CD-Brenner am Atari

Unser Test der CD Writer Suite 2 in Ausgabe 03-2003 hat einige Fragen aufgeworfen. Wir versuchen, diese in dem vorliegenden Bericht zu klären.

Vor einigen Jahren noch war das Brennen von CD-Rohlingen nur Experten und Menschen mit dicker Brieftasche vorbehalten. Mittlerweile hat sich das Bild radikal verändert: CD-Brenner gehören beinahe schon zum Standard eines halbwegs modernen Computers, und DVD-Brenner sollten mit der nächsten Software-Generation Einzug in die Atari-Gemeinde erhalten. Wir zeigen Ihnen, welche Hardware im Einsatz mit den Software-Brennspezialisten CD Writer Suite dabei hilft, Ihren wachsenden Datenbestand vor dem nächsten Festplattengau zu retten.

Fachlatein

Die ersten CD-Brenner konnten mit einfacher Geschwindigkeit brennen. Für einen 640-MB-Rohling brauchten diese Geräte über eine Stunde Zeit zur Fertigstellung. Heutzutage protzen die besten Geräte mit 40-facher Geschwindigkeit. Zwar ist diese Zahl ein wenig geschönt (dazu später mehr), doch mit Sicherheit ist auch hier noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Wer seinen Atari nach- oder aufrüsten will, muss sich erst einmal über die Vielfalt der angebotenen Brenner im Klaren sein. Ein Blick in Händlerkataloge eröffnet eine schier endlose Zahl an Angeboten. Dort ist dann von IDE, SCSI, USB und FireWire als Schnittstelle die Rede. Wörter wie CD-R, CD-RW, Highspeed, Combo, BurnProof oder Cache verunsichern den Neueinsteiger, und Preise von € 6o.-- bis € 380.-- helfen nicht gerade bei der Entscheidungsfindung. Daher sollen Sie nachfolgend die Bedeutung fast aller dieser Begriffe kennen lernen.

Welche Schnittstelle?

Die erste Frage beim Kauf eines CD-Brenners ist die nach der geeigneten Schnittstelle. Als Schnittstelle bezeichnet man grob gesagt den Anschluss, der Computer und Laufwerk miteinander verbindet. Natürlich gibt es hier markante Unterschiede, im Großen und Ganzen findet man in diesem Bereich aber vier verbreitete Schnittstellen vor: IDE/ATAPI, SCSI, USB und FireWire. je nach vorhandener Rechnerkonfiguration kommt nur ein Teil dieser Schnittstellen in Betracht, wobei FireWire und USB derzeit am Atari noch nicht unterstützt werden. Zwar ist zum Beispiel eine Karte für den ROM-Port des klassischen Atari angedacht, eine konkrete Umsetzung gibt es aber noch nicht. Auch PCI-Karten mit USB-Ports für Milan und Hades werden nicht unterstützt - schade eigentlich, dass auch diese gut ausgerüsteten Anwender auf USB verzichten müssen. Wahrscheinlich werden wir auf den Atari ColdFire und die eventuelle ColdFire-Beschleunigungsplatine für den Atari Falcon warten müssen, bis USB auch endlich in die TOS-Welt Einzug hält - der XL/XE wird immerhin auch bald bedient!

SCSI

Die SCSI-Schnittstelle, die im Amiga, TT und Falcon bereits vorhanden ist, hat im Laufe der Zeit eine erhebliche Wandlung durchgemacht, sowohl was das Aussehen der Verbindungs-Stecker angeht, als auch den maximal erreichbaren Datendurchsatz. Fakt ist, dass alle SCSI-Versionen ausreichenden Datensatz für ein vernünftiges CD-Brennen zur Verfügung stellen. Seit einigen Jahren allerdings steigen die Preise für SCSI-Geräte immer weiter an, sodass diese mittlerweile ein unattraktives Preisniveau erreicht haben. Der Grund ist, dass die standardmäßige Verbreitung der SCSI-Schnittstelle in der PC- und MacWelt nicht zuletzt auch aus Kostengründen drastisch sinkt, und damit verbunden auch die Nachfrage und Abnahme entsprechender Peripherie. Daher ist der von uns ermittelte, günstigste CD-Brenner mit SCSI-Anschluss nicht nur in puncto Leistung nur ausreichend bis befriedigend, sondern mit 170,- Euro schon im oberen Drittel des Preissegments angesiedelt. Zwar gibt es so genannte Konverter, die einen Schnittstellentyp in einen anderen wandeln, diese sind aber so kostspielig, dass die Adaptierung nur selten lohnenswert ist. Der Betrieb eines SCSI-Brenners mit IDE-SCSI-Wandlern kann im Übrigen nicht gewährleistet werden.

