Stario’s Christmas

Top Byte Software waren mit dem Super-Mario-Klon Super Stario Land 1995 durchaus erfolgreich. Ein Jahr später schoben die Entwickler Stario’s Christmas nach, ein Jump’n’Run mit Weihnachtsthema.

„Wieso ist Nintendo nicht gegen Top Byte vorgegangen?“ fragen sich diverse Spieletester im Netz noch Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des Stario-Erstlings. Die Entwickler hatten sich aus den damaligen Mario-Titeln wie in einem Gemischtwarenladen bedient, Sprites und Leveldesign fast direkt übernommen.

Die Antwort dürfte in der damaligen Situation des Atari-Marktes liegen: 1994 erschienen die letzten ST-Spiele großer Publisher (u.a. Cannon Fodder), ein Jahr später kamen Neuerscheinungen aus dem Shareware-Bereich, von kleineren Entwicklern, oder es handelte sich um Nachzügler wie Llamazap, die erst Jahre nach ihrer Fertigstellung veröffentlicht wurden. Starioland bekam somit außerhalb der Atari-Presse kaum Aufmerksamkeit und wurde auch nicht so intensiv beworben, wie seinerzeit Giana Sisters. Außerdem war das Web noch nicht allgegenwärtig, Nintendos Anwälte hätten also wohl Atari-Magazine lesen müssen, um von dem Spiel zu erfahren.

Ho ho ho

Top Byte konnte also unbehelligt Stario verkaufen und sogar einen Nachfolger nachschieben. Auch in Stario’s Christmas wird in mehreren Welten fleißig gehüpft, nun aber mit einem Winter-Anstrich. Einige Gegner tragen nun Zipfelmützen, andere Sprites wurden anderweitig überarbeitet. Die Würmer sehen beispielsweise deutlich besser aus als im ersten Teil. Nicht verändert hat sich hingegen Stario selbst und vom Weihnachtsmann ist im Spiel nichts zu sehen. Extras stecken nun in Geschenkverpackungen, die gerne auch vor Heiligabend ausgepackt werden dürfen.

Die Level erinnern erneut stark an das erste Marioland auf dem Game Boy, bis hin zu den zwei Ausgängen am Levelende. Der obere Ausgang ist etwas schwerer zu erreichen, belohnt den Spieler aber mit einigen Extramünzen. Die Röhren sind nur Dekoration, versteckte Bonusräume gibt es wie in Teil 1 nicht.

Stario verhält sich auch genauso wie im ersten Teil, wer einen der Mario-Titel auf den Nintendo-Konsolen gewohnt ist, wird häufiger Leben verlieren, da die Spielfigur etwas weiter rutscht. In der Oberwelt ergibt das durchaus Sinn, in den Untergrund-Leveln verhält sich Stario allerdings nicht anders.

Kling kling kling

In der Oberwelt gibt es nun leichten Schneefall, dafür präsentiert sich der Himmel in tristem Grau. Die Soundeffekte wurden nicht verändert und erneut gibt es die Wahl zwischen Hintergrundmusik und Soundeffekten. Letztere klingen allerdings so dürftig, dass die meisten Spieler mit F9 auf die Chiptune-Musik umschalten werden. Die Möglichkeiten des STE oder Falcon bleiben von Stario’s Christmas ungenutzt. Immerhin scrollt das Spiel absolut flüssig. Spielerische Schwächen wurden nicht behoben. Neben der leicht misslungenen Steuerung sind das die künstlich in die Länge gezogenen Level, der Verzicht auf Endgegner und eine Hintergrundgeschichte.

Fazit

Stario’s Christmas verbreitet keine Weihnachtsstimmung, ist aber technisch kompetent gemacht. Falcon-Besitzer dürften aber eher zum Original greifen, welches dank des Game-Boy-Emulators der Reservoir Gods auch auf dem Atari-Raubvogel spielbar ist.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 12 / 2014, Seite 30

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