Ein schönes Geschenk für Atari-Entwickler: pünktlich zum Fest der Feste erschien eine neue Version des Resource Masters. Was gibt es neues an der RSC-Front?
Ein Resource Construction Set dient zum Erstellen von RSC-Dateien, die das Aussehen von Programmen beschreiben. Das guten an diesem Konzept ist, das sogar ältere Programme durch das Editieren in einem RSC-Editor neuen Glanz bekommen können. Aktuelles Beispiel ist Sweet 16, das durch eine neue RSC-Datei zumindest etwas moderner aussieht.
Da RSC-Dateien ein wesentlicher Bestandteil von GEM sind, gab es RSC-Editoren seit dem Start des ST. Bekanntester Vertreter der Gattung ist dabei Interface, das damals durch das Einhalten moderner Bedienungsrichtlinien auffiel. Interface wird jedoch seit dem Verschwinden der Firma Shift nicht mehr weiterentwickelt. Ein ehemaliges Sharewareprodukt überholte bald den Oldie: Resource Master.
Bei RSM gibt es Weiterentwicklungen, auch wenn der Autor momentan etwas Abwechslung vom RSM-Code braucht und an dem nicht minder interessanten Browser "Line of Fire" arbeitet.
Zu RSM wurde auch deshalb die Version 3.5CE veröffentlicht, die dem aktuellen Entwicklungsstand entspricht. Das Programm hat seinen Status jedoch nicht geändert und bleibt kommerziell.
Etwas seltsam war die Distribution von RSM3.5CE. Das Programm lag bis zum 6.1.2003 als freier Download auf der Homepage. Wer wollte, konnte also RSM für lau haben. Freeware ist das Programm allerdings nicht und auch die Ankündigung, dass der Code verwendet wurde, der gerade auf der Festplatte lag, deutet eher auf eine Art Beta-Version. Soviel sei aber schon verraten: RSM 3.5 lief absolut stabil und kann bedenkenlos die Version 3.2 ersetzen.
Wer sich den RSM3.2 von ASH kauft, enthält den üblichen größeren Briefumschlag, ein gelungenes Handbruch und die Programmdiskette.
Nach dem Start öffnet RSM ein kleines Fenster, in dem alle aktuell geladenen Resource-Dateien aufgeführt sind. Auf das Fenster können RSC-Dateien gezogen werden.
Die Arbeit mit RSC-Dateien geht in RSM gewohnt einfach. Die rechte Maustaste ruft das Objekt-Popup auf, das erweitert werden darf. Je nach Overlay kann der Inhalt des Popup variieren und so z.B. auch die erweiterten MagiC-Objekte enthalten. Wie in den Vorgängerversionen sorgen auch hier die Overlays dafür, das in RSM die Dialogboxen genauso aussehen wie später im Programm.
Besonders praktisch ist das Ändern der Objektgrößen. An den Ecken des Objektes verwandelt sich der Mauszeiger in einen Pfeil. So kann das Objekt in jede gewünschte Richtung vergrößert oder verkleinert werden.
Mit einem Doppelklick wird der Objekt-Editor aufgerufen. Eine weitere Spezialität von RSM zeigt sich beim modernisieren von Programmen.
Ein großer Vorteil des GEM-Konzepts ist, das Anwendungen auch ohne Änderung des Quelltextes im Aussehen bis zu einem bestimmten Grad geändert werden können. So kann das Atari "Logo" von 1985 mit 3D-Look und Farbicons ausgestattet werden. Wieweit diese Modernisierung funktioniert, hängt auch vom Programm selber ab - benutzt es die GEM-Objekte nicht richtig, sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Ein Beispiel wäre ein simpler Button, der üblicherweise die Flags "Selektierbar" und "Exit" hat. Bei einigen Programmen haben diese Buttons keine Flags. Andere Programme verwenden z.B. Radiobuttons ohne das "Radio"-Flag. Den Programmierern dieser "GEM"-Programme ist wohl entgangen, das mit korrekt gesetzten Flags GEM eine ganze Menge Arbeit selbst erledigt und auch das Programmieren leichter fällt.
Zurück zum Thema - wir haben also eine Super-Anwendung aus den 80ern, für die es dummerweise kein modernes Äquivalent gibt. Sie verträgt sich aber gut mit MagiC und hat eine RSC-Datei. Der letzte Punkt mag es etwas überflüssig erscheinen, da eigentlich jedes GEM-Programm eine RSC-Datei haben sollte. Es gibt aber etliche Programme, die ihre RSC in das Programm integrieren oder das Aussehen von GEM nachahmen (z.B. Pure Pascal).