An jedem SCSI-Anschluss können sieben Geräte angeschlossen werden. jedes der an einer Kette angeschlossenen Laufwerke muss über eine eigene SCSI-ID (eine Nummer von 0 bis 7) verfügen. Diese wird in der Regel über DIP-Schalter am externen Gehäuse oder direkt am Gerät über drei Jumper codiert eingegeben. Außerdem muss das letzte Gerät terminiert werden, also einen Abschlusswiderstand besitzen. Dies geschieht ebenfalls über DIP-Schalter oder einen Jumper. Außerdem gibt es externe Terminatoren, die auf den SCSI-Ausgang gesteckt werden und günstig zum Beispiel bei eBay erhältlich sind. Kein anderes Gerät dieser Kette darf die Terminierung aufweisen.

Die klassischen Atari-Modelle TT und Falcon sind von Atari bereits mit einem SCSI-Port ausgestattet worden. Auch heutige SCSI-Brenner versehen hier zumeist ohne Murren ihren Dienst. Leider liegt die Schnittstellengeschwindigkeit dieser Rechner nicht besonders hoch. Auf einem 32 MHz schnellen Atari Falcon sind wir in Tests nie über eine 2-fache, beim Atari TT nie über eine 4-fache Brenngeschwindigkeit hinausgekommen. Somit spart der Anwender also einiges an Geld, wenn er günstig auf dem Gebrauchtmarkt zum Beispiel einen 4-fach Brenner für seinen Classic Atari kauft, ohne an effektiver Leistung zu verlieren. Wenn dann vielleicht der TT oder Falcon als Zweitrechner dient, kann er ja auch schon einmal etwas länger zum Brennen brauchen.

Schneller arbeiten SCSI-Brenner am Hades (hat eine interne SCSI-Schnittstelle) und mit einer SCSI-Erweiterungskarte am Milan.

Besitzer eines ST oder STE müssen ihren Rechner um eine SCSI-Schnittstelle erweitern. Atari setzte zu ST- und STE-Zeiten auf einen abgespeckten SCSI-Bus und nannte diesen schlicht "ACSI". jeder ST und STE (auch der TT) verfügt über einen solchen ACSI-Port. Mit einem entsprechenden Hostadapter lässt sich der ACSI-Port aber zu einem echten SCSI-Bus erweitern, an dem dann alle gängigen SCSI-Geräte nutzbar sind. Besonders beliebt sind hier die Adapter der Serie "The Link". Leider wird aber kein SCSI-Hostadapter mehr hergestellt, sodass Anwender hier auf den Gebrauchtmarkt angewiesen sind. The Link-Adapter erreichen aber auf eBay immer noch nicht selten Höchstpreise bis € 50.--.

IDE/ATAPI

Die IDE/ATAPI-Schnittstelle gilt als einer der Standards der Computerwelt. Sie bietet, wie auch SCSI, genügend Datendurchsatz, um auch an TOS-Rechnern wie Hades und Milan jeden heute erhältlichen Brenner mit ausreichender Geschwindigkeit betreiben zu können. Durch die hohe Verbreitung in allen Bereichen der Computertechnik sind Laufwerke mit IDE-Schnittstelle besonders günstig. Der preiswerteste CD-Brenner, den wir im Handel aufspüren konnten, kostete lediglich € 59.--, häufig sind in EDV-Abteilungen von Kaufhäusern jedoch noch günstigere Sonderaktionen zu finden. Die herkömmlichen Preise für derzeit aktuelle Modelle liegen im Handel bei rund € 100.--. Im Gegensatz zu SCSI ist die Installation eines IDE-Brenners recht einfach zu bewerkstelligen. jeder IDE-Port verwaltet maximal zwei Geräte, also zum Beispiel für eine Festplatte und einen CD-Brenner.

Die beiden Laufwerke pro IDE-Port werden durch die etwas skurrile Bezeichnung Master (Meister) und Slave (Diener) unterschieden, auf den Festplatten häufig "MA" und "SL" abgekürzt. Um die Festplatte zum Meister zu ernennen oder zum Diener zu degradieren, muss lediglich ein kleiner Jumper auf der Rückseite des Brenners umgesteckt werden. Wird nur ein Gerät pro IDE-Port betrieben, sollte dieser stets auf "Master" stehen.

