Bits in Silizium: Dela EPROMer für 149 Mark

Wer sich die Handbücher seines STs einmal genauer durchgelesen hat, ist sicher auf Begriffe wie ROM-Port, Steckmodul oder ROM-Betriebssystem gestoßen. All diese neudeutschen Schlagwörter haben eines gemeinsam: sie beziehen sich auf sogenannte Festwertspeicher.

Das EPROM-Set: Mit dem EPROMer lassen sich die meisten Typen brennen, von der ROM-Disk (links) sind die Daten jederzeit abrufbereit

Festwertspeicher sind sogenannte »nichtflüchtige Speicher«, das heißt ihr Inhalt bleibt auch nach dem Abschalten des Computers erhalten.

Im wesentlichen werden zwei Gruppen unterschieden: ROMs als Nurlesespeicher (Read Only Memory), und EPROMs als löschbarer Nurlesespeicher (Erasable and Programmable Read Only Memory). Letztere sind interessanter, da sie sich mehrfach programmieren lassen. Beschriebene EPROMs werden durch die Bestrahlung mit UV-Licht wieder gelöscht.

Voraussetzung für die Programmierung eines EPROMs ist ein sogenannter EPROMer. Dieses Gerät erlaubt es, eigenen Programmcode oder Daten in das EPROM zu übertragen oder umgekehrt das EPROM auszulesen.

Die Firma Dela Elektronik hat einen solchen EPROMer entwickelt. Mit ihm lassen sich fast alle gängigen EPROM-Typen bearbeiten.

Der EPROMer besteht aus einem kompakten Modulgehäuse mit der obligatorischen Nullkraftfassung, und wird über den ROM-Port mit dem ST verbunden. Alle Funktionen sind softwaregesteuert. Die völlige Softwaresteuerung erhöht die Betriebssicherheit, da so auf Schalter oder ähnliche Funktionselemente verzichtet wird. Der Dela-EPROMer bearbeitet die EPROM-Typen 2764, 27128, 27256, 27512, 27513 und 27011 (Megabit-EPROM). Die Ziffern nach der Typenbezeichnung »27« bezeichnen dabei in der Regel die Speichergröße in KBit. Leider wurde auf die Typen 2716 und 2732 verzichtet. Ihre Anwendung ist zwar im ST wenig sinnvoll, aber sie sind häufig in älteren Computern wie dem Apple II oder auf Steuer-Computern anzutreffen. Neben den EPROMs lassen sich natürlich auch ganz gewöhnliche ROMs, wie zum Beispiel die des ST-Betriebssystems, einlesen.

Als Programmierspannungen stehen 12,5 und 21 Volt zur Verfügung.

Ein Sperrwandler erzeugt diese Spannungen intern aus 5 Volt, wodurch ein extra Netzteil glücklicherweise entfällt. Als problematisch kann sich hierbei die softwaregesteuerte Auswahl der Programmierspannung erweisen.

Falls ein EPROM beim Systemcrash oder Abschalten des STs versehentlich in der Fassung des EPROMers verbleibt, droht dem EPROM durch den zeitweise Undefinierten ROM-Port ein schnelles Ende in der Computerschrottkiste. Gerade bei den heutigen Preisen für 64K-EPROMs möchte wohl jeder auf so eine Erfahrung verzichten.

Auch eine entsprechende Warnmeldung der Software mit dem Hinweis, das EPROM unbedingt vor dem Verlassen des Programms aus der Fassung zu nehmen, nützt da nur wenig. Bis auf diese systembedingte Schwäche, läßt sich der Hardware eine solide Verarbeitung und Funktionstüchtigkeit bescheinigen.

