iMac 1 Ghz

Apple hat seine Produktpalette kurz vor der Erwartung eines neuen Prozessors (PPC970) überarbeitet. Darunter sind auch neue iMac-Modelle.

Kein anderer Apple-Computer ähnelt so sehr den klassischen Atari-Computern wie der iMac - er ist eine All-in-One-Lösung, mit eher eingeschränkten Erweiterungsmöglichkeiten. Bedenkt man, wie viele Benutzer tatsächlich ihren Computer aufschrauben, eine PCI-Karte einsetzen und sich dann mit Treiberkonfigurationen und Interrupt-Adresse herumärgern, stellt dies für die meisten durchaus ein gutes Angebot dar.

Diese müssen zunächst einmal tief in die Tasche greifen, denn das Modell im Test - ein iMac 17" mit 1 Ghz kostet im Apple-Shop gut 2200 Euro, die Straßenpreise liegen bei etwa 150 Euro. Der Preis beinhaltet natürlich nicht weitere Optionen, wie etwa MS Office X, Bluetooth-Modul und Airport Extreme.

Aber selbst in der Grundausstattung ist einiges dabei: Apple Works, das iLife-Packet und zwei Lautsprecher. Das reicht zunächst zum Arbeiten.

Auspacken

In dem geräumigen Karton nimmt natürlich die "Tischlampe", d.h. der iMac mit seinem 17" TFT im 16:9-Format, den größten Raum ein. Der Bildschirm ist noch einmal in einer zweiten Folie eingewickelt und der Rechner ist nicht unbedingt ein Leichtgewicht. Das Display hängt beim iMac traditionell direkt am eigentlichen Computer und ist schwenk- sowie kippbar. Ein Stromkabel benötigt der iMac nur, die Lautsprecher werden über den Computer mit Strom versorgt.

Ein Blick auf die Rückseite zeigt, dass die Schnittstellenwelt einseitig geworden ist. Anschlüsse für die Lautsprecher, Kopfhörer, Mikrofon, Modem, Ethernet, 2x Firewire und 3x USB. An der Tastatur sind noch einmal zwei USB-Schnittstellen vorhanden, was sich als sehr praktisch erweist. So kann die Maus links oder rechts angeschlossen werden, der freie Port bietet sich für Digitalkameras oder MP3-Player an. So viele USB-Ports machen durchaus Sinn, denn es gibt trotz der Fähigkeit von USB, 127 Geräte in einer Kette zu schalten, immer noch viele Geräte, die Ärger machen. Es werden insbesondere Probleme gemeldet, wenn USB-Hubs benutzt werden, um die Anzahl der USB-Schnittstellen zu erhöhen. Von den sechs USB-Schnittstellen werden zwei für Maus und Tastatur benötigt.

Wer über wenig Platz verfügt, muss die Lautsprecher nicht anschließen, denn der iMac hat einen recht guten eingebauten Lautsprecher. Die Tastatur wird an einen der USB-Ports angeschlossen, die Maus idealerweise an der Tastatur, obwohl es keinen Unterschied macht, an welchem der Ports die Geräte hängen. Die optische Maus ist ebenso wie die Tastatur im Klarsicht-Weiß-Design gehalten. Die Tastatur ist erheblich besser als die Spielzeugtastatur, die Apple seinen ersten PowerMacs beigelegt hat. Dem Trend zu so genannten ãMultimedia-Tasten" folgt auch sie mit vier Tasten, die den Ton lauter oder leiser stellen, verstummen lassen und das DVD-Laufwerk öffnen.

Eine Schande ist übrigens das Handbuch: wurden schon Ataris Handbücher zu recht kritisiert, wirkt das iMac-Handbuch lächerlich. In dem Heftchen, werden nur wenige Informationen gegeben. Offenbar war Apple der Meinung, der Mac erklärt sich ohnehin selber. Tut er aber nicht, zumindest nicht für Einsteiger. Die Anleitung bezieht sich auch nur auf das Betriebssystem, die Zusatz-Programme, wie etwa iLife, haben nur eine elektronische Dokumentation.

Einschalten

Nach dem Einschalten dürstet es dem iMac nach seiner System-CD. Von dieser werden einige Daten kopiert und das System eingerichtet. Erfreulicherweise merkt man nicht allzu viel davon, das MacOS X ein Unix-Derivat ist.

