»Literat«, eine Literaturverwaltung unter Adimens ST: Ordnung Lite im Bücherrega

Mittlerweile spielen preiswerte leistungsfähige Rechner wie die Computer der Atari ST-Serie eine immer größere Rolle im privaten Einsatz. Erst Geräte, die für jedermann erschwinglich sind, verdienen die Bezeichnung »Personal Computer« im Sinne von personenbezogenen und nicht büroorientierten Computern für den täglichen Gebrauch.

Neben der bequemen Textverarbeitung stellt die Datenverwaltung zweifellos eine der wichtigsten Einsatzgebiete von PCs dar.

Immer mehr Menschen, die in irgendeiner Weise schriftstellerisch tätig sind, entdecken die Vorzüge der informationstechnischen Aufbereitung ihrer Arbeit und setzen zu diesem Zweck auf den »persönlichen« Computer. Ohne Computereinsatz besteht eine herkömmliche Literaturverwaltung aus einem mehr oder weniger großen, mehr oder weniger systematisch aufgebauten und meist unübersichtlichen Zettelkasten, der die einzelnen Einträge alphabetisch nach Autorennamen geordnet enthält.

Probleme mit solchen Karteikästen entstehen, wenn man auf der Suche nach Einträgen ist, die nicht einfach mit dem Verfassernamen verknüpft sind, wenn also bestimmte inhaltliche Aussagen, Sachgebiete, Zitate oder spezielle Stichwörter besonders interessieren.

Die effektive Nutzung einer Literaturdatei erfordert im Grunde weitere, nach anderen Kriterien geordnete Zettelkästen. Die mühselige Arbeit des erneuten Niederschreibens der Einträge meidet man im privaten Anwendungsbereich normalerweise, so daß ein zeitraubendes Durchblättern des Zettelkastens die unausbleibliche Folge dieses Vorgehens ist.

Hat man endlich die für eine Arbeit benötigte Literatur zusammengestellt, muß man die Einträge noch in den Text übernehmen und damit ein weiteres Mal schreiben.

Dagegen bietet die Erfassung von Literaturdaten mit einem Computer erstaunliche Vorteile. Hierbei kann sogar die Idee der Karteikarten als strukturierendes Element einer Literaturdatei übernommen werden. Bei geschicktem Aufbau der Literaturverwaltung läßt sich der elektronische Zettelkasten nach unterschiedlichen Kriterien schnell und systematisch durchsuchen. Beliebige Einträge werden sicher gefunden, sortiert und aufgelistet. Man kann sogar nach einzelnen Zitaten oder Stichwörtern suchen, deren Eintragsort nicht mehr näher bestimmbar ist. Im Verbund mit der elektronischen Texterfassung erfordert die Übernahme der herausgesuchten Karten beziehungsweise der nach beliebigen Kriterien selektierten Einträge in einen Text kaum noch die bekannte lästige Schreibarbeit.

Mit »Literat« liegt eine Applikation für das auf ST-Computern erhältliche Datenbankprogramm Adimens ST vor, die speziell auf die Bedürfnisse der Literaturrecherche zugeschnitten ist. Bei der Strukturierung der Karteikarten wurde Wert auf eine komfortable, lückenlose und rasche Erfassung von Literaturangaben mit Hilfe des Atari ST gelegt.

Literat ist als Datenbank mit vier eigenständigen, jedoch miteinander über sinnvoll angelegte Verzweigungen verknüpften Dateien konzipiert. Die wichtigste Datei trägt die Bezeichnung »Literatur« und dient zur Aufnahme der Einträge. Sie enthält die für eine Literaturverwaltung unentbehrlichen Datenfelder wie Name des Verfassers, Titel, Erscheinungsort und -jahr, Verlagsangabe und Felder für die ISBN-Nummer und den Auflagenhinweis.