F1 Hilfe zum Umgang mit folgenden Menüpunkten F2 Programmierung eines EPROMs F3 Wiederhole die letzte Programmierung F4 Teste, ob das EPROM gelöscht ist F5 Vergleiche den EPROM-Inhalt mit dem Pufferinhalt F6 Lies den EPROM-Inhalt in den Puffer F7 Lade eine Datei in den Puffer F8 Speichere eine Datei aus dem Puffer auf Diskette F9 Zeige den Puffer Notizblock F10 Lösche einen Notizblockeintrag F11 Zeige den Fileselector F12 Aktiviere den Modulgenerator F13 Aktiviere den Puffer Editor F14 Invertiere den Bildschirm F15 Teste die Hardware des EPROMers F16 Sonderfunktionen F17 Werbung F18 Ende F2 - Der Kern des Ganzen ist das EPROM-Programm-Menü. Es enthält die EPROM-Auswahl, die Adreßbestimmung, den Programmieralgorithmus und die Wahl der jeweiligen Programmierspannung. F3 — Für die Serienprogrammierung der EPROMs erforderlich. Alle eingestellten Parameter bleiben erhalten. F4 — Bei einem fabrikneuen oder vollständig gelöschten EPROM sollten alle Datenbits gesetzt, also logisch Eins sein. Andernfalls läßt sich die jeweilige Speicherzelle nicht brennen. Mit F4 prüft der EPROMer diesen Zustand. F5 — Verify-Funktion, bei der der EPROM-Inhalt byteweise mit dem Pufferinhalt verglichen wird. F6 — Einlesen der Speicherbausteine. Auch die ST-ROMs lassen sich so in den Speicher einlesen. F7 — Laden einer Binärdatei an eine beliebige Adresse des Puffers. Die Auswahl des Files erfolgt über die Fileselector-Box. F8 — Speicherfunktion, um gelesene oder bearbeitete EPROM-Files auf Diskette abzulegen. F9 — Eine sinnvolle Einrichtung, die einen kurzen Überblick über die zuletzt bearbeiteten Files im Puffer erlaubt. F10 — Löscht den letzten Eintrag aus dem Notizblock. F11 — Aktiviert den Fileselector für einen Diskettenüberblick. F12 — Noch nicht vorhanden. F13 — Ruft den Puffereditor auf. Der Puffereditor erzeugt ein sogenanntes Hexdump (hexadezimales Listing) der geladenen Datei. Mit ihm werden kleinere Veränderungen der Datenbytes vorgenommen. F14 — Die EPROM-Software startet mit invertiertem Bildschirm, also weiße Schritt auf schwarzem Hintergrund. Mit F14 läßt sich der Normalzustand wieder herstellen. F15 — Funktion, mit der sich unter anderem die Programmierspannung (Vpp) direkt einschalten und somit per Vielfachinstrument überprüfen läßt. F16 — Reserviert F17 — Überflüssige Produktwerbung F18 — Rücksprung ins Desk-top.

Der Dela-EPROMer wird über die Funktionstasten gesteuert. Die Tabelle zeigt, wie die einzelnen Tasten belegt sind.

Die Treibersoftware, die übrigens Public Domain ist, wird zusammen mit der Anleitung auf Diskette geliefert.

Sie ist nicht in GEM eingebunden, die Bedienung erfolgt also nur über die Tastatur und die Funktionstasten. Da sich die Menüs weitgehend selbst erklären, bezieht sich die Anleitung mehr auf den allgemeinen Umgang mit dem EPROMer.

Alle Hardwareregister und deren Funktionen sind dokumentiert, so daß für Softwarefreaks das Schreiben eigener Treiber kein Problem sein sollte.

Dem Anwender steht ein maximal 256 KByte großer Arbeitsspeicher (Puffer) zur Verfügung, über den alle Programmierfunktionen abgewickelt werden. Mit dem sogenannten Puffereditor lassen sich einzelne Speicherstellen ändern und Blockbereiche kopieren oder löschen.

Anwenderfreundlich ist die Wahl der Programmierspannung gestaltet.

Neben der manuellen Eingabe kann man die Auswahl der Programmierspannung auch automatisch dem EPROMer überlassen. Besonders bei EPROMs mit fehlender Spannungsangabe ist dies ein sehr nützliches Feature.

Zum Aufbringen der Ladung (»Brennen«) stehen insgesamt zwölf, zum Teil »intelligente« Algorithmen zur Verfügung. »Intelligent« heißt in diesem Fall, daß nicht mit den aus der Computer-Steinzeit bekannten konstanten 50ms Impulszeit gebrannt wird, sondern statt dessen mit nur 2ms Impulszeit, bis das EPROM den zugewiesenen Wert annimmt. Dadurch verkürzt sich die Brennzeit erheblich. Je nach EPROM-Typ benötigen die Algorithmen unterschiedliche Programmierzeiten. Das Lesen eines 32-KByte-EPROMs dauert immerhin etwa 13 Sekunden. Die Brennzeit beträgt für das gleiche EPROM etwa 135 Sekunden bei einem optimierenden Brennzyklus. Der Dela-EPROMer ist auf die 8-und 16-Bit-Programmierung eingerichtet. Wahlweise lassen sich gerade, ungerade oder direkt aufeinanderfolgende Datenbytes des Puffers brennen.

Die Software läuft nur in der hohen und mittleren Auflösung.

Alle Betriebsmodi werden über Funktionstasten aufgerufen. Das ist zwar eine praktikable, jedoch nicht zur Übersichtlichkeit beitragende Lösung. Bei der getesteten Version 0.92 steckt in der Befehlsabfrage noch ein kleiner Bug. Der bietet so lange Menüs seiner Wahl, bis der Anwender entnervt einen Reset ausführt. Glücklicherweise tritt dieser Fehler nur selten in Erscheinung, so daß ein halbwegs störungsfreies Arbeiten gewährleistet ist. Außerdem existiert ein kostenloser Updateservice, in dem sich der Programmierer bereit erklärt, seine Bugs in Zukunft besser zu verstecken.

Nach dem Programmstart bietet das Hauptmenü die Wahl zwischen 18 Funktionen, die im linken Kasten wiedergegeben sind. Rechts daneben finden Sie eine kurze Beschreibung der wichtigsten Funktionen.

Ab F11 sind alle folgenden Funktionstasten zusammen mit der Shift-Taste zu erreichen.

