Bisher war ein Router notwendig, um den Atari per DSL ins Internet zu befördern. Dass es auch anders geht, beweist das DSL-Modem LAM200E von LG Electronics.
Ataris sind schon lange im Internet unterwegs, und so langsam wächst auch die Zahl der Anwender, die ihren heiß geliebten Rechner per DSL ins Netz bekommen. Ganz einfach ist dies nicht - und billig war es bisher auch nicht. Zur Ethernet-Schnittstelle bzw. (bei TOS-Rechnern mit ISA-Schnittstelle) -Karte summierten sich die Preise für einen Router, wenn DSL in Höchstgeschwindigkeit genutzt werden sollte. Der Grund dafür ist einfach: Bisher gibt es noch keine Umsetzung des PPPoE-Protokolls innerhalb eines Atari-Stacks, und so muss das Protokoll von einer externen Hardware versorgt werden. Der Router muss zwischen dem eigentlichen DSL-Modem und dem Atari und eventuellen anderen Computern im Netzwerk integriert werden. Dies verursacht Kosten von derzeit mindestens 100 Euro, was so mancher Atari-Anwender gern sparen würde, zumal er ja zumeist noch eine Ethernet-Erweiterung kaufen muss. Ein einfaches DSL-Modem reicht nicht, denn diesem fehlen die Router-Eigenschaften, die einen Internet-Zugang für mehrere Rechner splitten, sowie das PPPoE-Protokoll - dies wird vom Rechner erwartet.
Das Kieler Unternehmen TKR hat mit dem LAM200E von LG Electronics seit einiger Zeit ein neues DSL-Modem im Programm, das in vielerlei Hinsicht besonders zu sein verspricht: Es liefert einen integrierten PPPoE-Treiber und kann gleichzeitig Routing-Aufgaben übernehmen. Hoffnung für Atari-Anwender?
Das LAM200E weiß optisch auf den ersten Blick zu überzeugen. Nicht größer als ein normales, serielles Modem macht es sich bestens auf jedem Schreibtisch. Das dezente Silber des Kunststoffgehäuses passt sogar zum Grau der klassischen Ataris. Auf einen Lüfter, wie ihn diverse Router besitzen, wurde verzichtet, das LAM200E läuft also völlig geräuschlos.
Auf der Vorderseite des DSL-Modems sind fünf LED-Anzeigen untergebracht, die über den Status der Verbindungen zum angeschlossenen Rechner und zum Splitter sowie über den Datentransfer Auskunft geben. Die Schnittstellen nach Rj-45-Standard (TP-Kabel) zum Splitter um zum Ethernet-Adapter bzw. zur Ethernet-Karte des Atari sind hingegen auf der Rückseite angebracht. Hier wird auch das beiligende externe Netzteil angeschlossen.
Auch sonst ist die Ausstattung recht komplett. Ein Ethernet-Kabel liegt bereits bei. Weiterhin findet sich ein ADSL-Kabel (RJ-11). Weiteres Kabelmaterial müssen Sie also nicht einkaufen.
Die Installation der Hardware und die Konfiguration des Modems wird in einem recht ausführlichen deutschen Handbuch beschrieben.
Nochmals: Das LAM200E wird direkt an den Splitter der Telekom angeschlossen. Der Atari wird direkt an das Modem angeschlossen, ein Router entfällt. Dies bedeutet, das der PPPoE-Treiber vom angeschlossenen Rechner aus konfiguriert wird, da dieser kein PPPoE-Protokoll liefert.
Ähnlich wie bei einem Router wird die Konfiguration des Modems über einen Webbrowser erledigt. Das Modem wird dabei über die eigene IP-Adresse direkt angesprochen, schließlich dient als als Gateway-„Server“ für den Internet-Zugang. Bei der Konfiguration gab es allerdings den ersten, kleinen Rückschlag. Obwohl das LAM200E keinen besonders schwierig zu dekodierenden HTML-Code liefert, kann CAB das Dokument nicht darstellen. Die Konfiguration muss also über einen externen Rechner, zum Beispiel über einen PC oder Mac, erfolgen. Wer keinen PC besitzt, muss die Konfiguration also schnell beim Nachbarn oder im Büro vornehmen und im Flash-ROM des Modems abspeichern. Die Daten können nun zuhause weiterverwendet werden. In erster Linie müssen die Zugangsdaten zum Provider eingegeben werden - bei T-Online sind dies gerade einmal zwei Einträge.
