Software-Synthesizer lösen die gewohnten Keyboard-Burgen im Studio und auf der Bühne nach und nach ab. Mit ACE steht nun auch ein Soft-Synth für den Atari Falcon bereit.
Als der Atari Falcon 1992/1993 auf den Markt kam, erregte er sofort großes Aufsehen unter Musikern. Die hervorragenden MIDI-Möglichkeiten des ST wurden zum ersten Mal ergänzt durch Audio-Fähigkeiten, die ähnliche Produkte aus der PC-, Mac- und Amiga-Welt Anfang der 90er locker im Regen stehen ließ. Einzig die teure Workstation NeXT konnte damals ernsthaft mit Ataris Wundervogel mithalten. Das Zauberwort war der integrierte DSP, der noch nie in einem Home-computer verbaut wurde.
Und so dauerte es nicht sonderlich lange, bis sich auch die renommierten Musiksoftware-Entwicklungsunternehmen auf den Falcon stürzten. Erstes professionelles Ergebnis war Cubase Audio, der Nachfolger des erfolgreichen Cubase für den ST. Cubase Audio ergänzte den erprobten Sequencer um Audio-Fähigkeiten und machte somit Harddisc-Recording erstmals zum Preis von weit unter DEM 10.000.- möglich. Es folgten einige weitere HD-Recording-Lösungen und Sample-Bearbeitungen.
Lange Zeit vernachlässigt wurde dagegen die Möglichkeit, den Falcon auch als direkte Klangquelle einzusetzen. Zwar gab es verschiedene Ansätze für verschiedene komplexe Sample-Player, jedoch ähnelten diese in der Bedienung eher den aus der Demo-Scene bekannten Trackern, bei denen Noten Stück für Stück über Zahlenwerte eingegeben werden. Als Beispiel sei an dieser Stelle der Digital Tracker oder das hervorragende Digital Home Studio von Softjee genannt.
Ab Ende der 90er waren die Audiomöglichkeiten anderer Systeme ebenfalls soweit fortgeschritten, dass der Computer von der Klangerzeugung und der Rechenleistung her problemlos selbst als multitimbrale Klangquelle eingesetzt werden konnte: Der Markt der Software-Synthesizer war geboren. Renommierte Musiker umgaben sich plötzlich im Studio nicht mehr mit Regalen voller Keyboards, sondern bastelten direkt am Bildschirm ihre Songs zusammen. Auch auf der Bühne wichen immer mehr Synthie-Burgen den handlichen Laptops. Musiker wie Moby verlassen mittlerweile kaum noch die eigenen vier Wände und konstruieren ihre Klänge und Songs Schicht für Schicht auf dem heimischen PC.
Das schwedische Programmiererteam new beat (Flex Trax, Willie's Adventures) wurde durch diese Bewegung dazu inspiriert, auch für den Atari Falcon einen Software-Synthesizer zu entwickeln. Die Vorteile zum Einsatz des Falcon zu diesem Zweck liegen schließlich auf der Hand: Durch das handliche Tastatur-Gehäuse ist der Falcon fast ebenso leicht zu transportieren wie ein Laptop, was den Atari immer schon für den Live-Einsatz prädestiniert hat. Hinzu kommen die integrierten MIDI-Schnittstellen des Atari, die auch der Falcon aufweisen kann. Prunkstück des Rechners ist jedoch die interne Audio-Logik, die volle CD-Qualität und durch den integrierten DSP unzählige Klangmanipulationen in Echtzeit ermöglicht.
Das Ergebnis der fast zweijährigen Entwicklungsarbeit ist der Software-Synthesizer ACE MIDI, der ab sofort direkt bei den Entwicklern bezogen werden kann und sich anschickt, den Falcon in einen kompletten Synthesizer zu verwandeln.
Systemvoraussetzungen. ACE MIDI setzt wie erwähnt einen Falcon voraus. Ob dieser direkt von Atari oder von C-Lab stammt, ist dabei völlig egal. Grundvoraussetzung sind 4 MByte RAM, je mehr Speicher zur Verfügung steht, umso größer können selbstverständlich die eingesetzten Samples sein. ACE kann sowohl mit einem VGA- als auch mit einem RGB-Monitor betrieben werden. Ein Standard-Falcon mit 16 MHz reicht völlig aus, ACE verweigert jedoch auch nicht den Betrieb mit verschiedenen Beschleunigern.