Eine zweite Seite nimmt weitere Angaben auf, die sich auf die Art der erfaßten Literatur, auf Standort und Signatur beziehen. Außerdem werden hier Stich- und Schlagwörter eingetragen, die eine inhaltliche Zuordnung erlauben. Über einige dieser Einträge verzweigt Literat in seine anderen Dateien.

Die Datei »Katalog« speichert im Merkmalsfeld »Stichwort« die erfaßten Sachgebiete und bietet so einen groben Überblick über den Literaturdatenbestand.

In der Datei »Verweise« kommt der Unterschied zum einfachen Zettelkasten am deutlichsten zum Ausdruck. Hier stehen vielfältige Verzweigungswege zu anderen Karteikarten mit Literatureinträgen zur Verfügung, die für eine wissenschaftliche Arbeit in Frage kommen. Felder, die Merkmalsnamen tragen wie »Quelle«, »Vergleiche«, »siehe auch«, »Kritisiert«, »Widerlegt«, »Überprüft« und so weiter, signalisieren die Vielseitigkeit der vorgesehenen inhaltlichen Querverbindungen zwischen den erfaßten Büchern und Artikeln.

Die Datei »Inhalt« schließlich dient als weitgehend formatfreier Notizzettel, der beliebige Anmerkungen, Zitate, Zusammenfassungen, Inhaltsangaben und anderes mehr zu einem aktuellen Literatureintrag aufnimmt. Die Verzweigung erfolgt über die Karteikartennummer.

Der Lieferumfang von Literat umfaßt zwei Disketten, denen eine kurze, verständlich formulierte Bedienungsanleitung von 24 Seiten beiliegt. Literat ist nur mit Adimens ST benutzbar. Die Handhabung von Adimens ST wird soweit beschrieben, wie für den Umgang mit der Datenbank notwendig ist.

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Die für die Installation notwendigen Dateien mit den Adimens-üblichen Datenbankdefinitionen sind auf die beiden gelieferten Disketten verteilt, wobei die zwei wichtigsten Dateien (LITERAT.INX und LITERAT.REC) jeweils für eine Datenbankkapazität von rund 700 KByte eingerichtet sind und damit die Diskettenkapazität voll ausschöpfen.

Leider vermißt man die Datenbank-Definitions-Datei »LITERAT.DAT«, die bei der Arbeit mit Adimens ST 2.1 unbedingt zur Erweiterung oder Veränderung der Datenbank erforderlich ist. Dieser Mangel bleibt gerade deshalb unverständlich, da besonders bei Festplattenbetrieb der Wunsch auftreten dürfte, die Größe oder auch die Struktur der Datenbank individuellen Bedürfnissen anzupassen. Vielleicht soll diese Vorsichtsmaßnahme einer allzu freien Verwendung von Literat einen Riegel vorschieben. Für den Adimens ST-Kenner dürfte es allerdings kein Problem sein, die Struktur von Literat neu aufzubauen.

Die Stärke von Literat liegt zweifellos in seinem gut durchdachten Aufbau. Im Verbund mit Adimens ST steht eine anwenderfreundliche, flexible und schnelle Literaturverwaltung zur Verfügung, die alle wichtigen Anforderungen an eine leistungsfähige Literaturdatenbank erfüllt. Ob Literat als Adimens ST-Applikation allerdings einen Verkaufspreis von 199 Mark rechtfertigt, sei dahingestellt. Für den gleichen Betrag erhält man nämlich immerhin bereits das komplette Datenbankpaket Adimens ST.

(Dr. B. Enders/ W. Fastenrath/U. Hofner)

Steckbrief

Programmname: Literat

Hersteller: Basis O Computer

Preis: 199 Mark

Stärken:

gut durchgearbeitete Datenbank □ sinnvolle Verzweigungsfelder □ schnelle Literaturrecherche

Schwächen:

Datenbank nicht erweiterbar □ nicht modifizierbar □ hoher Preis

Anbieter: Basis O Computer Systeme GmbH, Daimlcrweg 39, 4400 Münster



Aus: ST-Magazin 05 / 1988, Seite 58

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