Etwas auffällig ist die IP-Adresse des Modems: Diese lautet "10.0.0.2". Von Routern ist so mancher Anwender sicherlich die IP "192.168.1.100" gewohnt, weil dies einen Bereich anspricht, der für lokale Netzwerke vorgesehen ist und nicht im Internet vorkommt. Aber auch mit der IP des LAM200E gab es keine Probleme, zumal die Adresse manuell über den Webbrowser veränderbar ist.
Nun dürfen wir uns gespannt an die Konfiguration des Atari machen. In unserem Test verwendeten wir einen Atari Falcon 030 mit Ethernet-ROM-Port-Adapter von eh Systems [1]. An diesem werkelte ein Pocket-LAN-Adapter E3000II von Genius. Dies ist unter Atari-Anwendern eine durchaus verbreitete Konfiguration bei klassischen Ataris. Als Software verwendeten wir STinG 1.26 unter MagiC 6.2.
Ist das STiNG-Treibersystem komplett installiert (wie dies geht, erklärt unser Workshop auf Seite xx), müssen am Atari tatsächlich nur zwei Veränderungen vorgenommen werden. Die IP-Adresse des Atari muss neu gesetzt werden (zum Beispiel auf die "10.0.0.3"), außerdem muss die IP-Adresse des Modems (10.0.0.2) in die Routing-Tabelle (ROUTE.TAB) von STinG eingetragen werden - das war's.
Ein Einwählen seitens des Atari ist nicht notwendig. Sobald das Modem angeschlossen ist, stellt es selbständig eine Verbindung zum Internet her. Sind die Daten im Modem korrekt gespeichert worden, steht die Verbindung und ist im Quasi-Netzwerk vom Atari aus nutzbar.
In der Praxis konnten wir keinerlei Probleme mit den installierten STinG-Clients feststellen. Alle Programme (getestet wurden AtarICQ, CAB mit STinG-OVL und aFTP) nutzen die vom Modem bereitgestellte DSL-Geschwindigkeit aus. Wie schnell der Zugriff wirklich ist, hängt natürlich auch von der am Atari installierten Ethernet-Schnittstelle ab. Der Genius-Adapter erreichte mit CAB im Durchschnitt ca. 25.000 bis 30.000 Bytes pro Sekunde. Eine schnellere Hardware macht sicher schnellere Übertragungen möglich.
Der LAM200E von LG Electronics ist eine interessante Hardware für Atari-Anwender, denn das eigene Betriebssystem bzw. die vorhandenen Stacks liefern bisher kein PPPoE-Protokoll. Zwar muss nach wie vor mehr Aufwand als bei der Benutzung eines aktuellen PC oder Macintosh betrieben werden (Ethernet-Adapter bei Classic Ataris, externe Konfiguration), trotzdem ist das Modem ein Stück mehr Freiheit, das zusätzlich nicht wenige Kosten spart. Das LAM200E ist daher uneingeschränkt zu empfehlen - und TKR ist unbewusst wieder in den Atari-Markt eingestiegen, stc
TKR, www.tkr.de
Preise:
Einzeln: EUR 99.-
Inkl. T-DSL-Auftrag: EUR 59.90
Inkl. 18M InternetDSL: EUR 47.90
[1] http://www.asamnet.de/~hilgarte/
Das Kieler Unternehmen TKR ist in Atari-Kreisen nicht ganz unbekannt: In den 90er Jahren kamen zum Beispiel Grafikkarten für Mega ST, Mega STE und TT aus dem innovativen Haus. Noch heute erfreuen sich die Crazy Dots-Karten mit ET 4000-Chipsatz hoher Beliebtheit unter Atari-Anwendern.