Interview: »Relikte der Vergangenheit« und »Technologien der Zukunft«

Die Drucker-Experten von NEC, Reinhold Schlierkamp und Georg Burger, im Gespräch mit dem ST-Magazin.

»Was man Schwarz auf Weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen«. Diese Binsenweisheit gilt im Computerzeitalter mehr denn je. Alle Informationen in diesem Medium sind flüchtiger Natur. Erst der Drucker macht sie wieder dingfest.

So wurden die frühen Experten elektronischer Datenverarbeitung Lügen gestraft. Sie prophezeiten noch vor wenigen Jahren das papierlose Kommunikationszeitalter. Angesichts der raschen Verbreitung magnetischer Speicher und wachsender Vernetzung damals eine plausible Vorhersage. Doch heute wird mehr Papier in der EDV verbraucht, als je zuvor.

Klar, daß mit dem wachsenden Informationsfluß auch das Ausgabegerät »Drucker« mehr und mehr an Bedeutung gewann. Von der eiligen Kurzmitteilung, über hochwertiges Seitenlayout bis hin zu technischen Zeichnungen: Drucker sind »in«, genügen allen Ansprüchen.

Ebenso vielfältig wie die Anwendungen sind die Angebote, die Modelle und die dahinterstehenden Technologien. Wer sich auf diesem weiten Feld heute noch zurechtfinden will, muß sich viel Hintergrundwissen aneignen. Den Drucker für den individuellen Gebrauch richtig zu wählen, ist nicht leicht.

Wertvolle Hilfen finden Sie auch in dieser Ausgabe wieder im »Expertengespräch«. Reinhold Schlierkamp und Georg Burger von NEC-Deutschland sind Experten für Drucker, Monitore und PCs. Beide stellten sich unseren Fragen, gaben Tips und Ausblicke auf Entwicklungen der Zukunft.

ST-Magazin: Welche allgemeinen Empfehlungen geben Sie für den Druckerkauf, welche Details sind zu beachten?

Georg Burger: Auf zwei Dinge muß der Kunde besonderen Wert legen. Einerseits natürlich auf die technischen Details. Viele Qualitätsmerkmale lassen sich bereits bei einer ersten Sicht- und Funktionsprüfung beim Händler feststellen.

In zweiter Linie sollte sich der Kunde nicht nur nach dem Preis-/ Leistungsverhältnis richten. Das allein führt oft zu einer Fehlentscheidung. Wir stellen das immer wieder anhand der Anrufe in unserer Hotline fest. Vor dem Kauf sollte man sich auch nach dem Support durch den Druckerhersteller erkundigen. Ein guter Kunden-Support fängt beim Handbuch an. Die Unterstützung reicht bis zur Bereitstellung von Druckertreibern.

Reinhold Schlierkamp: Vorher muß sich der Kunde auch im klaren darüber sein, was er mit dem Gerät machen will, welche Ansprüche er jetzt und in Zukunft stellt. Wer einen Durchsatz von 10 bis 15 Seiten am Tag hat, der braucht keinen Laserdrucker. Jede Technologie hat Ihre Vor-und Nachteile. Beim Laserdrucker können Sie keine Durchschläge machen und kein Endlospapier einsetzen. Dafür sind Laserdrucker leise und besonders schnell. Neun-Nadel-Drucker sind zwar in der Anschaffung etwas billiger, bringen aber gegenüber den 24-Nadlern einen klaren Zeit- und Qualitätsnachteil mit sich. Schaut man auf die Drucker der nächsten Generation, so sind Neun-Nadler nur noch Relikte der Vergangenheit.

In jedem Fall gilt’s, die Technologien gegeneinander zu setzen.

Georg Burger: »Der Anwender will keinen Drucker, sondern ein Ergebnis«
Reinhold Schlierkamp: »Drucker mit neun Nadeln sind Relikte der Vergangenheit«

Georg Burger: Wer nur Listings drucken will, dem genügt natürlich jeder Drucker, der einigermaßen schnell ist und den Zeichensatz des Computers korrekt aufs Papier nadelt.

ST-Magazin: Wie kann sich der Kunde am besten über den Support des jeweiligen Druckers informieren?

