DTP: Textdesigners Sternstunde

Der Begriff »Desktop Publishing« ist heute in aller Munde. Aber gerade Einsteiger in dieses neue Publikationsmedium stehen oft vor dem Problem der richtigen System-Konfiguration.

Als Paul Brainerd, der Entwickler des Programmes »PageMaker«, 1984 den Begriff »Desktop Publishing« ins Leben rief, waren die Einsatzgebiete dieser neuen Publikationstechnik noch nicht klar abzusehen. Heute ist das Programm PageMaker, dessen Wahrzeichen der Typograph Aldus Manuntius ist, das verbreitetste Desktop Publishing-Programm für den professionellen, aber auch für den Heimbereich. Die Einsatzgebiete für dieses »Zeitschriften gestalten am Schreibtisch« sind mittlerweile so vielfältig, daß es vor allem den Einsteigern schwerfällt, sich ein geeignetes System, bestehend aus der nötigen Hard- und Software, zusammenzustellen. Hier gilt es teilweise sehr großes Preisunterschiede zu beachten. Die Palette reicht von etwa 3500 Mark im Heimbereich bis hinauf zu 70000 Mark und mehr für ein Profisystem.

Solch ein hoher System-Prei läßt sich bei kommerziellem Einsatz leicht amortisieren. Ein Argument für einen »schnellen« Gewinn ist zum Beispiel die Zeitersparnis. Alle Arbeitsgänge beim Anfertigen einer Publikation lassen sich auf einem Computersystem zentralisieren. Korrekturarbeiten führt man sofort aus, wobei man die Änderungen direkt auf ziem Bildschirm sieht. Außerdem - entfallen Wartezeiten, die durch das Versenden der Manuskripte entstehen. Ein weiterer Grund für den Einstieg in Desktop Publishing ist das erheblich verbesserte Erscheinungsbild einer Druckvorlage. Wer häufig Geschäftsbriefe schreibt oder Informationsbroschüren entwirft, verleiht mit einem DTP-System seinen Briefen und Broschüren ein professionelles Aussehen.

Bevor man jedoch mit dem Layouten seiner Publikationen am Computer beginnt, muß man sich als erstes über die Hardwarekonfiguration Gedanken machen. Wie bereits erwähnt, gibt es hier verschiedene Preis- und Leistungsklassen. Das wichtigste Arbeitsgerät ist natürlich der Computer selbst. Um ein geeignetes Gerät auszuwählen, sollte man sich bereits vor dem Kauf darüber im klaren sein, welchen Zweck man mit der Druckvorlage verfolgt. Für eine Schülerzeitschrift wird man kaum einen 80386-AT benötigen. Hier reicht mit Sicherheit bereits ein preiswerter Heimcomputer mit Matrix-Drucker aus. Wer dagegen Informationsoder Werbebroschüren entwerfen will, dem wäre ein leistungsfähiger Computer mit größerem RAM-Speicher sowie einer Festplatte sehr zu empfehlen.

Neben dem Computer ist die Wahl des richtigen Bildschirmes äußerst wichtig. Für DTP-Anwendungen sind hochauflösende Schwarzweiß-Monitore am günstigsten. Sie stellen die Konturen von Grafiken und die Schriftzeichen am besten dar. Die Bildschirmgröße und das Format der Bildröhre sind dem Geschmack und dem Geldbeutel des Anwenders überlassen. Ein 19-Zoll-Monitor ist einem 14-Zoll-Monitor natürlich vorzuziehen. Außerdem sind Monitore, die die Vorlage im DIN A4-Format anzeigen und eine vertikale Bildröhre besitzen, günstiger beim Aufbau einer Druckseite, da man die komplette Seite überblickt.