Ein Nachteil des IDE-Standards soll nicht unerwähnt bleiben: Im Gegensatz zu SCSI, USB oder FireWire wird dieser Anschluss nicht extern ausgeführt. IDE ist also die richtige Wahl, wenn ein entsprechender Anschluss in einem Kompatiblen zur Verfügung steht und der Brenner intern in einen Tower eingebaut werden soll - diese Voraussetzung erfüllen hauptsächlich Milan und Hades. Haben Sie Ihren Falcon in ein Tower-Gehäuse umgebaut, kann auch dessen IDE-Schnittstelle genutzt werden, die allerdings nicht sonderlich schnell arbeitet.

USB

Der Universal-Serial-Bus, kurz USB, ist eine der neueren Schnittstellen und kam nach IDE sowie SCSI auf den Markt und ist übrigens ein entfernter Nachfrage des SIO-Bussystems der 8-Bit-Rechner von Atari (einer der Hauptentwickler von SIO hält auch einige Patente an USB). Ziel der Entwickler war es, eine flexible und anwenderfreundliche Schnittstelle zu entwickeln, die Probleme wie Terminierung und das Einstellen von Master/Slave überflüssig macht.

Pro USB-Bus können theoretisch bis zu 127 Geräte angeschlossen werden. Da USB "Hotswappable" ist, ist ein Anschließen oder Entfernen von USB-Peripherie sogar während des laufenden Betriebs des Computers möglich. Die Adressierung geschieht dabei vollkommen automatisch.

Doch wo viel Licht zu sein scheint, ist auch eine Menge Schatten: Die ursprüngliche Bestimmung von USB lag nicht in der Integration von schnellen Datenträgern, wie es CD-Brenner sind. Daher ist die maximale Übertragungsrate auf 10 MBit/ sec pro USB-Port (ca. 1 Megabyte pro Sekunde) begrenzt.

Wie erwähnt ist USB am Atari leider noch nicht nutzbar, erst der ColdFire-Rechner wird diesen Standard auch hier einführen. In Kürze können jedoch Fans des Atari XL/XE eine USB-Erweiterungskarte kaufen - der "kleine" Atari überholt hier also die "große" ST-Weit.

FireWire

Apples und Sonys Erfindung FireWire (Feuerdraht) ist die letzte der vier Schnittstellen für Datenübertragung, die auch unter dem Namen i.Link, IEEE1349 und DV-Schnittstelle bekannt ist. Mangels Kompatibilität zum Classic Atari möchten wir auf diese Technologie an dieser Stelle nicht näher eingehen.

Geschwindigkeit

Wie eingangs erwähnt, begann alles mit einfacher Schreibgeschwindigkeit. Das Brennen eines vollen Rohlings dauerte damals über eine Stunde. Mittlerweile sind handelsübliche Brenner mit Geschwindigkeiten bis 40-fach im Handel; das heißt, dass ein Rohling mit 650 MBytes Kapazität theoretisch in weniger als zwei Minuten voll beschrieben sein sollte. Dass dem nicht so ist, verdanken wir der üblichen Augenwischerei der Industrie. Tatsächlich sind zum Beispiel 16-fach-Brenner in der Lage, die oben genannte CD-R innerhalb von rund vier Minuten zu brennen.

Nach dieser Geräte-Generation sind die Hersteller aber zu einem Trick übergegangen, um ahnungslosen Kunden eine schier unglaubliche Geschwindigkeitssteigerung zu suggerieren: Die angegebenen Höchstwerte werden tatsächlich nur in der letzten Zone des Rohlings erreicht. Dazu muss man wissen, dass die CDRs immer von innen nach außen beschrieben werden. Demnach sind am äußeren Rand größere Geschwindigkeiten möglich als innen. Ein Brenner erhöht also nach einem bestimmten und festgelegten Turnus langsam seine Geschwindigkeit.

Ein rechnerisches Beispiel: Ein bestimmter 20-fach-Brenner fängt mit 12-facher Geschwindigkeit an, wechselt nach einem Drittel auf 16-fachen Speed und schaltet im letzten Drittel auf 20-fache Geschwindigkeit um. Im Schnitt ergibt sich für einen vollen Rohling so eine 16-fache Schreibgeschwindigkeit - ist der Rohling nur zur Hälfte gefüllt, ist es sogar noch weniger. Hinzu kommt die Tatsache, dass zurzeit der Drucklegung dieses Artikels die meisten Noname- und Markenrohlinge im Handel nur bis 16-fach spezifiziert waren. Erkennt dies der Brenner, wird automatisch auf niedrige Geschwindigkeit heruntergeschaltet.