Reinhold Schlierkamp: Zunächst einmal sollte jeder Anwender überprüfen, wie die Anbindung an die Softwarepakete aussieht. Ist der Drucker, den ich fahren will, im Programm oder dessen Treibern standardmäßig enthalten? Erhalte ich zu meinem Wunschgerät auch zusätzlich einen vernünftigen Treiber? Der Anwender muß verstehen, daß ein Druckertreiber wichtig ist, obwohl es sich dabei »nur« um Software handelt. Die beste Adresse um diese Informationen zu erfragen sind immer noch die Hersteller selbst. Manche Händler kennen sich da auch sehr gut aus, andere nicht.

Georg Burger: Einige Händler kaufen Drucker im Ausland ein, um Sie dann hierzulande für wenig Geld zu verscherbeln. Dann hat natürlich der Anwender zuerst einmal Geld gespart. Doch die Geräte werden dann nicht billiger, sondern ohne Service verkauft. Die Probleme fangen meist schon beim ersten Anschluß an. Der Drucker, der sich laut Händler angeblich an irgendeinen XYZ-Standard hält, ist nicht einmal in der Lage, die deutschen Umlaute auszudrucken, weil der Anwender nicht ohne fremde Hilfe von US-ASCII auf DIN-ASCII umschalten kann. Einen Support für die Geräte gibt es nicht, ein deutsches Handbuch und ein Treiber ist nicht im Lieferumfang enthalten.

ST-Magazin: Welchen Wert haben die deutschen Handbücher für den Anwender.

Reinhold Schlierkamp: Eine gute Dokumentation ist ein wesentliches Kriterium für den problemlosen Umgang. Wenn Sie einen Drucker am Wochenende kaufen, dann ist die Hotline des Herstellers nicht besetzt. 99 Prozent aller denkbaren Schwierigkeiten lassen sich mit einem guten Handbuch beseitigen. Natürlich ist auch ein wenig Eigennutz dabei. Wenn wir dem Drucker ein gutes Handbuch beilegen, ist unsere Hotline dementsprechend entlastet.

Leider machen uns die Billiganbieter ohne Service und Dokumentation etwas zu schaffen. Zum Beispiel müssen wir ein gutes Handbuch ungefähr mit 200 Mark veranschlagen. Wer seinen Drucker beim Hersteller oder dessen Vertragshändler kauft, muß deshalb immer etwas mehr für seinen Drucker bezahlen, bekommt dann dafür auch die entsprechende Unterstützung.

»Für wenig Geld verscherbelt«

ST-Magazin: Wieweit kann man sich in der Regel auf einen Treiber verlassen.

Reinhold Schlierkamp: Auf jeden Fall ist Treiber nicht gleich Treiber. Wenn Sie einen Text schreiben, dann kommt es nicht nur darauf an, daß er Buchstabe für Buchstabe richtig übertragen und eventuell unterstreichen kann. Der Treiber darf auch bei kniffligeren Problemen wie Kursivdruck, Hoch- und Tiefstellen, Fettdruck, NLQ-Schrift sowie den Kombinationen hieraus nicht passen. Viele Softwarehersteller kennen sich mit den Druckern nicht so gut aus wie die Hersteller. Viele Programme sind deshalb gar nicht in der Lage, alle Features, die der Drucker bietet, voll auszunutzen. Deshalb ist es wichtig, wo die Treiber herkommen.

Georg Burger: Wir haben uns deshalb im letzten Jahr hingesetzt und für die wichtigsten Computer Anpassungen an unsere Drucker geschrieben. Die wurden an Firmen wie Microsoft, AshtonTate, WordPerfect und auch an Atari weitergegeben. So hat heute jeder Anwender in seinem 1st Wordplus einen funktionierenden Treiber für den NEC P6.

Reinhold Schlierkamp: Hier müssen wir auch Kritik an den Testverfahren der meisten Fachzeitschriften üben: Zwar werden die Drucker auf der Hardware-Seite bis auf die kleinste Schraube getestet, aber die Treiber nur selten auf ihre Gesamtfunktion untersucht. Es ist wünschenswert, daß in Zukunft alle Treiberfunktionen im Zusammenhang mit Textverarbeitungen überprüft werden.

