Tabellenkalkulation: Ausblick in die Zukunft

Gibt es eine Zukunft für Tabellenkalkulationen auf dem Atari? Wir haben uns einmal umgeschaut, welche Neuheiten auf die Atari-Welt zukommen könnten.

Zunächst einmal gehören Tabellenkalkulationen nicht zu den Anwendungen, die sich in den letzten zehn Jahren gewaltig geändert haben. Hier und da lassen sich Spalten per Maus verschieben oder hübsche Schriften einsetzen. Die Funktionsvielfalt, die moderne Vertreter dieser Gattung bieten, wird von "normalen" Benutzern kaum genutzt und häufig reichen sogar die vier Grundrechenarten völlig aus. Der Grund für den Bedarf nach modernen Tabellenkalkulationen ist oft ein ganz anderer: Datenaustausch. Wo Daten zwischen den verschiedenen Systemen ausgetauscht werden, muß das Programm möglichst alle gängigen Formate verstehen. Eines von Texels größten Verkaufsargumenten ist schließlich nicht die GDOS-Unterstützung - die ältere Programme auch schon boten -, sondern Excel-Import.

Texel wird allerdings nicht weiterentwickelt und die Zukunft in diesem Programmbereich liegt eher bei Open Source-Programmen. Ob diese nun einfach portiert werden können, oder nicht, soll an dieser Stelle nicht untersucht werden. In jedem Fall würden sie mehr Systemresourcen benötigen als etwa Texel.

OpenOffice

Die Tabellenkalkulation von OpenOffice ist Teil eines wahren Mammutprojektes. Dabei wurde die Open-Source-Version von Star Office im Vergleich zur Vorgängerversion sogar abgespeckt, indem E-Mail-Programm und eigener Desktop gestrichen wurden. Der Vorteil von OpenOffice sind die Import-/Exportformate. Excel 2000 wird problemlos importiert und auch exportiert. Die eigenen Dateiformate basieren auf XML und sind somit einfacher zu durchschauen.

Das Programm enthält praktisch alle Funktionen, die heute von einer Tabellenkalkulation erwartet werden. Die Benutzeroberfläche ist etwas eigenartig und erinnert an alte Atari-Zeiten, als sich die Programmierer die Mühe machten, eigene Fenstersysteme zu entwerfen oder gleich den kompletten Mac-Desktop nachzuahmen. Es gibt sogar eine Option, den Look der OpenOffice-Fenster an X11, MacOS oder Windows anzupassen. Etwas seltsam sieht es trotzdem aus.

Die Systemanforderungen sind hoch. Der Rechner sollte schon 128 MB RAM haben. Wer OpenOffice selber kompilieren möchte, benötigt mindestens 3 GB freien Platz auf der Festplatte um aus den 328 MB Sourcen das Programm zu erstellen. Dafür braucht ein Pentium-III immerhin zwanzig Stunden.

Speziallösungen

Realistischer sind kleinere Speziallösungen wie gnucash. Viele Anwendungen einer Tabellenkalkulation werden heute von Spezialapplikationen abgedeckt, die einfacher zu bedienen sind. Zumindest eine Umsetzung der Finanzbuchhaltung gnucash ist (indirekt) angekündigt - wenn denn das Programm nach der Portierung der notwendigen Libraries mitspielt.

HTML?

Wie im Ataquarium 09/02 beschrieben wurde, gibt es eine Möglichkeit, mit HTML Anwendungen und Spiele zu schreiben. Um eine Tabellenkalkulation mit vertretbaren Aufwand zu schreiben, ist allerdings ein bißchen mehr erforderlich als nur HTML. Nötig wäre ein Light of Adamas 2.0 mit CSS und JavaScript. Zwar müßten dann immer noch Routinen in C zusätzlich programmiert werden, aber der Aufwand würde sich in Grenzen halten.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 11 / 2002, Seite 47

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