Wir testeten ACE auf einem Atari Falcon 030 mit Skunk-Beschleuniger (32 MHz). Als Betriebssystem setzten wir TOS 4.04 ein. Da ACE sowieso keine GEM-Oberfläche bietet und somit kein Multitasking unterstützt, machen Versuche, das Programm auch unter Betriebssystemen wie MagiC oder MiNT zum Laufen zu bekommen, nicht viel Sinn.
Bezug. ACE steht im Internet als spielbare Demoversion bereit. In dieser sind die Routinen zum Speichern gesperrt, die Ausgabe erfolgt lediglich mit 30 kHz, im MIDI-Setup ist nur ein Kanal abspielbar und die Polyphonie liegt lediglich bei 2 aus 16 möglichen Stimmen. Nach der Bezahlung (Paypal, Scheck, Bargeld) bekommt der Anwender einen Freischalt-Code per E-Mail gesandt. Außerdem wird zeitgleich ein Paket an den Käufer abgeschickt, das aus den folgenden Elementen besteht:
Der Demoversion liegen bereits sechs komplette Soundbänke bei, die eine eindrucksvolle Übersicht über die Möglichkeiten und den Klang des Programms geben. Wollen Sie sich erst einmal rein akustisch von ACE überzeugen, finden Sie auf der Webseite der Entwickler einige Demo-Stücke.
Die Installation ist denkbar einfach. ACE kann ganz nach traditioneller Atari-Manier an einem beliebigen Platz auf der Festplatte installiert werden. Zwar ist das Programm theoretisch auch mit der Tastatur des Falcon spielbar, aber kaum ein ernsthafter Anwender wird wohl auf eine externe MIDI-Tastatur verzichten wollen. Nach dem Anschluss des Falcon an einen Synthesizer oder ein Keyboard ist das System einsatzbereit, sofern der Kanal zum Senden von MIDI-Daten auf dem externen MIDI-Keyboard nicht verdreht wurde.
Nach dem ersten Programmstart gilt es erst einmal, sich auf der Oberfläche zurechtzufinden, schließlich weist ACE wie erwähnt kein GEM-Interface auf. Vielmehr wurde das Aussehen der Oberfläche an die typischen Bedienungselemente eines analogen Hardware-Synthesizers angepasst. Sofort fallen Knöpfe und Drehpotis ins Auge, die wie beim "echten" Synthesizer zur Veränderung verschiedenster Parameter bereitstehen. Trotzdem wirkt die Oberfläche keinesfalls verwirrend oder gar unaufgeräumt, und wer schon einmal mit einem analogen Synthie herumgespielt hat, wird sich sofort zurechtfinden.
Das obere Drittel des sehr gut aufgeteilten Bildschirm nimmt die Patch-Verwaltung ein. Als Patch wird bei der Klangerzeugung grundsätzlich eine Klangfarbe bezeichnet - immerhin setzt sich jeder Sound aus mehreren Elemente zusammen und stellt somit streng genommen ein Patchwork aus Sounds dar. Unter den Buchstaben A bis P können 16 Sound-Bänke zusammengestellt werden, die wiederum je 16 Patches enthalten können. Somit stehen jederzeit 256 Klangfarben zum schnellen Abruf bereit, wobei es völlig unerheblich ist, ob es sich dabei um synthetisch erzeugte Klänge oder Samples handelt. Der Anwender navigiert zwischen den Soundbänken, indem er mit der Maus die virtuellen Knöpfe (A bis P und 1 bis 16) aufruft. In einer Übersicht neben diesen Bedienungsknöpfen wird jeweils der Inhalt der aufgerufenen Sound-Bank angezeigt. Eine weitere Knopfleiste dient zum Aufruf der Dateioperationen und lässt das Laden und Speichern von Bänken, Patches und Bank-Zusammenstellungen (Sets) zu.
Unter den grundlegenden Sound-Speichern befindet sich die Oberfläche zur Veränderung von Klängen. Wie erwähnt werden Sound-Manipulationen mittels virtueller Drehpotis vorgenommen, sodass die Arbeit mit ACE besonders für erfahrene Elektronik-Musiker möglichst intuitiv erfassbar ist. Aber auch Anfänger sollten mit der Oberfläche ihre Freude haben, immerhin bleiben alle Standardeinstellungen bei einem Software-Synthie im Gegensatz zu seinem Hardware-Äquivalent jederzeit abrufbar, sodass der Benutzer nicht befürchten muss, aus Unwissenheit die Grundeinstellungen zu verdrehen, um sie später mühsam wieder herstellen zu müssen.
