Atoric

Zu den vielen Computern, die Anfang der 80er die Heimcomputerwelt bevölkerten, gehörten auch die Oric-Rechner Oric-1 und Oric Atmos. Jahre später entwickelte Christian Peppermüller einen Oric-Emulator für den Atari ST: Atoric.

In den frühen 80ern gab es Dutzende zueinander inkompatible Heimcomputer, viele davon fanden kaum weitere Beachtung in Deutschland. Zu diesen Exoten gehörte auch die Oric-Familie des britischen Computerherstellers Tangerine Computer Systems. Technisch vergleichbar mit dem ZX Spectrum, aber mit einer 6502 CPU ausgestattet, konnte Tangerine in Großbritannien und Frankreich immerhin eine sechsstellige Anzahl Geräte verkaufen. In Bulgarien und Jugoslawien wurden noch bis in die 90er Oric-kompatible Klone verkauft.

Emulation

Atoric ist ein Oric-Emulator für den ST und kompatible Systeme. Er nutzt die Emulation aus dem C64-Emulator von Uwe Seimet, der in den 80ern aufgrund der Verwendung der C64-ROMs nur in einigen wenigen PD-Listen auftauchte.

Die Systemanforderungen sind moderat, Atoric läuft auf Original-Hardware wie auch unter Emulatoren. Falls der ST-Soundchip vorhanden ist, wird dieser für die Soundausgabe benutzt: Im Oric steckte der selbe Soundchip wie im ST. Kenntnisse des Orics sind zwar nicht unbedingt erforderlich, allerdings ist viel Oric-Software in französischer Sprache.

Konfiguration

Normalerweise kann Atoric gleich nach dem entpacken gestartet werden. Auf exotischer Hardware (bspw. ST mit Grafikkarte oder Milan) ist es jedoch ratsam, einen Blick in die Konfigurationsdatei zu werfen. Als erstes gibt es die gewünschte Bildschirmauflösung. Diese ist auf Oric-Seite zwar immer gleich, aber die höhere Auflösung/Farbenzahl muss heruntergerechnet werden.

Für den Milan gibt es in der letzten Version eine Anpassung für 256 Farben mit 640480 Pixel - leider verfügt der Milan nicht über eine niedrige Auflösung von 320200. Speziell für ST-Besitzer gibt es noch einen Overscan-Modus mit 320*228 Pixeln aber es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Modus nur auf Standard-STs (also keine Emulatoren, erweiterte STs etc.) funktioniert. Auf einem normalen ST läuft Atoric aber nur langsam.

Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Atoric im GEM-Fenster laufen zu lassen. Dies ist jedoch mit Geschwindigkeitseinbußen verbunden. Der Sound lässt sich abstellen, was insbesondere Milan-Besitzer tun sollten, da der Milan mit seinem 1-Kanal-Piepser den Atari-Soundchip nachahmt. Alle Oric-Spiele, die mehr als einen Kanal des Soundchips nutzen, klingen also auf dem Milan etwas seltsam.

Neben der Soundausgabe und Darstellung können Atoric-Nutzer zwischen verschiedenen Oric-Modellen wählen und die Tastenbelegung anpassen. Atoric emuliert den Oric-1, Oric Armos und Telestrat. Disk- und Tape-Images werden gelesen.

Geschwindigkeit

Auf einem unbeschleunigten ST ist Atoric zu langsam für die meisten Oric-Spiele, ebenso auf dem Falcon. Durch Verringerung der Refresh-Rate lässt sich der Emulator beschleunigen, wirklich Spaß macht der emulierte Oric aber erst auf Systemen mit einer 040-CPU.

Bedienung

Wie der ZX Spectrum besaß der Oric keinen Anschluss für Joysticks, daher lassen sich alle Spiele über die Tastatur bedienen. Wird CLOAD "" eingegeben, erscheint die Dateiauswahl zum Laden eines Images. Die HELP-Taste ruft das Emulator-Menü auf, dort kann unter anderem das verwendete Disk-Image gewechselt werden.

Software

Oric-Spiele bewegen sich in etwa auf dem Qualitätsniveau von Spectrum-Titeln, allerdings war der Oric nie erfolgreich genug, um für große Softwarefirmen interessant zu sein. Kleinere Softwarefirmen lieferten sowohl Originaltitel, als auch Umsetzungen und Kopien bekannter Spiele. Es gibt für den Oric auch eine kleine, aber aktive Entwicklerszene, die in den letzten Jahren Umsetzungen von Spielen wie „Impossible Mission“ und „Skool Daze“ gebracht hat. Atoric selbst liegen zwei Spiele bei: Defender und Chess-II.

Weitere Spiele gibt es im Internet auf Seiten wie oric.org. Einen Teil der Oric-Websites und -Programme gibt es nur in französischer Sprache.

Fazit

Die Zielgruppe ist natürlich äußerst übersichtlich, sollte sie doch einen schnellen Atari besitzen und mit dem Oric vertraut sein, um Atoric zu genießen. Davon abgesehen gehört Atoric zu den besseren Emulatoren für den Atari.

Bezugsquelle: Die letzte Version des Emulators (0.9) gibt es auf dem Kurobox-FTP-Server (kurobox.serveftp.net:3021)



Aus: ST-Computer 08 / 2014, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite