Auf der diesjährigen CeBIT drehte sich alles um drahtlose Übertragung, 3D-Bildschirme, fußballspielende Roboterhunde bei Microsoft und interaktives Fernsehen.
Wobei sich die Interaktion genau auf das beschränkt, was die Fernsehmacher ihren Zuschauern intelligenzmäßig zutrauen: das Einkaufen im Teleshop. Von Interaktion keine Spur, es wird also noch dauern, bis man den "Superstars" per Fernbedienung ein 10000 Kilo Gewicht auf den Kopf plumpsen lässt. Auch der Traum, dass der Eisberg in "Titanic" ja noch eine zweite Runde drehen könnte, um auch noch Kate Winslet zu erwischen, wird wohl unerfüllt bleiben.
Praktischer ist hingegen IBMs Lösung für den Einkauf. Ein US-Amerikaner stellte auf dem IBM-Stand in bestem Gayle-Tufts-Dinglish die ultimative Einkaufslösung vor. Die besteht daran, dass er mit einem intelligenten, selbstverständlich vernetzten, Einkaufswagen durch den Supermarkt tuckerte und fröhlich die Waren in den Einkaufswagen schob. Dann ging er schnurstracks zur Kasse, die aus einer Art Lichtschranke bestand. Zielsicher findet diese elektronische Kasse die Kreditkarte und bucht das Geld vom Konto ab, denn auch die Waren sind intelligent geworden - da bleibt nur zu hoffen, dass die Kasse nicht das Müsli mit einer Waschmaschine verwechselt. Das Beste aber, so der Amerikaner, "Ich habe jetzt sogar Zeit, meiner Frau noch ein Essen zuzubereiten.".
Eher lustig war auch ein Projekt von Microsoft: Roboterhunde wurden mit Microsoft-Programmiersprachen programmiert und spielten eine Fußballpartie. Dabei verhielten sie sich durchaus intelligent, wenn auch relativ langsam. Treppenwitz am Rande: die MS-Hunde waren nichts anderes als Sonys Aibo Hund.
Ataris waren erwartungsgemäß nicht zu sehen auf der CeBIT. Ein Stand stellte zwar einige klassische Computer aus (darunter ein Apple II), aber keinen Atari.
Abseits der CeBIT tut sich schon mehr im Atari-Bereich. So könnte es einen Coldfire-Beschleuniger für den Falcon geben. Schon wird von einigen Atari-Seiten spekuliert, ob dieser Beschleuniger vor der CT60 erscheint. Egal welche Karte oder Clone wann erscheint - man sollte Abstand davon nehmen, diese neuen Systeme mit optimierten Assembler-Code zu programmieren. Gerade durch die verschiedenen Prozessoren, die eigentlich nur eine höhere Geschwindigkeit gemeinsam haben, muss noch mehr als sonst darauf geachtet werden, nicht zu Hardwarenah zu programmieren. Demos für die CT60 werden nur von den 110 CT60-Käufern nutzbar sein - selbst für den eher kleinen Atari-Markt ist diese Anzahl verschwindend gering, auch wenn sich unter diesen 110 einige große Namen befinden.
Ein großer Name meldet sich im Mainstream-Markt zurück: Jeff Minter. Seine letzten Remakes eigener Klassiker wurden für Windows- und Pocket-PCs veröffentlicht. Jetzt hat er sich mit den Lionhead-Studios von Peter Molyneux (Populous) zusammengetan. Unity scheint laut ersten Screenshots ein weiteres Ballerspiel mit psychedelischen Grafiken zu finden. Derzeit ist das Ganze für den Nintendo Gamecube geplant.
In einer der vorherigen Ausgaben hatten wir Cyber Paint getestet. Dabei wurde ich auch auf die naturwissenschaftliche Webseite von Jim Kent aufmerksam. Die URL wurde flugs an Joakim "Gokmase" Högberg übermittelt, der Jim Kent kontaktierte. Da er ohnehin der Open Source-Idee aufgeschlossen gegenüber steht, war es wohl nicht besonders schwer, ihn davon zu überzeugen, sein Animationsprogramm unter der BSD-Lizenz freizugeben.
Das bietet auch aus heutiger Sicht einige leckere Features: Delta-Packverfahren und verschiedene Grafikeffekte. Aus Cyber Paint entstanden später Autodesk Animator und Autodesk Animator Pro.
Geschrieben wurde Cyber Paint in den Sprachen C und Assembler. Als C-Compiler wurde Aztec C verwendet, ein älteres C, das in den 80ern hauptsächlich in den USA Verbreitung fand. Der Compiler war auch für den Amiga, Apple II, Macintosh und MS-DOS erhältlich. Besonders die Amiga-Version war der Grund, Aztec C zu entwickeln, denn Jim Kent programmierte auch für den Amiga. Hier benutzten die meisten jedoch eher Megamax oder Laser C auf ihrem ST. Der benutzte Assembler wurde von Jim selber programmiert und gehört zum Lieferumfang von Aztec C. Mit etwas Glück ist der Compiler noch bei amerikanischen Händlern erhältlich, aber er dürfte ohnehin nicht auf Falcon/TT laufen.
Der Source von Cyber Paint ist sehr fein in die einzelnen Funktionen gegliedert. So besteht Cyber Paint denn auch aus 109 Dateien, wovon fast die Hälfte in Assembler geschrieben sind. Aztec C ist zwar kein völlig anderes C, aber wie die meisten Compiler dieser Zeit war es nicht vollständig ANSI-kompatibel.
Jens Heitmann hat für TOPP ein Projekt ausgegraben, dass er zugunsten von Draconis einstellen musste. M_Text ist die erste Open Source-Textverarbeitung, aber auch schon 13 Jahre alt.
Das Programm orientiert sich stark am Urahn 1st Word. Folglich baut es beim Start den für frühe Atari-GEM-Programme typischen Desktop auf, mit einer Übersicht über die Funktionstasten. Mit dem Dateimenü/Text laden kann ein Text geöffnet oder neu erstellt werden. Im gleichen Menü fallen ebenfalls die Punkte "Datei löschen" und "Disk formatieren" auf - schließlich war damals Multitasking und alternative Dateiauswahlboxen noch nicht üblich. Auch die Hilfe erinnert sehr an 1st Word.
Beim Ausprobieren ist es sehr wichtig, alle Daten vorher zu speichern, denn das Programm lief sehr instabil. So führte etwa das Öffnen eines Textes häufig zu Abstürzen.
Dafür funktionierte aber das Erstellen eines neuen Textes. Die Geschwindigkeit des Programms ist schon relativ hoch. In der linken oberen Ecke wird das Zeichen angezeigt, das sich an der Cursorposition befindet - eine klassische Debug-Ausgabe also.
Wer im Schriftmenü einen anderen Schriftstil auswählt und dann einen Text eintippt, wird eventuell nichts sehen. In M_Text gibt es noch viele Redraw-Probleme, der Cursor hinterlässt manchmal hässliche Spuren. Ein Neuaufbau mit einem Klick auf den Fuller schafft wieder klare Sicht.
Eine Besonderheit des Programms ist das eingebaute Mini-Zeichenprogramm im Stylingmenü. Damit können Linien, Kreise, Winkel und Rechtecke gezeichnet werden. Das Programm merkt sich die Zeichnung allerdings nicht und löscht sie beim nächsten Redraw.
Ebenfalls noch nicht voll verfügbar ist die Suchen/Ersetzen-Funktion. Der Dialog wird zwar angezeigt, aber ein Ersetzen hat keine Auswirkungen auf den Text.
Funktionsfähig ist hingegen "Gehe zu Zeile/Seite", "Einrücken" und "Sonderzeichen".
Obwohl M_Text laut dessen Info-Dialog nur zwei Jahre jünger als Cyber Paint ist, werden andere Programmierer wohl weniger Probleme haben, das Programm weiterzuentwickeln, denn M_Text wurde mit Megamax C entwickelt und später an Pure C angepasst. Der Source ist mit 170 KB ziemlich kompakt und jede Funktion wird kurz beschrieben.
Dem Programm liegen mehrere Texte bei, die genau auflisten, welche Funktionen noch fehlen.
Das nächste Programm stammt ebenfalls aus der Feder von Jens Heitmann. Sound-Tool ist ein Programm zur Bearbeitung von Samples und anders als M_Text relativ vollständig.
Gleich nach dem Start baut sich der Desktop auf, der jedoch außer dem Papierkorb nichts anderes beherbergt.
Das Programm verarbeitet Samples im Raw-Format, eine Unterstützung von AVR steht zwar auf der To-Do-Liste, wurde aber offensichtlich nicht vollständig implementiert. Alles, was Sound-Tool nicht erkennt, kann trotzdem eingeladen werden. Die Konvertierung von Samples in ein passendes Format geschieht am besten mit 5-to-5.
Nach dem Öffnen zeigt sich der Sample in einem normalen GEM-Fenster, das sich ohne Redraw-Fehler in der Größe verändern lässt.
