Die Wege zum Atari ST

Als ST-Interessierter haben Sie sicher auch schon einmal überlegt, welches das beste ST-System für Sie ist. Dieser Bericht soll eine Hilfe für Unentschiedene sein und allen Interessierten den Weg zum richtigen System zeigen.

Die erste und wichtigste Frage vor dem Kauf eines Computers ist, für welche Aufgaben Sie das System hauptsächlich einsetzen wollen. In der ST-Familie haben sich mittlerweile drei Schwerpunkte herauskristallisiert, die die derzeit angebotenen Computer abdecken:

  1. Spiele und Grafik
  2. Anwendungen im Heimbereich
  3. Anwendungen im professionellen Bereich.

Haben Sie sich für ihren persönlichen Schwerpunkt entschieden, ist es für Umsteiger von Interesse, wie weit Sie bereits vorhandene Hardware weiternutzen können.

Der preiswerte 520 STM mit Fernsehausgang ist besonders für Spielefans attraktiv

Farbfernseher mit Scartanschluß (21polige Euro-AV Buchse) und Farbmonitore mit RGB-Analog-Eingang lassen sich mit dem richtigen Kabel problemlos am ST betreiben. Diskettenlaufwerke sollten 3,5-Zoll-Format haben, da Atari offiziell nur dieses unterstützt. Einen bereits vorhandenen Monochrom-Monitor sollten Sie schnell verkaufen, da er sich, wenn überhaupt, nur mit großem technischen Aufwand an den Atari ST anpassen läßt. Mit einer schlechteren Bildqualität als beim Atari Monitor SM 124 ist in jedem Fall zu rechnen.

Die verschiedenen STs

Die ST-Palette teilt sich in eine Gerätefamilie zwischen 500 und 4000 Mark auf. Die preiswertesten STs sind der 520 ST und der 520 STM. Als Restposten werden noch 260 STs angeboten, die Atari aus Marketinggründen in die Bezeichnung 520 ST umtaufte und mit einem fest installierten Betriebssystem versah.

Was bieten diese Computer nun? Der 520 ST verfügt über 512 KByte RAM-Speicher und das Betriebssystem (TOS) im Festwertspeicher (ROM). Der 520 STM (M wie »Modulator«) hat zusätzlich noch einen HF-Modulator eingebaut, der den Anschluß an jeden Farbfernseher erlaubt.

Beim Kauf so eines STs sollten Sie sich vorher über den Ausbau des Speichers erkundigen. Aufgrund des geringen Preises für RAM-Speicher hat sich der 1 MByte ST als Standard durchgesetzt. Obwohl sich die Preise für RAM-Chips in den letzten Monaten mehr als verdoppelt haben, ist zum vernünftigen Arbeiten der Zukauf einer RAM-Erweiterung dringend zu empfehlen. Aufrüstungen auf 1 MByte werden von zahlreichen Drittan-bietern für etwa 250 Mark angeboten.

Mit 1 MByte Arbeitsspeicher, eingebautem Diskettenlaufwerk und gutem Monitor ist der 1040er für Heimanwendungen prädestiniert.

Bei den 520ern befindet sich die Spannungsversorgung extern in einem separaten Netzteil, was einen störungsfreien Betrieb gewährleistet.

Vorsicht bei Komplettangeboten: Nicht alles ist zu gebrauchen. Ein Set, bestehend aus dem 520 STM und dem einseitigem Diskettenlaufwerk SF-354, nützt herzlich wenig. Einseitige Laufwerke finden langfristig bestenfalls als Bücherstütze eine sinnvolle Verwendung. Sie sind am Atari ST überflüssig.

Einerseits bieten Fremdanbieter gute doppelseitige Diskettenlaufwerke zum gleichen Preis an. Andererseits kommt das einseitige Laufwerk im Unterhalt sehr viel teurer, da Sie im Vergleich für denselben Datenbestand doppelt so viele Disketten kaufen müssen. Ein Preisvorteil von beispielsweise 100 Mark ist also schon nach zirka 20 Disketten ausgeschöpft. Schätzungsweise 90 Prozent der deutschen ST Anwender arbeiten heute mit einem doppelseitigen Laufwerk.

