Datenaustausch (2)

Auf vielfachen Leser-Wunsch, werden wir in loser Folge auf das Thema Datenaustausch zwischen dem ST und PC bzw. Mac eingehen.

Die Standard-Formate zu kennen, ist sehr wichtig, um Daten auszutauschen, bei denen auch der Großteil der Daten erhalten bleibt. Anders herum muß jeder Atari-Anwender wissen, mit welchen Dateiformaten ST-Programme überhaupt verstehen. Die eigentliche Herausforderung besteht dann oft darin, dem PC-Besitzer zu erklären, das Microsoft Word eben doch mehr als ein Dokumentenformat abspeichern kann.

Alte Atari-Formate

Düster sieht es aus beim beliebten Signum! .SDK-Format. Leider gibt es auch in den aktuellen Signum!-Funktionen nur den ASCII-Export, bei dem die ganze Formatierung verloren geht. Ein Konverter ist nicht bekannt.

Um etwas anderes als ASCII herauszubekommen, gibt es zwei Möglichkeiten, die aber auch alles andere als perfekt sind. Die erste benötigt einen Emulator, der die Druckertreiber des ihm zugrundeliegenden Betriebssystems nutzt (z.B. MagiCMac, STemulator). Wer im Besitz des Acrobat Distillers oder eines Shareware-Gegenstücks ist, kann auf diese Weise immerhin eine PDF-Datei drucken.

Die zweite Möglichkeit ist OCR. Gerade bei einem Computer-Ausdruck erzielt eine Schrifterkennung sehr hohe Erkennungsraten. Moderne OCR-Programme können sogar einen Großteil des Layouts erhalten.

Leichter fällt die Konvertierung bei einem anderen Spezialformat: 1st Word. Zwar kann auch dieses Spezialformat nicht von den gängigen PC-Programmen geladen werden, aber dafür unterstützen die ST-Textverarbeitungen das Format. In "That's Write" kann bspw. problemlos eine 1st Word-Datei importiert und dann im RTF-Format abgespeichert werden.

Wer kein Textverarbeitungsprogramm, sondern nur die Textdateien hat, kann Konvertiertools benutzen. "wpls2rtf" ist ein kleines Open Source-Programm, das auf ST, DOS, Mac oder Unix 1st Word Plus-Dateien in RTF umwandelt. Konvertiert werden alle Dateien bis einschließlich der Version 3.2. Version 4 und 5 von 1st Word sind eigentlich nur ein Marketingtrick: sie sind identisch mit That's Write Junior. Aber auch für diese Klientel gibt es die passende Umwandlungsmöglichkeit. twp22 konvertiert Dateien von That's Write sowie Wordplus 4 nach WordPerfect 5. WordPerfect-Dateien können auch heute noch im PC-Bereich gelesen werden.

Es gibt aber nicht für alle Formate Konverter. Cypress-Dateien müssen bspw. mit Cypress konvertiert werden.

Im Grafik-Bereich ist die Situation erfreulicher. Zwar gibt es auch hier Atari-Spezialformate wie Neo, Degas, Spectrum 512, STAD und (X)IMG, aber alle lassen sich mit GEM-View oder Smurf konvertieren. Das ideale Zielformat ist dabei GIF oder PNG. Es gibt zwar auch hier ein paar Exoten, aber deren Formate sind kaum verbreitet.

Die PC-Seite

Jeder Atari-Besitzer wird wissen, das es ein paar PC-Formate gibt, die auf dem Atari nicht, bzw. nur eingeschränkt darstellbar sind.

Beginnen wir mit HTML. HTML kann mittlerweile von jeder PC-Textverarbeitung abgespeichert werden. Damit sollte das Ergebnis auch auf dem Atari darstellbar sein. Einziges Hindernis ist der stellenweise sehr schlechte HTML-Code. Windows-Textverarbeitungen sind darauf optimiert, das die HTML-Datei optimal mit dem Internet Explorer angezeigt werden kann. Dafür wird die Datei mit sinnlosen Tabellen und Formatanweisungen vollgestopft. Nicht umsonst besitzt Tidy eine Funktion "Clean up Word HTML". Andere Programme sind nicht unbedingt besser: so schreibt die durchaus als professionell zu bezeichnende OCR-Software Omnipage pro 11 HTML-Tags wie <UP> oder <LEFT> in die HTML-Datei - Tags, die kein HTML-Browser kennt... Die Toleranz gegenüber fehlerhaftem HTML ist bei den Atari-Browsern etwas niedriger als bei ihren PC-"Kollegen".

Ein weiterer plattformübergreifender Standard ist PDF. Auch wenn man meinen müßte, das Adobe die Zügel etwas fester in den Händen hält und Wildwuchs ausgeschlossen werden müßte, so scheint dies nicht der Fall zu sein. Längst ist der Distiller nicht das einzige Programm, das PDF-Dateien erzeugen kann. Der hohe Preis des Distillers führte zu einer Vielzahl von Shareware-Alternativen. Ghostscript einmal beiseite gelassen, kommt Porthos derzeit mit einem Großteil der PDFs zurecht. PDF-Dateien, die in der Anzeige Probleme bereiten, sollten an den Porthos-Autor geschickt werden (natürlich erst nach Rücksprache).

Eines der populärsten Textverarbeitungsformate ist natürlich Word (.DOC). Zu jeder neuen Word-Version führte Microsoft auch eine neue Version des Dateiformates ein, die natürlich untereinander nicht kompatibel sind. Dies macht den Prozenten alternativer Office-Pakete sehr viel Arbeit, da Microsoft sein Format nicht in dem gleichen Maße dokumentiert wie es z.B. Adobe tut. Um Word-Dateien auf dem Atari anzuzeigen, führt kein Weg an papyrus vorbei. Der Word-Import ist jedoch nicht fest in papyrus eingebaut, sondern wird über ein kleines Programm namens doc2rtf bewerkstelligt. doc2rtf kann Word-Dateien der Formate 2, 6, 7 (Word 95) und 8 (Word 97) importieren. Word 2000 fehlt bisher. Wird die Datei von einem reinen Windows-Benutzer zur Verfügung gestellt, muß ihm erklärt werden, das die Datei im Richt-Text- oder Word 6.0/95-Format abgespeichert werden sollte. Das geht eigentlich ganz einfach über "Datei speichern" und der Auswahl des Dateityps, aber viele Windows-Benutzer sind es nicht gewohnt, Dateien in anderen Formaten abzuspeichern.

Ähnlich sieht die Situation bei Excel aus: ältere Versionen (2, 3) werden problemlos angezeigt, bei Excel 2000 versagt aber auch hier die Software.

Die Grafikformate entsprechen in der PC-Welt ziemlich den Standard. Eine Ausnahme, die den ST vor Schwierigkeiten stellt, gibt es dennoch: PSD von Adobes Photoshop. Bevor nicht Gimp auf den Atari portiert wird, gibt es keine Möglichkeit, PSD-Dateien zu bearbeiten.

Gut sieht es auf dem ST in Sachen Video-Formate aus - vorausgesetzt, ein schneller Rechner ist vorhanden. Einige Formate werden jedoch, bedingt durch Lizenzgebühren, nie den Weg auf die Atari-Plattform finden. Da hilft nur, die Daten vorher auf dem PC in ein schnelles Format zu wandeln (z.B. AVI). Geeignete Freeware gibt es wie Sand am Meer.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 06 / 2002, Seite 34

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