Wenn ein Atari-Programm nach fünf Jahren wieder ein Update erfährt, ist das zwar kein Rekord, aber bemerkenswert.
Der Terminplaner spareTIME wurde 1997 veröffentlicht, etwa zur gleichen Zeit wie der grafisch schicke Organizer von Benny Jurt. Seit längerer Zeit machte auch der Lotus Organiser auf sich aufmerksam, das erste Programm, das die beliebten Terminplaner aus Papier erfolgreich auf den Computer umsetzte. Sowohl spareTIME als auch Organizer erhielten positive Testberichte in der st-computer (damals noch mit Doppeltitel stc/atari inside). Kurz darauf war bei beiden Programmen von einer Weiterentwicklung nichts mehr zu spüren. Markus Mayer (Programmierer von spareTIME) setzte zweimal eine Newsmeldung auf, in der er einen neuen Programmierer suchte. Da kam es gerade recht, das Mia Jaap nach diversen Portierungen esoterischer Sprache endlich einmal ein nützliches Programm in C schreiben wollte.
Ein Nachteil sowohl von spareTIME als auch von Organizer und Xairon/Kairos ist die streckenweise eigenwillige Einbindung in GEM. Zwar werden brav Fenster benutzt, aber die Dialoge erscheinen modal oder das Programm macht Schwierigkeiten unter Multitasking. Alle drei Programme verwenden zudem eigene GEM-Libraries obwohl es schon lange ausgereifte Libs gab.
Die Version 1.1 von spareTIME ist komplett mit einer bekannten GEM-Library (cflib), die auch in qed und GEMSetup ihre Dienste leistet, geschrieben worden.
Wie schon die Vorgängerversion ist auch das neue spareTIME Shareware. Wird das Programm das erste Mal gestartet, lassen sich die Registrierungsdaten eingeben. Die unregistrierte Version ist gegenüber der registrierten dahingehend eingeschränkt, das nur zwanzig Termine möglich sind. Neben spareTIME sind im Programmpaket auch noch PRINT.PRG (GDOS-Druck für spareTIME) und spareCALC (verschiedene Rechner) enthalten.
Der größte Teil von spareTIME spielt sich im Wochenfenster ab. Dieses stellt naheliegenderweise die Termine einer Woche dar. Wer frühere Versionen von spareTIME kennt, wird merken, das sich einiges getan hat. Die zweifarbigen Icons der alten Version wurden durch Icons mit 256 Farben ersetzt. Diese Icons liegen in der NVDI/MagiC-Palette vor, wie bei den meisten anderen Programmen, die Icons mit 256 Farben verwenden. Grafisch sind alle im gleichen Stil gehalten und animiert. Gestrichen wurde das "Aktuell"-Icon, das zum Tagesdatum springt. Dafür gibt es einen neuen "="-Button, der das gleiche macht.
Überdacht wurde die Farbgestaltung. Da auf manchen Systemen das Atari-Grün schwer lesbar ist, wurden die dunkleren Varianten gewählt. Die Farben für die Datumsbezeichnung lassen sich frei wählen, ebenso wie die Hintergrund- und Gitterfarbe.
Um einen Termin hinzuzufügen muss auf an einer freien Stelle am gewünschten Tag doppelt geklickt werden. Es erscheint der "Eintrag editieren"-Dialog.
Das jeweilige Datum ist hier schon eingetragen. Die Uhrzeit und Dauer sind optional, wer die genaue Uhrzeit noch nicht weiß, kann sie später eintragen.
Termine haben verschiedene Prioritäten und spareTIME kennt drei davon, die farblich unterschieden werden. "Unwichtige" Termine werden nur dann wahr genommen, wenn nichts anderes anliegt. Bei wichtigen Terminen, die auf gar keinen Fall verpaßt werden sollten, ist es sehr hilfreich, "Hinweis" auszuwählen.