In der Mittelklasse regiert der 1040 STF. Dieser ST verfügt über 1 MByte RAM-Speicher, TOS im ROM und ein eingebautes, doppelseitiges Diskettenlaufwerk. Da sich auch die Spannungsversorgung beim 1040 STF im Gerät befindet, fallt er sehr viel kompakter aus, als seine preiswerten Brüder. Kompaktlösungen haben aber auch Ihre Nachteile: Das Netzteil im Gehäuse erzeugt Wärme, die unter Umständen die Betriebssicherheit des Computers beeinflußt. Leider gehört das eingebaute Atari-Laufwerk nicht zu den leisesten und zuverlässigsten. Beim Ausfall einer Komponente muß das ganze System zur Reparatur. Auch diese Faktoren sollten Sie bei Ihren Kaufüberlegungen berücksichtigen.

Der letzte in der Runde ist auch der Neueste: der Mega ST. Der Mega ST hat 2 oder 4 MByte Arbeitsspeicher. Das doppelseitige Diskettenlaufwerk und das eingebaute Netzteil sind in einem relativ großen Gehäuse mit Lüfter untergebracht. Die Megas verfügen über eine Batteriegepufferte Echzeituhr, sind für den Blitter-Grafikchip vorbereitet (Blitter-TOS und Sockel) und werden von Atari mit dem Monochrom-Monitor ausgeliefert. Übrigens verfügen alle neuen STs seit einigen Monaten über das Blitter-TOS.

Bei Spielen kommt es natürlich auf die Farbe an. Wie die Farbe nun vom Computer zum Bildschirm kommt, hängt von den vorhandenen Gegebenheiten ab. Wenn ein Farbfernseher vorhanden ist, so gibt es zwei Arten, den ST anzuschließen. Bei einem STM ist ein Anschluß an die Antennenbuchse problemlos und führt zu einer ansehnlichen Bildqualität, die für Spiele befriedigend ist. Ein HF-Modulator ist auch als Zubehör zu erhalten, aber leider nicht ganz billig. Er kostet in der Regel um 200 Mark.

Ist ein Fernseher mit Scartanschluß vorhanden, so ergibt sich eine noch bessere und billigere Art der Farbbildwiedergabe.

Einzige zusätzliche »Hardware« ist ein Scartkabel für zirka 40 Mark, das Ihren ST mit dem Scart-Fernseher verbindet. Beim Kauf eines Scartkabels, das nicht von Atari stammt, sollten Sie sich erkundigen, ob die Schaltspannung vorhanden ist. Ältere 520- oder 260 ST-Modelle verfügen über gar keine Schaltspannung an der Monitorbuchse. Der Betrieb eines Scart-Fernsehers kommt hier nicht in Frage. In diesem Fall sollten Sie sich an Ihren Fachhändler wenden.

Beim Kauf eines Farbmonitors ist der Atari-Farbmonitor SC-1224 leider nicht die beste Wahl. Dieser Monitor läßt sich ohne größere Umbauarbeiten nur am Atari ST anschließen und ist somit bei einem späteren Neukauf schlecht zu verkaufen. Farbfernseher und Farbmonito-re der Firma Sony, aber auch Multisync-Monitore von NEC, bringen gute Ergebnisse mit dem ST. Sonys Farbfernseher mit Scartanschluß bieten durch die »Trinitron«-Bildröhren oft eine bessere Bildqualität als ein billiger Farbmonitor. Multisync-Monitore erlauben die Darstellung aller Auflösungen des ST. Ab 1500 Mark bekommen Sie einen Farbmonitor, der auch die hohen Ablenkfrequenzen von Ataris monochromen Monitor verkraftet. Eine minimal schlechtere Bildqualität als auf dem originalen Monochrom-Monitor müssen Sie jedoch in Kauf nehmen.