Georg Burger: Außerdem gibt es besonders in der Atari-Szene viele Leute, die eigene Programme schreiben. Die sollen natürlich in der Lage sein auch Ihren Drucker anzusteuern.

ST-Magazin: Die Drucker-Hersteller werben für die Geschwindigkeit ihrer Produkte mit CPS (Zeichen pro Sekunde). Tests haben immer wieder gezeigt, daß diese Werte den tatsächlichen Durchsatz beschönigen. Die Zeit für den Wagenrücklauf oder Linefeed werden nicht berücksichtigt. Warum diese Augenwischerei?

Georg Burger: Die bisherigen Angaben waren tatsächlich ziemlich chaotisch.

Bei einem sehr schnellen Drucker muß der Kopf sehr schnell beschleunigt werden und dementsprechend früh wieder abbremsen. Wenn nun die Messungen ausschließlich auf der schnellsten Geschwindigkeit beruhen, kommt natürlich unter dem Strich ein viel besseres Ergebnis heraus. Anders wenn alle verzögernden Faktoren, wie Druckwegoptimierung, Vorschub und so weiter mit einbezogen werden. Das Problem war eben bisher, daß es keinen Meßstandard gab.

Reinhold Schlierkamp: Zur Zeit wird an einem benutzerfreundlichen, leicht nachvollziehbaren Meßstandard gearbeitet. Mit diesem Text kann der Durchsatz bei unterschiedlichen Anwendungen (Text, Spread Sheet, Grafik) auch von Endkunden einfach nachvollzogen werden. Die Werte für dessen Ausdruck werden viele Hersteller in ihren technischen Daten mit aufnehmen. Darauf sollte der Kunde dann besonders achten.

ST-Magazin: Mit welchen technischen Neuerungen kann der Anwender in naher Zukunft bei den Matrixdruckern rechnen?

Georg Burger: In Zukunft verschieben sich einige Leistungsmerkmale nach oben. Die typischen 8-KByte-Druckerpuffer entwickeln sich massiv nach oben, und bei den Schriftarten gibt es Neuerungen. Unsere neuen Modelle, wie beispielsweise der P6 Plus, der Nachfolger vom P6, verfügen über die proportionalen Fonts »Times« und »Helvetica«. Mit einem Karbon-Farbband lassen sich dann Qualitäten erzielen, die vom Laserdrucker nicht mehr zu unterscheiden sind. Im Ausdruck wird die Geschwindigkeit einiger Laser sogar übertroffen.

ST-Magazin: Wodurch zeichnet sich das Karbon-Farbband aus?

Georg Burger: Beim Karbon-Farbband wird eine Schicht aus Karbon von einem Träger auf das Papier übertragen. Das ist wie Tippex in Schwarz. Anders als bei herkömmlichen Farbbändern, die mit gesättigter Textilfaser arbeiten. Dadurch ist jeder gedruckte Punkt (Dot) auf dem Papier klein, schwarz und rund, mit scharfen Konturen. Beim herkömmlichen Farbband ist jedes Dot von einer sogenannten »Korona« umgeben, winzigen Farbspritzern, unter denen die Schärfe des Druckbildes leidet.

»Vom Laser nicht zu unterscheiden«

Karbon-Bänder sind allerdings Einweg-Farbbänder, die man nach einmaliger Benutzung wechseln muß. Sie kosten etwa das doppelte wie Nylon-Bänder, liegen aber, wenn man auf die gedruckte Seite umrechnet, noch unter den laufenden Kosten für den Laserdrucker. Laser brauchen im Schnitt nach 3000 Blatt eine neue Tonerkassette und nach 7000 Blatt eine neue Bildtrommel.

ST-Magazin: Werden Matrixdrucker ähnlich wie Laserdrucker um Schriftarten erweiterbar sein?

Reinhold Schlierkamp: Was bisher nur mit »Signum!« auf dem Atari machbar war, wird in Zukunft auch mit jeder anderen Textverarbeitung und auf jedem anderen Computer erreichbar sein, so auch auf PCs. Einerseits schon durch die eingebauten Schriften des Druckers.