Im Tools-Menü kann die Lautstärke in Prozent erhöht bzw. verringert werden. Die zweite Funktion, der Filter, wird durch die Filter-Optionen beeinflusst. So können etwa Fehlfrequenzen entfernt, Spitzenwerte abgesenkt oder Frequenzen geglättet werden.
Oversampling bietet Sound-Tool auch und zwar mit den Optionen Shifting, 2 Byte und 3 Byte. Der Packer speichert das Sample im proprietären DAT-Format ab. Was nun Werte wie 4 Bit Packer, Ausweichtabelle und Korrekturwert bedeuten, wird nicht ganz klar.
Der vorletzte Menüpunkt unter Tools konvertiert das Sample vom ST in das STE-Format und zurück.
Zuletzt kommt das Abspielen. In den Abspieloptionen kann die Abspielrate in den Stufen 6250, 12500, 25000 und 50000 kHz ausgewählt werden, zusätzlich ist noch eine frei einstellbar. Über Ausgang wird zwischen PSG, DMA und Codec gewählt.
In den Optionen finden sich zusätzlich noch die Microwire-Einstellungen und das Optionsboard. Letzteres ist eine Zusammenfassung verschiedener Optionen.
Auffallend an dem Programm ist, das alle Dialoge sich bereits in GEM-Fenstern befinden. Das ist aber für eine Modernisierung weniger wichtig, denn dies würde eine moderne GEM-Library ohnehin selbst übernehmen. Sound-Tool kennt keine Block-Funktion und auch das Abspielen wollte auf dem Testrechner (MagiCPC) nicht so richtig funktionieren.
Das Programm wurde in C geschrieben, mit einigen zeitkritischen Unterprogrammen in Assembler.
Neben Sound-Tool gibt es mit Sam-Edit 2 noch ein weiteres Sample-Bearbeitungsprogramm auf TOPP. Dieses ist allerdings komplett in Assembler geschrieben.
Eines der mysteriösesten Programme ist CGen. Tatsächlich ist es mir noch nicht gelungen, irgendetwas mit dem Programm zu erstellen. Der G?n?rateur de Code ist sieben Jahre alt und wirkt wie eine sehr einfache Variante vom bekannten ACSpro. Verschiedene Module, sollten die visuelle Entwicklung von Applikationen in Sprachen wie C, GFA-Basic und Assembler ermöglichen.
Das Programm wirkt noch sehr unfertig und es würde sicherlich einiges an Arbeit kosten, dieses zu vollenden. Die Oberfläche ist hingegen in etwa so "modern" wie die von Sound-Tool: die Dialoge sind in Fenstern, aber der Rest wirkt schon reichlich altbacken. Auch CGen ist in C geschrieben.
Dies ist der einzige Falcon-Emulator und zu allem Überfluss wurde er auch noch in x86-Assembler programmiert, das manchen als Höchststrafe unter den Assembler-Varianten gilt. Der Emulator läuft unter MS-DOS bzw. der DOS-Box von Windows 95/98 und emuliert die CPU, Videl, MIDI, Blitter, die Timer, Seriell/Parallel, Maus und Joysticks. Eine Emulation des DSP war nie geplant - dieser sollte über eine externe Hardwarekarte mit einem DSP56301 (Deessee?) in den Emulator eingebunden werden.
Derzeit ist aber ARAnyM wohl der bessere Falcon-Emulator, auch wenn dessen Entwickler dies nicht wahr haben wollen. So gibt es zwar derzeit keine MIDI-Anbindung in ARAnyM und die Programmierer sind auch momentan zu sehr auf Linux/Unix fixiert, aber es gibt zumindest schon eine rudimentäre DSP-Software-Emulation. Diese eignet sich zwar für kaum mehr als für einfache Testprogramme, dennoch ist es schon ein Anfang.
... denn dieser hat jetzt auch eine Ethernet-Anbindung. Damit könnte also auch unter einem Emulator im Internet gesurft werden, was zwar bisher auch möglich war, aber eben eher umständlich.
Vielleicht gibt es demnächst mehr Anwendungen und Spiele mit Internet-Anbindung.
Inwieweit sich ein anderes Feature von Aranym auf den verbliebenen Software-Markt auswirkt, bleibt abzuwarten: die Nat-Feats (Native Features). Darunter versteht man, die Stärken des Host-Systems zu benutzen. NVDI Mac benutzte z.B. direkt Quick Time, um die Grafikausgabe stark zu beschleunigen. Es bleibt zu hoffen, das sich die ohnehin nicht zahlreichen Programmierer nicht so verteilen: 50 entwickeln für die CT60, 50 für Aranym, 50 für das ACP...
In diesem Sinne, immer sauber bleiben (besonders beim programmieren) und bis nächsten Monat!