Das Betriebssystem ist auf mehrere Benutzer ausgelegt. Das eigene Passwort wird u.a. beim Installieren von Programmen abgefragt. Jeder Benutzer hat zudem einen privaten Ordner, der noch mal in Filme, Musik, Dokumente etc. unterteilt ist.

Ein Gerücht ist allerdings, dass der Finder, d.h. der Desktop des MacOS, der leistungsfähigste überhaupt wäre. Tatsächlich bietet jinnee mehr Funktionen und auch der Windows-Explorer bietet mehr, wobei dort inzwischen die klare Linie verloren gegangen ist.

Unten macht sich das Dock breit, eine Art kombinierte Taskleiste/Startbutton. Welche Programme gerade laufen, wird nur durch ein kleines Dreieck deutlich. Es gibt einige grafische Spielereien, z.B. hüpft ein Programm-Icon, wenn dieses auf ein Ereignis aufmerksam machen will. Bei 1 Ghz zehrt das nicht mehr sonderlich an der Geschwindigkeit. Seit kurzem besondere Berühmtheit hat der Papierkorb erhalten. Dieser bietet nicht etwa eine revolutionäre Funktionalität, sondern wurde von Apple vor kurzem patentiert - ein ãDesign-Patent" in den USA.

Viele Programme werden auf dem Mac genauso deinstalliert wie auf dem Atari - mit dem Verschieben auf den Papierkorb. Dateireste können über die Dateisuche im Finder-Fenster gesucht werden. Einige Programme bieten auch ein eigenen Installations-/Deinstallationsprogramm an oder nutzen die in MacOS X eingebaute Installationsfunktion.

Ähnlich wie bei Windows muss auch im Finder nicht die Datei-Information aufgerufen werden, um deren Namen zu ändern. Ein Doppelklick mit etwas Zeitverzögerung zwischen den Klicks reicht aus und der Name lässt sich ändern.

CD/DVD

Das eingebaute Laufwerk im iMac 17" wird von Apple stolz SuperDrive genannt. Es liest CDs mit 32x Geschwindigkeit und DVDs mit 8x. Das Brennen auf CD-R erfolgt mit 16x, auf CD-RW mit 8x und auf DVD-R mit 4x. Wichtig ist, das es sich um einen ãMinus-Brenner" handelt. Apple ist Mitglied des DVD-Forums und unterstützt derzeit nur DVD-R(W) und nicht etwa DVD+R(W). Das gilt es besonders beim Kauf von Rohlingen zu beachten. Die offiziellen Spezifikationen von Apple gelten jedoch nur als der Mindestwert. Apple verbaut in seinen Rechnern Laufwerke von verschiedenen Herstellern, darunter u.a. Sony und Panasonic. Am gebräuchlichsten scheint das Sony zu sein, das auch im Test-Rechner steckte und in Wirklichkeit DVD-RW kann. Leider wird der normale Computerhändler wohl nur selten überprüfen, ob wirklich ein DVD-RW-Laufwerk im Mac steckt.

Zum Brennen von CDs kann der Finder benutzt werden, der für das erste völlig ausreicht. Für Extra-Wünsche wird dann die Anschaffung von Toast fällig, dem Mac-Gegenstück vom PC-"Nero".

Beim Einlegen einer DVD springt sofort der Apple-DVD-Player an. Mit seinem 16:9-Format eignet sich der iMac hervorragend zum Anschauen von Kino-Filmen. Da Computer-Bildschirme aber erheblich schärfer sind, als ein TV-Bildschirm, fallen Komprimierungsartefakte von DVD-Filmen viel stärker auf. Mit einem kleinen Adapter kann der Computer aber problemlos an einen Fernseher über S-Video oder Composite angeschlossen werden. Dafür wird allerdings ein Video-Adapter von Apple benötigt.