Außerdem sind die neuen Drucker über Fontkarten zum Einstecken erweiterbar.

Georg Burger: Uns haben in diesem Zusammenhang übrigens die Signum!-Schriftarten sehr gut gefallen. Wir haben bei der Zusammenstellung unserer Fontkarten sehr eng mit Herrn Schmerbeck (der Programmierer von Signum!, die Red.) zusammengearbeitet.

ST-Magazin: Wird es bei den Schriften unterschiedliche Punktgrößen geben?

Georg Burger: Nein, über so viel Speicher, der dafür benötigt würde, verfügen die neuen Drucker noch nicht.

ST-Magazin: Wie ist es zu erklären, daß bei der Argumentation für 24-Nadel-Drucker immer wieder die maximale Auflösung von 360 x 360 DPI (Dots per Inch) im Vergleich zu den »nur« 300 x 300 DPI der gängigen Laser ins Feld geführt wird? Vergleicht man dann die Ausdrucke eines Lasers mit einem 24-Nadler, dann sieht der Laser in der Regel besser aus.

Georg Burger: Man muß unterscheiden zwischen der Auflösung und der erreichbaren Dichte. Die Auflösung der 24-Nadel-Matrixdrucker ist tatsächlich höher. Jeder Punkt eines 24-Nadlers besitzt einen Durchmesser von zirka 0,2 Millimetern. Beim Laser sind es etwa 0,08 Millimeter. Damit bedruckt die Nadel etwa ungefähr die fünffache Fläche im Vergleich zum Laserstrahl. Da aber Punkte von 0,2 Millimeter ohnehin schon kaum mehr sichtbar sind, ist diese Größenordnung zu vernachlässigen. Qualitätseinbußen gegenüber dem Laser ergeben sich durch die bereits erwähnte Korona beim Textilfarbband. Beim Karbonband ist der 24-Nadler dem Laser ebenbürtig.

Zeichnet der Drucker schräge Linien oder Kreise, ist er dem Laser durch den Versatz der Nadeln in der Auflösung überlegen. Wird ein Grauraster gedruckt, ist der Laser mit seinen feineren Punkten überlegen. Reinhold Schlierkamp: Bei 360 x 360 DPI werden auf jedem Millimeter 14 Punkte gedruckt, bei 300 x 300 DPI sind es 12.

ST-Magazin: Warum erscheint dann die Schrift auf dem 24-Nadler grobschlächtiger?

Reinhold Schlierkamp: Das liegt an der Matrix. Während der Laser immer mit vollen 300 x 300 DPI druckt, arbeitet ein 24-Nadler in Draft mit einem 17x9 Raster für jeden Buchstaben, in NLQ mit 17 x 32. Fahren Sie mit dem 24-Nadler die höchste Dichte, wie zum Beispiel mit Signum!, dann erhalten Sie mindestens gleichwertige Qualität. Unsere Handbücher wurden vollständig auf unserem P6 gedruckt mit Hilfe von Signum auf dem Atari ST. Da tauchen hochwertige Schriften, bunte Bilder und Grafiken auf. Wir retuschierten sie bewußt nicht. Wer sich ein Bild von den Fähigkeiten der 24-Nadler im Grafikausdruck machen will, der sollte da einen Blick hineinwerfen.

ST-Magazin: Über die Geschwindigkeit im Vergleich von Laser und Matrixdrucker scheinen sich die Experten zu streiten.

Georg Burger: Nehmen Sie einen 8-Seiten-Laser. Die Angabe »8 Seiten pro Minute« beruht auf der Übertragung von einfachem ASCII-Text ohne Wechsel der Schriftarten. Hier ist der Laser überlegen. Wenn Sie aber in einem Text beispielsweise zwischen Fett-, Kursiv- und unterstrichener Schrift wechseln, dann kann es beim Laser mehr als eine Minute dauern, bis er eine Seite aufgebaut hat. Die neue Matrixdruckergeneration, die die LQ-Fonts fest eingebaut hat, ist dem Laser dann zeitweilig in der Geschwindigkeit überlegen.

ST-Magazin: Welchem Drucker sollte man für Desktop Publishing den Vorzug geben?

