Editorial - Der xTOS-Rechner vereint die besten Atari-Entwickler

Anfang März trafen sich in der wunderschönen Stadt Dresden knapp ein Dutzend Hard- und Softwareentwickler sowie Entscheidungsträger aus der Atari-Welt, um über die AtariZukunft im Allgemeinen und den xTOS-Rechner im Speziellen zu diskutieren. Ich möchte eines gleich vorwegnehmen: Das Treffen hat meine Begeisterung für dieses System und die kreativen und teilweise genialen Menschen, die es nutzen, wieder voll entfacht. Und ich muss zugeben, dass ich dem xTOS-Projekt anfangs sehr skeptisch gegenüberstand und an eine eine Realiserung nicht recht glaubt. Zu verwirrend war die unbekannte ColdFire-CPU, zu unprofessionell die bisherige Präsentation. Aber seit dem ersten "Geheimtreffen" auf dem Atari-Park im November nahm das xTOS-Projekt unaufhaltsam an Fahrt zu. Gleichgesinnte begannen, Ideen auszutauschen, Gedankenspiele wurden zu konkreten Plänen, Zukunftsaussichten realistisch beleuchtet, technische Probleme offen diskutiert und auch in Sachen Software wurden mit der Atari/TOS Software Foundation Weichen für die Zukunft gestellt. All dies beweist wieder einmal, dass Begeisterung und Können durchaus Früchte tragen können.

Und was das Projekt so sympathisch macht, ist nicht in erster Linie die interessante Hardware (immerhin hat noch nie jemand gewagt, mit der ColdFire-CPU einen kompletten Desktop-Rechner zu entwickeln), sondern die Tatsache, dass es zum ersten Mal komplett in der Hand engagierter Anwender liegt. Keine Firma hat die Exklusivrechte, kein Unternehmen macht Alleingänge. Zusammengefunden hat sich eine Schar engagierter Enthusiasten, die genau dasselbe wollen wie Sie auch: endlich wieder einen Atari auf dem Schreibtisch.

Um auch folgendes klarzustellen: Verdienen wird - zumindest mittelfristig - niemand etwas an dem xTOS-Rechner. Wer sich bisher zur Mitarbeit entschlossen hat, tat dies aus Liebe zum Atari. Anders als beim Milan II wachsen die Bäume auch absichtlich nicht in den Himmel. Die Stückzahlen sollen so kalkuliert werden, dass zuerst die treuen Fans bedient werden, die so lange auf eine neue Maschine gewartet haben - die Welt will derzeit niemand erobern. Insofern geht auch der Preis von ca. EUR 1000.- vollkommen in Ordnung. Bedenken wir, dass wir zum Teil seit einem Jahrzehnt keinen neuen Rechner mehr gekauft haben, ist dies ein verdammt fairer Preis.

Wir freuen uns, mit Ihnen die Eindrücke vom Entwicklertreffen ab Seite 12 teilen zu können.

Ihr Thomas Raukamp



Aus: ST-Computer 04 / 2002, Seite 5

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