Desktop Publishing wäre kein »publishing«, wenn man seine Ergebnisse nicht drucken könnte. Matrix-Drucker mit 9 oder 24 Nadeln sind für einfache Ansprüche geeignet. Sie bringen neben dem Text auch Grafiken in ausreichender Qualität zu Papier und haben den Vorteil, daß sie im Vergleich zu Laserdruckern preislich sehr günstig liegen. Schon für 600 bis 800 Mark ist ein Matrixdrucker erhältlich. Wer höhere Ansprüche an sein Druckbild stellt, wird sich für einen Laserdrucker entscheiden, mit dem den Publikationen dann kaum noch Grenzen gesetzt sind. Ob Grafik, Strichzeichnung oder Text, der Laser läßt alles in einem sauberen Bild erscheinen. Mit einer Auflösung von 300 dpi (dots per inch) und mehr sehen die Druckseiten fast schon wie konventionell gedruckt aus. Solch eine Leistung hat natürlich ihren Preis. Ab 2000 Mark bis hinauf zu 20000 Mark kosten solche Laserdrucker. Außerdem ist ihr Unterhalt nicht gerade billig. Zu den Wartungskosten muß man noch die Ausgaben für die Tonerkassetten und die anfällige Drucktrommel rechnen.

Die Krönung der Ausgabegeräte für DTP-Druckvorlagen ist aber unangefochten der Laserbelichter. Laserbelichter bieten eine Auflösung von 1200 dpi bis 2500 dpi. Deshalb lassen sich selbst mit einer Lupe keine der bekannten »Treppen« an den Buchstaben feststellen. Da solch ein Laserbelichter etwa 150000 Mark kostet, liegt er preislich wohl für die meisten DTP-Anwender jenseits von Gut und Böse. Man braucht aber nicht auf einen derartigen Luxus-Ausdruck verzichten, da einem viele Belichtungsstudios diesen Arbeitsgang zu einem angemessenen Preis abnehmen.

Der zweite und wohl wichtigste Punkt in einem DTP-System ist die Software. Ein gutes Desktop Publishing Programm, auch Seiten-Layout-Programm genannt, besitzt einen Texteditor und einen Layout Teil. Somit ist man mit einem Programm in der Lage, Texte zu schreiben oder zu ändern und gleichzeitig eine Layoutseite aufzubauen. Funktionen, die außerdem jedes DTP-Programm beherrschen sollte, sind das Umbrechen einer Seite, das nachträgliche Einbinden von Grafiken sowie das Umlaufen des Textes um eine nicht-symmetrische Grafik. Doch wie gelangt man nun von einer Idee zur fertigen Publikation? Der erste Schritt ist selbstverständlich das Schreiben des Textes. Hier bleibt es dem Anwender überlassen, ob er ein eigenständiges Textprogramm verwendet oder seinen Text direkt auf eine im DTP-Programm definierte Seite, die sogenannten Stammseiten, schreibt.

Der nächste Schritt ist, wenn nicht bereits geschehen, das Editieren des Textes im Layout-Programm. Man versteht darunter das »Einfließen Lassen« des Textes in eine Seite, die in eine bis vier Spalten unterteilt ist. Anschließend bindet man die Grafiken oder Bilder in den Fließtext ein. Diese Bilder entstanden entweder mit Hilfe eines Grafikprogrammes oder wurden gescannt.

Im darauffolgenden Layout ist der Anwender in der Lage, den Text oder die Grafiken nach seinen Vorstellungen oder nach den Wünschen eines Kunden zu plazieren. Hier sind nur durch die Systemkonfiguration oder die spätere Drucktechnik Grenzen gesetzt.

Nach diesen Arbeitsschritten und der anschließenden Endkorrektur wird die Publikation gedruckt. Diese Arbeitsgänge lassen erkennen, wie einfach es ist, mit einem Computer und einem geeigneten Programm schnell und unkompliziert eine perfekte Druckvorlage zu erzeugen. Hier liegt auch der Grund, wieso heute Anzeigenblätter, Grafik-Designer, PR-Agenturen oder Seminarveranstalter ihre Manuskripte mit dieser neuen Technik gestalten. (uh)


Jörg Binz
Aus: ST-Magazin 08 / 1988, Seite 116

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