Eine beeindruckende Demonstration des steigenden Interesses war die zweite Atari-Messe vom 2. bis 4. September in Düsseldorf. 111 Aussteller nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Produkte zu präsentieren. 26000 Eintrittskarten verkaufte Atari, wie viele Besucher von den 14000 verteilten Freikarten Gebrauch machten, konnte die Messeleitung nur schätzen. Am zweiten Tag erwog man sogar die Eingänge zu schließen, da beide Hallen ihre Aufnahmekapazität erreicht hatten. Es war ein regelrechter Sturm auf Atari, der drei läge lang in Düsseldorf stattfand. Erfreulich war das Engagement, nicht nur eine reine Verkaufsmesse abzuhalten, sondern auch ein Rahmenprogramm mit Workshops und Foren zu bieten.
Nicht immer standen Neuankündigungen im Vordergrund. Oft zeigten Aussteller »nur« neue verbesserte Versionen ihrer Produkte. Atari hat eindeutig die Pioniertage hinter sich, in denen eine Ankündigung die andere ablöste.
Auf dieser Messe standen erneut grafische Anwendungen im Vordergrund. Doch nicht für den Heimbereich, sondern diesmal mehr für den professionellen Anwender. Großbildschirme, Desktop Publishing, CAD und Programmieren bildeten die Schwerpunkte.
Auf einem großen Stand drehte sich alles um Desktop Publishing. Die verkaufsfertige Version von Calamus beeindruckte das Publikum. Werbewirksam hatte Atari von einer Heidelberger Firma für diesen Stand eine Druckmaschine organisiert und produzierte auf der Messe damit Tausende von Informationsblättern sowie alle Pressemitteilungen. Atari verkaufte Calamus bereits auf der Messe zum Preis von 398 Mark.
Die Version 2.1 des Macintosh-Emulators Aladin bot Softpaquet für 598 Mark, inklusive der Macintosh-ROMs, an. Aladin arbeitet jetzt auch mit dem, für Desktop Publishing unerläßlichen, 24-Zoll-Monitor von Microvision zusammen. Das Update kostet 100 Mark.
Atari hat immer noch Schwierigkeiten genügend Blitter zu produzieren. Das sogenannte Piggy-Board, die Nachrüstplatine für ältere ST-Modelle ohne Blittersockel, zeigte Atari deshalb nicht. Rolf Rocke reagierte schnell und verkaufte auf der Messe Piggy-Boards für 69 Mark. Der Handelspreis ist 79 Mark.
Genauso verhält es sich mit der Wechselplatte, die Atari auf der CeBIT präsentierte: 3K und Rhotron bieten unabhängig die Wechselplatte zwischen 3200 und 4200 Mark an.
Desktop Publishing- und CAD-Anbieter zeigten ihre Produkte auf 24-Zoll-Monitoren. Matrix und Microvision ringen mit unterschiedlichen Konzepten um die Kunden. Deutlich häufiger war der deutsche Matrix-Bildschirm zu sehen, Preis nahe 5000 Mark.
Scanner wurden in verschiedenen Varianten geboten: von 200 bis 400 dpi (Punkte pro Zoll) Auflösung. Die 200-dpi-Scanner sind dabei fast schon die »Volksversion« für nur 1200 Mark. Für den professionellen Einsatz gelten Auflösungen ab 300 dpi als Standard. Ludwig Bürotechnik, Weide Elektronik, Silver Reed, Marvin AG, TmS und Print Technik boten Geräte in unterschiedlichen Preisklassen an. Hervorragende Software für die Grauton-Bearbeitung kommt von TmS aus Regensburg. Für 599 Mark erhält man ein Programm, das besonders bei Fotovorlagen ausgezeichnete Ergebnisse liefert. Ein weiteres interessantes Tms-Produkt heißt Pixel zu Vektor. Es wandelt jede Pixelgrafik in ein Vektorbild und gestattet damit die Weiterbearbeitung mit einem CAD-Programm.
Print Technik beschert der ST-Gemeinde außer dem Kopier-Scanner einen kleinen Handscanner mit 105 Millimeter Breite für knapp 600 Mark.
Ganz zum Tenor der Scanner paßt der Trend, dem ST das Lesen zu lehren. OCR (Optical Character Recognition=Optische Zeichenerkennung) war eines der bevorzugten Gesprächsthemen. »Augur« von Marvin führt bei der angebotenen Software, liegt mit fast 3000 Mark aber auch beim Preis deutlich an der Spitze. Weitere Anbieter von
Schrifterkennungs-Software waren Computertechnik Kieck-busch mit dem integrierten Programmpaket Steve 3.0, das auch OCR-Softwareenthält sowie das jugoslawische Softwarehaus Mladinska Knjiga. Auch Print Technik und Stephan Stoske, als Teil seines neuen »Computer Aided Graphics«-Systems, planen OCR-Software.
Großen Raum in puncto Platz und Lautstärke nahmen die Aussteller von MIDI-Software und -Zubehör sin. Dominant waren C-Lab, Steinberg und Hybrid Arts. C-Lab präsentiert den Sequenzer Notator, Steinberg einige neue Editoren sowie das bewährte Steinberg III. Hybrid Arts »Megastation« unterstützt zukünftig Bands bei Live-Auftritten. Bis zu vier STs lassen sich in ein Rack integrieren und über einen Monitor und eine Tastatur steuern. Ein Realtime-Composer namens Ludwig verändert eingespielte Rhythmen in Echtzeit und stellt damit die hohe Leistung des ST unter Beweis.