Den verschiedenen Manipulationsmöglichkeiten sind auf der Oberfläche verschiedene Bereiche zugeordnet, die auf den ersten Blick erfassbar sind und zum Ausprobieren einladen. Verschiedene Manipulationen können außerdem im Step-Modulator vorgenommen werden, der eine grafische Darstellung von Wellenformen etwa in Bildschirmmitte bietet.
Im unteren Drittel des Bildschirms sind die Ausgaben für die verschiedenen Editier-Modi platziert, zu denen wir später noch kommen. Außerdem kann hier ein Mausbeschleuniger angeschaltet und ein Bildschirmschoner konfiguriert werden.
Nachdem wir uns auf der Oberfläche einigermaßen zurechtgefunden haben, wird es Zeit, die Neugier zu befriedigen und die ersten Soundbänke in den Speicher zu laden, schließlich ist auch der beste Synthie nur soviel wert wie der Klang, den er produziert. Ich muss sagen, dass meine Erwartungen in dieser Hinsicht nicht sonderlich hoch waren, da ich bisher "echte" Synthesizer vorgezogen hatte und nur ein recht verschwommenes Bild von den tatsächlichen Qualitäten des Falcon als Klangerzeuger hatte - Samplebearbeitung habe ich meist auf dem Macintosh erledigt und bei Hardware-Synthies neige ich dazu, dem Trugschluss zuzustimmen, dass sich die Qualität eines Synthies nach seinem Verkaufspreis richtet. Was sollte da ein gerade einmal EUR 79.- teures Programm auf einem 10 Jahre alten Rechner entgegenstellen können?
Nun, ich muss zugeben, dass mich gleich die erste Hörprobe von ACE nachhaltig eines Besseren belehrt hat. Der Klang ist fett und lässt keinerlei Zweifel an der Eignung des Raubvogels aufkommen. Ein Unterschied zu mehreren Tausend Euro teuren Hardware-Synthesizern aus dem Musikinstrumenten-Fachhandel ist nicht festzustellen. Ein Lob gilt hier natürlich in erster Linie den Entwicklern von new beat, die ihren Soft-Synth schon in der Grundversion mit topaktuellen und anspruchsvollen Sounds bestückten. Ich konnte es praktisch gar nicht abwarten, jede der sechs mitgelieferten Soundbänke auszuprobieren und wurde nicht enttäuscht. Viele der Klangfarben animierten mich dabei spontan zu neuen Musikstücken - eine Inspiration, die mich zumindest beim ersten Hören sonst nur bei Profi-Workstations wie dem Korg Triton überfiel. Erwarten Sie wunderbar fette und warme analoge Sounds und kristallklare digitale Klangbilder. Wenn Sie sich von der Qualität von ACE überzeugen möchten, probieren Sie einfach nacheinander die verschiedenen Bänke aus, um sich nachhaltig zu begeistern.
In der Auswahl der Standard-Bänke hat sich das Team von new beat klar an heute angesagte Stilrichtungen orientiert, und so dominieren Sounds aus dem Electro-, Breakbeat- und Technobereich. Aber auch wabernde Klänge, die man eher auf 70er-Jahre-Scheiben von Pionieren wie Jean Michel Jarre erwartet hätte, sind zu finden. Etwas dünn kommt einzig das Drumset daher. Hier wäre es vielleicht ratsamer gewesen, ein Standard-Setup eines Drumcomputers abzusampeln. Stattdessen wird ein typisches Dance-Setup, das nur entfernt an originale Instrumente erinnert und weit unter dem Klang z.B. einer EC-909 liegt, geboten. Zum Glück findet sich auf der Webseite der Entwickler ein besser für verschiedene Musikstile einsetzbares Set.
ACE bietet drei verschiedene Editoren an, deren Arbeitsbildschirm wie erwähnt im unteren Drittel der Oberfläche angezeigt werden. Nach dem Start befindet sich der Anwender im Master-Editingmodus. Hier werden Grundeinstellungen der Klangausgabe, wie z.B. Lautstärke, die Anzahl der gleichzeitig verfügbaren Stimmen sowie das Tuning bestimmt. Die Sampling-Clock kann von 30 bis 50 kHz festgelegt werden, sodass hier alle Möglichkeiten der Falcon-Soundlogik nach oben hin genutzt werden. Auch Effekteinstellungen der globalen Ausgabe (Delay und Reverb) werden an dieser Stelle festgelegt, wobei ACE hier regen Gebrauch vom integrierten DSP des Falcon macht.
Der Anwender ist jedoch nicht nur auf sein Gehör angewiesen. ACE bietet auch eine Anzeige des Ausgangslevels, sodass auch eine optische Kontrolle vorliegt.
