Übersicht im Druckerdschungel: Der passende Drucker für Ihren Bedarf

Zweifellos ist der Drucker das am meisten verwendete Zusatzgerät. Allerdings steht der Anwender hier vor einem scheinbar unlösbaren Problem. Denn hat er sich erst einmal für den Kauf eines Druckers entschieden, wird er mit der Fülle unterschiedlicher Geräte sowie einer Flut an Werbung konfrontiert. Nicht selten ist hier guter Rat teuer, und leider besitzt der Ausspruch so manchen Anwenders »Verlasse Dich auf den Verkäufer und Du bist verlassen« noch oft zuviel Wahrheitsgehalt.

Doch gerade bei Druckern ist eine gute Beratung sehr wichtig. Was nützt dem Hobby-Anwender ein Drucker, der pro Minute 20 Seiten ausgibt und Papierformate bis DIN A3 verarbeitet. Dieses Gerät ist mit Sicherheit für diese Anwendung überqualifiziert. Wir geben Ihnen zahlreiche Informationen über den Anschluß von Druckern sowie Tips und Entscheidungshilfen für den Erwerb.

Normalerweise schließt man einen Drucker über die parallele Schnittstelle an den Computer an. Viele Geräte können Sie auch mit einem seriellen Interface erwerben. Die serielle Schnittstelle am Computer ist jedoch meist dem Modem oder Akustikkoppler Vorbehalten. Außerdem verfügen mittlerweile mehr Computer über einen parallelen Anschluß als über einen seriellen. Zu diesen ersten Überlegungen sollten Sie je nach Computer auf eine Datenkompatibilität zu Epson oder IBM achten. Dabei bezieht sich dies nicht etwa auf einen Hardware-Adapter sondern lediglich auf den Zeichensatz, den der Drucker »versteht«. Bei der Arbeit mit den meisten Programmen ersparen Sie sich so unnötigen Ärger mit Druckeranpassungen. In der Regel stehen für diese beiden Zeichensätze eigene Treiber zur Verfügung. So gibt Ihr Drucker auch wirklich deutsche Umlaute aus und »verziert« Ihren Text nicht mit irgendwelchen Grafikzeichen.

Generationswechsel

Als nächstes sollten Sie sich Gedanken über die notwendige Qualität und Geschwindigkeit des Ausdrucks machen. Zunächst kommt hier die Entscheidung zwischen 9- und 24-Nadel-Drucker. Bei einem Druckkopf mit neun Nadeln setzt das Gerät die einzelnen Punkte nicht so dicht nebeneinander, wodurch leichte Unscharfen bei einzelnen Buchstaben auftreten. Bei 24 Nadeln ist der Druck wesentlich dichter und erlaubt so schärfere Konturen einzelner Buchstaben. Allerdings liefert nicht jeder Neun-Nadel-Drucker tatsächlich wesentlich schlechtere Ergebnisse als seine 24er-Kollegen. Hier hilft nur ein direkter Vergleich beim Händler. Dazu schreiben Sie am besten einen kurzen Probetext, der sämtliche Zeichen enthalten soll, und lassen diese Datei auf den Druckern Ihrer Wahl ausgeben. Anhand dieses Testlaufs stellen Sie dann schnell Unterschiede fest. Neben dem Druckergebnis spielt jedoch auch der Preis eine wichtige Rolle. Wenn Sie die Ergebnisse und den Preisunterschied zum Beispiel zwischen dem NEC P6 und dem Star NL-10 betrachten und gegeneinander abwägen, stellt sich die Frage, welche Investition für den Heimbereich wirklich angebracht ist.