Die Mega STs wenden sich mit ihrer guten Tastatur und dem großen Speicher an Profi-Anwender.

Spielefans werden nicht mehr als einen preiswerten 520 ST oder 520 STM benötigen. Die Wahl hängt nicht nur von der Ausstattung (mit oder ohne Scart-Buchse) des bereits vorhandenen Fernsehers ab: Gerade bei den billigen STs läßt sich durch Sonderangebote oft ein günstiges Preisschnäppchen schlagen. Auch Spieler sollten den Kauf einer Speichererweiterung in Erwägung ziehen, da viele Spiele mit digitalisiertem Sound 1 MByte RAM benötigen.

Für Anwendungen im Heimbereich empfehlen wir den 1040 ST. mit hochauflösendem SM 124 Monochrom-Monitor. Im Bereich der Monochrom-Monitore setzt der für den ST entwickelte SM-124 Maßstäbe. Sowohl das scharfe, flackerfreie Schwarzweiß-Bild als auch die niedrigen Anschaffungskosten heben ihn hervor. Von längeren Arbeiten am ST ohne diesen Monitor raten wir ab.

Was ist ein Computer wert, wenn sich die Ergebnisse nicht vorzeigen lassen. Es muß also ein Drucker her. Auch hier hängt die richtige Wahl von der Art der Anwendung ab. Für den Programmierer, der nur seine Listings und hin und wieder einen Brief ausdrucken möchte, reicht ein 9-Nadel-Drucker vollkommen aus. Bei höheren Ansprüchen an die Schriftqualität, sollten Sie sich für einen 24-Nadel-Drucker entscheiden. Bei den 9-Nadel-Druckern hat sich auch beim Atari ST der Epson-Standard durchgesetzt. Ihr neuer Drucker sollte diesen Standard unterstützen. Der NEC P6 hat bei den 24-Nadel-Druckern die größte Verbreitung erreicht.

Der Betrieb von Ataris Laserdrucker am 1040 STF ist nicht sehr sinnvoll, da sich die 1 MByte RAM des 1040ers in der täglichen Arbeit als unzureichend erweisen. Die Bildaufbereitung für Ataris Laser SLM 804 erfolgt im Speicher des ST. Ein Mega ST ist für den Laserdrucker deshalb dringend zu empfehlen.

Bei intensivem Einsatz des STs macht eine Festplatte das Leben leichter. Komplettlösungen werden von Atari und Fremdanbietern angeboten. Preiswerter, aber mit einiger Bastelei verbunden, ist der Kauf eines Host-Adapters für etwa 300 Mark. Diese Host-Adapter erlauben den Anschluß preiswerter PC-Festplatten.

Als nützlich erweist sich außerdem weitere Peripherie, wie wir sie im Artikel »Praktisches Zubehör für den ST« zusammengestellt haben.

Für Anwendungen im professionellen Bereich ist der Mega ST gedacht.

Der Mega ST verfügt neben einem Speicher von 2 oder 4 MByte über eine Echtzeituhr und das doppelseitige Atari-Laufwerk. Der Monochrom-Monitor gehört zum Lieferumfang des Mega ST, ein HF-Modulator ist nicht eingebaut.

Der Mega ST eignet sich serienmäßig am ehesten für den Betrieb mit dem SLM804 Laserdrucker.

Einkauftips

Beim Kauf und dem Zusammenstellen des Wunschsystems heißt es Augen auf: Im Endverkauf gibt es beachtliche Preisunterschiede. Hat Händler A den 520 ST zu einem Superpreis, so bedeutet dies noch lange nicht, daß auch das weitere Zubehör preiswert ist. Umschauen lohnt sich also immer. (am)

# Der Heimarbeiter

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# Der Professionelle

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# Der Spieler

Preisbeispiel:


Jens Groth
Aus: ST-Magazin 07 / 1988, Seite 30

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