Für vergessliche: spareTIME erinnert an jeden Termin
Wie im Wochenfenster zu sehen ist, hat spareTIME eine Uhr eingebaut. Diese wäre zu entbehren, denn schließlich gibt es eine Menge Desktop-Uhren, aber die Uhr des Programms kann Alarm schlagen. Angenommen Sie schreiben gerade an einem Text, aber um 16 Uhr ist ein wichtiges Treffen. In dem Fall wird unter Hinweis "Stunden vorher" ausgewählt und 00:30 (dreißig Minuten) eingegeben. Das Programm wird dann um 15:30 Uhr Alarm schlagen und fragen, ob es in ein paar Minuten erneut an den Termin erinnern soll.
Auch wenn das Symbol (eine Trompete) im "Hinweis"-Dialog etwas anderes suggeriert, ist der Alarm bisher alles andere als laut. Eine Anbindung an GEMJing ist vorgesehen und tatsächlich wird in der Konfigurationsdatei schon der Pfad zu GEMJing abgespeichert - denn man derzeit aber noch gar nicht setzen kann.
Fast jeder Dialog in spareTIME hat jetzt ein kleines gelbes Fragezeichen in der linken unteren Dialogecke. Damit wird die passende Seite im Hypertext aufgerufen. Zwar gab es diese Seiten auch vorher schon, aber die alte Version verwendete Dialoge, die das Multitasking stoppten und es somit auch nicht erlaubten, das der Hypertext parallel zum Dialog angezeigt wird.
Manchmal kommen sie wieder... Termine besonders.
Regelmäßige Termine (z.B. Treffen beim Sportverein, Redaktionsschluß st-computer) müssen nicht mehrmals eingetragen werden. spareTIME kann dies automatisch machen und zwar alle x Tage, x Werktage, x Wochen oder x Monate. Wer jetzt schon weiß, das für die nächsten Jahre ein fester Termin feststeht (z.B. Geburtstage), setzt die Angabe für "Monate" auf 12.
Da die paar Zeichen für den Eintrag etwas wenig sind, kann zu jedem Termin eine Notiz abgelegt werden. Eine Notiz ist dabei nichts anderes als eine Textdatei.
Wie in der Vorgängerversion "spart" sich spareTIME einen eingebauten Editor. In den Einstellungen kann der gewünschte Editor ausgewählt werden.
Beim Start des Editors zeigt sich, das die neue Version die Prioritäten anders setzt. Die Version 1.0 startete den Editor stets als Unterprogramm und schloß dazu seine Fenster - selbst wenn der Editor parallel zum Programm schon lief. Dies ist in der neuen Version nicht mehr möglich, denn schließlich hat spareTIME inklusive der Fensterdialoge erheblich mehr Fenster, die es sich merken müßte. Der Editor wird jetzt parallel zu spareTIME gestartet, oder, wenn er sich schon im Speicher befindet, benachrichtigt (VA_Start). Das Programm legt auch keine temporäre Datei mehr an, die Notizdatei wird direkt angesprochen.
Da sich die Notizdateien schnell häufen können, ist es empfehlenswert, gleich am Anfang einen Ordner für die Termindatei anzulegen.
Eine der ersten Funktionen, die nach der Modernisierung des Hauptprogramms hinzu kamen, ist der Anzeige-Dialog. Hier können die Farben den eigenen Wünschen angepaßt werden. Das fängt an mit den Texten in der Datumsleiste, der Gitterfarbe und dem Hintergrund der Wochenübersicht. Im Planungsfenster kann derzeit nur der Hintergrund verändert werden.
Wer keine Termine in Gittern mag, kann senkrechte und waagerechte Trennlinien getrennt voneinander abstellen.
Das Planungsfenster faßt noch einmal alle Termine in einem zu bestimmenden Zeitraum zusammen. Der Inhalt dieses Fensters kann auch ausgedruckt werden. Gedruckt wird dabei nicht über eine Direktansteuerung, sondern über GDOS. Dazu wird das kleine Programm PRINT.PRG nachgestartet. Dieses Programm wird vermutlich schon bald im Hauptprogramm integriert sein.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Planungen in einer Datei und dann im Texteditor ausgeben zu lassen.