Auch die mechanische Stabilität und die Verarbeitung der Geräte ist ein wichtiges Kriterium. In dieser Hinsicht bietet zum Beispiel der NEC P6 bislang noch immer Erstaunliches, obwohl es schon viele preiswertere Drucker mit ebenso gutem Schriftbild gibt. Entscheidend für ein gleichbleibend gutes Druckbild ist die Beschaffenheit des Druckkopfes. Bei jedem Nadeldrucker ist das Steuerprinzip gleich: Ein Elektromagnet drückt die einzelnen Stahlnadeln gegen das Farbband und anschließend auf das Papier. Im Rahmen der sogenannten Druckwegoptimierung gehen die Hersteller dazu über, alle Nadeln übereinander anzuordnen. Dies hat den Vorteil, daß der Druckkopf nur noch einmal über eine Zeile fahren muß, um jedes beliebige Zeichen darzustellen. Für die Grafikausgabe ist es besonders wichtig, daß sich jede Nadel einzeln ansteuern läßt. Dabei hängt das Ergebnis im wesentlichen von der Qualität des verwendeten Treibers ab. Leider setzt auch hier die Physik dem Können der Programmierer Grenzen. Die Nadeln sind an ihrer Spitze immer etwas rund und nicht fein genug, um jeglichen Versatz oder Farbverlauf zu verhindern. Zusätzlich erschwert die Matrix-Anordnung eine exakte Ansteuerung der einzelnen Nadeln. Aus diesem Grund erscheinen in den meisten Fällen Kreise und andere geometrische Figuren nicht rund und mit scharfen Umrissen. Kreise entpuppen sich bei genauer Betrachtung nur allzuleicht als Vielecke.

Legen Sie beim Kauf eines Druckers besonderes Augenmerk auf die Führungen des Kopfes. Um auch nach längerem Einsatz des Gerätes, zum Beispiel bei der Ausgabe von Tabellen, einen exakten Spaltensatz zu erhalten, sollten mindestens zwei Stangen dem Druckkopf ausreichende mechanische Stabilität verleihen. Genau dies ist jedoch leider der Schwachpunkt vieler Matrixdrucker. Oft läuft der Kopf auf nur einer Stange, und diese ist dann so dünn, daß die gesamte Konstruktion seitliches Spiel hat. Mit einem wackeligen Kopf lassen sich natürlich keine genauen Ausdrucke erreichen. Auch bei zwei Führungen ist noch nicht alles zum besten bestellt. Häufig betten die Entwickler einzelne Stangen in Kunststofflagern, die nach kurzer Zeit ausschlagen und ebenfalls den hohen mechanischen Belastungen durch den sich bewegenden Kopf nicht mehr standhalten. Ob ein Druckkopf gut gelagert ist oder Spiel besitzt, überprüfen Sie auf einfache Weise. Bewegen Sie diesen dazu leicht mit den Fingern. Sollte er schon bei leichtem Druck wackeln, ist es mit der Befestigung nicht zum besten bestellt. Die Größe des Kopfes gibt Auskunft über dessen Verarbeitung sowie Leistungsfähigkeit. Ist er zu klein, sitzt auf einem Kunststoffsockel oder verfügt über kleine Kühlrippen, besteht bei langem Druckbetrieb die Gefahr einer Überhitzung sowie unsauberen Nadelanschlags. Müssen Sie viel Text ausgeben, ist vom Kauf eines solchen Geräts abzuraten.

Immer kühlen Kopf bewahren

Den mechanischen Aufbau des gesamten Gerätes sollten Sie genau betrachten. Obgleich alle Gehäuse aus Kunststoff sind, gibt es auch hier große Unterschiede. So muß es dick genug sein, um sich beim Transportieren des Druckers nicht zu verwinden. Nebenbei gesagt, neigen Geräte mit dünnem Gehäuse zu einer erheblichen Geräuschentwicklung. Mängel bei der Verarbeitung erkennen Sie schnell am Traktor, den Transportwalzen sowie den Bedienelementen und Vorrichtungen zum Einspannen des Papiers. Sobald Sie hier Spiel, ein Haken der Walzen oder unstabile Führungen feststellen, lassen Sie die Finger von dem Gerät. Auch ein noch so günstiger Preis schützt nicht vor anschließendem Ärger mit Zeichenversatz oder ständig zerknülltem Papier. Die Stachelräder des Endlospapiereinzuges müssen über eine mechanische Befestigung zum Feststellen der Papierbreiten verfügen, damit sie sich nicht nach einiger Zeit selbsttätig verstellen. Oftmals besitzen Drucker unterer Preisklassen nur schwergängige Stachelräder, die auf der Schiene festklemmen. Ausgiebige Tests zeigten jedoch, daß diese Methode nicht sehr sicher ist, und die Klemmeigenschaften mit zunehmender Betriebsdauer immer mehr nachlassen.

Mittlerweile befinden sich bei fast allen Druckerherstellern die Farbbänder in einer Kassette, wodurch sie sich ohne Probleme wechseln lassen. Die Kassetten passen bei allen Herstellern leicht in die entsprechenden Halterungen.

