Leserbriefe

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Atari-Zukunft

Unser Editorial in der st-computer 09-2002 hat eine Vielzahl interessanter Reaktionen wach gerufen. Wir freuen uns darüber und hoffen, dass die Atari-Anwender auch in Zukunft weiter so schreibfreudig bleiben. Red.

Ich habe ihr Editorial gelesen und verstehe dieses als Rückmeldung, ob der Atari-Markt noch lebt. Dabei weiß ich beim besten Willen nicht, ob man noch von einen "Markt" sprechen kann. Vielmehr scheint es mir, dass die Atarianer eine Fangemeinde darstellen, wie es auch bei Linux in der Vergangenheit war. Atarianer leben vom „Spirit", und dieser wurde - wie so oft - auch in letzter Zeit stark in Frage gestellt: xTOS scheint nach dem Abgang von Fredi Aschwanden eher tot. papyrus 9.x scheint die letzte Version für Atari, Calamus konzentriert sich auf Mac und Windows. Und auch von Milan, immerhin den Rechtebesitzer des TOS, hört man nichts. Existiert die Firma noch? Wer hat heute eigentlich die Rechte an TOS? Alles in allen scheint mir die zögerliche Haltung der Atarianer verständlich, da es an klaren Projektionen fehlt!

Folgende Leitlinien für den Atari scheinen mir zu fehlen: Die Leute des ARAnyM-Projektes planen einen Linux-Unterbau für TOS - das, was uns Milan vor 2 Jahren versprach. Was ist der Stand der Dinge? Wieweit wird TOS eine USB-Schnittstelle unterstützen; meiner Meinung nach absolut notwendig!

An das xTOS-Team: Die Definition eines Standard-Rechners halte ich für sinnvoll, als Standard wäre für mich das Colibree (Il)-Projekt denkbar. Hier versucht ein Team, einen Linux-Rechner auf ColdFire-Basis zu realisieren. In Kombination mit der ARAnyM-Basis halte ich dieses für eine solide Basis für einen Atari-Standard-Rechner.

An R.O.M. logicware (papyrus): Hier fehlt meines Erachtens ein öffentliches Anforderungsprofil, was GNU C+/++ in der Atari-Version bieten müsste und derzeit eben nicht bietet. Nach meinem Informationsstand portiert ROM sein Papyrus (Rettet den Dativ, sorry für mein Ruhrgebietsslang) derzeit nach GNU C+/++. Wenn die entsprechenden Bibliotheken aufgefrischt würden, bestände noch Hoffnung.

An invers Software: Ich bewundere die «Masochisten», die Calamus SL auf einen Mega ST verwenden, zeigen sie uns doch die unterste Messlatte für eine sinnvolle Verwendung von aktueller Calamus-Software.

Umgang auf dem Atari-Markt miteinander: Hier finde ich nur Positives vor, auch wenn meine Geduld manchmal arg strapaziert wird. Zum einen gibt es schnelle Reaktionen in der Form eines Updates binnen 12 Stunden (erlebt mit meinem Druckerbeschleuniger 1PRN), aber auch mit Reaktionen, welche sich 6 Monate Zeit ließen (hier: FaceValue, wobei mir allerdings vor dem Bezahlen (!) eine Vollversion übersendet wurde, mit der Bitte, diese bei Nichtgefallen zu löschen. Insgesamt waren alle Reaktionen aber durchweg freundlich!!!, was man zum Beispiel von der Microsoft-Hotline nicht behaupten kann, welche meiner Meinung nach die teuerste Form des Musikhörens ist.

Mangel an Reaktion: Da meiner Meinung nach der Atari zum reinen Hobby „verkommen" ist, soll man sich nicht wundern, zumal ich persönlich das Gefühl habe, dass für Hobbys das Geld immer knapper wird und man deshalb seine Zeitrahmen für Ausgaben dafür schon streckt. Günther Berlinde, per E-Mail

Ich kann dem Leserbrief von Rüdiger Pechan (stc 09-2002) nur beipflichten. Die Chancen für den Erfolg von neuer Atari-Hardware stehen doch eher schlecht. Als Käufer kommen ohnehin nur eingefleischte Atari-Fans in Frage. Doch selbst diese nutzen mittlerweile zwangsläufig auch Nicht-Atari-Rechner, weil sich bestimmte Dinge mit einem Atari einfach nicht mehr sinnvoll bewältigen lassen. Diese Tatsache lässt sich auch mit neuer Hardware nicht sofort aus der Welt räumen, da auch manche wichtige Software erst entwickelt oder aktualisiert werden müsste. Und wer möchte dann Investitionen - zumindest übergangsweise - gleich in zwei Rechnersysteme tätigen?