Zugegeben, "Audio File ST" ist weder ein persönliches Lieblingsprogramm, noch übermäßig sauber programmiert. Es ist aber alt genug (1987) und war als erstes greifbar.
Im ersten Dialog kommen als erstes die Texteingabefelder an die Reihe. Im Objekteditor muss "Background" selektiert werden. Einige Programme haben zusätzlich "Outlined" und "Shadowed" selektiert - was aus heutiger Sicht aber einfach nur billig aussieht. Sind diese Optionen daher angekreuzt, sollten sie deaktiviert werden. Der Objekttyp muss "FTEXT" oder "FBOXTEXT" lauten, die beide speziell für Texteingabe gedacht sind. Die Rahmenfarbe sollte Schwarz sein, mit einem Außenrahmen von 2. Der Text muss auf "Deckend" geschaltet werden, sonst hat das Eingabefeld einen grauen Hintergrund.
Für den nächsten Arbeitsschritt wird in "Einstellung/Diverses" die Option "MagiC Buttons" aktiviert.
Jetzt wird ein Button ausgewählt. Es gibt drei Arten von Buttons: Checkboxen, Radiobuttons und Exit-Buttons. In jedem Fall wird im Objekteditor "Whitebak" ausgewählt. Unter "Andere" stehen anschließend drei Optionen: "Button mit ShortCut", "Sonder-Button" und "Gruppen-Rahmen". Für die Exit-Buttons im unteren Teil des "Audio File"-Dialogs ist ersterer genau richtig. Wer jetzt auf "Setzen" klickt, sieht ein unterstrichenes Leerzeichen. Natürlich sollte der erste Buchstaben unterstrichen sein, um den Button auch mit der Tastatur zu bedienen. Der Grund für das unterstrichene Leerzeichen liegt im Dialogtext: dieser fängt mit einem Leerzeichen an. Wird dieses gelöscht, dann wird der erste Buchstabe unterstrichen. Damit der Button ein dreidimensionales Aussehen erhält, sind nur noch "Indicator" und "Background" anzukreuzen - fertig!
Das Programm mit geänderter Resource-Datei gibt es auf st-computer.net.
Icons, von Atari schon einmal treffend mit "Ikonen" übersetzt, können in RSM editiert werden. Der Icon-Editor ist dabei wohl der bisher beste und hat auch den Großteil der Neuerungen erfahren.
Zunächst fällt die Optik auf, die überarbeitet wurde. Oben thronen Buttons zum Wählen der Farbtiefe, Undo/Redo, Zoom und Vorschau. Besonders Undo/Redo zum Rückgängigmachen bzw. Wiederherstellen von Änderungen ist beeindruckend, denn RSM merkt sich die letzten sechzehn Arbeitsschritte - die meisten Atari-Programme merken sich nur den letzten Arbeitsschritt.
Auf der linken Seite dienen die ersten vier Buttons zum Einblenden der entsprechenden Funktionsleisten. Bei den Zeichenwerkzeugen steht Freihand, Linien, Poly-Linien, Füllen, Kurven, Rechtecke und Kreise. Ganz neu bei Kreisen und Rechtecken sind Füllmuster. Mit Füllmustern ist es ein leichtes, z.B. ein zweifarbiges Schachbrettmuster zu zeichnen.
Verbessert wurde auch der (X)IMG-Import. Das Importfenster kennt eine Zoom-Funktion und die Icon-Größe wird automatisch an den gewählten Bereich angepasst.
Als modernes Programm unterstützt RSM natürlich das Document-History-Protocol, Drag & Drop und BubbleGEM. Eine Hilfe im ST-Guide-Format liegt dem Programm bei.
In der kürze dieses Test können nicht alle Funktionen gleich behandelt werden. So kann RSM pro Resource mehrere "Layer" (Ebenen) verwalten, die das Übersetzen von Programmen sehr einfach machen, denn es müssen nicht nach jeder Änderung der Resource-Datei alle Texte neu übersetzt werden.
Ebenso verfügt RSM über eine Funktion, BubbleGEM-Hilfstexte direkt in der Resource einzugeben. Davon machen einige Programme bereits fleißig gebrauch.
Es hat sich nicht viel geändert, aber RSM war auch schon vorher ein ziemlich perfektes Programm. Es fehlt eigentlich nur eine Funktion zum Ändern von mehreren Objekten gleichzeitig. Sonst stimmt alles und das Programm ist dem älteren "Interface" weit überlegen. Die Qualität von RSM macht auf jeden Fall neugierig auf den neuen Browser "Line of Fire".