Handy-Scanner meistert jedes Bild: Eine Maus mit scharfen Augen

Der Lieferumfang des Handy-Scanners: Vom Anschlußkabel bis zum Handbuch ist alles vorhanden

Scanner gewinnen immer mehr an Bedeutung. Auch für den Atari ST stehen schon zahlreiche dieser Geräte zur Verfügung, die bei unterschiedlichen Leistungen zwischen 2000 Mark und 4000 Mark kosten. Meistens sind es Tischgeräte mit den Ausmaßen eines kleinen DIN-A4-Kopierers oder tragbare Geräte für die Reise. Zu diesen gesellt sich jetzt ein kleines Geräf, das den »großen« das Fürchten lehrt.

Der »Handy-Scanner« ist ein mausähnliches Zusatzgerät mit etwa der doppelten Breite der Atari-Maus. Der Scanner ist in zwei Versionen erhältlich, entweder als Schwarzweiß-Abtaster oder in 16 Graustufen auflösend. Wir testeten das zweite Modell.

Der Scanner besitzt an der Oberseite eine rote Kunststoffscheibe sowie eine Taste. An der linken Seite befinden sich ein Regler und ein Schalter mit vier Stufen. Mit dem Schalter stellen Sie die einzelnen Graustufen ein und passen den Scanner an die jeweilige Vorlage an. In der ersten Position liefert das Gerät nur Schwär zwei ß-Werte an den Computer. Die restlichen drei Stellungen bestimmen die Grau-stufen und kommen bei Farbvorlagen, gerasterten Bildern oder Fotografien zum Einsatz.

Äußerst feine Abstimmung

Der Kontrastregler hilft bei der Einstellung der korrekten Heiligkeitswerte. Dazu beobachtet man während des Abtastvorganges die auf dem Bildschirm erscheinende Grafik und korrigiert mit dem Regler die Helligkeitswerte. Die passende Einstellung muß der Anwender durch Probieren ermitteln. Während der Eingewöhnungszeit empfiehlt es sich, alle denkbaren Einstellungen durchzuprobieren um mit den Kontrollelementen des »Handy-Scanners« vertraut zu werden.

Im Betrieb zeigt sich allerdings, daß der Kontrastregler nicht leicht zu bedienen ist. Da dieser leicht versenkt in einer Mulde liegt, kommen Sie nur mit Anstrengung an das Rädchen heran. Ein Verändern der Helligkeit während des Scannens ist undenkbar. Haben Sie jedoch einmal die richtige Einstellung gefunden, läßt sich der Kontrastregler genauso schwer wieder verstellen. Die Graustufen dagegen können Sie einfach während des Betriebes festlegen.

Die maximale Abtastbreite des Scanners beträgt 64 mm. Um den Meßbereich besser einschätzen zu können, befinden sich an der Oberseite des Gerätes zwei Markierungslinien für die Breite der Optik. Sobald der Scanner von der Steuersoftware aktiviert ist, leuchten die unter der Sichtscheibe liegenden Leuchtdioden auf und geben den Blick auf die unter der Leseoptik liegende Vorlage frei. Solange Sie die Taste des Scanners nicht betätigen, können Sie das Gerät ohne weiteres auf der Vorlage verschieben, ohne Daten in den Computer zu übernehmen. Sobald die Taste betätigt ist, beginnt der Abtastvorgang. Bewegen Sie den Handy-Scanner einfach über die Vorlage und beobachten den Vorgang auf dem Monitor. Dabei stellen Sie leicht die maximale Geschwindigkeit fest, mit der sich das Gerät bewegen läßt, ohne die Digitalisierung zu verzerren.