Ich halte es daher ebenfalls für sinnvoller, vorhandene moderne Hardware zu nutzen und auf die Emulation zu setzen. Aus eigener Erfahrung mit MagiC PC weiß ich, wie gut und schnell dies auf einem heutigen PC möglich ist. Programme aus beiden Rechnerwelten können sich dabei sogar sinnvoll ergänzen. Doch gerade, was die Emulation eines hochwertigen Atari-Systems betrifft, habe ich momentan wirklich die Sorge, dass keine richtige Weiterentwicklung mehr stattfindet. Dabei gibt es gerade hier noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, und es sollte vordringliches Ziel sein, auf diese Art und Weise den Fortbestand einer Atari-Plattform dauerhaft zu sichern. Nur dann bleibt es für den Atari-Fan auch weiterhin attraktiv, mit Atari-Software zu arbeiten oder auch Geld für neue Atari-Programme auszugeben.

Oliver Haun, per E-Mail

Das Thema Emulatoren hat schon immer die Gemüter erhitzt. Ich selbst nutze den STEmulator auf meinem Notebook und habe auch eine Zeit lang mit MagiCMac gearbeitet. Aber es ist eben nicht dasselbe, wie mit einem Medusa T40 oder Milan zu arbeiten. Einmal abgesehen von den Problemen mit den Wirtsystemen, fehlt es Emulatoren einfach an der Faszination Hardware. Ich gebe zu, dass ist sehr subjektiv. Aber es macht mir einfach viel mehr Spaß, mit einem Atari oder Atari-Clone zu arbeiten. Mich interessiert die Technik, und es reizt mich ungemein, aus einem Rechner immer das maximale heraus holen zu wollen. Ich denke, hier liegt auch die Chance des ColdFire Rechners. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Technik des ColdFire aussieht.

Medusa T40 und Milan 040 sind sicher nicht perfekt. Auch der neue ColdFire wird es nicht sein. Was die Geschwindigkeit und die Stabilität angeht, sind moderne Emulatoren sicher sehr gut. Aber ob Emulatoren gut für den Atari-Software Markt sind, muss ich doch sehr bezweifeln. Emulatoren sichern den Status Quo, mehr nicht. Vorhandene Software läuft eben dank der Emulatoren auch auf anderen Rechnern. Aber wer schreibt schon ganz neue Software für Emulatoren? Ein gutes Beispiel ist hier das PDF-Format. Als Milan- oder Hades-User ist man eben auf Porthos angewiesen, wenn man PDF-Dokumente betrachten will. Welcher Emulatoren-Benutzer braucht denn Porthos? Gerade auch die hohe Zahl von sehr guter kostenloser Software (Open Office, Acrobat Reader, Mozilla, viele Spiele usw.) für Windows-Systeme wird wohl kaum einen Emulatoren-User dazu bewegen, für Atari-Software auch noch viel Geld auszugeben.

Gerade in der letzten Woche habe ich meinen Milan in Sachen Software wieder einmal gefüttert. Porthos stand auf meinem Wunschzettel (ca. 35 Euro). Um Porthos voll nutzen zu können, habe ich mir auch noch bei ASH Papillon 3.0 (ca. 40 Euro) bestellt. Auch einen CD-Brenner wollte ich an meinem Milan betreiben (CD-Recorder Pro und CD-Recorder Audio 90 Euro). Zum Schluss noch das neue papyrus-Update (49 Euro). Als Emulatoren-Benutzer hätte ich kein einziges Programm gekauft.

Sicher, das ist viel Geld für Software, aber ich habe vor, meine Hardware noch einige Jahre zu nutzen. Die Atari-Welt dreht sich ja zum Glück etwas langsamer; was heute aktuell ist, ist morgen nicht schon wieder Schnee von gestern - und das ist gut so!

Martin Holzwarth, per E-Mail

Vektorqrafiken wandeln

Ich such eine Möglichkeit, wie ich GEM-Zeichnungen in ein unter Windows lesbares Format umwandeln kann. Habt Ihr dazu eine Idee?

Ralf Schröder, per E-Mail

Uns fällt hier „nur" das kommerzielle ArtWorx von Application Systems ein. Es liest das GEM-Vektor-Format und kann im EPS- und Illustrator-Format speichern. Wir selbst setzen diese Speichermöglichkeiten erfolgreich zum Beispiel im Logodesign ein.

Unter der URL application-systems.de/artworx/ steht eine Demoversion der aktuellen Version 2.0 zum Ausprobieren bereit. Red.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 10 / 2002, Seite 6

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