Emulation-Corner: PC-Emulatoren

Ab sofort gibt es in der st-computer eine regelmäßige Rubrik, in der Tipps & Tricks zum Thema PC-Emulatoren gegeben werden.

ST-Disketten konvertieren

Wer noch eine ganze Sammlung alter Atari-Disketten hat, sollte sie aus verschiedenen Gründen konvertieren und auf CD-ROM oder Festplatte sichern:

Normale Disketten

Standard-ST-Disketten, die auf 720 KB (doppelseitig) formatiert sind, stellen für die meisten PC-Laufwerke kein Problem dar. Bei der Vielzahl an Herstellern von 3,5" Laufwerken kann es jedoch immer sein, das ein Laufwerk Schwierigkeiten macht. Wer nicht gerade in der glücklichen Lage ist, ein ZIP-Laufwerk oder einen CD-Brenner zu benutzen, muss dann den Weg über ein Nullmodem-Kabel gehen - diesen Weg beschreiben wir in einer der nächsten Ausgaben.

Für das Archivieren einer kompletten Diskette in einer Datei gibt es hauptsächlich zwei Formate: MSA und ST. MSA existierte schon vor den ST-Emulatoren und steht für den Magic Shadow Archiver. Dieser war insbesondere dafür gedacht, ST-Demos, die häufig ein eigenes Diskformat verwendeten, so zu packen, das diese zum Beispiel auch auf einer Coverdiskette ausgeliefert werden konnten. Auch PD-Versender freuten sich über das Format, denn sie brauchten keine besondere Kopiersoftware mehr für ihre Disketten. Mit dem Magic Shadow Archiver wird eine Diskette nicht nur gepackt, sondern auch entpackt. Der Disketteninhalt wird dabei überschrieben. Nach dem Beschreiben ist die Diskette eine genaue Kopie der Ursprungsdiskette. Neben dem namensgebenden MSA-Programm, gibt es noch JayMSA. JayMSA ist wesentlich moderner und kann auch problemlos einzelne Dateien entpacken.

Demgegenüber steht das .ST-Format, das sich auf Emulatoren durchgesetzt hat. Dieses Format ist im Gegensatz zu MSA nicht gepackt und somit ist es sehr einfach zu durchschauen - eine Dokumentation des ST-Diskettenformats reicht. Der Nachteil ist natürlich, das selbst bei einer Diskette mit nur einer 4 KB großen Textdatei, eine 720KB ST-Datei entsteht. Aus diesem Grund werden ST-Dateien häufig noch mit ZIP gepackt. Die besseren ST-Emulatoren unterstützen auch gezippte ST-Dateien.

In jedem Fall machen kopiergeschützte Disketten Probleme. Die meiste kopiergeschützte Software liegt aber auf den üblichen ST-Spieleseiten. Wer das Original besitzt, rutscht damit nicht in die Illegalität ab. Schwieriger wird es mit Anwendungssoftware, von denen aber nur ein kleiner Teil mit einem Kopierschutz ausgestattet war.

Meistens mit eigenem Diskformat: Demos (Alliance Demo)

Makedisk

Makedisk ist ein kleines Programm, das unter der Eingabeaufforderung von Windows 9x und ME oder dem klassischen MS-DOS läuft. Es ist das gängigste Programm, um ST-Disketten in Diskimages zu kopieren. Wie üblich bietet das Programm eine kurze Onlinehilfe an, wenn es ohne Parameter gestartet wird.

Um eine Diskette zu konvertieren, legen Sie diese bitte in das Diskettenlaufwerk des PCs ein. Dann wird Makedisk gestartet:

makedisk /read stdisk.st /auto

"stdisk.st" ersetzen Sie durch den gewünschten Namen für das Diskimage. Makedisk läuft automatisch ab. Spielt die Hardware allerdings nicht mit, kann auch Makedisk nichts machen. So konnte ein ST so manche Diskette lesen, die Makedisk große Probleme bereiteten. Bevor Sie also eine Diskette als unbrauchbar wegschmeissen, sollten Sie diese zuerst im ST ausprobieren. Ist ein solcher nicht mehr vorhanden, lohnt es sich durchaus, einen bei ebay zu erstehen - ein 1040STF mit Monochrom-Monitor geht dort mitunter für fünfzehn Euro weg.