Natürlich ist auch das Kopieren von DVDs möglich, aber es sollte sich niemand Illusionen machen - handelsübliche DVDs sind nicht 1:1 kopierbar, zumindest nicht, wenn sie noch im Player anschaubar sein sollen. Die meisten Film-DVDs fassen mehr als 8 GB Speicher, während die Rohlinge nur bis 4,7 GB gehen. Für Sicherheitskopien des eigentlichen Filmes mit einer Sprachspur reicht das aus. Das Kopieren und Konvertieren einer DVD ist aber auch auf einem 1 Ghz-Rechner zeitraubend. Immerhin kann während des Konvertierens problemlos weitergearbeitet werden.

Bildschirm

Ein Bildschirm im 16:9-Format erfordert zunächst etwas Gewöhnung, aber besonders bei der Videobearbeitung macht diese Form Sinn. Der Monitor kann sehr einfach gedreht und gekippt werden, Bedienelemente gibt es nicht. Die Helligkeit wird mit F14/F15 eingestellt, sofern die Tasten nicht von einem Programm genutzt werden.

Die Farbdarstellung des Displays ist sehr gut. Es entspricht den TCO95-Richtlinien und gehört nicht zu der neuen, "reaktionsschnellen" Generation von TFTs. Dies viel aber selbst bei Spielen nicht störend auf.

iLife

Apples vielgerühmtes Sorglos-Packet, das iCEO Steve Jobs nicht ganz freiwillig jedem Rechner kostenlos beilegt, besteht aus verschiedenen Programmen.

Als erstes wäre da iTunes. iTunes spielt MP3-Dateien und CDs sowie Radio-Streams ab. Die Verwaltung über Wiedergabelisten ist dabei sehr einfach und wesentlich gelungener als z.B. in Winamp. Wie alle iLife-Programme kommt iTunes im "Brushed Metal"-Look daher, denn inzwischen auch einige Mac-Programmierer übernehmen. Außer dem anderen Aussehen verhalten sich die Metall-Fenster aber so wie ihre Aqua-Brüder. Praktisch ist das Suchen-Feld in iTunes, das im ganzen MP3-Bestand sucht. Um direkt aus iTunes eine Audio-CD zu brennen, müssen die gewünschten Titel lediglich zu einer Wiedergabeliste zusammengefügt werden. Da iTunes CD-Tracks auch noch flott rippen kann und während des Kopierens sogar noch Musik abspielt, ist das Programm die reinste Kopierstation. Auf Wunsch können visuelle Effekte, ähnlich der Jaguar-VLM, eingeschaltet werden.

Das nächste Programm ist iCal, ein einfacher Terminplaner, der in etwa so leistungsfähig ist wie spareTIME, aber eine bessere Mausbedienung bietet. Verwirrend bei dem Programm ist anfangs nur, das es denkt, der Tag ginge nur bis 18 Uhr - schön wär's! In den Voreinstellungen lässt sich diese Grenze ändern. Programmeinstellungen befinden sich übrigens beim MacOSX immer im Menü mit dem Programmnamen.

Gelungener als iCal ist iDVD, ein Autorensystem für DVDs. Mit iDVD kann eine ganze DVD per Drag & Drop gestaltet werden. Das Programm bietet dazu eine Reihe von Vorlagen, die auch erweitert werden können, und einige Optionen. Allerdings zeigt sich das Programm bei den Dateiformaten etwas wählerisch und akzeptierte nur QuickTime - was natürlich auch an irgendeinem Codec (wie etwa DivX) liegen könnte, der in den AVI- und MPG-Filmen liegt. Als Hintergrundmusik werden MP3-Dateien akzeptiert. Wie bei DVDs üblich, werden Animationen und Musik in einer Schleife abgespielt. Am besten geeignet sind damit Sound-Loops als Hintergrundmusik, wie sie Flashkit [2] in allen Stilrichtungen anbietet.

Das vierte Programm im Bunde ist iMovie, ein Videoschnittprogramm. Es bietet unter der bekannten Oberfläche mehrere Spuren, die mit Videoclips, Sounddateien aus der Bibliothek und Fotos gefüllt werden können. Titel können auf verschiedene Weise eingeblendet werden. Sehr schön ist die Funktion, die die Grenzen des Fernsehbildschirms einblendet. Damit wird sichergestellt, dass der Titel auch wirklich auf allen Fernsehbildschirmen sichtbar ist. Einzelne Bereiche des Films können mit Effekten ausgestattet werden. Hier bietet das Programm zwar nicht verschwenderisch viele Effekte, aber genug zum herumspielen. Da gibt es z.B. Regen mit einstellbarer Windstärke. Der Nachteil von iMovie ist die Geschwindigkeit. Das Programm ist beim Berechnen der Effekte äußerst langsam und so sollten diese auch nicht auf Video-Schnippsel von drei Minuten angewendet werden.