Früher, als die Anwender von EPROMern noch ein kleines elitäres Grüppchen von Assembler-Profis waren, diente der EPROMer als Bestandteil eines Entwicklungssystems oder der Programmierung von Steuer-Computern. Die Beherrschung der Assembler-Sprache war unabdingbare Voraussetzung für die Programmierung von EPROM-fähigem Code. Assembler war notwendig, da nur sehr wenig Speicherkapazität bereit stand. Mit 2 KByte mußte man in der Regel auskommen. Der anfangs noch sehr hohe Preis tat ein übriges, um die Verbreitung des Speichermediums einzuschränken. Durch die Entwicklung am Halbleitermarkt der letzten Jahre hat sich diese Situation grundlegend geändert. Sinkende Preise bei gleichzeitiger Vergrößerung der Speicherkapazität haben das Einsatzspektrum des EPROMs erheblich vergrößert.

So ist es zum Beispiel heute mit keinen großen Kosten verbunden, das ganze ST-Betriebssystem auf EPROMs zu brennen, wobei individuelle Änderungen, wie das Booten mit 60 Hz, kein Problem mehr sind. Auch zukünftige TOS-Versionen wie das Mega-TOS finden in EPROMs Platz. Ein anderes Feld öffnet sich im Bereich der ROM-Module. Da das Betriebssystem des ST die Einbindung von Modulsoftware bis zu 128 KByte gestattet, lassen sich bei entsprechender Anpassung Programme aus dem ROM-Port starten. Omikron Basic oder der Macintosh-Emulator »Aladin« sind Beispiele einer solchen Anwendung. Zuverlässigkeit und kurze Ladezeiten sind die Vorteile einer solchen Lösung. Der Anwender darf sich allerdings nicht der Illusion hingeben, Speicherplatz zu sparen, denn üblicherweise betrachtet der ST den EPROM-Speicher als ROM-Disk: Ein neues Icon namens »ROM-Disk« erscheint auf der Bildfläche, das angeklickt wie ein externes Laufwerk reagiert und seine Programme zunächst ins RAM transportiert, um sie von dort aus wie gehabt zu starten. Oft besteht der Wunsch, eigene Programme am ROM-Port zu betreiben. Für diese Zwecke bietet Dela-Elektronik eine EPROM-Disk an. Die ST-seitige Speicherobergrenze von 128 KByte wurde allerdings durch geschickte Schaltungsauslegung auf 1 MByte vergrößert. Damit lassen sich auch komplexere Programme wie ein C-Compiler oder »1st Word« aus der EPROM-Disk starten. Ein mitgeliefertes ROM-Disk Kopierprogramm macht es relativ einfach, das Programm in passende EPROM-Files zu zerlegen, ohne daß der geplagte Anwender sich um irgendwelche Adreßberechnungen kümmern muß. Auf Wunsch lassen sich sogar Programme aus dem Auto-Ordner oder Desk-Accessories booten.

Insgesamt betrachtet, erschwert die Inkompatibilität zu einigen EPROM-Typen und EEPROMs (die elektrisch gelöscht werden) und das Fehlen jedweder Schutzschaltung den professionellen Einsatz des Dela-EPROMers sehr. Weiterhin sind gerade bei der Software noch einige Verbesserungen speziell im Bereich der Benutzeroberfläche sowie eine Optimierung der Lesegeschwindigkeit wünschenswert.

Der Dela-EPROMer erwies sich während des Tests jedoch als durchaus brauchbares Programmiergerät. Für Anwender, die nur hin und wieder ein EPROM brennen, oder ihn im Zusammenhang mit der EPROM-Disk betreiben, ist er vor allem wegen seines Preises von 149 Mark eine günstige Alternative. (am)

Dela-Elektronik, Bürkleinstraße 10, 8000 München 22

Steckbrief
Name:Dela-EPROMer
Preis:149 Mark
Hersteller:Dela-Elektronik
EPROM-Typen:2764, 27128, 27256, 27512, 27513, 27011
Programmierspannung:12,5 V, 12 V
Lesezeit für 32 KBit:13 s
Pufferspeicher:256 KByte vom ST

Stärken:
□ günstiger Preis □ kompakte, solide Verarbeitung □ einfache Bedienung
Schwächen:
□ verarbeitet nicht alle EPROMs □ Software nicht sehr ausgereift □ langsame Lesegeschwindigkeit
Steckbrief
Name:Dela-EPROM-Disk
Preis:99 Mark
Hersteller:Dela-Elektronik
kompatible EPROM-Typen:27256, 27512
Kapazität:10 Sockel, 8 für Programme nutzbar, maximal 512 KByte, optional 1 MByte mit Aboveboard
Lesegeschwindigkeit:zirka 1,5 MByte/s

Stärken:
□ günstiger Preis □ Speichergrenze von 128 KByte auf 1 MByte erhöht □ einfache Generierung der EPROM-Files
Schwächen:
□ kein Gehäuse

Frank Gehrke
Aus: ST-Magazin 07 / 1988, Seite 24

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