Komplette Ausstattung

Zum Lieferumfang gehört neben dem Scanner eine ausführliche Betriebsanleitung in mehreren Sprachen, ein Interface-Modul für den ROM-Port des Atari ST, ein Netzteil sowie entsprechende Steuersoftware. Vor dem Einschalten des Computers ist das Interface in den ROM-Port zu stecken und mit Spannung zu versorgen. Der Scanner findet am Ausgang des Interface Anschluß. Auf der mitgelieferten Diskette befindet sich das Malprogramm Handy-Painter Version 2.0. Nach dem Start des Programms findet sich der Anwender in einem Menü wieder, das dem vieler Malprogramme entspricht. Die interessanteste Funktion, die zum Einlesen von Bildern, ist in der Menüleiste unter dem Sammelpunkt »Bild« versteckt. Nach Aktivieren des Unterpunktes »Scannen« zeigt der Bildschirm ein Arbeitsfenster, in dem Sie weitere für den Abtastvorgang wichtige Parameter einstellen. Als Scan-Richtung akzeptiert Handy-Painter 2.0 vertikal und horizontal, wobei die Angabe von »V« für vertikal oder »H« für horizontal ausreichend ist. Die horizontale Abtastung benötigt mehr Zeit bei der Bilddarstellung, da das Programm die Werte umrechnen muß. Im Scan-Modus können Sie »N« für normal oder »I« für invertiert eintragen. Zur Aufnahme von Negativen in den Computerspeicher ist der Invert-Modus zu empfehlen. Negative lassen sich anschließend mit dem Programm als Positiv darstellen. Die Länge des Scan-Bereiches bestimmt der Anwender über die Zeilenzahl. Dabei entspricht jede Stelle einer Zeilenzahl von 8 Millimeter.

Texte auf gerastertem Untergrund erkennt der Scanner ohne Probleme
Bei richtiger Einstellung des Gerätes tastet der Scanner Jede Vorlage detailgetreu ab

Umwandeln von Grafikformaten

Der Handy-Scanner tastet Vorlagen sehr genau ab und die Handhabung ist einfach. Die erzielten Ergebnisse sind überraschend gut. Besonders die Wiedergabe von Texten ist äußerst präzise. Eingelesene Bilder lassen sich mit einer zum Programm gehörenden Routine in Degas-Format umwandeln und dann mit leistungsstarken Grafikprogrammen weiterbearbeiten. Damit ist der Grafiker nicht auf das mitgelieferte Malprogramm beschränkt. Obwohl das Gerät mit der Hand geführt wird, gibt es keine Verzerrungen, die auf unsaubere Bedienung zurückzuführen sind. Der Scanner verzerrt erst dann, wenn Sie das Gerät zu schnell über die Vorlage bewegen. Zwei Rollen an der Unterseite des Abtasters sorgen für ruhige Bewegungen, und der interne Prozessor rechnet die aufgenommenen Informationen in Daten um, die der Computer versteht. Auch das mitgelieferte Malprogramm ist zufriedenstellend. Das Fadenkreuz flimmert zwar, doch stellt das Programm alle wichtigen Funktionen sowie einige Feinheiten zur Verfügung. Da die Software auf den Scanner abgestimmt ist, existiert die Steuersoftware im Augenblick nur für den Monochrommonitor des Atari ST. In Zukunft soll es jedoch auch eine Farbversion geben, wobei Digitalisierungen aber weiterhin nur in Graustufen möglich sein werden.

Insgesamt gesehen ist der Handy-Scanner ein sinnvolles und brauchbares Werkzeug für die schnelle und preiswerte Erfassung von Grafiken. Zusätzlich erhält der Anwender in Form der Steuersoftware noch ein gutes Malprogramm. Es enthält alle notwendigen Zeichenfunktionen und verfügt über einige Spezialfunktionen. Mittels Rollbalken am Arbeitsfenster läßt sich eine Zeichnung leicht verschieben. Die Menüleiste erlaubt es, spezielle Parameter zu definieren. Was dem Gerät noch fehlt, ist ein Programm für die Erkennung von Texten. (P. Sievers/Bernhard Reimann)

Steckbrief

Produktname: Handy-Scanner

Preis: 798 Mark Schwarzweiß, 898 Mark Graustufen

Stärken:
Leichte Handhabung ■ einfacher Anschluß ■ akzeptabler Preis ■ gute Software ■ verzerrungsfreie Abtastung ■ ausführliche Anleitung

Schwächen:
läuft nur im Monochrom-Modus ■ keine Texterkennung

Vertrieb: Cameron, Pfaffenweg 1, 7024 Filderstadt

Vorlagentexte bildet die zum Lieferumfang gehörende Software so ab, wie sie im Original aussehen



Aus: ST-Magazin 04 / 1988, Seite 32

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