Georg Burger: Da schließt sich wohl eher eine prinzipielle Frage nach Sinn und Unsinn von DTP an. Desktop Publishing ist auf den jetzigen Mikrocomputern, PCs und der ST eingeschlossen, nicht vernünftig realisierbar. Wenn man für eine Seite zwei Tage benötigt, bis ein gelernter Layouter oder Druckfachmann nichts mehr auszusetzen hat, dann hört der Spaß auf. Oder wenn ein PC für eine Viertelstunde lahmgelegt ist, bis er eine Seite berechnet und an den Postscript-Laser übergeben hat. Desktop Publishing ist heute noch in einer Vorstufe.

Reinhold Schlierkamp: Ein Setzer macht eine dreijährige Lehre und braucht dann noch eine gewisse Erfahrung, bis er eine Seite professionell gestalten kann. Der Irrtum, der sich heute vielfach auftut, ist, daß man dasselbe heute in zwei Wochen mit PC und Software erreicht. Heute denken die meisten Leute, sie bekommen eine kurze Einweisung und nach drei Tagen beherrschen sie das Gebiet. Das ist natürlich Unsinn.

Georg Burger: Da liegt auch der Vorteil von Signum!. Signum! ist unkompliziert, schnell und ist in gewissem Sinn Desktop Publishing: Es erlaubt Spaltensatz und Grafikeinbindung. Andererseits ist es doch kein Desktop Publishing, weil Sie zum Beispiel bei der Schrift keine Punkthöhen setzen können, wie es Setzer gewöhnt sind. Aber Signum! ist akzeptiert. Weil es die Art Programm ist, in der sich Desktop Publishing zukünftig entwickeln wird: Ein gehobenes Textverarbeitungs-Programm, mit dem sich kleine Sachen, wie Flugblätter oder Schülerzeitungen, gestalten lassen. Desktop Publishing wird in nächster Zeit den Bach runter gehen, weil jetzt jeder erkennt, daß das doch nicht so toll ist.

Reinhold Schlierkamp: Wir sehen allerdings auch, daß Desktop Publishing in manchen Bereichen durchaus sinnvoll ist. Man muß aber klar sehen: Da muß sich jemand an ein DTP-System setzen, der nichts anderes macht, der eine Schulung hinter sich hat und eine gewisse Zeit der Erfahrung. Der wird sich auch an keinen Laser- oder Matrixdrucker setzen, sondern an einen MAC II oder einen ’386-PC, an dem hinten eine Linotype Fotosatzmaschine hängt.

ST-Magazin: Sind denn die Matrixdrucker mit 24 Nadeln und 0,2 mm Durchmesser bereits an der Grenze des technisch Machbaren angelangt?

Georg Burger: Wenn Sie eine Nadel von 0,2 mm nehmen, dann gibt es zur Zeit kein Material, das dünnere Maße erlaubt. Erstens würde eine dünnere Nadel noch heißer werden, was schließlich zu einer Verformung führt. Außerdem würde eine noch dünnere Nadel das Textil-Farbband durchstoßen.

»DTP geht den Bach runter«

Die Mechanik muß jetzt schon Schrittweiten von 0.07 mm vertragen. Um noch höher auflösen zu können, müssen die Zahnräder einen noch viel geringeren Schlupf haben.

Reinhold Schlierkamp: Es wird darüber nachgedacht, 48 Nadeln in einen Kopf zu integrieren, doch hier muß der Kopf dann sehr groß sein. Das bringt Gewichtsprobleme mit sich, die sich wiederum negativ auf das Beschleunigen und Abbremsen dieses Teils und auf die gesamte Druckermechanik auswirken.

ST-Magazin: Das heißt, daß langfristig der Laser die Nase vorn haben wird?

Reinhold Schlierkamp: Der Laser wird noch stark zulegen. Im Moment ist beim Anwender noch eine Akzeptanzschwelle gegenüber dem Laser vorhanden. Die Wachstumsraten bei den Laserdruckern werden in den nächsten Jahren höher sein, als bei den Matrixdruckern.

ST-Magazin: Wem würden Sie Tintenstrahl- oder Thermotransferdrucker empfehlen.