Eine der wichtigsten Funktionen eines Synthesizers ist natürlich die Erzeugung neuer Klänge bzw. die Veränderung und Editierung vorhandenen Sample-Materials. Beim Patch-Editor spielt ACE klar die Vorteile seiner äußerst gelungenen Oberfläche aus, denn der Anwender kann nach Herzenslust mit den dargestellten Potis und Schiebereglern spielen. Auch wenn er nicht genau weiß, was er tut, kann er trotzdem schnell beeindruckende Ergebnisse erzielen.
Ambitioniertere Anwender werden die Edit-Möglichkeiten recht schnell zu schätzen wissen. Im Synth-Mode stehen pro Stimme je zwei unabhängig voneinander arbeitende Oszillatoren zur Verfügung, die u.a. mit den Wellenformen Sägezahn, Square, Rechteck und Rauschen arbeiten.
Der zweite Oszillatoren-Modus bietet die Arbeit mit Samples. Diese unterstützen eine Auflösung von bis zu 16 Bit und können bis zu 20 MBytes umfassen. Bis zu 256 Samples können dabei gleichzeitig im Speicher gehalten werden. Verarbeitet werden die weit verbreiteten Formate WAV und AIFF. ACE bietet die volle Editierung des Sample-Material über Filter, Hüllkurven und Modulatoren, um komplett neue Klangstrukturen entstehen zu lassen. Das Klangmaterial wird dabei optisch dargestellt, wobei die Loop-Punkte direkt mit der Maus editiert werden können.
Die Lautstärke-Entwicklung eines Klangs wird über VGA- und VCF-Kurven bestimmt, die jeweils ADSR-Hüllkurven bieten. Die VGA-Werte beeinflussen dabei die Attack- und Release-Zeiten eines Sounds. Die VCF-Einstellungen bestimmen maßgeblich die Klangstruktur selbst, denn hier macht ACE direkte Nutzung vom DSP und setzt mit Filtereffekten direkt an. Bereits kleinste Veränderungen der Filter bei der Verarbeitung der ADSR-Hüllkurve erzielen erstaunliche
Ein weiteres Element sind die LFO-Einstellungen. Diese Oszillatoren bieten sechs verschieden Wellenformen, die mit Filtern manipuliert werden. Hier entstehen also Vibratos, Wah-Wah-Effekte und verrauschte Klänge.
Die Krönung der Synthese-Möglichkeiten stellt der Step Modulator dar, der mir in dieser Qualität bisher in keinem anderen Software-Synthesizer auf irgendeiner Plattform begegnet ist. Am besten ließe sich dieses Feature vielleicht als 32-facher analoger Sequencer bezeichnen, der für die verschiedensten und verrücktesten Anwendungen genutzt werden kann. Seine Ausgaben laufen dabei direkt über verschiedene Filter, wobei Velocity-Kurven mit separaten Kurven für jeden Filter und die Lautstärke genutzt werden können. Auch Porta-mento-Effekte sind ohne weiteres möglich. Je länger Sie sich mit dem Step Modulator beschäftigen werden, umso mehr Einsatzgebiete fallen Ihnen ein.
ACE MIDI bietet einige interessante interne Effekte, die ich ebenfalls so bisher bei keinem anderen System gefunden habe. Dazu gehört z.B. das Stereo-Delay, über das sich witzige Ping-Pong-Effekte realisieren lassen. Das Reverb beinhaltet Parameter für Reverb-und Stereo-Manipulationen. Klangeffekte können somit innerhalb des Stereo-Spektrums frei verteilt werden und stehen dem Anwender nach jedem Laden zur Verfügung.
Optional können die Effekte ausgeschaltet werden, wenn externe Geräte genutzt werden sollen.
ACE bietet außerdem einen multi-timbralen MIDI-Modus. Jedem der 16 MIDI-Kanäle kann somit ein eigenes Patch zugewiesen werden, sodass ACE so agiert, als wären 16 unabhängig voneinander arbeitende Synthesizer für die Soundausgabe zuständig. Für jeden MIDI-Kanal können bis zu 120 Split-Punkte definiert werden. Über einen externen Sequencer kann ACE also wie 16 unabhängige Klangquellen angesprochen werden. Die Anzahl der gleichzeitig abspielbaren Stimmen hängt dabei natürlich von der Schnelligkeit Ihres Systems sowie von der Ausgabequalität ab. Als Richtwert gilt, dass ein Standard-Falcon mit 16 MHz bis zu 16 Stimmen in 30 kHz abspielen kann, wenn externe Effekte genutzt werden. Ist der DSP des Falcon mit der Berechnung interner Effekte beschäftigt, müssen hier natürlich Abstriche gemacht werden.
