 30-MByte-Platte und 1998 Mark bei dem 60-MByte-Laufwerk. Als alternative DTP-Lösung nimmt Atari weiterhin das Programm »Timeworks-Publisher« für 298 Mark in sein Lieferprogramm auf.

Sah man sich auf der Messe um, so zeigten immer mehr branchenspezifische Aussteller Lösungen auf Basis der Atari ST-Serie — so zum Beispiel die Espera-Werke GmbH aus Duisburg eine komplette Etikettendruckerei mit Mega STs. Besonders interessant war eine Anwendung von Renker GmbH & Co. KG aus Düren. Diese Firma bietet Lösungen für den werbetechnischen Bereich, so zum Beispiel für Plakatgestalter oder auch für die Messestandbeschriftung an. In Verbindung mit einem Scanner liest ein Mega ST einen Schriftzug oder auch ein Firmenlogo ein. Dieses Rasterbild wandelt er dann in ein Vektorbild. Dieses vektorisierte Bild kann nun per Programm einfach nachgearbeitet werden. Ein Spezialplotter mit einem Schneidkopf schneidet danach das Bild aus einer farbigen Klebefolie aus. So lassen sich beliebig große Aufklebe-Logos herstellen. Von der Leistungsfähigkeit dieser Kombination können Sie sich auf unserem Bild überzeugen. Unser ST-Logo — es ist oben auf jeder Referenzkarte abgedruckt —- wurde gescannt und um ein Vielfaches vergrößert aus einer Klebefolie ausgeschnitten. Dabei dauerte der Vektorisiervorgang nur etwa acht Sekunden. Diese recht spezielle Anwendung eines Ataris ist allerdings mit über 30000 Mark für das komplette Paket aus Atari, Software und Scanner nicht ganz billig.

Auf der Hardwareseite gab es eigentlich, bis auf ein sehr flaches Festplattenlaufwerk, nur bei den Druckerherstellern Neuigkeiten. Dieses Laufwerk der Firma Fujitsu zeichnet sich durch die Bauhöhe von nur einem Zoll mit einer Kapazität von mehr als 45 MByte bei einer Zugriffszeit von 25 ms aus. Auf dem Druckermarkt scheint sich eine endgültige Wende hin zu den 24-Nadel-Druckern abzuzeichnen. Kaum ein Hersteller zeigte einen neuen Neunnadler. Nur Citizen, Oki und Seikosha stellten neue Drucker in dieser Klasse vor. Auf dem Marktsegment der 24-Nadler tat sich dagegen einiges. Der Standard, den NEC mit seinem Modell P6 gesetzt hat, scheint sich allgemein durchzusetzen. Immer mehr Hersteller brachten entweder Neuauflagen ihrer bewährten Modelle, die die Druckbefehle der P6/P7-Serie verstehen, oder stellten neue Geräte vor. So bietet zum Beispiel Seikosha ihren SL-80 als SL-80 IP an, der vollkommen kompatibel zum NEC ist. Denselben Weg beschritt auch die Firma Star, indem sie die NB 24-10/15-Serie mit einer Emulation dieser Druckerfamilie ausstattete. Der Bedienungskomfort dieser Drucker ist in der Regel auch besser als der der neunnadligen Konkurrenz. Oft lassen sich sogenannte Font-Cartridges einstecken, die dem Drucker neue Schriftarten beibringen. So bietet Oki für seine neuen Drucker der Serie ML390/391 Schriftkarten an, die das Format einer Scheckkarte haben. Ebenso hat Star für seinen 24-Nadler Schriftartencartridges im Programm. Eine Neuvorstellung gab es auch bei Panasonic. Der KX-PU24 ist ebenfalls ein 24-Nadler, der sich am NEC-Standard orientiert. Als Besonderheit ist der breite Papiertransportweg dieses Druckers hervorzuheben, der es erlaubt, normales DIN-A4-Papier quer einzuspannen.

Im Bereich der »Non-Impact-Drucker« bewegte sich einiges in der unteren Preisklasse von 4000 bis etwa 7000 Mark. Gleich mehrere Hersteller taten sich hier hervor. Schneider bot seinen Laser S-Printer, der sechs Seiten pro Minute schafft und mit 512 KByte RAM ausgestattet ist, für 3998 Mark an. Seikosha stand dem nicht viel nach und stellte den OP-105A mit einer ähnlichen Ausstattung für 4700 Mark vor. Bei diesem Gerät fiel besonders die kompakte Form auf, die durch das verwendete Druckprinzip erreicht wurde. Dieser Drucker ist ein sogenannter LED-Drucker, bei dem auf die aufwendigen Spiegeloptiken herkömmlicher Laserdrucker verzichtet wurde. Für 5700 Mark zeigte C. Itoh seinen CI-5. Dieser Drucker bietet sechs residente Zeichensätze, und eine HP Laser Jet PLUS/II-Emulation. Außerdem ist er mit einem PDL-Board, das auch nachrüstbar ist, postscriptfähig. Den gleichen Weg wählte auch Fujitsu bei seinem FX 7100. Die Firma SOFHA stellte auf dem Messestand zwei Austauschplatinen vor, die unter anderem dem Laser von Fujitsu PostScript beibringen. Dabei soll der Preis deutlich unter 10000 Mark bleiben. Der RX 7100 kostet mit einer Papierzuführung 4825 Mark, ln dieser Preisregion ist auch der MT 905 von Mannesmann Tally angesiedelt.

Neues zum Thema DFÜ zeigte die Fima CTK aus Bergisch Gladbach mit ihren Geräten »CTK Speedy-Fax 9600« und »CTK Hermes W.C.M.«. Das Speedy-Fax ist ein Akustikkoppler, der mit 9600 Bit pro Sekunde arbeitet und mobiles »Faxen« erlaubt. Laut CTK soll eine Postzulassung in nächster Zeit erfolgen. Der Stückpreis für dieses Gerät beträgt 796 Mark. Für 2497 Mark ist das Hermes-Modem zu erhalten, das sich selbständig auf Baudraten von 300 bis 2400 einstellt.

(uw)



Aus: ST-Magazin 12 / 1988, Seite 6

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