Farbbänder huckepack

Dabei gibt es zwei Varianten. Zum einen befindet sich das Farbband in einer länglichen Kassette und sitzt unbeweglich innerhalb des Gerätes. Dabei läuft der Druckkopf auf der ganzen Breite vor dem Band hin und her.

Die andere Methode gewährleistet eine kleinere Kassette, die direkt auf dem Schlitten des Kopfes mitläuft. Beide Arten sind gleich gut und sicher, wodurch dieser Punkt keine wesentliche Rolle für die Betriebssicherheit spielt. Vom Preis her gesehen sparen Sie mit den kleineren Kassetten ein paar Mark pro Farbband ein.

Ein weiteres Augenmerk ist auf die Papierführung, die Transportwalzen sowie auf Art und Beschaffenheit der Abdeckeinrichtungen zu legen. Die meisten Drucker besitzen auf der Rückseite die Anschlüsse für die Betriebsspannung und die Schnittstelle zum Computer. Da das Papier ebenfalls von hinten herangeführt wird, treten sehr leicht Probleme beim Papiereinzug auf.

Eine gut ausgearbeitete Führung hat genügend Überhang, um die Blätter einwandfrei von den Anschlußkabeln fernzuhalten. Besonders angenehm für die spätere Arbeit haben sich abgerundete Kanten erwiesen, da das Papier leicht und ohne zu verkanten über diese hinweggleitet.

Leider sind solche gut durchdachten Papierführungen nicht für alle Hersteller selbstverständlich. Für den Transport sollten diese Vorrichtungen zusätzlich abzunehmen oder wegzuklappen sein. Beim Seikosha MP-1300 AI beispielsweise ist dieses Problem hervorragend gelöst.

Die Abdeckhauben der Drucker erfüllen zwei Funktionen. Zum einen schützen Sie das Innenleben vor Staub oder Beschädigungen zum anderen dämpfen sie den entstehenden Geräuschpegel. Dabei sollen diese Abdeckungen zwar frei beweglich und abzunehmen sein, jedoch nicht bei der kleinsten Berührung vom Drucker fallen. Hierfür gibt es ebenfalls genügend negative Beispiele. Beim Betrieb macht sich dieser Fehler unangenehm bemerkbar.

Die Abdeckhaube betätigt einen Mikroschalter, der im geschlossenen Zustand keinen Einfluß auf die Funktion des Druckers besitzt. Ist dieser Kontakt allerdings geöffnet, läßt sich das Gerät nicht betriebsbereit schalten. Löst sich die Haube nun während des Betriebs, stellt sich der Drucker in den »Off-Line«-Modus, das laufende Programm gibt einen Fehlercode aus und bricht die Bearbeitung ab. Bei Serienbriefen hat dies unangenehme Auswirkungen, falls das entsprechende Programm für solche Fälle keine Fehlerkorrektur besitzt und versucht weiterzudrucken.

Haben Sie sich bei den einzelnen Modellen über diese Punkte Klarheit verschafft und geeignete Geräte in die engere Wahl gezogen, dürfte sich die Modellpalette schon auf ein übersichtliches Maß reduzieren.

Als nächstes nehmen Sie die Bedienungsfelder unter die Lupe. Befinden sich diese an der Seite des Druckers, so ist die Anschaffung des Gerätes in Frage zu stellen. Denn günstiger sitzen Sie vor dem Gerät und nicht seitlich.

Verfügt der Drucker Ihrer Wahl über zahlreiche Sonderfunktionen, ist es wichtig, daß Sie diese einfach über ein Eingabefeld erreichen und nicht lange an DIP-Schaltern einstellen müssen. Dabei ist eine übersichtliche und leicht verständliche Anordnung der Elemente entscheidend und nicht die Anzahl. Ideal ist es, wenn Sie die Funktion der Schalter ohne Bedienungsanleitung durchschauen, ohne das Gerät zu kennen.

Apropos Schalter: Die weitverbreiteten Folientastaturen vieler neuer Geräte weisen nicht selten erhebliche Mängel auf. Entweder die Schaltfreudigkeit läßt rasch nach oder es ist notwendig, ein Symbol genau zu treffen, um die gesuchte Funktion einzustellen. Weist das Handbuch oder der Werbeprospekt jedoch auf unter der Folie verborgene Mikroschalter hin, die Sie auch ertasten können, dann ist deren Effektivität im Allgemeinen mit der normaler Tasten gleichzusetzen.