Apple Works

Wie ein Nachfolger von Atari Works wirkt dieses Programm. Apple Works vereint Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbank. Die Möglichkeiten zur Gestaltung gehen schon über das Minimum hinaus. So ist etwa das Einfügen von Grafiken ganz unkompliziert möglich. An Dateiformaten wird RTF, Claris Works und Word unterstützt.

Internet einrichten

Anders als auf dem Atari ist der TCP/IP-Stack in Mac OSX eingebaut. Dementsprechend einfach ist die Konfiguration. Bei Call-by-Call-Anbietern reicht die Angabe der Telefonnummer und des Passworts meist völlig aus. Unproblematisch ist auch die Anbindung an DSL.

Das eingebaute Modem entspricht dem V.92 Standard und ist 56 K schnell. Wer Wireless-LAN betreiben will, benötigt das AirPort-Modul mit Basisstation. Der 15" iMac kann AirPort (11 MBit/Sek) und das größere Modell AirPort Extreme (54 MBit/Sek) verwenden. In das Netzwerk können auch Geräte eingebunden werden, die dem WiFi-Standard 802.11b entsprechen.

Geschwindigkeit

Die 1 GHz machen sich beim Arbeiten deutlich bemerkbar. Zwar wird eine Menge Rechenleistung durch grafische Effekte verschenkt, aber das System ist flüssig bedienbar. Einzig MS Word war träge wie zuvor, was wohl weniger am Computer, sondern vielmehr am Unvermögen der MS-Programmierer liegt.

Deutlich macht sich die Taktrate bei Emulatoren bemerkbar. So läuft MagiC Mac X annehmbar schnell, auch wenn Fenster beim Verschieben etwas Ruckeln. Für ein normales Arbeiten reicht es durchaus, wenn der Emulator stabiler wäre und sich besser in das System eingliedern würde. So stammt der einzige Absturz von MagiC Mac.

Das 15" und 17" iMac-Modell unterscheiden sich nicht nur durch die Bildschirmgröße. Das 17" ist mit 1 Ghz getaktet, der 15" Mac nur mit 800 MHz. Der Systembus ist 100 MHz (15") bzw. 133 MHz (17") schnell. Als Grafikkarte kommt im 15" Modell eine NVIDIA GeForce 2 MX mit 32 MB DDR SDRAM zum Einsatz, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Das tut die GeForce 4 MX mit 64 MB DDR SDRAM im 17" iMac zwar auch nicht, aber da die Grafikkarte nicht ausgetauscht werden kann, ist das größere Modell die bessere Wahl.

Die Festplatte, die mit 60 GB (15") bzw. 80 GB eingebaut ist, hat 7200 Umdrehungen/Minute und ist angenehm leise.

Emulatoren

Die Auswahl an Emulatoren, die es für den Mac gibt, ist nicht so groß wie für den PC. An ST-Emulatoren gibt es PowerST, Nostalgia und Hatari, die sich momentan mehr an Spieler richten. Aranym ist laut einigen User-Berichten schwer zu installieren und MagiC Mac X liegt immer noch nur als Beta-Version vor. Interessant wird besonders, ob MagiC Mac auch mit dem nächsten Betriebssystem-Update laufen wird - vergangene Versionen hatten selbst mit kleinen Updates Probleme.

Die klassischen 8-Bit Ataris werden besser bedient. Der wohl beste 8-Bit-Emulator Atari800 liegt für OS X vor (wir berichteten) und Atari VCS (Stella) sowie Lynx (Handy) werden ebenfalls bedient.

Fazit

Der iMac ist schon ein schönes Gerät. Das Betriebssystem überzeugt ebenso wie die Technik. Ein kleiner Wermutstropfen aus Atari-Sicht ist das immer noch nicht fertig gestellte MagiC Mac. Ebenso muss man sich im Klaren darüber sein, das noch nicht jede Software an OS X angepasst ist.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 04 / 2003, Seite 36

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