Natürlich kann makedisk auch ST-Dateien auf Diskette zurückschreiben:

makedisk /write stdisk.st /auto

Dies ist übrigens sehr empfehlenswert für ST-Spiele, denn es ist schon ein Unterschied, die Spiele auf einem ST mit Joystick zu steuern, als das Spiel im Emulator zu spielen.

Wenn Makedisk nicht läuft, hilft vielleicht ein DOS-Emulator. Für PCs ist ein völlig ausreichender PC-Emulator in M.E.S.S. eingebaut. Damit sind dann auch unter den neuesten Windows-Versionen die meisten DOS-Programme nutzbar. Die Alternative zu M.E.S.S. heisst Bochs und ist zumindest im DOS-Betrieb ausreichend schnell.

MSA

Wer nicht unter DOS und Windows arbeitet, sollte sich mal den Magic Shadow Archiver oder JayMSA anschauen. Mit diesen zwei Programmen wird die Diskette in einem MSA-Archiv gesichert. Dank der Komprimierung passt das MSA-Archiv wiederum auf eine Diskette. Somit können die Daten auf einen anderen Computer transportiert werden. In den Emulatoren wird das MSA-Archiv wie ein normales Laufwerk verwaltet.

Nachteil dieser Methode: es wird ein ST benötigt. Zudem erfordert diese Lösung etwas mehr Zeit als das direkte Einlesen mit Makedisk.

Kopiergeschützte Disketten

Das Einlesen von kopiergeschützten Disketten scheitert meistens am Diskcontroller des PCs. Leider gibt es auch kein Interface, um ein ST-Diskettenlaufwerk anzuschließen - so etwas gibt es nur für die C64-Floppy. Keine Lösung sind so genannte Crack-Programme, die es im Internet gibt. Diese können zwar tatsächliche bestimmte ST-Kopierschutzmechanismen ausheben, sind aber eher für Spiele gedacht. Da es diese ohnehin fast alle im Internet gibt, sind diese Programme heute nur noch von historischem Interesse.

Schlecht sieht es auch für alle Programme aus, die einen Dongle benötigen. Kein Emulator bietet dafür eine Lösung an, obwohl einige CRT-Dateien (Cartridge) unterstützen.

Schnelle JPEGs

Extra für MagiCPC gibt es mit ArtDeco eine Systemerweiterung, die das Falcon-DSP-JPEG-Decoder-Interface von Brainstorm nachbildet. Dieses Interface wird von einigen Programmen unterstützt, darunter CAB und GemView.

Durch die Dekomprimierung direkt durch das Hostsystem, wird zum Teil sehr viel Zeit eingespart. Vorher muss allerdings überprüft werden, ob sich die eigenen Programme mit der für ArtDeco notwendigen Systemerweiterung "Liberty" vertragen.

Magische Emulatoren

MagiCMac und MagiCPC nutzen zwar das gleiche Betriebssystem, unterscheiden sich in ihrem internen Aufbau stark. Hauptsächlich macht die CPU-Emulation den Unterschied aus.

MagiCPC emuliert einen 68000-Prozessor. Damit laufen auch Programme, die auf dem 68020 oder höher ihren Dienst verweigern. Nicht ohne Grund kann der Emulator auch andere TOS-Versionen benutzen, aber als Spiele-Emulator ist er trotzdem ungeeignet. Die Schwächen der 68000-Emulation werden bei optimierten Programmen wie Aniplayer sichtbar. Entwickler sollten auch eher zu einem anderen Emulator greifen.

MagiCMac simuliert einen 68020-Prozessor. Dies reicht für Aniplayer aus und auch für Entwickler st dies besser.

Für letztere ist besonders Aranym eine Überlegung wert: 040er-CPU, hohe Geschwindigkeit, Ethernet-Anbindung und einiges mehr machen den Emulator zur idealen Entwicklungsplattform.

Makedisk-Tutorial: http://home.tu-clausthal.de/~ifmar/makedisk/index.html

ArtDeco: http://chrisker.freeyellow.com/002.html


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 08 / 2003, Seite 10

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