NEC P6 Plus und P7 Plus: Das große Plus

Es war ein sonniger Tag, als wir uns auf den Weg zur deutschen Zentrale des NEC-Konzerns machten. Doch weniger das schöne Wetter als vielmehr die neue Nadeldrucker-Serie des japanischen Elektronikriesen interessierte uns in jenem Augenblick.

Karl-Dieter Angermaier, Supervisor der Abteilung Drucker, und Karl Stadler, Application Engineer und Autor der Pinwriter Handbücher, standen uns zu den neuen Druckern Rede und Antwort.

Die Pinwriter Plus-Serie besteht zur Zeit aus dem NEC P6 Plus und dem P7 Plus. Sie lösen die jetzigen Pinwriter P6 und P7 ab. Wie bisher steht auch der P7 Plus für die D1N-A3-Variante des P6 Plus. Preismäßig bewegt sich der P6 Plus in der Grundausstattung bei etwa 2000 Mark. Die Serienfertigung der neuen Drucker beginnt im Mai. Im Juni ist mit der Auslieferung der ersten Geräte zu rechnen.

Die übersichtliche Innenarchitektur der Plus-Reihe

80-KByte-Datenpuffer gehören zur Serienausstattung der neuen Pinwriter. Sollten eigene Zeichensätze in den Drucker geladen werden, verringert sich der Datenpuffer auf 48 KByte. In die abgezweigten 32 KByte lassen sich wahlweise zwei Fonts mit je 128 oder ein Font mit 256 Zeichen laden. Fertige Zeichensätze werden über Fontcards in Scheckkartengröße ergänzt. NEC erwartet innerhalb des nächsten halben Jahres sechs bis sieben Fontcards. Eine dieser Cards erlaubt mit jeder Textverarbeitung den Druck in einer Auflösung von 360 Punkten pro Quadratzoll. Ausdrucke in dieser Schriftqualität sind für viele ST-Anwender allerdings nichts Neues, da die Textverarbeitung »Signum« schon lange diese Fähigkeit der Pinwriter nutzt. Übrigens auch nicht für Karl Stadler, der bisher alle Pinwriter- Handbücher auf dem ST mit Signum und einem P6 schrieb. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger bietet NEC für den P6 Plus eine optionale Farbnachrüstung an, die mit zwei Handgriffen eingebaut ist. Neu ist bei der Plus-Serie auch der flexible Papiertransport des Schubtraktors: Er verarbeitet sowohl Einzelblätter als auch Endlospapier. Zwischen den Papierarten wird per Hebel umgeschaltet. Beim Wechsel zum Einzelblattbetrieb ziehen die neuen Pinwriter das Endlospapier in eine Parkposition zurück. Auch der Papierabriß wurde komfortabler: Bei Bedarf transportiert der Drucker das Papier an die Abrißkante, nach der Abtrennung des Blattes zieht er die einliegende Papierbahn an die ursprüngliche Druckposition zurück. Besitzer bereits vorhandener Pinwriter-Peripherie, wie zum Beispiel des nicht gerade billigen vollautomatischen Einzelblatteinzuges, müssen einen Wermutstropfen in Kauf nehmen: Sie ist zur Plus-Serie inkompatibel. Der Zugewinn an Druckgeschwindigkeit ist hauptsächlich dem verwendeten 16-Bit-V50-Prozessor zu verdanken, der zu dem Intel 80186-Prozessor kompatibel ist. Die Plus-Pinwriter tabulieren bedeutend schneller als ihre Vorgänger und verfügen über eine Druckwegoptimierung, die auch der verbesserten und auf jahrelange Erfahrung basierenden Firmware (Drucker-Software, knapp unter 100 KByte Länge) zu verdanken ist. Die Auswahl an Steuersequenzen wurde bei der neuen Firmware erweitert. Die Druckgeschwindigkeit liegt bei 265 Zeichen pro Sekunde (Draft) und 75 Zeichen/s (NLQ). Die Mechanik der Pinwriter ist im wesentlichen gleich geblieben. NEC fertigt die Plus-Serie in kostengünstiger SMD-Technik (Surface Mounted Device).

Die endgültige Version des Pinwriters unterstützt einen zweiten Grafikdruck-Modus für den Langzeitdruck, der sich in der Ergebnisqualität nur unwesentlich vom 360-Punkte-Modus unterscheidet, dafür aber die Mechanik weniger beansprucht.

NEC P6 Plus: Design-Mischung aus P6 und P2200

Übernommen hat man die solide Schalldämpfung, die dem vorgeführten Prototypen allerdings noch fehlte. Verschwunden ist die im Gehäuseboden eingelassene Digitalanzeige, auch die drei seitlichen Tasten befinden sich nicht mehr an ihrem alten Platz. Statt dessen sind alle Bedienungselemente und die Digitalanzeige auf der Stirnseite des Druckers untergebracht. Die Einstellung für die Anzahl der Durchschläge befindet sich jetzt auch nicht mehr unterhalb des Druckkopfes: Ein seitlicher Hebel sorgt nun für leichte Bedienbarkeit. In puncto Benutzerfreundlichkeit hat sich aber noch mehr getan: DIP-Schalter sind abgeschafft und durch menügesteuerte Druckersoftware ersetzt. Alle Menüs und Dialoge bringt der neue Pinwriter während der Einstellung zu Papier.

Eine parallele Schnittstelle gehört zur Serienausstattung jedes Pinwriters. Über einen freien Port läßt sich eine serielle Schnittstelle nachrüsten. Für Apple-Anwender dürfte interessant sein, daß NEC für den freien Port in Kürze ein Macintosh-Interface ankündigt.

Der Druckkopf ist insgesamt etwas kompakter als beim P6 ausgefallen. Der Nadeldurchmesser liegt allerdings immer noch bei 0,2 mm. Die Legierung dieser Nadeln wurde verbessert und entspricht der des teureren NEC P5. Die Frage, ob NEC etwas mit einem 48-Nadel-Drucker im Sinn habe, löst nur ein schmunzelndes »Da wollen wir nicht nein sagen« als Antwort aus: »Wenn Epson es fertigbringt, den 48-Nadler für 2000 und nicht für 5500 Mark anzubieten, dann werden wir garantiert etwas bringen. Da können Sie drauf wetten.«


Tarik Ahmia
Aus: ST-Magazin 06 / 1988, Seite 41

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