Für Atari-Anwender sei erwähnt, dass zum Beispiel IDE-Brenner durch die technische Beschränkung in der Regel nur eine 5-fache Brenngeschwindigkeit erreichen.

CD-R oder CD-RW?

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Rohlingen: Die einmal beschreibbare Variante ist die CD-R, die bis zu 1000 Mal wieder beschreibbare Variante wird CD-RW (Read/Write Lesen/Schreiben) genannt. Beide sind mit bis zu 800 MBytes Kapazität erhältlich und für verschiedene Geschwindigkeiten spezifiziert. Die CD-R ist dann empfehlenswert, wenn man sich nicht mehr verändernde Daten dauerhaft speichern will. Auch Sicherheitskopien von Originalen sollten auf CD-Rs gebrannt werden. CD-RWs hingegen sind bei regelmäßigen Backups die ökonomischere und bequemere Variante. Auch für den gelegentlichen Datenaustausch empfehlen sie sich. Sind die Daten nicht mehr wichtig, oder müssen sie erneuert werden, wird die CD-RW einfach gelöscht und neu beschrieben.

Eine CD-RW kann zurzeit mit maximal 24-facher Geschwindigkeit gebrannt werden, dazu sind aber entsprechende Rohlinge notwendig, Standard sind noch immer 12-fach Rohlinge. Größere Geschwindigkeiten erreicht man nur mit CD-Rs.

Ein Tipp am Rande: Es spricht nichts gegen den Kauf preiswerter No-Name-Rohlinge. Diese sind mittlerweile auch sehr zuverlässig. Wer allerdings auf Datensicherheit angewiesen ist oder CD-Rs zum Mastern in ein Presswerk verschicken will, sollte der Sicherheit halber in diesem Fall auf etwas teurere Markenrohlinge zurückgreifen. Bei beiden gilt aber grundsätzlich: Das jeweils Teuerste ist nicht immer auch das Bessere.

Fazit

Obwohl Atar-isti mit derzeit nur die zwei mit Sicherheit kompatible Anschlussarten nutzen können, bleibt ihnen die Qual der Wahl nicht erspart: Sie müssen bei der Anschaffung eines Brenners auf seine Schnittstelle achten und zwischen der Möglichkeit Ihres Systems, der geforderten Geschwindigkeit und der Portabilität abwägen. Eine echte Allroundlösung gibt es leider noch nicht. SCSI sollte es sein, wenn Wert auf Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit gelegt wird. IDE ist die beste Lösung, wenn es um die Anschaffung eines günstigen und schnellen Brenners geht und ein Atari-Clone zur Verfügung steht.

Die meisten SCSI- und IDE-Brenner sind kompatibel mit dem Atari und der aktuellen CD-Brenner-Software CD Writer Suite. Da alle modernen Brenner Caching- und BurnProof-fähig sind, also Buffer-Overflow-Fehler während des Schreibvorgangs vermeiden können, ist eine Anschaffung eines Brenners trotz möglichem zukünftigen Umstieg auf einen ColdFire-Atari jetzt auch für Classic-Anwender sinnvoll.

Achtung, High-Speed!

Erwerben Sie zurzeit keinen Brenner mit mehr als 16facher Schreibgeschwindigkeit. Schlecht erhältliche Highspeed-Rohlinge und ein zweifelhafter Geschwindigkeitszuwachs lohnen den Mehrpreis von € 50.- bis € 80.- derzeit nicht.
Achten sie auch darauf, dass der Brenner über "Burnproof" verfügt. beim brennen von Rohlingen darf der Datenstrom vom Rechner niemals unterbrochen werden. dies würde unter normalen Umständen zu einem Verlust des CD-R Mediums führen. die meisten neuen Brenner verfügen über eine Funktion namens "Burnproof". diese bemerkt rechtzeitig den drohenden Datenmangel und merkt sich die Position des Schreibkopfes. defekte Rohlinge gehören dank dieses Features der Vergangenheit an.
Außerdem sollte der Brenner über mindestens 2 MByte cache verfügen. der cache dient dem Zwischenspeichern der ankommenden Daten, um so kurzfristige Schwankungen in der angelieferten Datenmenge ausgleichen zu können.


Nico Barbat Marco Schmitz
Aus: ST-Computer 05 / 2003, Seite 30

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