Editorial - Appetit auf Atari im Arbeits-Alltag

Es gibt nichts, was die Begeisterung für einen Computer so nachhaltig wieder erwecken kann, wie neue Hard- und Software. Ich muss zugeben, dass mein Atari Falcon monatelang "artfremde" Aufgaben wie eine Präsentation im Schaufenster zu erfüllen hatte und daher etwas aus meinem Blickfeld entschwunden war. Vor einigen Wochen stellte ich das Schmuckstück aber wieder auf meinem Schreibtisch, da der Falcon mir als unkomplizierte Aufnahmemaschine von Musikstücken dienen sollte. Ungefähr zur gleichen Zeit beschlossen wir in der Redaktion der stcomputer, dass das Thema "DSL" das Titelthema der vorliegenden Märzausgabe sein sollte. Da ich die Hauptartikel schreiben sollte, nahm ich mir nun also vor, den Falcon in unser Redaktions-Netzwerk zu integrieren, um den bestehenden

T-DSL-Zugang direkt mit dem Rechner zu nutzen. Ehrlich gesagt hatte ich schon etwas Angst vor der Installation - hatte ich vielleicht unbewusst doch dem viel gehörten Vorurteil "Das geht mit dem Atari doch gar nicht!" Glauben geschenkt? Umso verwunderter und erfreuter war ich natürlich, als der Raubvogel nach nicht einmal zehnminütiger KonfigurationsArbeit mit Hochgeschwindigkeit im Internet surfen konnte. Und ich übertreibe hier nicht in alter Atari-Begeisterung: Zwei CPX-Module mussten unter STiNG eingestellt und eine einzige Textzeile in einem Editor verändert werden - das war's auch schon. Einfacher geht es eigentlich auch nicht unter Windows und Mac OS X. In diesem Heft habe ich den Weg zu einer lauffähigen Konfiguration mit der Freeware ST!NG übrigens dokumentiert...

Seitdem ist der Falcon aus der täglichen Arbeit nach langer Zeit wieder einmal nicht mehr wegzudenken. So dient Ataris ehemals verspielt erscheinende Wunderkiste als "RedaktionsSystem" für die tägliche Erfassung von Atari-Neuigkeiten für unsere Webseite stcomputer.net, die damit vollständig "made on Atari" ist. Das schnelle Tippen von News ist mit qed einfach schnell und unkompliziert, die verwendeten Sonderzeichen sind dabei im Nullkommanix in reinen HTML gewandelt. Auf den Server geht es dann im neuen Geschwindigkeitsrausch per AFTP, kontrolliert auf Atari-Kompatibilität wird mit dem guten, alten CAB - immer noch erste Wahl bei Atari-Surfern.

Natürlich lassen sich all diese Arbeiten auch mit einem der im Netzwerk befindlichen Macintosh-Rechner erledigen. Mehr Spaß macht die Arbeit aber eben doch auf dem Atari. Ob dies nun sentimental ist oder nicht, interessiert mich dabei herzlich wenig: Es funktioniert eben, und das sehr gut! Und mittlerweile frage ich mich auch, was ich jemals an der FalconTastatur auszusetzen hatte, fast gefällt sie mir besser als so manches mittlerweile "zerschossenes" Design-USB-Keyboard am Mac.

Wollen Sie Ihrem Atari nicht auch einmal wieder einen neuen Anwendungsbereich erschließen? Sie werden sehen, dass Ihr Lieblingsrechner bald nicht mehr aus Ihrer täglichen Arbeit verschwinden wird, da diese auf einmal an Funktionalität und Spaß dazu gewinnt. Man könnte hier schlichtweg von Lebensquaiität reden... stc

Ihr Thomas Raukamp, Chefredakteur

Liebe Leser: DSL mit dem Atari ist eigentlich kein Problem. Mit dem LAM200E von TKR steht nun auch ein DSL-Modem zur Verfügung, das das bisher fehlende PPPoE-Protokoll gleich mitliefert und den Atari auch solo per DSL ans Netz anschließt. Hoffentlich gibt es daher bald wieder mehr Ethernet-Erweiterungen auch für Classic-Maschinen.



Aus: ST-Computer 03 / 2003, Seite 5

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