Wenn das Planungsfenster offen ist, genügt ein Doppelklick auf den Fensterinhalt, um die Planungen für den gewählten Tag anzuzeigen.
Unter einer Erledigung versteht spareTIME einen Termin ohne festgelegtes Datum. Wird ein Eintrag erstellt und vorher das Datumsfeld gelöscht, erscheint der Eintrag nicht im Wochen-, sondern im Erledigungenfenster. Um eine Erledigung zu löschen, muss diese durch Doppelklick ausgewählt werden.
Thematisch passend bietet spareTIME auch eine Temperaturumrechnung an. Diese Funktion ist neu und eine direkte Umsetzung des GFA-Programms "Fahrenheit". Wie gehabt können Celsius, Fahrenheit, Kelvin und Rankine ineinander umgerechnet werden. Die beiden letzten Einheiten finden vor allem bei Wissenschaftlern Anwendung und basieren auf Celsius bzw. Fahrenheit.
Die Temperaturumrechnung gehört mit Sicherheit zu den weniger genutzten Funktionen in spareTIME, nimmt aber im Programm kaum Platz weg. Wenn mit Hilfe von spareTIME die Reise geplant wird, kann sich jeder selber ausrechnen, ob die 55 Grad in Washington D.C. wirklich so warm sind...
Ganz schön heiß: In Rankine wird jeder Eisschrank zum Glutofen
...gibt es mehrere. Zumindest eine ist per Klick an eine bestimmte Stelle in der Wochenübersicht zu finden.
Als Zugabe zu spareTIME gibt es das neue Programm spareCALC. In spareCALC sind verschiedene Rechner versammelt, da das Programm neu ist, waren es bei Redaktionsschluß erst zwei.
Als erstes gibt es den Astrorechner, der anhand des Geburtsdatum das "normale" und chinesische Sternzeichen.
Eines der Dinge, die jeder Programmierer einmal in seinem Leben programmiert haben sollte, ist ein Taschenrechner. Der Rechner, der in spareCALC eingebaut ist, gehört zwar nicht zu den leistungsfähigsten, aber dafür zu den schönsten. spareCALC simuliert einen APF Mark 42, einen alten amerikanischen Taschenrechner. Das Programm ist auch in der Lage, andere Taschenrechner zu simulieren. Derzeit wird an Simulationen des Commodore 385R, UniMark 805T, Apollo, Alcor Grand Prix und den Atari-Taschenrechnern gearbeitet. Mit der unregistrierten Version funktioniert jedoch nur der APF Mark 42.
Sowohl spareTIME als auch spareCALC sind sauber in GEM eingebunden. Alle Dialoge und Alert-Boxen liegen in Fenstern und blockieren somit keine laufenden Programme. Unter MagiC läuft auch die Dateiauswahl in Fenster. Die Dialoge sind auch problemlos per Tastatur zu bedienen.
Die Unterstützung von Iconify ist derzeit noch nicht durchgehend. Auch fehlt in manchen Dialogen das Help-Icon.
Etwas karg sieht es derzeit noch bei den unterstützten Protokollen aus. So gibt es derzeit keine BubbleGEM-Hilfe und auch GEMScript wird noch nicht unterstützt.
Dank der verwendeten GEM-Library werden in allen Dialogen Standard-Bedienelemente verwendet.
spareTIME wird konsequent weiterentwickelt. So liegt eine Vorschlagsliste der "alten" Anwender vor, aber auch von einigen, die die neue Version getestet haben, kamen Verbesserungen. Einiges davon - wie die Jahresübersicht - wird zwar etwas auf sich warten lassen, aber spareTIME wird ab sofort wieder konsequent weiterentwickelt.
Wie bei jedem Shareware-Programm gilt aber auch für dieses Programm, das bei einer geringen Anzahl an Registrierungen große Veränderungen am Programm verschoben werden.
[sparetime.atari.org][6]
spareTIME+spareCALC sind Shareware. Registrierungsgebühr: 16 Euro.
[http://sparetime.atari.org/]