Nachdem das VCS-Ataquarium in der letzten Ausgabe ein durchschlagender Erfolg war, haben wir uns entschlossen, das Heft schrittweise vollständig auf das VCS umzustellen...
... was natürlich nicht stimmt, denn dieses Ataquarium kehrt zurück zu den großen Ataris. Für diese gab es gerade in letzter Zeit einige Neuheiten. So können sich GFA-Basic-Freunde auf Neuigkeiten aus dem Hause RUN!Software freuen.
Bedacht wurden auch die C++-Fans. Von Patrice Mandin stammt ein Patch, um gcc in der Version 3.2 für MiNT zu kompilieren. Ob damit allerdings auch alle Libraries laufen, ist nicht bekannt. Auf der gleichen Seite befindet sich ebenfalls ein Patch für die MiNTLib 0.57.1, der diese kompatibel zu gcc 3 machen soll.
SDL, die 2D-Multimedia-Library ist endlich Audio-fähig. Damit dürfte die Atari-Version (fast) auf den Stand der anderen Versionen sein. Derzeit wird vor allem an der Unterstützung verschiedener Grafikkarten und VDIs gearbeitet.
Interessanter wird das ARAnyM-Projekt - vielleicht nicht unbedingt als "Clone", sondern als Entwicklungssystem. Immerhin wurde die erste Atari-Software auch auf einer VAX und nicht auf einem ST-Prototypen geschrieben.
Bereits in der letzten Ausgabe wurde erwähnt, das im Zuge von Porthos 3 auch das Font-Antialiasing in der Atari-Welt Einzug gehalten hat. Damit ist besonders bei großen Schriften Schluß mit dem störenden Treppchen-Effekt. Voraussetzung ist aber bisher zumindest, dass die Anwendung das Overlay auch benutzt - aber vielleicht läßt sich da etwas machen in Verbindung mit NVDI?
Einen Eintrag von seiner Liste streichen konnte Joakim Högberg. OLGA wandert in die Hände von Henk "XaAES" Robbers. Ob OLGA nun Teil des XaAES wird, oder ob das geplante InPlace-Editing realisiert wird, steht noch nicht fest.
Eines haben fast alle diese News gemeinsam - profitieren werden hauptsächlich die leistungsstärkeren Clones und Emulatoren. Deren stolze Besitzer/Anwender können sich jetzt auch noch aus dem Angebot an GameBoy- und GameBoy Color-Spielen bedienen - gnuboy heißt der Emulator und richtig klasse wäre es noch, wenn eine Dokumentation beiliegen würde, wie man das Programm auf dem Atari benutzt.
Zum Thema "Applikationsentwicklung mit HighWire" gibt es in den neueren Versionen zwei wichtige Neuheiten. Zum einen werden endlich TrueType-Fonts unterstützt und zum anderen kann mehr als ein Fenster geöffnet werden. Formularelemente werden teilweise dargestellt, waren aber bei der letzten Beta noch nicht aktiv.
Damit fehlen eigentlich nur noch zwei Features, um richtige Anwendungen unter HighWire programmieren zu können: Unterstützung von Auflösungen mit mehr als acht Bit (=256 Farben) Farbtiefe und funktionierender Formular-Support.
Neben dem Interview mit dem gesamten RUN!-Kollektiv hat mir Holger Herzog noch einige zusätzliche Fragen beantwortet. Im Zuge der Übersetzung von faceVALUE wird eventuell auch eine "Wrinkle"-Ecke auf run-software.de eingerichtet. Damit hätten GFA-Programmierer wieder eine zentrale Anlaufstelle.
Eine Frage, die vermutlich den ganze Atari-Markt grübeln lässt, ist die Frage: "Wo ist der Muhwie-Player?". Einst hat Holger einen ASCII-Movie-Player namens Muhwie geschrieben, welches gleichzeitig eines der ersten faceVALUE-Programme war. Seltsam nur, das Programme wie GEMTrek auf der RUN-Seite zu finden sind, aber nicht Muhwie. Das Programm liegt auch dem passionierten Milchtrinker Holger Herzog am Herzen - so sehr, dass er Muhwie unbedingt auf eine neue fV-Version updaten will, bevor es (wieder)veröffentlicht wird. Derzeit basiert Muhwie noch auf faceVALUE 1.1 und benutzt z.B. noch die erweiterten Objekte der GFA-Flydials.
Thema Nummer Eins ist natürlich der GFA-Editor. Es ist schon erstaunlich, dass das, was GFA selber nie geschafft hat, jetzt RUN! gelingen könnte. Unglaublich ist auch, dass dieser Editor eigentlich schon älter ist - die ersten Codezeilen entstanden, als Luna vermutlich noch gar nicht geplant war. Studium und Beruf zwangen aber die RUN!-Programmierer, die Dinge etwas langsamer angehen zu lassen. Das Resultat kann sich aber sehen lassen: der RUN!-Editor lädt GFA-Dateien im Token-Format. Das bedeutet, das bestehende Basic-Dateien nicht im ASCII-Format abgespeichert werden müssen. Auch das Speichern erfolgt im Token-Format.
Prozeduren können wie im Original gefaltet werden.
Das nun Luna und GFA-Edit nicht doch irgendwie vermählt werden, liegt auch daran, dass Holger sich an seine eigenen Richtlinien hält: in der faceVALUE-Dokumentation steht schließlich, das jedes Programm ein eigenes Hauptmenü hat.
Das OpenSource-TOS ist Wirklichkeit geworden und ist dazu noch frei von Rechten dritter. Wie im Interview mit Martin Doering zu lesen ist, nähert sich EmuTOS derzeit den Leistungsstand von TOS 1.0.
Der erste Start von EmuTOS ist schon etwas seltsam. Es gibt fertige ROM-Images für Emulatoren und echte Ataris. Nach dem Booten blickt einem der GEM-Desktop entgegen, allerdings der GEM-Desktop nach dem Rechtsstreit mit Apple. Um überhaupt einen Desktop im Programm zu haben, wurde kurzerhand der PC-Desktop eingebaut. Dieser arbeitet mit zwei starren Fenstern und erinnert mehr an den Norton Commander als an den gewohnten GEM-Desktop.
Das OpenSource-TOS ist knapp 2,8 MB groß (inkl. Doku), paßt kompiliert aber gut in 192 KB rein. Für die Compilierung wird der GnuC und make benötigt. Mit make COUNTRY=de wird ein deutsches EmuTOS erzeugt.
Die Ordnerstruktur im Archiv ist selbsterklärend: jeder Teil des Betriebssystems hat seinen eigenen Ordner. Es gibt also einen AES-Ordner, BIOS, Vdi etc. . Da tauchen auch weitere unbekannte Teile des Betriebssystems auf, z.B´. "Command" im CLI-Ordner. Bei den ersten Entwicklungssystemen für den Atari war dieser noch dabei - und Tipps, wie CP/M 68K-Anwendungen auf dem Atari portiert werden können.
Es gibt übrigens Gerüchte aus für gewöhnlich gut informierten Quellen, die besagen, das demnächst ein alternativer Desktop als OpenSource freigegeben wird. Das würde natürlich einen neuen Desktop im EmuTOS ermöglichen...