1991 stellte Atari einen revolutionären Computer vor: einen ST ohne Tastatur, der mit einem Stift bedient wird. Mit großem Medien-Aufwand greift Microsoft diese Idee mit dem Tablet PC auf.
Vor 12 Jahren sorgten so genannte Pentops für Schlagzeilen. Ende der 80er/Anfang der 90er waren durchaus verschiedene Ansichten vorhanden, welches das Eingabemittel der Zukunft sein sollte. Wang stellte sogar einen Computer mit Telefonhörer vor. Der Vater des ST, Shiraz Shivji, bastelte am Momenta PC, einem DOS-PC, der über einen Stift bedient wurde. Neben Atari und Momenta gab es noch einige andere Hersteller und teilweise wurden diese Computer auch verkauft. Nur war keinem ein Erfolg beschieden.
Microsoft will dies mit geballter Marktmacht ändern. Tablet PCs waren auf der CeBIT an jeder Ecke zu sehen. Da sie dort offen auslagen, konnte jeder überprüfen, wie die Geräte in der Praxis arbeiten.
Es gibt zwei unterschiedliche Geräte. Die einen, Convertibles, bieten eine Notebook-Tastatur, die hinter das Display geklemmt werden darf. Dadurch wird das ganze Gerät natürlich schwerer, trotzdem sind sie die bessere Wahl, aber dazu später.
Die normalen Tablet PCs sind hingegen sehr flach und bestehen nur aus dem Bildschirm. Es ist fast, als ob man mit einem Flachbildschirm herumläuft.
Alle Tablet PCs sind mit einer besonderen Version von Windows XP ausgestattet. Das bedeutet für alternative Betriebssysteme wie Linux natürlich, das eine externe Tastatur angeschlossen werden muss. Die Tablet-Edition von WinXP ist keine abgemagerte Version, wie etwa WinCE. Das bedeutet auch, das alle Programme, die unter WinXP laufen, auch auf dem Tablet PC laufen sollten. Das gilt natürlich auch für MagiC PC. Überklebt man also die Logos von Acer, Toshiba und Co. mit einem Atari-Logo und lässt MPC automatisch starten, hat man schon fast einen ST-Pad/STylus.
Der Stift ersetzt die Maus und hat demzufolge zwei Tasten. Ähnlich wie bei einem Palm Pilot, kann in einen bestimmten Bereich geschrieben werden, bloß das dieser von einem kleinen Programm zur Verfügung gestellt wird. Tablet PCs sollen ohne Trainieren sogar asiatische Schriftzeichen korrekt erkennen können.
Mit dem Stift werden aber nicht nur Texteingaben gemacht, auf Wunsch kann auch damit gezeichnet werden. So sind im Windows-Uralt-Programm "Paint" schnell einige Zeichnungen gemacht. Einen Ersatz für ein Grafiktablett, ist er aber nicht: der Stift ist nicht drucksensitiv, d.h. bei einem stärkeren Druck auf den Stift wird eine Linie nicht dicker. Natürlich können auch Notizen als Grafiken abgespeichert werden, obwohl der Bedarf daran wohl eher gering sein dürfte.
Die Qualität des Displays schwankt von Anbieter zu Anbieter. Einige verstecken es hinter einer durchsichtigen Hartplastikscheibe, die das empfindliche Display schützt. Wer sich mit dem Display nicht anfreunden kann, hat bei vielen Modellen die Möglichkeit, einen externen VGA-Monitor anzuschließen.
Da der letzte Versuch, den Stift zu etablieren, schon 12 Jahre her ist, könnte man wohl erwarten, das sich in dem Bereich etwas getan hat. Dies ist leider nur teilweise der Fall.
So spielte sich auf der CeBIT eine sehr lustige Szene ab, zwischen einem Mitarbeiter eines Tablet PC-Anbieters und einem stc-Redakteur:
stc-Redakteur: "Und darauf kann ich jetzt einfach schreiben? Einfach so?"
Mitarbeiter: "Einfach so, schreiben Sie einfach, wie Sie es gewohnt sind."
stc-Redakteur: "OK" (schreibt) "Der erkennt ja so gut wie nix."
Mitarbeiter: "Sie schreiben nicht richtig."
stc-Redakteur: "Muss der die Schrift erst lernen???"
Nun kam ein weiterer Interessent für den Tablet PC an den Stand und der leicht genervte Mitarbeiter wandte sich denen zu.
Interessent: "Und der erkennt meine eigene Handschrift?"
stc-Redakteur: "Ja, wenn Sie Glück haben."
Mitarbeiter: "Natürlich, schauen Sie hier" (schreibt "Hallo, wie geht es Ihnen")
Während der Tablet PC die Handschrift des Mitarbeiters weitgehend problemlos lesen konnte, hatte er auch mit der Handschrift des Interessenten so seine Probleme und machte aus "Mir geht es gut" erneut "Hallo, wie geht es ihnen". Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Tablet PCs bei einer lockeren Stiftführung nur Fragmente der Schrift erkennen. Folglich muss etwas härter aufgedrückt werden, was dem Bildschirm zwar nicht schadet, aber auf Dauer ermüdet. Selbst bei einer einwandfreien Handschrift (der so genannten "Sonntagsschrift"), ist die Handschrifterkennung ungenügend. Die Korrekturen, die dann erforderlich sind, kosten nur Nerven. Vielleicht ist der PC auch hauptsächlich für den asiatischen Raum gedacht, aber als Gaijin ohne ein paar Katakanas im Handgepäck, konnte dies nicht überprüft werden.
Es stellt sich da die Frage, ob nicht eine spezielle Computerschrift, wie etwa "Grafitti" (PalmOS), der bessere Weg ist.
Eine Computer-Tastatur kann für ganz verzweifelte eingeblendet werden. Schnelles Arbeiten ist mit ihr jedoch nicht möglich.
Vor einem Kauf eines Tablet PCs sollte auch die Reaktionsschnelligkeit getestet werden, denn bei einigen Modellen war ein flüssiges Malen so wie auf einem Blatt Papier, kaum möglich. Der Pinsel auf dem Bildschirm zog merklich nach und das nicht etwa weil das Bildbearbeitungsprogramm den Rechner überfordern würde. Das Arbeiten mit MS-Paint erinnerte jedenfalls sehr an das Malen mit einem Lightpen.
Die Tablet PCs sind ein schickes, aber völlig überteuertes Stück Technik. Für Anwendungen, bei denen nicht allzu lange Texte eingegeben werden, mag die Schrifterkennung ausreichend sein. Vielleicht muss der Anwender auch bloß mit dem Gerät trainieren. Das widerspricht aber der Philosophie, die hinter diesen Geräten steckt. Ein Blatt Papier ersetzen sie nicht und für die meisten mobilen Anwendungen reicht auch ein PDA aus.
Etwas anders sieht es bei den Convertibles aus, die schließlich alternativ noch über die Tastatur bedient werden können. Diese sind aber nicht nur schwerer, sondern auch teurer.
[1] http://www.thetabletpc.net/