Sam Tramiel kündigte für die Comdex neue ST-kompa-tible Computer-Modelle an. Wie er berichtete, arbeitet der lang erwartete, netzunabhängige Laptop bereits einwandfrei. Mit 640 x 400 Punkten bietet sein LC-Dis-play dieselbe Auflösung wie der monochrome Monitor von Atari. Alternativ zur Maus wird die Tastatur einen Trackball enthalten.
Der schnelle 68030-Computer erscheint in der Version TT und TT/X. Der TT bietet 2 MByte RAM und ist das Einstiegsmodell in die 68030-Welt. Der TT/X verfügt über 6 MByte RAM auf der Platine und ist ausbaubar auf 16 MByte RAM. Die TT-Serie bietet zwei Betriebssysteme: TOS 030 und Unix System 5 Version 3.1.
Sam Tramiel unterstrich die Aufwärtskompatibilität der neuen Modelle zur ST-Serie. Der TT kostet »weit unter 10000 Mark«. Entwicklermaschinen liefert Atari zum Jahresende aus.
Application Systems zeigte als Neuerscheinungen Daily Mail, Imagic 1.1 und die Bolo Toolbox. Daily Mail ist eine Kombination aus einfacher Textverarbeitung und kleiner Adreßverwaltung. Ideal für das schnelle Schreiben von vielen Geschäftsbriefen, da es Adressen aus dem Datenteil in einen Brief übernimmt oder schnelles Zusammenstellen von Textbausteinen durch Funktionstasten gestattet. Bereits nach einem kurzen Test erkennt man, daß hier ein Programm aus der Praxis für die Praxis entstand. Für 179 Mark sehr empfehlenswert.
Wer gerne Bolo spielt und alle Level bereits aus dem eff-eff kennt, definiert sie mit der Toolbox künftig einfach selbst.
Buchhandlung Finke aus Wuppertal bot neben der reichen Auswahl von Software für den ST von Markt & Technik auch CAD-Project für 798 Mark an, ein leistungsfähiges CAD-Programm eines Münchner Softwarehauses. Angekündigt wurde auch die Lotus-kom-patible Tabellenkalkulation LDW-Power.
Wie viele andere Aussteller so machte auch Fleimsoeth gute Umsätze. Das zum Messepreis von 150 Mark angebotene Turbo-C erwies sich als Renner. Am ersten Messetag knallten um vier Uhr die Sektkorken am Heimsoeth-Stand. Bereits zu dem Zeitpunkt war man ausverkauft und mußte aus München schnellstens nachordern.
Omikron präsentierte neben den bekannten Produkten einen neuen, vielversprechenden Assembler und Debugger für knapp 100 Mark. Für den Herbst ist eine neue, makrofähige Version geplant. Außerdem war die Libary für Finanz-Mathematik zu sehen.
Data Becker zeigte ein neues 2D-CAD für 498 Mark und ein Buch zum GFA-Basic 3.0 mit nahezu 1000 Seiten.
GFA-Systemtechnik hatte sich einen Messegag ausgedacht. Jeder Besucher konnte einen Bustransfer zum Sitz von GFA-Systemtechnik am Heerdter Sandberg gewinnen, in einem Ausstellungsraum präsentierten die Programmierer ihre jeweiligen Produkte, darunter auch die neue Version 1.2 des GFA-Assemblers. Ebenso das brandneue Statistikprogramm für 998 Mark, das gedacht ist für Hochschulen und Geisteswissenschaftler.
Wer als Besitzer eines monochromen Monitors bisher mit dem Gedanken spielte, sich einen Farbmonitor anzuschaffen, um auch die beiden anderen Grafik-Modi des Atari ST zu nutzen, dem bietet Eickmann Computer eine preiswerte Alternative: Für 249 Mark inklusive Einbau bietet die Firma einen Multisync-Umrüstsatz für den monochromen Atari-Monitor SM 124 an.
Bekannt für seine Hardwareprodukte ist Weide Elektronik. Auf der Atari-Schau debütierten allerdings zwei Programme: Die Textverarbeitung Trendy 89 für 150 Mark sowie Sinus, »Grafiken für Schüler und Studenten zum Grundstudium der Naturwissenschaften« für 79 Mark.
IBP zeigte sich vor allem von der starken Nachfrage aus dem Ausland nach seinen »Mini-STs« begeistert. Zu dem bereits bekannten 19-Zoll-ST gesellten sich unterschiedliche Versionen mit kleinen Monitoren als portable Systeme.
BSS plus von Bavaria-Soft wächst stetig. Einige neue Module ergänzen das große Programm-Puzzle und machen es durch das Netzwerk von GTI aus Berlin mehrplatzfähig.
Die Erwartungen der meisten Aussteller wurden weit übertroffen. Daß sich ein großer Druckerhersteller wie Star Micronics nicht durch einen örtlichen Händler vertreten ließ, sondern mit eigenem Stand vertreten war, demonstriert die Marktposition von Atari.
Die Aussteller zeigten sich zufrieden und meldeten bereits Interesse für das nächste Jahr an.(hb)
Aufgrund von Produktionsterminen lesen Sie in dieser Ausgabe nur einen Abriß der Informationen zur Atari Messe. In der nächsten Ausgabe präsentieren wir Ihnen alles Wissenswerte detailliert.
Wir stellen auch die beiden neuen Modelle, den Laptop und den Atari TT vor, berichten über das Rahmenprogramm mit Workshops und heißen Diskussionen über Desktop-Publishing, Computerviren und Schulsoftware.