PowerUp - heiße Rennaction auf dem Atari

Die Formel-1 ist langweilig geworden, die Formel-3 zu langsam und die Tourenwagen sind einfach nur dreckig - wahre Rennfans rasen auf dem Atari.

PowerUp wurde vor kurzem als Freeware freigegeben, dürfte jedoch nicht allzu vielen bekannt sein. Dem Spiel liegt ein Atari-Klassiker zugrunde, Super Sprint. Super Sprint war ein 2D-Rennspiel und Quasi-Nachfolger von Indy 500. Auf dem Kurs, der komplett auf einen Bildschirm passte, düsten vier Mini-Rennwagen um die Wette. Am Automaten konnten vier Spieler gleichzeitig rasen, bei den Heimversionen waren es meist nur zwei. Das Spiel war ein großer Erfolg und war, kaum bekannt, stilbildend für eine ganze Reihe von Spielen. Schon in Super Sprint durften Extras nicht fehlen, die während der Fahrt aufgenommen werden. Im Nachfolger Badlands wurde es rabiater und Waffen kamen zum Einsatz. Andere Hersteller kopierten das Spielprinzip: Super Off Road und Super Cars sind "Super Sprint"-Clone.

Installation

PowerUp liegt in Form von zwei MSA-Archiven vor. MSA ist ein Format, das eine ganze Diskette inklusive Formatinformationen in eine Datei packt. Emulatoren können MSA meist ohne weitere Schritte verwenden, Benutzer eines normalen STs können das Disk-Image mit dem Magic Shadow Archiver auf eine Diskette schreiben lassen. Die bessere Alternative zu MSA lautet JayMSA, dass den Inhalt der Datei auch auf die Festplatte schreiben kann. Eine Festplatte ist auch sehr empfehlenswert, denn es ist nicht möglich, das Spiel direkt von der zweiten Diskette zu starten.

Systemvoraussetzungen

PowerUp benötigt mindestens einen Atari mit 1 MB RAM. Das Spiel ist kompatibel mit Falcon und TT und nutzt auf Hardware mit STE-Chips Blitter und DMA-Sound. Das Spiel läuft ausschließlich in der niedrigen Auflösung.

Gesteuert wird das Spiel mit dem Joystick, aber wahre "Super Sprint"-Fans halten nach Lenkrädern Ausschau, die es auch für den ST gab.

Start

Die erste Diskette enthält nur das Intro und Titelbild. Danach verlangt das Spiel nach der zweiten Diskette und dort geht das Rennen los.

Im Hauptmenü steht der Spielstart, Optionen, Setup und ein Track Editor zur Wahl. Setup enthält dabei die technischen Optionen, "Optionen" konzentriert sich mehr auf die Einstellungen zum Spiel.

Das Rennen

Nach kurzer Ladezeit erscheint die Rennstrecke. Im Gegensatz zum Klassiker Super Sprint passt nicht der ganze Rennkurs auf den Bildschirm, dafür sind die Fahrzeuge erheblich größer und detaillierter. Eine Qualifikationsrunde gibt es nicht und so muss in den drei Runden von Anfang an Vollgas gefahren werden. Die gefährlichste Situation ist dabei der Start: neben dem eigenen Auto tummeln sich fünf Computergegner auf dem engen Parcours. Es kommt daher sehr häufig vor das sich Autos "verharken" und die Straße blockieren. Nach einer weile löst das Programm das unfreiwillige Blechknäuel, indem ein Wagen explodiert. Das bedeutet zwar nicht das Ende des Rennen, kostet aber wertvolle Zeit. Wer das Rennen zu schlecht fährt, der verpasst das nächste Rennen. Das hat manchmal nichts mit dem fahrerischen Können zu tun, denn wird das eigene Fahrzeug erst einmal gerammt, kann es sehr schwer sein wieder da raus zu kommen. Die ständige Enge hat aber auch seine Vorteile: die vom Computer gesteuerten Wagen verkeilen sich ebenfalls häufig.

Die Grafik der Rennstrecke ist sehr hübsch gezeichnet: Häuser, kleine Teiche und Wiesen liegen neben der Rennstrecke. Später folgen noch andere Szenarien wie Winter und die Stadt. Dann werden auch die Strecken umfangreicher und verwinkelter.

Einen gepflegten Ausflug in die Pampa unterbricht das Spiel jedoch relativ schnell. Nach einer Warnung explodiert das Auto und sicher sind alle Autofahrer sehr glücklich, das sich ihr Gefährt in der Realität nicht genauso verhält.