Lassen Sie sich in diesem Punkt nicht von der Werbung oder den Beteuerungen eines Verkäufers irritieren und vertrauen Sie im Zweifelsfall lieber auf Ihr Gefühl.

Sämtliche bislang aufgeführten Kriterien, die bei einer Druckerauswahl zu beachten sind, können Sie beim Händler untersuchen. Ein paar andere Entscheidungen sollten vor dem Gang ins Geschäft abgeschlossen sein.

Zunächst steht die Größe des zu verarbeitenden Papiers zur Debatte. Ein DIN-A4-Drucker verwaltet durch verstellbare Traktoren grundsätzlich auch kleinere Papiergrößen. Normalerweise reicht das Format DIN A4 für alle Einsätze im Heimbereich und macht die Anschaffung eines größeren Gerätes überflüssig. Selbst kleinere Tabellen mit Breiten von bis zu 150 Zeichen pro Zeile kann jeder Drucker verarbeiten, wenn Sie einfach die Steuerkommandos für komprimierten Druck in Ihre Dateien einfügen.

Farbkünstler gegen graue Mäuse

Müssen jedoch häufig wesentlich breitere Ausdrucke zu Papier kommen, so sollten Sie ernsthaft den Kauf eines DIN-A3-Druckers erwägen. Allerdings sind diese Geräte im Schnitt auch 400 bis 500 Mark teurer als DIN-A4-Drucker.

Noch gewissenhafter ist die Frage nach der Wahl eines Farb-oder normalem Drucker zu klären. Ein Farbdrucker, beziehungsweise die Aufrüstung eines Serienmodells mit einem entsprechenden Farbzusatz ist ebenso teuer wie ein DIN-A3-Drucker. Sicherlich ist es reizvoll, das gut gelungene Bild eines Malprogramms in seiner ganzen Farbenvielfalt abzudrucken und an die Wand zu hängen oder zu verschenken.

Allerdings ist der Verschleiß an Farbbändern bei fast jedem Farbdrucker extrem hoch, da schon nach fünf bis sechs Ausdrucken die Farben verschmieren und nicht mehr kontrastreich sind.

Berechnen Sie für ein Farbband bei günstigem Einkauf 30 Mark, steigen die Kosten bei häufigem Einsatz im Vergleich zu einem einfarbigen Farbband erheblich. Zusätzlich ist der Drucker mit einem solchen Bild ziemlich lange beschäftigt.

Wirklich sinnvoll erscheint nach vielen Gesprächen mit Anwendern ein Farbdrucker nur für Grafiker, die eine schnelle Kontrolle ihrer Arbeit benötigen. Wer auf individuelles Aussehen seiner Ausdrucke Wert legt, erreicht das auch durch ein einfarbiges Farbband mit außergewöhnlicher Farbe.

Abschließend geben wir Ihnen noch einen Ratschlag mit auf den Weg, der leider allzuoft unberücksichtigt bleibt. Vergleichen Sie die Angebote der einzelnen Händler und informieren Sie sich über die entsprechenden Garantieleistungen und die Betreuung nach dem Kauf des Gerätes.

Erst hier beginnen in den meisten Fällen die Probleme, wenn während des Betriebs einzelne Fragen aufkommen. Hilfe durch den Fachhändler ist dann besonders wichtig.

Nicht selten finden Sie aber auch das gleiche Modell bei verschiedenen Anbietern mit erheblichen Preisdifferenzen. Dabei handelt es sich jedoch manchmal um Grauimporte, für die die deutsche Niederlassung des Herstellers die Garantieleistung ablehnt.

Achten Sie auf eine deutsche Bedienungsanleitung. Liegt dem Drucker ein fremdsprachiges Bedienungs-Handbuch bei, empfiehlt es sich, eine Bestätigung über die Garantieleistung zu fordern. Suchen Sie daher lieber einen Tag länger alle erreichbaren Geschäfte ab und fragen häufiger, als daß Sie sich anschließend über einen zu hoch gezahlten Preis oder andere Probleme ärgern müssen.

(P. Sievers/Bernhard Reimann)



Aus: ST-Magazin 05 / 1988, Seite 30

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