Über die vielfältigen Möglichkeiten ist es außerdem möglich, jeder Taste einen eigenen Sound zuzuweisen, was sich hervorragend zur Definition von Drum-Kits eignet. Viele Anwender sind dies von Workstations gewohnt und müssen bei ACE nichts vermissen, sondern profitieren auch in dieser Hinsicht von der äußerst übersichtliche Oberfläche des Software-Synthesizers, die die Zuordnung direkt auf einer dargestellten Tastatur zulässt.
Auch Controlling-Daten der angeschlossenen MIDI-Tastatur werden von ACE verarbeitet, sofern das jeweilige Patch dies vorsieht. Dazu gehören Anschlagdynamik, Pitch-Bending und Veränderungen des Modulations-Rads bzw. -Joysticks. ACE geht aber noch weiter und lässt die Zuordnung des Modulationsrads zum LFO zu, sodass Vibrato-Effekte erzeugt und editiert werden können. Auch Filter-Effekte können zugeordnet werden. ACE setzt also auch in der Hinsicht des MIDI-Controllings neue Maßstäbe, die das Programm auch für den Live-Einsatz prädestinieren.
ACE katapultiert den Falcon in neue Anwendungsbereiche im MIDI-Setup. Mit einem Schlag macht es Ataris Raubvogel, der in vielen Studios sicher schon in einer Ecke verstaubte, zu einem topaktuellen MIDI-Instrument. Selbst, wenn Sie mittlerweile vom Atari auf den Mac oder PC umgestiegen sind, weil diese zugegebenermaßen in Sachen Audio-Verarbeitung und HD-Recording weitaus leistungsfähiger geworden sind, sollten Sie den Falcon wieder herauskramen. In Kombination mit ACE erwartet sie ein hervorragendes Synthesizer-Modul, das selbst gestandene Workstations durch seine intuitive Bedienung und weitaus teurere Lösungen wie Reason oder Reactor durch seine vom DSP unterstützten Echtzeit-Manipulationen eiskalt im Regen stehen lässt.
Natürlich bietet jedes Programm seine Vorteile: der Vorteil von Software-Synthies auf Mac und PC ist, dass sie oftmals als VST-Instrumente konzipiert sind und sich somit direkt in Cubase Audio integrieren lassen. Der Vorteil von ACE ist widerum, dass es mit dem Falcon eine Maschine nutzt, die MIDI-Schnittstellen gleich mitliefert und so ohne Umwege in ein vorhandenes Setup integrierbar ist. Bedenkt man, dass man auf eBay einen Falcon schon ab 75 Euro "schießen" kann, so ist es sogar ohne weiteres denkbar, mehrere Rechner parallel als professionelle Klangquelle zu nutzen. Günstig kommt man dabei allemal weg, und lohnenswert ist es auch...
Selten hat mir ein Programm vom Start weg soviel Freude bereitet wie ACE MIDI. Seit es installiert ist, komme ich praktisch von meinem Falcon nicht mehr los und mehrere Tausend Euro teure Hardware-Synthesizer stehen arbeitslos in meinem Studio herum und setzen Staub an. Bisher war ich eher der typische Werksounds-Benutzer und habe nur äußerst selten und dann ungern über die meist kleinen Displays eines Synthesizers Klänge programmiert. Mit ACE ist dies anders geworden, und es macht mir einen Heidenspaß, durch Herumspielen an den virtuellen Potis im Handumdrehen etwas völlig Neues zu erschaffen. Ich mag auf ACE nicht mehr verzichten, und das Programm erinnert mich wieder einmal daran, warum ich meinen Falcon vor Jahren gekauft habe und dass Ataris Innovationsfreudigkeit auch weit ins neue Jahrtausend reicht. Oder kennen Sie einen PC oder Mac, der sich knapp 10 Jahre nach seiner Veröffentlichung als topaktueller Synthesizer mit Echtzeit-Editierung anbietet?
So bleibt mir nur eine etwas pathetische Erklärung: Wenn Sie sich als musikinteressierter Falcon-Besitzer jemals in Ihrem Leben auch nur eine Applikation kaufen, dann sollte es ACE MIDI sein!
Für die Zukunft ist übrigens auch eine Tracker-Version für die aktive Atari-Demo-Scene geplant.
Preis: EUR 79.-
Zusätzliche Patches stehen auf der Webseite der Entwickler zum freien Herunterladen bereit.
new beat, Thomas Bergström, Urbergsterassen 16, 802 62 Cävle, Sweden
newbeat.atari.org