Weniger hübsch ist dafür das Scrolling, das eigentlich immer etwas ruckelt. Etwas besser wird es bei Ataris mit 16 MHz und dem "Turbo"-Modus von PowerUp. Besonders fällt das natürlich im Zwei-Spieler-Modus auf, wenn der Bildschirm in der Mitte geteilt ist. Der Split-Screen kann jedoch auch ausgeschaltet werden, aber dann müssen immer beide Autos im Bild sein. Rutscht ein Auto aus dem sichtbaren Feld, gibt es Strafsekunden für den Sünder und einen Neustart von der Position des führenden. Nicht immer trifft es dabei den richtigen: folgt das Scrolling bspw. dem blauen Fahrzeug das gezielt aus dem Bildschirm herausfahren will, rutscht der rote Spieler, der sich an die Strecke hält, aus dem Bild und bekommt die Strafsekunden. Die Strafsekunden werden am Ende des Rennens auf die gefahrene Zeit addiert.

Joystickakrobaten

Die Steuerung ist gewohnt gewöhnungsbedürftig. Mit dem Feuerknopf und einem Joystickdruck nach vorne wird Gas gegeben. Eine Bewegung nach rechts oder links dreht das Auto. Nach einer Weile kommt man gut mit der Steuerung zurecht.

Unterstützt wird das Jagpad, Joysticks und die Tastatur.

Wer von PowerUp ein realistisches Kurvenverhalten erwartet, dürfte enttäuscht sein, denn es ist ein Fun-Game, das auf Realismus keinen großen Wert legt. Das wird all jene freuen, die ohnehin lieber mit Vollgas durch die Kurven brettern.

Pistenrowdys

PowerUp kennt ein paar zusätzliche gemeine Extras. Wer gleich das Spiel startet, wird merken, dass die Computerspieler häufiger schießen. Ohne irgendwelche Extras aufsammeln zu müssen sind alle Autos mit Bordkanonen ausgerüstet, die unliebsame Konkurrenten wegbomben. Die Bomben sind aber nicht so schnell, das man ihnen nicht ausweichen könnte. Das zweite Extra erinnert noch mehr an einen bekannten britischen Geheimagenten: Ölflecke. Damit können die Gegner auf Distanz gehalten werden.

Lustig ist die Hupe, die es in zwei Stärken gibt. Das blasen des Horns verwirrt die vorne liegenden Computerautos so sehr, das sie ständig ihre Richtung ändern.

Wer ohne Jaguar-Pad spielt wird häufiger zur Tastatur greifen müssen, denn die drei Extras werden entweder über Tasten oder eben über das Jagpad ausgelöst.

Wer Waffen für zu unfair hält, kann sie im Menü deaktivieren.

We, We can win the race!

Zum Glück nicht, denn PowerUp ist vor dem Modern Talking-Heuler entstanden. Wer will kann natürlich trotzdem eine CD nach Wahl einlegen und mitsummen. Die Musik ist nicht Gassenhauer-verdächtig und besteht aus netten MOD-Tracks, die aber ohnehin nicht im Spiel selber abgespielt werden.

Unerreicht sind wohl die Einstellungen zur Musik, denn PowerUp unterstützt wohl so ziemlich jede Hardware um seine Töne auszugeben: Yamaha-Sounchip, STE (stereo), Microdeal Replay, Replay Professional, Replay Playback, MV16, Prosound Designer. Die Qualität lässt sich von niedrig bis ultra einstellen, was hauptsächlich für die kleinen STs ohne DMA-Sound von Bedeutung ist.

Track-Editor

Als Bonus gibt es in PowerUp einen eingebauten Editor um neue Strecken zu erstellen. Dabei wird nur die Strasse verlegt, dekorative Elemente können nicht eingebaut werden. Die Anzahl der Streckenteile hält sich dabei in Grenzen, neue Strecken sind daher schnell konstruiert. Die Grasfarbe lässt sich variieren und reicht von grün bis cyan.

Als Bonus existiert eine kleine Test-Funktion. Diese überprüft die Strecke um festzustellen ob diese überhaupt befahrbar ist.

Fazit

PowerUp ist ein schöner "Super Sprint"-Clone mit leichten Schwächen. Es ist sicherlich eines der besten Freeware-Spiele derzeit. Schade nur, das Grafikkarten-Besitzer außen vor bleiben.

http://mujweb.atlas.cz/www/cichon/pu/index.html


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 04 / 2003, Seite 34

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