Georg Burger: Mit diesen Druckern lassen sich ganz hervorragende Druckergebnisse erzielen. Doch muß sich jedermann, der ein solches Gerät in Erwägung zieht, darüber im klaren sein, daß er gewisse Einschränkungen bezüglich des verwendbaren Papiers eingeht.

Reinhold Schlierkamp: Wir haben die Erfahrungen gemacht, daß der Anwender hier in Deutschland das satinierte Papier nicht will. In den USA und Japan ist das ganz anders. Der deutsche Anwender ist immer noch der kritischste.

ST-Magazin: Was werden die wichtigsten technologischen Neuerungen der Zukunft sein.

Reinhold Schlierkamp: Eine Verbesserung an der zur Zeit stark gearbeitet wird, ist der Druckkopf auf Piezo-Basis. Er verwendet den Piezo-Effekt, um die Nadeln zu bewegen. Dabei liegt an einem Piezo-Kristall eine elektrische Spannung an, die den Kristall dann zu mechanischer Bewegung anregt. So ein Kopf ist zum Beispiel wesentlich leiser und verschleißärmer, weil Reibungsverluste fast völlig entfallen. Die Lautstärke eines Druckers resultiert nicht so sehr aus dem Aufprallen der Nadel auf das Papier, sondern vielmehr aus dem Abfeuern der Nadel im Druckkopf.

Andere Überlegungen gehen in Richtung neuer Farben. Es gibt bereits Farben, die harmlos ätzend sind und sich ein wenig in das Papier fressen und dann völlig wischfest sind. Es wird auch mit Farben experimentiert, die stärker leuchten.

ST-Magazin: Was muß beachtet werden, damit der Drucker besonders lange lebt?

Georg Burger: Man sollte das Farbband regelmäßig wechseln. Ein verbrauchtes stellt zwar zunächst keine Gefahr für den Druckkopf dar, aber man sollte nicht zu lange warten, denn wenn das Farbband auszufransen beginnt, kann es die Nadeln des Kopfes in Mitleidenschaft ziehen.

Außerdem sind nur Originalfarbbänder vom Hersteller anzuraten. Es gibt viele Fremdanbieter, bei denen die Tränkung und das Textilgewebe differieren. Besonders unter grobmaschiger Faser leiden die Nadeln.

Dann gibt es noch die Todsünden, wie das Drucken auf die Walze und die Verwendung von zu dickem Papier. Bei letzterer wird der Druckkopf transportiert, während die Nadel noch im Textilband hängt.

»Tips und Todsünden«

ST-Magazin: Was ist vom Nachfärben der Bänder mit Farbbandtinte zu halten?

Reinhold Schlierkamp: Nichts. Hierdurch wird unter ungünstigen Umständen der Druckkopf in Mitleidenschaft gezogen. Wenn das Band zu intensiv getränkt wird, können die Nadeln in ihren Führungen verkleben.

ST-Magazin: Wie sieht es mit Reinigung und Nachfetten aus?

Georg Burger: Die Gummiwalze sollte man hin und wieder mit Alkohol reinigen. Fetten sollte man die Drucker keinesfalls, da die Hersteller die Geräte heute mit Dauerfett schmieren.

ST-Magazin: Wie ist es um die Lebensdauer des Druckkopfes bestellt?

Georg Burger: Die Grenze wird der Endanwender meistens nicht erreichen. Legen Sie für eine Druckseite 50 Zeilen à 80 Zeichen zugrunde, so kommen Sie mit einem Druckkopf gewöhnlich auf 40000 Seiten. Ist der Druckkopf einmal verschlissen, sollte nur ein Fachhändler den Austausch vornehmen.

ST-Magazin: Ein Tip, wie man das beste aus seinem Drucker herausholt?

Reinhold Schlierkamp: Verwenden Sie mehrere Farbbänder. Das älteste verwenden Sie für Listings und immer wenn es nicht auf Schönheit ankommt. Wechseln Sie bei Korrespondenzdruck oder wichtigen Grafiken auf das Band mit der besten Tinte.

ST-Magazin: Wir danken Ihnen für das ausführliche Gespräch.


Matthias Rosin
Aus: ST-Magazin 05 / 1988, Seite 43

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